Komt
S
2 2
21. „nnLe5e Miz,1oder der Fanilientag box 26/1
—.—
Vertretungen
0 in Berlin, Budapes“ Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
6 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Glwah.
Ausschnitt aus: Wiener Leben
535
I. GAK ISOS
E vom:
7727
Wiener Theaterleben.
Deutsches Volkstheater. Diese Bühne
hatte unlängst einen sehr glücklichen Abend.
Die „Liebelei“, eines der ersten und
besten Stücke des Dichters, erschien im
Deutschen Volkstheater und fast war es
uns, als hätte dieses Stück in dem richtigen
Instinkt, für die diesjährige Burgtheater¬
saison zu gut zu sein, den Weg nach dem
Weghuberplatz gefunden. Die „Liebelei“
ist das typische Schnitzler-Stück. Wie kein
anderes zeigt es das Talent dieses Dichters
und die Grenzen dieses Talentes. Denn der
Typus des Wiener „Süssen Mädels“ er¬
Bezirkstratschen. 7%
scheint auch in allen folgenden Schnitzler¬
Stücken und in jedem dieser Stücke wird,
20
9.0
wie in der „Liebelei“, gezeigt, wie dieses
0
Mädel, das zur Liebelei, zum sinnlichen
Spiele geboren ist, im Grunde ihrer Natur
4
nach Liebe verlangt und oft, wie in diesem
2
Schauspiel, an ungestillter Liebessehnsucht
en
seelisch verblutet ... Und zu bedauern ist
9—
es nur, dass der Dichter über das Thema
„Liebelei“, das er meisterhaft zu behandeln
Tn
und zu durchdringen versteht, und das
Wiener Lebeweltmilien nicht hinweg¬
Frau Brennessel. Merkwürdig, was ma sie
kommen konnte, dass er nicht den Weg
heutzutag in an' Theater alles z' geb'n traut, das hätt' i
zu den grossen Problemen der Gegenwart
net für mögli g'halten. Da war i unlängst im Volks¬
gefunden hat. Denn auch das letzte Stück
theater, wo s’ zwa Stück' von Schnitzler 'geb'n hab'n —
des Dichters, „Der Familientag“, zeigt
Frau Zangl. O, döseiner Dichter. Den
hab' i soviel gern. Der kann am's Herz so roglert machen
das gleiche Liebeleimilien, wie das vorher be¬
mit seine unglücklichen Labsg'schichten. Da war i amal in
sprochene, 13 Jahre zurückliegende Stück,
der „Liebelei“; da hab i so viel wana müassen, daß
wenn es auch in einer höheren Gesellschafts¬
'glaubt hab, i geh jetzt und jetzt aus der Schanier.
schichte spielt, In diesem Einakter, der
Frau Brennessel. Grad so is' mir aa 'gangen,
vor zwei Jahren in der Feiertagsbeilage
wie i das erste Stück: „Liebelei“ in Volkstheater g'seg'n
einer Zeitung erschienen ist und vielleicht
hab. Dös arme Madl. Ja, so geht's, wann ma zu viel
Vertrauen zu die Lebebub'n hat, dö aus lauter Uebermuat
besser ein Zeitungsbeitrag geblieben wäre.
und weil ihna der Herr Vater z' viel Geld gibt, sich und
weil ihm jene Qualitäten fehlen, die ein
andere ins Unglück stürzen. Was hat er gleichzeitig mit an'
Prosawerk zu einem Bühnenstück machen,
anständigen Madl und aner verheirateten Frau a Verhält¬
wird gezeigt, wie sich im Laufe weniger
nis anz'fangen?:
Stunden illegitime Beziehungen in legitime
Frau Zangl. Da muaß i schon sag'n, da san m’r
die Lausbub'ng'schichten von Thoma schon liaber, als die
Verhältnisse verwandeln, Gespielt wurde,
Lausluubeng'schichten von die übermnütigen Bürscherln.
wie man dies heuer an dieser Bühne
nicht anders gewohnt ist, ganz vorzüglich.
Im ersten Stück sind die Herren Kramer,
edthofer, Klitsch, die Damen Hennemann,
Thaller und Waldow, im zweiten Herr
Thaller. Kramer, Edthofer, sowie Fräulein
Galatres zu nennen. Das Publikum gab
seiner Freude, endlich wieder einen
Schnitzler-Abend zu sehen, durch förm¬
E D.
lichen Jubel Ausdruck.
Frau Brennessel.
der Dichter nir dafür, daß die
Ihna gnua zeig'n, dö auf der
mehr im Automobil umafahr'
ders im Schädel hab'n, als ih
Frau Zangl. Solche
Arbeitshaus geb'n, damit sa
gung g’wöhnen
Frau Brennessel.
no merkwürdiger. I begreif' u
was erlaubt. Denn da handelt
Menschen, sondern um Grafen
gar Herrenhausmitglied. Wann
stund, so glaubet ma rein, i
Klampfererg'sindl vor sich. Dan
wo gar ka Komtesse einigeh'n
Frau Zangl. Gengan
daß dös net glei konfisziert wir
liaß i so a Stück do glei ver
net schwer werd'n, zu beweise
Kreisen gar net vorkommt.
Frau Brennessel.
g’hört, daß sich a Graf mit an
er s' verführt und sitzen laß
Romanbüachl lesen. Aber in de
gekehrt vor. Da hat a Fürst
aner Komtess’ und d'e Komte
das s’ hamli zur Weit bringt 1
Jahr' gar net kümmert. Und
von der Komtess’, waß gar nir
wenig um sie; denn er hat sell
Chansonettensängerin.
