II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 78

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] Durch das Gedränge sterben 6 Personen und werden zahl¬
Werk eines geistreichen Mannes eingeschätzt zu
reiche verletzt. — In Prag nimmt der Aufruhr gefährliche
werden. Darum ist Schnitzlers „Liebelei“ frisch
Dimensionen an. Reichsdeutsche Studenten, deutsche Ab¬
geordnete und der englische Konsul werden insultiert.
und wirksam geblieben und ihre dramatische
Milität muß einschreiten. Die Polizei macht vom Revolver
Lebenskraft wird auch seine neue Komödie
Gebrauch. — Die italienische Kammer verhandelt über die
„Komtesse Mitzi“ überdauern, die den Untertitel
äußere Politik.
„der Familientag“ führt und einen Rückfall in
2. Regierungsjubiläum des Kaiser Franz
Joseph. — Über Drag wird das Standrecht bezüglich des
die Deriode der literarischen Cändelei, der geist¬
Verbrechens des Aufruhrs verhängt. Die Grundsteinlegung
reich=ironisierenden Witzelei bedeutet. Wieder
der deutschen Universität in Prag wird verschoben. —
bilden die erotischen Entgleisungen in adeligen
Bischof Franz Maria Doppelbauer (geb. 1848) in
— In Brünn kommt es zu blutigen Zusammen¬
Linz 7.
Kreisen die Zielscheibe des Spottes. Als kecke
stößen zwischen Deutschen und Tschechen, wobei aus dem
Groteske in knappen Strichen hingeworfen, hätte
tschechischen Vereinshaus Revolverschüsse abgefenert werden.
dieser aristokratische Familientag vielleicht eine
3. In Wien beginnen die Militärkonferenzen unter
wirksame Satire werden können. Schnitzlers
dem Dorsitz des Kaisers. — 113. Sitzung des Abgeordneten¬
hauses: Verhandlung über das Budgetprovisorium. —
literarischer Geschmack ging aber der derben
20. Sitzung des herrenhauses: Bericht über die Kaiser¬
Eindentigkeit Burckhards aus dem Wege und so
Wiedereröffnung der Wiener Universität,
buldigung. —
zerflatterte ihm die Handlung, wie Nebel vor
Schließung der Drager tschechischen Universität. — Inter¬
nationale Seerechtskonferenz in London.
der Morgensonne, in eine Anzahl loser Plauder¬
4. Hofrat Prof. Dr. Isidor Schnabel (geb. 1842) in
szenen. Die Satire verrann im Sande einer
Wien f. — 114. Sitzung des Abgeordnetenhauses: Budget¬
leisen Ironie, die sich mit geistesmüder Lässig¬
provisorium. — Konstituierung des Nationalverbandes der
keit um die Dinge herumredet, statt sie beim
deutschfreiheitlichen Abgeordneten. Dr. Splvester wird
zum Obmann gewählt. — Die italienische Kammer votiert
rechten Namen zu nennen. Eine vorzügliche
der Regierung ihr Vertrauen, nachdem Minister Cittoni
Darstellung verhalf der Bagatelle zu einem
die auswärtige Politik derselben besprochen hatte.
— Die jüngste Neuheit der
freundlichen Erfolg.
5. Der Kaiser drückt in einem Handschreiben an den
Ministerpräsidenten seinen Dank für die zahlreichen Kund¬
Oraterbühne, das nicht sehr kurzweilige Lust¬
gebungen und Buldigungen anläßlich seines Regierungs¬
spiel „Schwanengesang“ lebt von einer einzigen
jubiläums aus. — Die Mitglieder des akademischen Senats
Szene. Es ist dies die obligate Eroberungs¬
der deutschen Universität in Drag legen ihre Stellen nieder.
szene, die schließlich ins Schlafgemach führt. Die

