22. Der junge Medardus
box 27/1
Telephon 12.801.
„OBSERVER“
1. öeterr. beh. konz. Unternehmen für Zeilunge¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapofle,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Pesess¬
burg, Toronto.
Ibelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Aaufiaches Tagolat, Olug
15 1 1912
vom:
Kgl. städt. Theater.
bedars. Mir ist diese Kredenz ein Symbol ge¬
szenische Verschachtelung der sogenannten
worden: sie ist der Ausdruck eines beklagens¬
Arthur Schnitzlesejunge-Medardus.“
rient'chen Mysterienbühne der Provinz
werten Systemes. Ich habe das Gefühl, daß
il Jahr und Tag versuche ich es hier
zugänglich zu machen, und etwas an
ich einen Teil meines Lebenswerkes vollbracht
mit heißem Bemühen,er deutsch=österreichi¬
den Schnitzler'schen „Medardus“ für das
haben werde, wenn es mir gelungen sein
schen Provinzbühne klar zu machen, daß sie
vinztheater „einzurichten". Die dram
wird, diese Kredenz aus der Welt zu schaffen.
ihre Meisterschaft in der Beschränkung zu
Materie des „Faust“ ist so ungeheuer
Das mag traurig, das mag verdienstvoll sein,
suchen habe, daß sie ihre Triumphe nur feiern
daß sie noch immer von größter Wirksc
ich muß! Vielleicht werde ich sterben
kann, wenn sie die Grenzen ihrer Möglichkeiten
b eibt, auch wenn sie bis auf den Kern
früher als jene Kredenz, sterben mit der
erkennt und in dieser Erkenntnis niemals die
ersten Telles, die Gretchen=Tragödie, ver
großen Sehnsucht jener, die dahin gehen, ohne
gramvollen Züge zeigt, die der ahasverische
wird. Anders bei Schnitzlers „Medar#
Benares gesehen zu haben: — mein letzter
Konflikt zwischen Wollen und Können in die
Hier handelt es sich nicht allein um die
Seufzer soll ein wilder Fluch gegen jene roh
Gesichter der Menschen und in ihre Werke
matische Haupthandlung, die Lebenstr#
lackierte Kredenz aus weichem Holze sein.
eingräbt. Seit Jahr und Tag predige ich
des Titelhelden, sondern auch um das
Aber die tauben Olmützer Ohren werden mich,
dieses Evangelium der künstlerischen Selbstver¬
werk, die dramatische Historie, innerhalb
scheint es, sicher überleben.
ständlichkeiten vor
— tauben Ohren.
sich die Tragödie eben abspieli. Beide ha
Den tauben Ohren habe ich vergebens ab¬
Seit Jahr und Tag plaidiere ich hier
mit einander so fest zusammen, daß
geraten, Schnitzlers vorletztes Werk, den
dafür, daß für die Olmützer Bühne endlich,
ohne das andere, wenn auch nicht unm
„jungen Medardus“, auf dieer Bühne her¬
endlich
ein szenischer und dekorativer Auf¬
wird, so doch verblaßt, entkräftet wird
auszustellen, deren szenische Unzulänglichkeit
wand geleistet werde, der — schon aus natio¬
Bedeutung verliert. Denn Schnitzlers „M
von vornherein festzustellen war. Wenn ich
nalen Gründen allein — das richtige Ver¬
dus“ ist mehr eine sich dramalisch abwick
das Werk nicht aus der Lektüre des dicken
hältnis der Würde dieses alten Theaterbazares
Novelle, als tatsächlich ein Drama. Es ist
Textbuches gekannt hätte, — am Samstag
zu seiner Bedeutung herzustellen vermöchte.
ein Tal. Dieses wirkt durch die Hänge
hätte ich es aus der Olmützer Erstaufführung
Man verzeihe: ich kämpfe seit Jahr und Tag
Berge, durch die es geschnitten ist,
nicht ganz, nicht kar kennen zu lernen ver¬
gegen eine roh angestrichene Kredenz aus
seine Historie. Die Medardus=Tragödie
mocht. Mich hat also auch die Erstaufführung
weichem Holze an, die man hier in jedes
nur wie der feine Silberfaden des Fli
nicht in die Lage versetzt, den künstlerischen
theatralische Milieu hineinstellt, in das der
der sich durch sein Tal schlängelt. Mann
Kriterien des Werkes an sich nahe zu treten.
Armut ebenso, wie in das des schwelgenden
dem Silberfaden seine Bergeshänge,
Zur Besprechung des Buches fühle ich mich
Salones, eine Kreienz, die entweder immer
nehme der Talschlucht den glitzernden
heute nicht gedrängt. Der Samstag brichte
ker ist, so oft sie sich öffnet, oder immer nur
faden: und das, was man den Reiz des #
statt Schnitzler ein Qui-pro-quo. Denn es ist
jene drei Gläser mit jener einen Weinflasche
nennt, hat aufgehört, zu sein. Es ist rich
zweifellos etwas anderes, etwa Goethes „Faust“
daß sich Herr Paulmann redlich ben
beherbergt, derer die jeweilige Szene gerade durch geschickte Streichungen und durch die hat, beiden Elementen, der Tragödie son
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Telephon 12.801.
