II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 623

N
22. Der—junge edandus
Imperium
1z von
glücklicher¬
lichten auf
hntags¬
au“ der
fügen.

an, der
die keine andere ist als die leibliche Schwester jenes
Prinzen von Valois, der Medardus Schwester verführt und
dardus“,
in den Tod getrieben hat. Welch tiefsinnige Verknüpfungen
dem ein
zärtlich=lügübrer Motive, deren musikalisches Ineinander
großen
aber doch eine Art Chopinscher Romantik zusammenhält. Nur
ichs ver¬
ist es keine Romantik des guten Gewissens mehr, wie vor
als vor
hundert Jahren, sondern eine mit ironisch=psychologischem
ktive des
Vorzeichen, die schnitzlerisch das Gewebe eines Charakters
satirisch
herauspräpariert. Aus naturwissenschaftlichem Erkenntnis¬
ten läßt.
drang? Wohl auch aus Freude am künstlerischen Präparat,
sich auch
der sich letztlich — und hier beginnt der weite Bezirk des
Dichterischen für diesen allerfeinsten Menschengrübler
um sich
„dieses
auch die Ehrfurcht vor der mutigen Charakterentscheidung
ihm in
verbindet. Medardus lebt nicht wie ein Held, aber er stirbt
als ein Held, um so mehr Held, als er alles Heldische g#
e heißt,
flissentlich verschmäht. Auf Napoleon eifersüchtig, erdolcht
as viele er seine Geliebte, die er im Verdacht hat, auch die Geliebte
Flari des
des Kaisers geworden zu sein. Aber bei der Toten findet
eichisches
man einen Dolch, mit dem sie selbst Napoleon anläßlich jenes
n; aber
Galaempfanges in Schönbrunn töten wollte. Und nun teilt
berts die
man dem verhafteten Medardus, ebenso willkürlich wie man
licht zu.
seinen Oheim, den Sattlermeister Eschenbacher, erschießen
Ehren¬
ließ, mit, daß er frei sei, ja, daß der Kaiser seinen Retter
ent¬
zu sehen wünsche. Was aber tut Medardus, ein Wahrheits¬
Feld zu
sanatiker, wie sein Schöpfer? Er bekennt, daß er selbst, um
dieser
seinen Ohm zu rächen, Napoleon hatte töten wollen er
besteht auf seiner Erschießung. Hier, in dieser auch dramatisch
t dieser
meisterhaft gewendeten letzten Szene, die von Corneille er¬
ie Stadt
funden sein könnte, wenn sie nicht von Schnitzler ausgeführt
könne, wäre, entschleiert sich uns zugleich die tiefere Bedentung und
4-L.
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der sittliche Kern des ganzen Werkes. Medardus, zum
schön wie ihre Vorgängerin,
Helden nicht gemacht, stirbt dennoch als ein Held. Es ist
aufführung am Burgtheater w
ein österreichisches, vielleicht sogar das österreichische
führungen blieb, ist Frau Jo
Schicksal.
essant in dieser Rolle, ja, es m
mäßige Modernität diese nur
Im „Jungen Medardus“, dessen Handlung bei
Jedenfalls wirkt eine gewisse
hamletischen Zügen auch manches mit Tolstois „Krieg und
keit, die die neue Darstell
Frieden“, zum Beispiel die romanhafte Grundanlage, gemein
Charakters der Prinzessin ma
hat, steht Schnitzler als Charakteristiker auf seiner Höhe.
weil mit der Rassigkeit eines
Weder das „Weite Land“ noch der „Professor Bernhardi“
übertrifft seinen Medardus in diesem Punkte. Wie fein ist jede
stellten Wesens sichtlich in E
Figur angelegt, wie subtil ausgeführt, wie unvergeßlich ge¬
deutende Leistung, der in der
den besten Kräften des Bur
prägt. Eine unscheinbare Nebenfigur etwa, wie die des
Arztes Dr. Büdinger, welch ein menschenkennerisches Meister¬
studierung des nicht eben beg
werk und, darüber hinaus, welch ein erschütterndes Schick¬
Reihe vorzüglicher oder d
Leistungen an die Seite treten.
sal, in einer einzigen kurzen Szene unübertrefflich entwickelt.
Und diese Meisterschaft, wie sie sich an den geringsten
wir auch die reizend kupplerische
Episodenfiguren bewährt, deren jede ihr eigenes Gesicht hat,
eine jener treuen Dienerin
erweist sich auch an den Hauptgestalten, was eine noch höhere
Herrin gleichsam im Subabonne
Künsilerschaft voraussetzt. Die Prinzessin zumal, das eigent= schwärmerische Agathe der Frl
liche Gegenstück zum Medardus, nimmt es in dieser Hinsicht
Eschenbacher ist jetzt Mayer
mit den verwickeltsten und merkwürdigsten Frauen¬
als man diesem liebenswürdige
charakteren bei Ibsen oder Hebbel auf, und es wäre reizvoll,
zukommen vermag, und das
dem Wege nachzuspüren, der sich von dieser entfesselteren
Medardus Lohner, der den
Mariamne zu anderen Schnitzler=Frauen, von Beatrice bis
durchaus, den problematischen
Leonilda im „Gang zum Weiher“, führt. Auch darstellerisch
aber alles in allem doch der b
unendlich anziehend, hat das merkwürdige Frauen¬
Burgtheater für Schnitzlers
zimmer, in dessen scheinbarer Sprunghaftigkeit doch irgend¬
hatte. Von kleineren Neubesch
wie die Logik einer Persönlichkeit waltet, nach Frau
Werkes darf man füglich absel
Wohlgemuth jetzt in Ebba Johannsen eine voll¬
der Frau Medelsky sei noch
wertige Ausdeuterin gefunden. Nicht so märchenhaft obwohl nicht ganz frei von #