II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 461

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22. Derjunge Medardus
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Mag des Erscheinens Schnitzlers am Vorlesetische größter Milien, die zahlreichen sprechenden Personen fehlten
Feuilleton.,
Sympathie begegnete, und so wurde der berühmte und Schnitzler selbst kein einwandfreier Interpret
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Gast auch tatsächlich von einem vollbesetzten Saale seiner eigenen Werke ist. Ebenso erging es dem drit¬
ortrag Arthur Schnitzler.
stürmisch begrüßt.
Kapitel aus dem Roman „Der Weg ins Freie“.
seit Wochen hat Wint dem Asendigten
In der Voraussetzung, daß die Anwesenden# diesem Teile unternimmt Georg v. Wergenthin
nit großem berechtigten Interesse entge= mit dem Inhalte seiner Werke oder wenigstene her miee dem Schriftsteller Bermann eine Radpartie in
Gilt doch Artur Schnitzler als einer im angekündigt gewesenen Programme vertraut
den Wienerwald, wo sie mit Leo Golowski, einem
in Stimmungskünstler unter den Schrifte seien, las er ohne irgend eine Einleitung und Er¬
strengen Verteidiger des altenGlaubens, zusammen¬
Gegenwart, als der beliebteste Autor klärung die zweite Szene des Vorspieles seines
treffen. Zwischen den beiden letzteren entspinnt sich
enn auch nicht alle seine Bühnenwerke sich seit November v. J. den Spielplan des Wiener
eine lebhafte Debatte über Glaubenssachen. Die
Beifalles und ungeteilter Kritik er= Burgtheaters beherrschenden historischen Dramas: Wahl der beiden Bruchstücke war keine glückliche; in
werden seine anderen Bücher einmütig „Der junge Medardus“. Es ist die Szene in einem
beiden Werken hätten sich wohl ansprechendere Sze¬
Da versteht er Seelengemälde zu schaf= kleinen Pratergasthaus in der sich die Freiwilligen, snen gefunden!
on psychologischen Details und metaphysi= von Patriotismus erfüllt, zusammenscharen, um ge¬
Den größten Erfolg hatte der Dichter mit dem
heit. Wer kennt nicht die zauberischegen Napoleon ins Feld zu ziehen. Unter den Frei=[Monolog seines „Leutnant Gustl“. Der junge Leut¬
t der Schnitzler das Milieu, besonders willigen befindet sich auch Medardus Klähr, der vonlnant gehört zu jener Kategorie Konzertbesucher, die
Wiener Landschaft, vor unseren Augen ei= zukünftigen Siegen träumt. Plötzlich wird ein Lie=nur hingehen, um zu warten, bis es aus ist. In der
Die Form seiner Romane anlangend, bespaar, das in den Fluten der Donau den Tog ge=[Garderobe kommt es zwischen ihm und einem dicken
e handelnden Personen mit Leichtigkeit sucht, ans Land geschwemmt, Medardus erkennt Bäckermeister zu einem Wortgeplänkel, der Bäcker
En, bringt sie miteinander in Verbindung, seine Schwester Agathe und deren Liebsten, Fran=fordert von dem sich überhebenden Marssohn Ruche
Ort der Handlung; er gibt oft herrliche cois von Valois. Er gibt seine Absicht, in den Krieg und schilt ihn einen „dummen Jungen“. Erst als
ind feinsinnige Einzelheiten, so viele zu ziehen auf, und will nunmehr nur den Tod seieser schon am Heimwege ist, kommt über Gustl die
n und geistvolle Worte, duß man seine ner Schwester rächen. Dieser kleine Ausschnitt aus Angst, jemand hätte den ihm angetanen Schimpf
en immer von neuem bewundern muß. dem großartigen Werke, konnte selbstredend keine gehört und er sieht sich moralisch gezwungen, seinem
eshalb nur begreiflich, daß die Nachricht mächtige Wirkung auf die Zuhörer ausüben, da das Leben ein Ende zu machen. Er geht in den Prater,
Die heutige Nummer enthält einen und einen halben Bogen.