II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 630

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22. pejungemedandus
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WIEN, I., WOLLZELLE 11
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Ausschnitt aus:
Venes Wiener Tags“.“ Wir
-8. MAI 1832
vom:
geschrieben, die im Jahre 1809 spielt. 1809: eine in schmettert am Boden lieg
unsern Augen heroisch verklärte Epoche, heroisch ver¬ Wiener Vorstadttragödie
Fcullicton
klärter Kampf gegen Unrecht und Unterdrückung, die dem Sinnenreiz eine
beginnende Nemesis für die ungeheuerliche Blutschuld
erliegt und zugleich
„Der junge Medardus.“
eines Sapoleon.
diesem Frühlingswahn
amatische Historie von Arthu
Aber Schnitzler hütet sich, in seinem großartigen läßt Schnitzler mit unver
nitler. Zur Neu¬
Freskogemälde eine fanfarenumrauschte Apotheose lichem Nahblick und
einftudierung im Burgshater
des Krieges zu geben. Er weiß: Glanz und Nieder¬
Ideal und Instinkt, au
Halten wir einen Augenblick inne in dem
lage, Glück und Ende der großen Heldenspieler brechen, aus revoltierender
mörderischen Gehetztsein der Gegenwart, besinnen wir
der Weltgeschichte ist nur die trügerische Fassade, und Rauflust, aus Opfer u
uns, horchen wir einmal durch allen Lärm zurück in die unendliches Menschenleid verhehlt, unbeachtetes Feigheit höllisch gebraute
das heimliche Schattengeflüster der Erinnerung: siehe,
Dulden und Verzweiflung, stumme, ruhmlose Größe apokalyptische Verderben,
da sind die Jahre vor dem Krieg, die Jahre vor jener
und kriechende, zungelnde kleine Gemeinheit, Feig= haben: Krieg.
Zeit, da alles anders wurde. Es ist die gleiche Erde heit und Niedertracht: alles Gute und Böse, aus dem
Krieg und Sterben,
wie heute, auf der wir damals wohnten, und doch ist sie Menschliches und Allzumenschliches unlösbar ge¬
der in die Unendlichkeit sich
mischt ist.
fern, als hätten wir auf einem andern Stern gelebt.
einer Stimmgabel durchzie
Was ist zurückgeblieben? Nichts. Oder unfruchtbare
In dieser dramatischen Historie findet man sehr scheinbar auf Wiener Enge
Reue. ... Wie ahnungslos waren wir und wie un¬
wenig historische Namen. Weder Napoleon tritt auf ¬
dramatischen Historie. Ein
dankbar: aus vollen Händen haben wir damals alles
nur wie einen unsichtbaren Alpdruck läßt ihn Schnitzlers Ein Klang aus Zeiten, die
verschwendet, Geborgenheit, Ruhe, Kraft, Freiheit,
Kunst auf allem lasten — noch der Kaiser Franz. Auf
Diese Welt des jungen
tausend wunderbare Möglichkeiten, die niemals mehr
zwei Namen beschränkt sich bei allem Reichtum an von Fäulnis, Zwiespalt un
wiederkehren. Wenigstens für uns nicht.
Figuren die Zahl der historischen Persönlichkeiten: der
näher als jene, die wir seitg
Seien wir aufrichtig zu uns selbst: nahmen General Rapp taucht ein paarmal auf, und bedeutender
haben.
wir nicht alle das sichere Gleichmaß des Daseins als tritt jener Sattlermeister Eschenbacher hervor der von
etwas ganz Selbstverständliches hin, als eine leise den Franzosen erschossen wurde und nach dem die Eschen¬
Mit der Aufführung
Monotonie, in die wir zuweilen vermessen den Ein= bachgasse benannt ist. Das ist alles.
sollte am Burgtheater d
bruch eines Dämons herbeiwünschten? Oder wir
Ein Dichter wie Schnitzler kopiert und plagiiert
siebzigster Geburtstag gefei
grübelten über eingebildete Sorgen. Und niemand nicht die großen Männer, aus dem monumentalen
Anton Wildgans zu Lebzei
hörte schon den Fittich des schwarzen Engels unheilvoll
Drama der Geschichte macht er kein Revuetheater. Aber
Schnitzler ist tot und #
über unsern Häuptern rauschen. Die Wellen der Jahre
er gestaltet schöpferisch Geschichte aus der „Geschichte
Was vorgestern im B
kamen und gingen, spülten friedlich an den warmen
derer, die keine Geschichte haben“.
leere Geste. Gewiß, Herr
Sand, auf den wir unsre Kartenhäuser bauten, und
Da ist die Historie von dem jungen Wiener Bürger¬
salviert: man kann ihm nich
niemand unterschied in dem trägen, gewohnten Lied
sohn Medardus, der sehnsüchtig das große Abenteuer in Versprechen seines Vorgän
die Atemzüge des schlafenden Riesen, der bald zu
sich einsaugen möchte wie ein Liebender den Duft einer
pflichtung ignoriert habe.
rasendem Verhäugnis erwachen sollte.
Rose und dem das Leben nur bittersüßes, aus Haß und
Aber eine Erfüllung
Liebe tödlich gepaartes Gift zu kosten gibt: ein
Gegenteil: es kommt nur
Niemand?
ungestümes, trotziges und dabei so hilfloses Kind, dieser
Das Wie: ein Abend,
Da und dort waren Sehende: Dichter, die aus Medardus, das bis zum Schlusse, bis zur Salve des
losen, fast möchte man
dem Wissen um die Erkenntnisse der Vergangenheit Exekutionspelotons träumt, Gott habe einen Helden aus
gültigkeit.
inmitten des scheinbar unzerstörbaren Gleichgewichtes ihm machen wollen, und in Wirklichkeit hat der Lauf
Daran sind nicht einme
die Schicksale der Zukunft wie ein unabwendbares
der Dinge nur einen armen Narren aus ihm gemacht.
schuld: Herr Lohner
Fatum herannahen fühlten.
Aus diesem erschütternd lächerlichen und unschein¬
Medardus, kommt über #
Vor zweiundzwanzig Jahren hat Arthur Schnitzler baren Einzelschicksal, das durch den Luftdruck
hinaus. Dieser Schauspiel
seine dramatische Historie von dem jungen Medardus historischen Geschehens emporgewirbelt wird, um zer= wirklichen Regisseur. Fra##
gessin Helene sucht den
Theaterrequisiten des H
faszinieren; vorschriftsm
Verführungskünste spiele
gefangen. Aber sie mach
Mayerhofer ist
Frau Ortner=Kall
zarter Innigkeit. Sehr
nehm. Herr Reime
Schwiegersohn, Herr H
und Eleganz in nichtsn
Charakteristik zeichnet He
Und herrlich, erschüttern
Ser
Medelsky als Frau
Herzoain.