* Der König und die Königin von Schweden treffen als
Gäste des Kaisers in Wien ein. — 115. Sitzung des Abge¬
Situation erhält dadurch einen neuen Reiz, daß
Im deutschen
ordnetenhauses: Budgetprovisorium.
ein alternder Marquis bei der Amoureuse seinen
Reichstag werden die Prager Dorfälle besprochen.
eigenen Schwiegersohn aussticht, um ihn in die
6. In Berlin findet eine große Sympathiekundgebung
für die Deutschen in Drag statt, bei welcher mehrere Ber¬
Arme seiner Cochter zurückzuführen. Dieses
liner Hochschulprofessoren die Notwendigkeit betonen, die
„Opfer“ das er dem Eheglück seines Kindes
Deutschen in Österreich werktätig zu unterstützen. — Ernst
bringt, ist zugleich sein letztes Liebesabenteuer,
Becher (geb. 1841), Präsident des österr. Llord in Criest †.
sein Schwanengesang. Während er zum letzten
7. Eröffnung der Herbstsession des Staatseisenbahn¬
rates. — Fürst Bülow spricht im Deutschen Reichstag
Male seine Verführungstrümpfe ausspielt, wird
über die auswärtige Lage und das Verhältnis des deutschen
die Lebedame zum ersten Uale vom Hauche der
Reiches zu Österreich=Ungarn.
wahren Liebe berührt. Über diesem seltsamen
8. P. Johann Menda (geb. 1842), Prälat in Wien †.
9. Kongreß der Hausbesitzervereine in Wien. —
Kontrast von Empfindsamkeiten liegt die stille
116. Sitzung des Abgeordnetenhauses: Der Ministerpräsident
Wehmut eines doppelten Abschiedes, die auf
ergreift in der Budgetdebatte das Wort. um die innere
diese Szene einen Schimmer von Doesie wirft.
politische Lage zu besprechen.
Sie wird von Herrn Jarno und Fräulein Clemens
10. Im Deutschen Reichstag betont Fürst Bülow
zeuerdings die unerschütterliche Bündnißtreue Deutschlands
sehr stimmungsvoll gespielt und läßt bedauern,
Izu Osterreich=Ungarn. — 117. Sitzung des Abgeordneten¬
daß das dazu gehörige Stück nicht auf ihrer
hauses: Die Abgeordneten Steinwender, Perner¬
Cheodor Antropp.
Höhe steht.
storfer, Zazvorka und Pogacnik werden zu Dize¬
präsidenten gewählt. Der Leiter des Finanzministeriums
legt das Budget für 1900 vor, das ein Gesamterfor¬
30. November. Deputationen des Herrenhauses
dernis von K 2.505,596.105.— und eine Gesamtbedeckung von
und des Abgeordnetenhauses überbringen dem Kaiser die
— In Belgrad findet ein
K 2.505,657.294.— aufweist.
Glückwünsche des Parlaments. — Kaiserhuldigung ber
Requiem für die Gefallenen in Laibach und ein Bittgottes¬
Gemeinde Wien. — Huldigung der Landesvertretungc.
dienst für die Verletzten in Prag statt. Nach dem Gottes¬
— Große Exzesse in Prag; zahlreiche Polizisten werde#
dienst kommt es zu antiösterreichischen Demonstrationen.
durch die Menge, die auch Barrikaden baut und das
11. Im ungarischen Abgeordnetenhaus macht der
Straßenpflaster aufreißt, verletzt.
frühere Justizminister Polonxi Enthüllungen über die
1. Dezember. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht
Vorgänge bei Einsetzung der Koalitionsregierung.
die anläßlich des Regierungsjubiläums erteilten — über
118. Sitzung des Abgeordnetenhauses: Budgetprovisorium.
4000 — Auszeichnungen. — Große Illumination in Wien.
„Gtereichische Ausdschan, XVII. .
Redaktionsschluß em 12. Januar 1909.
Ausgegeben am 15. Januar 1909.

Herausgeber: Dr. Alfred Freiherr von Berger, Leopold Freiherr von Chiumecky, Dr. Karl Glosss,
1
Dr. Felix Freiherr von Oppenheimer.
Chefredakteur: Dr. Karl Glossr. Verantwortlicher Redakteur: Karl Junker.