II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 592

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22. Der junge Medandus
Nr. 72 (XXIV. Jahrgang).
I. Juni-Hälfte 1922.
Preis 100 Kronen.
Menst
80
Raguag laadege
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Herausgeber Karl Ed. Klopfer. Commandit-Verlag Klopfer & Comp., Wien, VIII. Skodagasse 28. Postspark.-Konto Nr. 48.175. Telephon Nr. 14-6-44. K
Abonnement (kann mit jeder Nummer beginnen) 600 K für 10 fortlaufende Nummern mit Postversand ohne Theaterzettel. Man verlange Erlagschein.
Satzschluß dieser Nummer: 22. Mai 1922. Die nächste wird ab 16. Juni ausgegeben. — Bei sämtl. Artikeln ist der Nachdruck verbott 1.
und Kleidung versehen, ihnen Arzneymittel oder Speisen
DAAAA
Ein Wiener Stück — und ein Stück Wien.
theils dargereicht, theils auf eigene Kosten verschafft, die
Aparte
Verstorbenen von den Kranken abgesondert, die Genesenden
Zu Arthur Schnitzlers sechzigstem Geburts¬
in ihre eigene Wohnung aufgenommen, un mit Gefahr
fest wurde „Der junge Medardus“ am 14. Mai wieder
ihres eigenen Lebens (denn die Ansteckung hatte den
kunstgoworbl. Artikol
in den Spielplan des Burgtheaters gestellt. So ernst es
höchsten Grad erreicht, und den Arzt, mehrere Geistliche
genommen werden will, dieses Werk des zartestbesaiteten
Edelhandarbeiten
und Wärter hingerafft) vieles dazu beygetragen, daß eine
Dichters der österreichischen „Moderne“, und so ernst es
beträchtliche Zahl dieser Unglücklichen nicht nur vom
in doppelter Richtung — auch tatsüchlich ist, so
Wiener Kunst-Gewerbe
Tode, sondern selbst aus der Gefangenschaft gerettet
komisch — im tiefsten Verstand — wären die Betrach¬
Wien, VII., Halbgasse 32.
wurden.“ — Hier fand ein Dichter mit dem Herzen des
tungen, die sich heut daran knüpfen ließen. Bei der Ur¬
Menschenfreundes und Arztes die wirkliche Patriotin, die
aufführung (24. Xl. 1910) begrüßte es ein enthusiasmiertes
schlichte Bürgersfrau, deren Verdienste wahrlich nicht
vose
Publikum als ein höheres „Gelegenheitsstück“, gewisser¬
durch den Umstand geschmälert wurden, daß Geusau, bei
maßen als dramatischen Nachtrag zu der Jahrhundertsfeier.
allem Respekt vor einem hohen Adel, kein zweites Beispiel
die im Jahre zuvor dem „Sieger von Aspern“ gegolten
ALBERT MATZNER
derartigen Opferwillens und -mutes anzuführen vermag.
hatte. Da glaubte man den Autor des „Einsamen Weg“
I., Kohlmessergasse Nr. 8
(Damals war bei Erzherzoginnen und Aristokratinnen der
auf einmal unter die „patriotischen Dichter“ gegangen
Samariterdienst noch nicht Mode; sie hatten es vorgezogen,
und ahnte nichts von der feinen Satire auf Wien und die
SEIDENSTRUMPFE
sich beim Herannahen des Feindes aus Wien zu flüchten.)
spezifische Atmosphäre unseres unvergleichlichen Vater¬
bester Art.

