II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 474

Sa
„ODSLIIVEN
i. Esterr. behördl. konz. P’aternehmen für Zeitungs-Ausst
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Koper
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York
Parie, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ouallenengabe ehne Gewühr).
Ausschnitt aus:
70
idisches Kordmährerbiat, Oimütz
—0 Jan
Theater.
„Der junge Medardus“ von A. Schnitzler.
Zweifelnd schüttelten wir den Kopf, als wir die
Kunde vernahmen, Herr Paulmann gedenke
Schnitzlers Historie „Der junge Medardus“ in Olmütz
auf die Breiter zurbringen. Und was wir geahnt,
ja mit Sicherheit vorausgesehen hatten, trat auch
ein: Herrn Paulmanns Tat ist ein mißlungener
Versuch, eine Verirrung. Darüber sind wohl alle
Denkenden einer Meinung. Die iolle Liebesgeschichte
des jungen „Narren“ Medardus ist nicht die Haupt¬
sache in der Schnitzler'schen Historie, sondern das
„Deutsane
Beiwerk, die naturgetreue, packende Darstellung des
Wiener Lebens im sturmbewegten Jahr 1809; daher
die Unzahl von Personen, von denen jede typisch ist,
so daß selbst die kleinste Rolle einen ganzen Mann
erfordert. Herr Schnitzler räumt im Jungen Medardus
die ganze Rüstkammer theatralischer Effekte aus und
„schont weder Prospekte noch Maschinen": Selbst¬
mord, Zweikampf, Begräbnis, Hinrichtung, Mord
und eine ewige Schießerei fliegen in bunten Bildern
an uns vorüber. Mit einem Wort, das Stück stellt
sowohl an die Darsteller, als auch an die Bühnen¬
technik die allergrößten Anforderungen, denen eine
Provinzbühne doch unmöglich gerecht werden kann,
und so erzielte das farbenprächtige Zeitgemälde nicht
die erwartete Wirkung und die unendliche Mühe,
die Herr Paulmann auf die Inszenierung und Her
richtung verwendete, steht in gar keinem Verhältnisse
zu dem Erfolge. Wäre es nicht unvergleich besser
und klüger, in der Auswahl der Stücke das richtige
Maß einzuhalten und nur das zu bringen, was die
Darsteller und die Regie wirklich bewältigen können?
Dann könnten und müßten wir aber Vertiefung und
sorgfältige Arbeit verlangen; dann zollten wir der
Schauspielleitung Dank und Anerkennung und die
Olmützer Bühne machte einen gewaltigen Schritt
nach aufwärts. Von einer Beurteilung der einzelnen!
Darsteller müssen wir diesmal aus leicht begreis¬
lichen Gründen ganz absehen. Johannes Mach.
Wochen=Spielplanz
Sonntag, den 21.: Nachmittags½ 3 Uhr „Mein
erlauchter Ahnherr“; Abends ½ 8 Uhr „Die lustige
Witwe“; Im Abonn. Nr. 107, 2. unger. Tag.
Montag, den 22.: „Drei paar Schuhe“; Im
Abonn. Nr. 108, 2. ger. Tag.
Dienstag, den [23.: „Die keusche Susanne";
Im Abonn. Nr. 109, 1. unger. Tag.
Mittwoch, den 24.: „Aida“; Im Abonn. Nr.
110, 1. ger. Tag.
Donnerstag, den 25.: „Leontines Ehe¬
männer“; 1. Gastspiel der Fr. Gräfin Metternich
Wallentin. Außer Abonn. Nr. 21, Vorrecht 1. unger. Tag.
Freitag, den 26.: „Baccarat“; 2. Gastspiel
der Fr. Gräfin Metternich Wallentin Außer Abonn. Nr.
22, Vorrecht 1. ger. Tag.
Samstag, den 27.: „Heimliche Liebe“; (Operetten¬
Novität) Im Abonn. Nc 111, 2. unger. Tag..
Sonntag, den 28.: Nachmittags 3 Uhr „Das
Kopzert“: Abends ½8 Uhr „Heimliche Liebe“; Außer
Akdnn. Nr. 23, Vorrecht 2. ung. Tag.