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22. Der junge undardus
box 27/1
—
Symbol ge¬
szenische Verschachtelung der sogenannten Dev¬
zes beklagens¬
rient'chen Mysterienbühne der Provinzbühne die ihrer historischen Umrahmung, inneralb
Gefühl, daß
zugänglich zu machen, und etwas anderes, der engen Grenzen, sie im zur Verfügung
kes vollbracht
den Schnitzler'schen „Medardus“ für das Pro=standen, mörlichst viel Geltung zu verschaffen.
lungen sein
vinztheater „einzurichten". Die dramatische Bie#eit wäre die er Extrakt eine begrüßens¬
t zu schaffen.
Materie des „Faust“ ist so ungeheuer dicht, werte Tat geweien, wenn diese Bühne sich
enstvoll sein,
daß sie noch immer von größter Wirksamkeit för ernd und nicht, wie am Samstag, gerade¬
ch sterben
beibt, auch wenn sie bis auf den Kern des zu feindse ig dafür gezeigt hätte, diesen Ertrakt
en mit der ersten Te'les, die Gretchen=Tragödie, verengerti“ sich auszune men. Bekennen wir es offen,
daß wir in Olmütz nicht in der Lage sind,
gehen, ohne“
wird. Anders bei Schnitzlers „Medardurs“.
mein letzter
Hier handelt es sich nicht allein um die dra= #istorische Vorgänge darzustellen, die mit
Massenszenen und mit der Wucht eindrucks¬
gen jene roh
matische Haupthandlung, die Lebenstragödie vo er Komparserien wirken wollen. Unser
Holze sein.
des Titelhelden, sondern auch um das Bei= Apparet kann nur Unzulängliches zum Ereig¬
werden mich,
werk, die dramatiche Historie, innerhalb der nisse wer en lassen, und die Stafisten, die wir
sich die Tragödie eben abspielt. Beide hängen am Samstag über die Bastei schreiten sahen,
vergebens ab¬
mit einander so fest zusammen, daß eines machten die Schritte, die das Erhabene zum
Werk, den
ohne das andere, wenn auch nicht unmöglich Lächerlchen wandet. Ein Schritt fährt vom
Bühne her¬
wird, so doch verblaßt, entkräftet wird, an Er abenen zum Lächerlichen, schon der zweite
zulänglichkeit
Bedeutung verliert. Denn Schnitzlers „Medar= Schritt aber zu jenem Wendepunkte, an dem
Wenn ich
dus“ ist mehr eine sich dramalisch abwickelnde das Lachen der Heiterkeit in das schmerzliche
e des dicken
Novelle, als tatsächlich ein Drama. Es ist wie Lächeln entsagungsvoller Einsicht übergeht.
m Samstag
ein Tal. Dieses wirkt durch die Hänge der Und wo sich „ferner Kanonendonner“ aus den
rstaufführung
Berge, durch die es geschnitten ist, — durch saniteren Vibrationen eines getrommelten
lernen ver¬
seine Historie. Die Medardus=Tragödie wirkt Kalbsfelles mit der Wucht eines Kollayses in
rstaufführung
nur wie der feine Silberfaden des Flusses, die drö neuden Schüsse eines Musketengeweh¬
künstlerischen
der sich durch sein Tal schlängelt. Man nehme res wan elt, dort verlangen wir mit Recht
he zu treten.
dem Silberfaden seine Bergeshänge, man zur Begründung unseres Nervenchoc's auch
hle ich mich
nehme der Talschlucht den glitzernden Siber¬
die tragische Größe der Szene, in der er über
stag brachte
faden: und das, was man den Reiz des Tales
uns hereinbrach. Wir erbeben nicht unter dem
Denn es ist
nennt, hat aufgehört, zu sein. Es ist richtig,
brutalsten Knalle, wenn uns gezeigt wird,
ethes „Faust“
daß sich Herr Paulmann redlich bemüht
daß er aus dem Zwange einer dem Leben
d durch die hat, beiden Elementen, der Tragödie sowohl,
entnommenen Situation heraus erfolgt ist.
