II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 483

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22. Derju durdus
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zeitung, Berlin


dardus.
den für Bonaparte bestimmten Dolch ins Herz der Dame ein paarmal wagte sich lebhafter. Beifall hervor, der leb¬
stößt, weil es ihn verdrießt, daß, bei Licht besehen, sie ihn zu hafteste befremdlicherweise nach dem geschmacklosesten Bilde,
rthur Schnitzler.
dem Anschlag bewogen hat, dann zerbricht alle Mühe= das bayrische Soldaten als Henkersknechte Napoleons zeigt.
waltung des Psychologen und jeder Versuch zu feinziselierter Für solche Darbietungen ist die Zeit wenig, sehr wenig ge¬
AArbeit an der rauhen Grobheit der Geschehnisse. Aus dem eignet, und auch nur in Berlin kann jemand auf die Idee
ardus wollte Schnitzlel,s wirr verzweigten, krampfhaft zusammengesuchten Durchein=jkommen, das Jahr der großen, der erhabensten Einigung
ten trauen darf, den ander läßt sich keine ergreifende Seelentragödie aufbauen.
Tatenlustigen, dessen Manchen klug erdachten Nebenfiguren des Schauspiels wohnt
Deutschlands durch solche Erinnerungen zu „schmücken“.
er Tat verwirrt und sie zwar nicht überzeugendes warmes Leben, aber doch Klugheit
Geist und Sinn bringt.
r.n.—
der Erfindung inne, wie das bei Schnitzler oft der Fall ist.
einen Bärendienst er¬
Die von ihm ausgehenden Wirkungen verpuffen indes, weil
es Problem= und Cha¬
sie am Zentrum der Historie verloren gehen und immer
Stück legen. Das er¬
nur episodische Kraft haben.
Die Schicksale des
nteressant, wenn auch
Eine stolze Reihe starker schauspielerischer Kräfte stand
Et, werden von anderen
dem Autor bei. Abgesehen von Theodor Loos, der dem
dum ihn zum Handeln
heillosen Medardus nicht beizukommen vermochte und ihn
nhandlungen abspielen,
halb zum Vorstadt=Apachen, halb zum winselnden Jammer¬
ein ungemein schwer¬
weib machte, trafen die Darsteller wohl fast alle Schnitzlers
Absichten. Wundervoll stattete John Gottowt seinen
dert Hebeln, Gewichten kuriosen Kauz von Arzt aus; neben ihn bestand in Ehren
Hemmungen.
[Max Landas blinder Herzog von Valois, der
Schnitzlers zu folgen, gläubig=stolze Thronwerber, dann Heinz Salf¬
ts wegen gehört die Ge=iner als aufrechter Sattlermeister Eschenbacher, der
hmerwand eines Kino=um einer Landkartensammlung willen den bittern
lich wird sie stellenweise Tod erleiden muß. Auch Herr Abel zeichnete
e dem vielbewanderten trefflich den scharfumrissenen Schattenriß eines philosophisch
elingen, und durch den
abgeklärten, vom Lebensglück ausgeschlossenen getreuen
des Wiener Lebens und Eckart nach. Die zahllosen Namen des umfangreichen Per¬
Im übrigen hat sonenverzeichnisses böten noch manchen Anlaß zu lobender
Perlockendes an sich. Erwähnung; leider war es gerade den Hauptträgern der
wie seine von einem Handlung — die sich durch 14 Bilder hinzieht! — nicht mög¬
og verführte Schwester, lich, entscheidend für den Sieg zu streiten. Weder Ilka
er Krone Frankreichs be¬
[Grüning, die ihre anfangs gar zu stoische und lang¬
Femdlich äußernde Liebe weilige Mutter durch Schnitzlers Verschulden erst spät zu
Ende zu einem Attentat einiger Bewegung erwachen lassen durfte, noch die phan¬
frechen Uebergriffe und tastische Herzogin Helene (Lina Lossen) waren menschenmög¬
bestrafen, und wenn erklich. Das Publikum verhielt sich im ganzen sehr kühl. Nur