„OBSERVER“
1. öeterr. beh. konz. Unternehmen für Zeilunge¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapofle,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Pesess¬
burg, Toronto.
Ibelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Aaufiaches Tagolat, Olug
15 1 1912
vom:
Kgl. städt. Theater.
bedars. Mir ist diese Kredenz ein Symbol ge¬
szenische Verschachtelung der sogenannten
worden: sie ist der Ausdruck eines beklagens¬
Arthur Schnitzlesejunge-Medardus.“
rient'chen Mysterienbühne der Provinz
werten Systemes. Ich habe das Gefühl, daß
il Jahr und Tag versuche ich es hier
zugänglich zu machen, und etwas an
ich einen Teil meines Lebenswerkes vollbracht
mit heißem Bemühen,er deutsch=österreichi¬
den Schnitzler'schen „Medardus“ für das
haben werde, wenn es mir gelungen sein
schen Provinzbühne klar zu machen, daß sie
vinztheater „einzurichten". Die dram
wird, diese Kredenz aus der Welt zu schaffen.
ihre Meisterschaft in der Beschränkung zu
Materie des „Faust“ ist so ungeheuer
Das mag traurig, das mag verdienstvoll sein,
suchen habe, daß sie ihre Triumphe nur feiern
daß sie noch immer von größter Wirksc
ich muß! Vielleicht werde ich sterben
kann, wenn sie die Grenzen ihrer Möglichkeiten
b eibt, auch wenn sie bis auf den Kern
früher als jene Kredenz, sterben mit der
erkennt und in dieser Erkenntnis niemals die
ersten Telles, die Gretchen=Tragödie, ver
großen Sehnsucht jener, die dahin gehen, ohne
gramvollen Züge zeigt, die der ahasverische
wird. Anders bei Schnitzlers „Medar#
Benares gesehen zu haben: — mein letzter
Konflikt zwischen Wollen und Können in die
Hier handelt es sich nicht allein um die
Seufzer soll ein wilder Fluch gegen jene roh
Gesichter der Menschen und in ihre Werke
matische Haupthandlung, die Lebenstr#
lackierte Kredenz aus weichem Holze sein.
eingräbt. Seit Jahr und Tag predige ich
des Titelhelden, sondern auch um das
Aber die tauben Olmützer Ohren werden mich,
dieses Evangelium der künstlerischen Selbstver¬
werk, die dramatische Historie, innerhalb
scheint es, sicher überleben.
ständlichkeiten vor
— tauben Ohren.
sich die Tragödie eben abspieli. Beide ha
Den tauben Ohren habe ich vergebens ab¬
Seit Jahr und Tag plaidiere ich hier
mit einander so fest zusammen, daß
geraten, Schnitzlers vorletztes Werk, den
dafür, daß für die Olmützer Bühne endlich,
ohne das andere, wenn auch nicht unm
„jungen Medardus“, auf dieer Bühne her¬
endlich
ein szenischer und dekorativer Auf¬
wird, so doch verblaßt, entkräftet wird
auszustellen, deren szenische Unzulänglichkeit
wand geleistet werde, der — schon aus natio¬
Bedeutung verliert. Denn Schnitzlers „M
von vornherein festzustellen war. Wenn ich
nalen Gründen allein — das richtige Ver¬
dus“ ist mehr eine sich dramalisch abwick
das Werk nicht aus der Lektüre des dicken
hältnis der Würde dieses alten Theaterbazares
Novelle, als tatsächlich ein Drama. Es ist
Textbuches gekannt hätte, — am Samstag
zu seiner Bedeutung herzustellen vermöchte.
ein Tal. Dieses wirkt durch die Hänge
hätte ich es aus der Olmützer Erstaufführung
Man verzeihe: ich kämpfe seit Jahr und Tag
Berge, durch die es geschnitten ist,
nicht ganz, nicht kar kennen zu lernen ver¬
gegen eine roh angestrichene Kredenz aus
seine Historie. Die Medardus=Tragödie
mocht. Mich hat also auch die Erstaufführung
weichem Holze an, die man hier in jedes
nur wie der feine Silberfaden des Fli
nicht in die Lage versetzt, den künstlerischen
theatralische Milieu hineinstellt, in das der
der sich durch sein Tal schlängelt. Mann
Kriterien des Werkes an sich nahe zu treten.
Armut ebenso, wie in das des schwelgenden
dem Silberfaden seine Bergeshänge,
Zur Besprechung des Buches fühle ich mich
Salones, eine Kreienz, die entweder immer
nehme der Talschlucht den glitzernden
heute nicht gedrängt. Der Samstag brichte
ker ist, so oft sie sich öffnet, oder immer nur
faden: und das, was man den Reiz des #
statt Schnitzler ein Qui-pro-quo. Denn es ist
jene drei Gläser mit jener einen Weinflasche
nennt, hat aufgehört, zu sein. Es ist rich
zweifellos etwas anderes, etwa Goethes „Faust“
daß sich Herr Paulmann redlich ben
beherbergt, derer die jeweilige Szene gerade durch geschickte Streichungen und durch die hat, beiden Elementen, der Tragödie son