Aber der Knall kann tödlich wirken, wenn er
in einer Szene fällt, die eben jenes schmerz¬
liche Lächeln in uns geweckt hat. Es genügt
vollkommen, uns aufzuheitern, während man
uns tragisch stimmen will, daß man einige für
einen Fiakerball zu schlecht kostümierte Bur¬
schen jugendlichsten Alters über die Bühne
laufen läßt — mit der Unsicherheit eines, der
zum erstenmale im Dunkeln über eine fremde
Stiege geht. Daß man aber dann außerdem
von uns verlangt, ernst zu bleiben, wenn
man den ganzen Humor eines aus einer
Holzkanone abgefeuerten Schusses gegen unsere
besten Absichten ansahtren läßt, ist ein leicht
sinniges Spiel mit unserem ehrenwört ich be¬
krästigten Vorsatze, uns durch gar nichts aus
der Stimmung reißen zu lassen. Auch ist es
gewiß nur eine sehr billige Forderung, wenn
das Publikum verlangt, wenigstens bei einer
Beerdigungsszene nicht aus der konventionellen
Traurigkeit herausgerissen zu werden und
einen ehemaligen Prinzen von Valois — nur
nach heimischen „Concordia“=Normen — wenig¬
stens zweiter Klasse bestaltet zu sehen.
Doch genug. Wenn es möglich ist, auch
in Theaterdingen den Villen
einen frem¬
den Willen — für das Werk — das Werk
des Dichters — gelten zu lassen, so gelte denn
auch dieser gute Wille. Schade, daß er sich
mit dem Ehrgeize verband, ein Problem zu
lösen, das auch für Bühnen, die größer sind,
als die unsere, ein Problem bleiben muß.
Wir sollten unsere Größe innerhalb unserer
engeren Grenzen suchen. „Und schön ist nach
dem großen das schlichte Heldentum“.
—ch.
22. Der junge undardus
box 27/1
—
Symbol ge¬
szenische Verschachtelung der sogenannten Dev¬
zes beklagens¬
rient'chen Mysterienbühne der Provinzbühne die ihrer historischen Umrahmung, inneralb
Gefühl, daß
zugänglich zu machen, und etwas anderes, der engen Grenzen, sie im zur Verfügung
kes vollbracht
den Schnitzler'schen „Medardus“ für das Pro=standen, mörlichst viel Geltung zu verschaffen.
lungen sein
vinztheater „einzurichten". Die dramatische Bie#eit wäre die er Extrakt eine begrüßens¬
t zu schaffen.
Materie des „Faust“ ist so ungeheuer dicht, werte Tat geweien, wenn diese Bühne sich
enstvoll sein,
daß sie noch immer von größter Wirksamkeit för ernd und nicht, wie am Samstag, gerade¬
ch sterben
beibt, auch wenn sie bis auf den Kern des zu feindse ig dafür gezeigt hätte, diesen Ertrakt
en mit der ersten Te'les, die Gretchen=Tragödie, verengerti“ sich auszune men. Bekennen wir es offen,
daß wir in Olmütz nicht in der Lage sind,
gehen, ohne“
wird. Anders bei Schnitzlers „Medardurs“.
mein letzter
Hier handelt es sich nicht allein um die dra= #istorische Vorgänge darzustellen, die mit
Massenszenen und mit der Wucht eindrucks¬
gen jene roh
matische Haupthandlung, die Lebenstragödie vo er Komparserien wirken wollen. Unser
Holze sein.
