II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 439

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22. berjungdardus
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Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
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Sen e Döseseepftchit, wien
Gewähr
(Cuellenangabel Gühablatt
Ausschnitt aus:
001911
vom:



Aus Prag wird uns berichtet: Samstag ging hier
im Rahmen der Maifestspiele Schnitzlers-#istorie „Der junge
Medardus“ zum erstenmal in Szene. Aus der vorzüglichen
Aufführung ragten als Ehrengäste die Damen Hetsey aus Wien,
Durieux aus Berlin und Herr Onno aus Wien hervor. Er
machte aus dem schwärmerischen Jüngling eine stimmungs¬
volle, lyrisch belastete Balladengestalt. Mächtig ergriff Frau
Hetsey als Frau Klähr. Das war schlichte, reine Herzenskunst.
Tilla Durieux machte mit Reinhardt=Künsten Effekt.
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##ies berichtet., Am. 14 u M.1;
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burg, Toronto.
(Gellegang
Treide Presse, Wien
Ausschnitt aus
vom:
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[Schnitzlers „Der junge Medardus“
Aus
Prager Dertschen Landestheater.]
Prag wird uns geschrieben: Die Aufführung von
„Der junge
Schnitzlers dramatischer Historie
Medardus“, über die bereits telegraphisch berichtet worden
ist, war für das hiesige Deutsche Theater eine nicht unge¬
fährliche Kraftprobe. Galt es doch eine Aufgabe zu be¬
wältigen, an die sich bisher wegen ihrer technischen und
künstlerischen Schwierigkeiten außer dem Wiener Burgtheater
Fnoch keine Bühne gewagt hatte. Nach recht kräftigen drama¬
turgischen Eingriffen waren noch etwa vierzehn Szenen und
über fünfzig Rollen zu bewältigen. Der außerordentliche Eifer,
den die ganze Künstlerschaft des Theaters und insbesondere
der Regisseur Dr. Paul Eger an diese Aufgabe wandte,
brachte auch ein außerordentliches Gelingen zuwege. Prächtige;
Bühnenbilder, Szenen voll Stimmung und ausgezeichnete
Einzelleistungen gaben dem Abend hohen künstlerischen Wert.
Onno war ein interessanter, in die flackernden Feuer innerer
Ruhelosigkeit getauchter Medardus, Frau Tilla Durieux
eine dämonisch bestrickende Prinzessin. Einen der schönsten
Erfolge des Abends hatte Alice Hetsey als Frau Klähr.
Sie legte die Rolle in einfachen Linien an und entwickelte sie
aus dem Umriß gemütsstarker schlichter Weiblichkeit zu den
Höhen ergreifender Tragik. In der Szene, da Eschenbacher
hingerichtet wird, hatte sie Töne des Schreckens, der Angst
und der verzweifelten Liebe, die einen gewaltigen Höhepunkt
der Wirkung bedeuteten. Ihr hinreißendes Spiel und der aus¬
gezeichnete Eschenbacher des Herrn Fischer machten diese
Szene zu einer der stärksten des Abends. Als dekoratives
Bild fiel die Schönbrunner Schloßterrasse besonders auf; zu
den besten Leistungen der Regie gehören die Massenszenen,
insbesondere dort, wo ein Anklang an militärischen Rhythmus
ersorderlich ist. Die Vorstellung brachte dem Dichter, den Dar¬
stellern und dem Leiter des Spieles die verdienten hohen Ehren
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(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschaitt aus:
JUN 914 iurnal
vom:
Aus Prag wird uns geschrieben: „Vierzig Mitluten
nach Mitternacht senkte sich Sonntag zum letztenmal der Vorhang
über Schnitzlers Histprie „Der junge Medardus“
dieses letzten Krieges' seltsamsten Helden. So stimmungsvoll
Regisseur Eger einige Szenen auch gestaltete, so wirklich meister
haft das Cnsemble die Aufgabe löste — das Publikum ermüdete:
Onno vom Wiener Volkstheater gab den Medardus. Bedeckt und
beschattet von Jugendmelancholie, als ein romantischer Narr, der
den Taten nachrennt und sie nie vollbringt, läßt er den jungen
Klähr vorüverziehen. Eine Figur von Lenauscher Altwienstimmung.
Interessant, auch in den Verirrungen. Interessant und von
sublimer Schauspieltechnik auch Frau Durieux aus Berlin;
als Prinzessin Helene. Sie riß hin in der Liebesszene mit
Medardus, erschöpfte aber das adlige Wesen, die königliche Sieg¬
haftigkeit, nicht. In den Szenen der Erschießung Eschenbachs,
Medardus' Tod ergriff Frau Hetsey vom Wiener Volks¬
theater durch Energie und Tiefe des Schmerzes, des mütterlichen
Gefühles; durch die stillen Szenen des Hauses Klähr wandelte
sie mit der Schlichtheit einer Waldmüllerschen Bürgersfrau. Artur
Schnitzler wurde zum Schluß oft und stürmisch gerufen, —