Und rings um diese sympathische Gestalt der für Alle
landes. (Drei Jahre später war Gerhart Hauptmanns auf
beherzten Mütterlichkeit verlehendigt sich Schnitzler ihren
offizielle Bestellung geschriebenes Napoleon-Stück zur Jubel¬
2
ganzen häuslichen Kreis — und gibt ihrem Schicksal die
feier der Leipziger Völkerschlacht eine ungleich bitt’rere
17-2-40 fast typische Tragik solcher Naturen: daß sie Denjenigen,
Nuß für Deutschlands Hurrah-Fatrioten.)
die ihrer Liebe am nächsten teilhaftig sind, keine Hilfe
Schnitzler hat seine „dramatische Historie“, die das
Lederhandschuh-Fabrik
zu bringen vermögen und Eins um das Andre an ironisch
Burgtheater sogar zur „historischen Tragödie“ erhob, im
Josef Maslinger
sich auswirkenden Umständen zugrund gehen sehn müssen.
Jahr 1909 geschrieben und sich hierzu von Geusaus Lokal¬
II., Stephaniestr. 11. En gros. en detall. Der Mann der Frau Klähr ist im Milizdienst gestorben,
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chromk auregen lassen.“) Man kann Das schon von dem
über micht in blatigem Sckarmtitzel, sondern am Fieber.
ersten Namen seines Personenverzeichnisses an verfolgen
das er sich in Reih und Glied auf dem Glacis geholt hat.
Em. Zechl
Diese Frau Franziska Klähr, die bei Schnitzler wegen der
Und an ihren Kindern wie an ihrem Bruder erfüllt sich,
Wien, I., Singerstraße 7.
sehr geschickt hereingezognen Affäre mit dem Schraembl¬
was es auf sich hat, der Klugheit das Herz vorangehn
Rahmen für Bilder, Photos,
schen Atlas zur Buchhändlerswitwe wurde, führt Geusau
zu lassen.
Spiegel.
als „Ehegattin des k. k. Militär- und bärgerl. Schlosser¬
Telephon Nr. 11-8-35.
Es ist ein überaus feiner Zug der Schnitzler’schen
11
meisters Joseph Klühr in Wien“ an. Ihr wurde im Oktober
Psychologie, daß er Frau Klühr den Jakob „Eschenbacher“
1806 durch den Bürgermeister Wohlleben „in dem Raths¬
zum Bruder gibt. Der richtige Name ist Eschenbach. Die
ERSTER BRIEF¬
saale des Wiener-Stadtmagistrats“ im Namen des Kaisers
andere Lesart ist Volksmund und auf die heute noch bei
lie „große goldene Ehrenmedaille mit der Kette“ verliehen.
Kelech
unseren Bauern zu findende Sitte zurückzuführen, den
weil sie im Jahre zuvor „während der Anwesenheit der
Mann nach seiner „Hausehre“ zu nennen. Weil „Eschen¬
ein. und venraur
französischen Truppen eine große Anzahl der in die Spitäler
bachin“ nicht so mundgerecht ist, wird das „er“ einge¬
I., STALLBURGGASSE.
bey den P. P. Augustinern und Barnabiten zu St. Michael
schoben, das dann natürlich erst recht als männliches
gebrachten kais. österreichisch und russischen Gefangenen
! Teppichhaus Steiner!
Suffix für den Eheherrn gelten muß. Geusau hat in der
durch angestrengte Thätigkeit freywillig und unentgeltlich
ersten Nachricht über den. Mann „Eschenbacher“ — weil g
konkurrenzlos
unterstützt. Hierzu hatte sie, während ihr Gatte sich dem
Teppiche, Vorhänge. Doppeldecken Beit¬
er da eben nach dem Stadtgespräch aufzeichnet; später,
Dienste der Bürgermilitz widmete, ihre drei Kinder, und
garnituren, Lausteppiche usw. verkauft zu den
wo ihm wahrscheinl. amtlicher Bericht über die Füsilierung
billigsten Preisen
selbst das jüngste, ein Mädchen von 6 Jahren, dann 9 ihrer
vorliegt, schreibt er jedesmal „Eschenbach“, und so heißt
Teppichhaus Steiner, Wien,
Gesellen, und überdieß noch andere gemiethete Menschen,
ja auch die dem bravmeinenden Sattlermeister gewidmete #
IV., Wiedner Hauptstraße 51.
zur Hülfleistung an sich geschlossen, gegen 200 der Ver¬
Gasse in der Nähe seiner Hinrichtungsstelle (am Getreide¬ *h
wundeten oder Erkrankter gereinigt, mit Wäsche, Betten
markt, vor dem „Jesuiterhof“, an dessen Stelle später das
militärtechnische Institut errichtet wurde) von gemeinde¬
errenwäsche
*) „Historisches Tagebuch aller merkwürdigen Begeben¬
heiten, welche sich vor, während u. nach d. franz. Invasion der
amtswegen Eschenbach-Gasse. Es war eigentlich eine rechte
emden nach Maß
k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien i. d. Jahr 1809 zugetragen!
Don Quijoterie, mit der sich der 60jährige Mann sein
haben. Von Anton Ritter v. Geusau, wiener. Magistrats-Beamten.
M HERZOG, WIEN, I.,
Blatt in der Lokalgeschichte erwarb. Als die französische
— Wien, Auf Kosten des Verfassers 1810.“
Weihburggasse 10. Tel. 491 II.
Militärbehörde bei der Ubergabe der Stadt natürlich die
Sene

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