des Titelhelden, sondern auch um das Bei= Apparet kann nur Unzulängliches zum Ereig¬
werden mich,
werk, die dramatiche Historie, innerhalb der nisse wer en lassen, und die Stafisten, die wir
sich die Tragödie eben abspielt. Beide hängen am Samstag über die Bastei schreiten sahen,
vergebens ab¬
mit einander so fest zusammen, daß eines machten die Schritte, die das Erhabene zum
Werk, den
ohne das andere, wenn auch nicht unmöglich Lächerlchen wandet. Ein Schritt fährt vom
Bühne her¬
wird, so doch verblaßt, entkräftet wird, an Er abenen zum Lächerlichen, schon der zweite
zulänglichkeit
Bedeutung verliert. Denn Schnitzlers „Medar= Schritt aber zu jenem Wendepunkte, an dem
Wenn ich
dus“ ist mehr eine sich dramalisch abwickelnde das Lachen der Heiterkeit in das schmerzliche
e des dicken
Novelle, als tatsächlich ein Drama. Es ist wie Lächeln entsagungsvoller Einsicht übergeht.
m Samstag
ein Tal. Dieses wirkt durch die Hänge der Und wo sich „ferner Kanonendonner“ aus den
rstaufführung
Berge, durch die es geschnitten ist, — durch saniteren Vibrationen eines getrommelten
lernen ver¬
seine Historie. Die Medardus=Tragödie wirkt Kalbsfelles mit der Wucht eines Kollayses in
rstaufführung
nur wie der feine Silberfaden des Flusses, die drö neuden Schüsse eines Musketengeweh¬
künstlerischen
der sich durch sein Tal schlängelt. Man nehme res wan elt, dort verlangen wir mit Recht
he zu treten.
dem Silberfaden seine Bergeshänge, man zur Begründung unseres Nervenchoc's auch
hle ich mich
nehme der Talschlucht den glitzernden Siber¬
die tragische Größe der Szene, in der er über
stag brachte
faden: und das, was man den Reiz des Tales
uns hereinbrach. Wir erbeben nicht unter dem
Denn es ist
nennt, hat aufgehört, zu sein. Es ist richtig,
brutalsten Knalle, wenn uns gezeigt wird,
ethes „Faust“
daß sich Herr Paulmann redlich bemüht
daß er aus dem Zwange einer dem Leben
d durch die hat, beiden Elementen, der Tragödie sowohl,
entnommenen Situation heraus erfolgt ist.
Aber der Knall kann tödlich wirken, wenn er
in einer Szene fällt, die eben jenes schmerz¬
liche Lächeln in uns geweckt hat. Es genügt
vollkommen, uns aufzuheitern, während man
uns tragisch stimmen will, daß man einige für
einen Fiakerball zu schlecht kostümierte Bur¬
schen jugendlichsten Alters über die Bühne
laufen läßt — mit der Unsicherheit eines, der
zum erstenmale im Dunkeln über eine fremde
Stiege geht. Daß man aber dann außerdem
von uns verlangt, ernst zu bleiben, wenn
man den ganzen Humor eines aus einer
Holzkanone abgefeuerten Schusses gegen unsere
besten Absichten ansahtren läßt, ist ein leicht
sinniges Spiel mit unserem ehrenwört ich be¬
krästigten Vorsatze, uns durch gar nichts aus
der Stimmung reißen zu lassen. Auch ist es
gewiß nur eine sehr billige Forderung, wenn
das Publikum verlangt, wenigstens bei einer
Beerdigungsszene nicht aus der konventionellen
Traurigkeit herausgerissen zu werden und
einen ehemaligen Prinzen von Valois — nur
nach heimischen „Concordia“=Normen — wenig¬
stens zweiter Klasse bestaltet zu sehen.
Doch genug. Wenn es möglich ist, auch
in Theaterdingen den Villen
einen frem¬
den Willen — für das Werk — das Werk
des Dichters — gelten zu lassen, so gelte denn
auch dieser gute Wille. Schade, daß er sich
mit dem Ehrgeize verband, ein Problem zu
lösen, das auch für Bühnen, die größer sind,
als die unsere, ein Problem bleiben muß.
Wir sollten unsere Größe innerhalb unserer
engeren Grenzen suchen. „Und schön ist nach
dem großen das schlichte Heldentum“.
—ch.