II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 85

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21. Kontesse Mizzi oder der Fanilientag
Bühne und Welt.
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Auf eine erfolgreiche Vergangenheit in Weimar, Darmstadt, Töln und München
als Spielleiter zurückblickend, beherrscht Carl Dalmonico das Gebiet des Schau¬
spiels, besonders das des höheren, mit dem klaren und umsichtigen Blick des geübten
Meisters; ihm ist in letzter Zeit bedeutsam Adolf Winds zur Seite getreten, dessen
„Don Carlos“ durch feinstunige Szenenvermittelungen und dankenswerte Strichauf¬
machungen ebenso auffiel, wie seine „Komtesse Mizzi“ die feinen Abtönungen des
Wienerischen Milieus zur Geltung kommen ließ. Rein Wunder, da ein wichtiger
Teil seiner künstlerischen Laufbahn nach Wien fällt. Für die Oper ist es Herrn
Direktor Dolkner nach dem kurzen, aber glanzvollen Interregnum des an die Wiener
Hofoper berufenen Herrn von Wrmetal gelungen, in Herrn Dr. Hans Löwenfeld
Ohot. Dieperhefs, Leipzig
Phot. Pieperhoff, Leipzig

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Anur Branngardt
clga Fuchs
(vom Stuttgarter Hoftheater) einen sehr geeigneten neuen Leiter zu gewinnen,
der eben erst durch die Inszenierung von Glucks reizender „Mkaienkönigin“ und Blechs
sprühender Meistersingerburleske „Versiegelt“ einen vollgültigen Beweis seiner Fähig¬
keit geliefert und die Stilverschiedenheiten beider Werke aufs feinste hat auseinander
treten lassen, wie er denn auch als Komponist einer flotten und feschen Canzmusik zu der
Pansomime „Susanne im Bade“ seiner Vertrautheit mit dem modernen Orchester
das beste Zeugnis ausgestellt hat. Im April noch hoffen wir seine vollständig neu
eingerichtete „Zauberflöte“ sehen zu können, über welche gleich hier einige Worte
gesagt sein mögen. Wenn diese Neubearbeitung, der jetzigen Geschmacksrichtung ent¬
sprechend, den Tharakter einer Stilisierung in einfachen und großen Linien tragen
wird, die Professor Lefler ihr zu geben vorzüglich geeignet sein dürfte, so soll zu¬
gleich ein Versuchtgemacht werden, durch Umlegung einiger Auftritte im Gange der
Handlung das ethische Grundprinzip mehr zur Anschauung zu bringen, indem sämt¬
liche Wanderungsszenen von Pamina und Tamino in einen und denselben Akt fallen,
was durch eine Wandeldekoration mit feststehendem Proszenium erreicht werden