II, Theaterstücke 22, Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 637

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22. Denjunge Medanung
Größorikannten weiß dies, das deitische Imperianef
einer Art von Entsetzen jede Solidarität mit Europa und den weiß es; wir bereiten uns zu der Konferenz von
anderen Kontinenten, sie hat den Sinn für die inter¬
Ottawa vor. Europa weiß es; und obgleich unglücklicher¬
nationale Gegenseitigkeit verloren, wenn sie weise keine Einigung zwischen den vier Großmächten auf
ihn je besessen hat. Machen wir ihr keinen Vorwurf daraus,
denn es ist vielleicht nicht der Fehler Amerikas. Seit fünf¬
zehn Jahren erscheint ja Europa vor der Neuen Welt nur mit
ausgestreckter Hand als Bettler, und wie sollen unter solchen
Kupon Nr. 24300.
Bedingungen Beziehungen wirklicher Gleichheit, wirklicher
Gegenseitigkeit aufkommen? Nur allein die Wieder¬
Für Anfragen an den Briefkasten der Sonntags¬
aufrichtung der ökonomischen, politischen
rubrik „Kosmetische und Gesundheits-Rundschau“ der
und moralischen Würde Europas ist imstande,
„Neuen Freien Presse“ ausschneiden u. beifügen.
sie uns zu bringen.
hätte.“ Noch einmal wollte er ihr Rätsel lösen, ein Oedipus,
hoffe, in andere zu gehen.“ Und es stünde ihm an, der die keine andere
der um alle tragischen Zusammenhänge im voraus weiß und
Nachwelt mit diesen Worten vorzugreifen.
Prinzen von Valoi
doch sich nicht entzieht, weil die Zeit dies Opfer von ihm
in den Tod getrieb
Aber auch Schnitzler, zumal im „Jungen Medardus“
zu fordern scheint und weil auch die göttlichen Ideen wie
zärtlich=lügübrer 9
darf dies von sich sagen; denn dieses Werk, in dem ein
die alten Griechengötter recht eigentlich von Opfern leben ...
aber doch eine Art
nur scheinbar privates Schicksal sich mit einem großen
„Steht freilich ein großes drohendes Fragezeichen am Himmel
ist es keine Romat
geschichtlichen Hintergrund zu einem Bilde Oesterreichs ver¬
des nahen Ostens“ heißt es in jenem Briefe weiter: „und
hundert Jahren,
webt, hat etwas Allgemeingültiges, und heute mehr als vor
ihm entsprechen Armeen von Tanks Riesengeschwader von
Vorzeichen, die se
zwanzig Jahren. Was dazu kam, ist die Perspektive des
Flugzeugen, jederzeit dazu bereit, Wolken von Miasmen über
herauspräpariert.
Weltkrieges, die gewisse aristophanische Züge des satirisch
das alte Europa zu verbreiten, wie schon jetzt die geistigen
drang? Wohl auch
gesehenen Wiener Wesensbildes deutlicher hervortreten läßt.
Bakterien dieses drohenden Grauens die Welt in Fieber ver¬
der sich letztlich —
Wien im Kriege, das ist ein Thema, über das sich auch
setzen. Inzwischen aber gilt es noch ein paar Atemzüge in
Dichterischen für
scherzen läßt, und Schnitzler meinte es ernst genug, um sich
attischer Luft, und es gilt noch die alte Kunst, die aus
auch die Ehrfincht
den Entsagungen und Verzückungen des Individuums und
diese Scherze erlauben zu dürfen. Sein Medardus, „dieses verbindet. Medardu#
Krieges letzter und seltsamster Held“, wie es von ihm in
nicht aus den Entfesselungen des Kollektivums geboren
als ein Held, um
einem zusammenfassenden Wort der letzten Szene heißt,
ist.“ Hier spricht ein Direktor, der ein Freund der Dichter
flissentlich verschme
erleidet, ob er nun der typische Oesterreicher ist, was viele
war, weil er selbst ein Dichter war. Die Höhepunkte der
er seine Geliebte, d
nicht werden wahrhaben wollen, oder nur eine Spielart des
Direktion Wildgans', auf die wir heute an einem frischen
des Kaisers gewort
Oesterreichers, in jedem Falle ein wunderlich österreichisches
Grabe bewegt zurückblicken, liegen denn auch ganz im
man einen Dolch, i
Schichsal. Er hat die beste Absicht, ein Held zu werden; aber
Dichterischen. Das Geschäft war seine Sache nicht, und
Galaempfanges in
das „Leben“ um das zu Beginn dieses Jahrhunderts die
konnte es, nach Wildgans' ganzer Artung, auch nicht sein.
man dem verhaftete
Spekulationen unserer Dichter kreisten, läßt es nicht zu.
„Das Geschäft des Burgtheaters ist es eben kein Ge¬
seinen Oheim, den
Der Selbstmord seiner Schwester zuerst, später ein Ehren¬
schäftstheater zu sein“, sagt er selbst in einem letzten, an
ließ, mit, daß er fre
handel, der sich aus diesem Selbstmord folgerichtig ent¬
seine vorgesetzte Behörde gerichteten Briefe. Ein ungebrochener,
zu sehen wünsche. A
wickelt, halten ihn davon ab gegen Napoleon ins Feld zu
weil nicht zu brechender Idealismus redet aus diesen letzt¬
fanatiker, wie sein
rücken; und wenn schließlich Napoleon, der in dieser
willigen Worten. Mag sein, daß er heute etwas zeitfremd
seinen Ohm zu
Historie das Schicksal verkörpert, Wien einschließt und
berührt. Dann könnte auch dieser große Lyriker, der seine
besteht auf seiner Er
Medardus unter den nun Eingeschlossenen ist, so hat dieser
meisterhaft gewende#
Gedichte wie ein Rhapsode las, stolz von sich sagen, wasleichtsinnige junge Held nur den einen Wunsch, daß die Stadt! funden sein könnte
Grillyarzer gesagt hat: „Ich komme aus anderen Zeiten und fallen möge, damit er zu seiner Geliebten gelangen könne, wäre, entschleiert sich