Frau Zangl. No, das
Ordnung. Daß a Graf mit aner
hältnis hat, wird jeder begreiflic
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21. „nnLe5e Miz,1oder der Fanilientag box 26/1
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Vertretungen
0 in Berlin, Budapes“ Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
6 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Glwah.
Ausschnitt aus: Wiener Leben
535
I. GAK ISOS
E vom:
7727
Wiener Theaterleben.
Deutsches Volkstheater. Diese Bühne
hatte unlängst einen sehr glücklichen Abend.
Die „Liebelei“, eines der ersten und
besten Stücke des Dichters, erschien im
Deutschen Volkstheater und fast war es
uns, als hätte dieses Stück in dem richtigen
Instinkt, für die diesjährige Burgtheater¬
saison zu gut zu sein, den Weg nach dem
Weghuberplatz gefunden. Die „Liebelei“
ist das typische Schnitzler-Stück. Wie kein
anderes zeigt es das Talent dieses Dichters
und die Grenzen dieses Talentes. Denn der
Typus des Wiener „Süssen Mädels“ er¬
Bezirkstratschen. 7%
scheint auch in allen folgenden Schnitzler¬
Stücken und in jedem dieser Stücke wird,
20
9.0
wie in der „Liebelei“, gezeigt, wie dieses
0
Mädel, das zur Liebelei, zum sinnlichen
Spiele geboren ist, im Grunde ihrer Natur
4
nach Liebe verlangt und oft, wie in diesem
2
Schauspiel, an ungestillter Liebessehnsucht
en
seelisch verblutet ... Und zu bedauern ist
9—
es nur, dass der Dichter über das Thema
„Liebelei“, das er meisterhaft zu behandeln
Tn
und zu durchdringen versteht, und das
Wiener Lebeweltmilien nicht hinweg¬
Frau Brennessel. Merkwürdig, was ma sie
kommen konnte, dass er nicht den Weg
heutzutag in an' Theater alles z' geb'n traut, das hätt' i
zu den grossen Problemen der Gegenwart
net für mögli g'halten. Da war i unlängst im Volks¬
gefunden hat. Denn auch das letzte Stück
theater, wo s’ zwa Stück' von Schnitzler 'geb'n hab'n —
des Dichters, „Der Familientag“, zeigt
Frau Zangl. O, döseiner Dichter. Den
hab' i soviel gern. Der kann am's Herz so roglert machen
das gleiche Liebeleimilien, wie das vorher be¬
mit seine unglücklichen Labsg'schichten. Da war i amal in
sprochene, 13 Jahre zurückliegende Stück,
der „Liebelei“; da hab i so viel wana müassen, daß
wenn es auch in einer höheren Gesellschafts¬
'glaubt hab, i geh jetzt und jetzt aus der Schanier.
schichte spielt, In diesem Einakter, der
Frau Brennessel. Grad so is' mir aa 'gangen,
vor zwei Jahren in der Feiertagsbeilage
wie i das erste Stück: „Liebelei“ in Volkstheater g'seg'n
einer Zeitung erschienen ist und vielleicht
hab. Dös arme Madl. Ja, so geht's, wann ma zu viel
Vertrauen zu die Lebebub'n hat, dö aus lauter Uebermuat
besser ein Zeitungsbeitrag geblieben wäre.
und weil ihna der Herr Vater z' viel Geld gibt, sich und
weil ihm jene Qualitäten fehlen, die ein
andere ins Unglück stürzen. Was hat er gleichzeitig mit an'
Prosawerk zu einem Bühnenstück machen,
anständigen Madl und aner verheirateten Frau a Verhält¬
wird gezeigt, wie sich im Laufe weniger
nis anz'fangen?:
Stunden illegitime Beziehungen in legitime
Frau Zangl. Da muaß i schon sag'n, da san m’r
die Lausbub'ng'schichten von Thoma schon liaber, als die
Verhältnisse verwandeln, Gespielt wurde,
Lausluubeng'schichten von die übermnütigen Bürscherln.
wie man dies heuer an dieser Bühne
nicht anders gewohnt ist, ganz vorzüglich.
Im ersten Stück sind die Herren Kramer,
edthofer, Klitsch, die Damen Hennemann,
Thaller und Waldow, im zweiten Herr
Thaller. Kramer, Edthofer, sowie Fräulein
Galatres zu nennen. Das Publikum gab
seiner Freude, endlich wieder einen
Schnitzler-Abend zu sehen, durch förm¬
E D.
lichen Jubel Ausdruck.
Frau Brennessel.
der Dichter nir dafür, daß die
Ihna gnua zeig'n, dö auf der
mehr im Automobil umafahr'
ders im Schädel hab'n, als ih
Frau Zangl. Solche
Arbeitshaus geb'n, damit sa
gung g’wöhnen
Frau Brennessel.
no merkwürdiger. I begreif' u
was erlaubt. Denn da handelt
Menschen, sondern um Grafen
gar Herrenhausmitglied. Wann
stund, so glaubet ma rein, i
Klampfererg'sindl vor sich. Dan
wo gar ka Komtesse einigeh'n
Frau Zangl. Gengan
daß dös net glei konfisziert wir
liaß i so a Stück do glei ver
net schwer werd'n, zu beweise
Kreisen gar net vorkommt.
Frau Brennessel.
g’hört, daß sich a Graf mit an
er s' verführt und sitzen laß
Romanbüachl lesen. Aber in de
gekehrt vor. Da hat a Fürst
aner Komtess’ und d'e Komte
das s’ hamli zur Weit bringt 1
Jahr' gar net kümmert. Und
von der Komtess’, waß gar nir
wenig um sie; denn er hat sell
Chansonettensängerin.
Frau Zangl. No, das
Ordnung. Daß a Graf mit aner
hältnis hat, wird jeder begreiflic