2
§ .
21
Konte#se Miz1oder der Fan ientag
re Dinge sa¬
was den Grafen mit seiner Tochter und den Fürsten
bleibenden, Komtesse). Um die Nebenrollen des Was¬
Generalprobe
von der Lolo Langhuber und dem schmucken, glatten
ner, Prof. Windhofer, des Gärtners und Dieners
pitalgenossen
Fiakerhalter, dessen Ebefrau sie auf ihre gealterten
machten sich die Herren Moser, Koch, Grüner und
Tage hin wird, unterscheidet. An Ordinärheit der
Springer verdient.
sich und sei¬
Lebensauffassung und der Bedürfnisse sind sie durch¬
Es ist zu hoffen, daß dieser geistig auregende
des Wort ist
1 aus ancinander zu wagen. Das Bedauern der Gra¬
Schnitzler=Abend noch öfter seine gute Wirkung tun
.armseligen
sentochter (die vor Jahren dem Fürsten in der Stille
werde.
Sterbenden
ein Kind geschentt und auch seither ein sehr frei¬
lchern zu re¬
es Leben nicht verzichtet hat) — ihr Bedauern, die
soll Rade¬
langjährige Geliebte ihres Papa nicht eher kennen
nd Schmach¬
gelernt zu haben als in dem Augenblick, da Lolo
ch das wirk¬
eine ehrbare Chefrau wird, ist ganz ehrlich und ganz
schaffen?...
verständlich. Diese Menschen sind letzten Endes alle
miteinander verwandt.
zu schaffen,
sen?“
Schnitzler nimmt solche kecken Dinge entzückend
boten als
fein in die Hand und wird, gerade wie die guten
eerth Vorzüg¬
Franzosen, nie gemein; es ist alles in einer künst¬
ruch charat¬
lerischen Höhe gehalten, die dem literarisch empfind¬
i Sekundar¬
lichen Hörer von vornherein Vergnügen bereitet. Wie
Mill —wa¬
dann in der Komtesse Mizzi zoder: Der Familien¬
sein war die
tag der Ton der Salire durchgehalten ist, das macht
.Mehrmals
einen weitern Vorzug dieses Einakters aus, der zum
orium zeich¬
geistreich Amüsantesten gehört, was Schnitzler ge¬
schrieben hat.
Mizzi,
Vorzüglich war in dieser Aufführung vor allem
finer pracht¬
Herr Danegger als Graf Pazmandy; das lag ihm
Kreise, deren
vortrefflich, und so gab er sein Bestes. Recht distin¬
enau kennt.
guiert war der Fürst Egon des Herrn Thomas. Frl.
ein beson¬
Klarenburg (Loio) verstand hübsch zu plauschen; Frl.
2
Prenzen von
Aume Reiter ist eine etwas kühle und physiognomie¬
d, und wie
lose Mizzi, bei vollendetem äußerm Anstand. Herr
su
en versteht.
Modes war ein netter Philipp (der nachträglich le¬
und Titel, gitimierte Sohn des Fürsten und der. im Dunkel 1
Telephon 12.801.
1
„OBSERVER“
l.österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
10
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ken und ergreifen hieß, machte einen tiefen
Vertretungen
Eindruck; nicht minder Herr Marlitz, der die
resignierte Würde des Sterbenden mit Meister¬
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
schaft zum Ausdruck brachte. Dem frostigen,
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
inhaltslosen Charatter des erfolgreichen Dich¬
Paris Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
ters Weihgast wurde Herr Nonnenbruch
(Quellenengabe ohne Gewähr).
bestens gerecht. Frau v. Volmerstein gab
die nicht völlig unwichtige Rolle der Wärterin
Ausschnitt aus ic.
mit Wärme und Geschick. Die beiden Aerzte
Schweizerische Handelszeitung
(Herr Rau und Herr Mill) waren recht
vom:23 17. 1300
Zürich
unbedeutend. Die Anhäufung von Heiligen¬
bildern im Krankenzimmer ist auch für öster¬
reichische Verhältnisse übertrieben.
In
= Pfauentheater. (Schnitzler=Abeng:
„Comtesse Mizzi“ lieferte die Regie dagegen
Die letzten Masken
Comtesse Mizzi). In
in dem Pazmandyschen Garten ein an sich
leichter, ungezwungener Sprache und frei von
schon fesselndes Bühnenbild. Herr Daneg¬
jedem Pathos, ergreifende Tragik und beißende
ger schuf in dem Grafen eine prachtvolle,
Satire dichterisch darzustellen, ohne jedes Pha¬
humordurchtränkte Figur; der magyarisch¬
risäertum, mit weitgehender Aufrichtigkeit des
deutsche Dialekt gelang ihm meisterlich, ohne
Ausdruckes, die Hand in die Wunden der Ge¬
übermäßig zu karrikieren. Vielleicht wäre eine
sellschaft zu legen, das haben wenige Dichter
andere Toilette als der schlechtsitzende schwarze
in solcher Vollkommenheit vermocht, wie Ar¬
Rock angebracht gewesen. Herrn Thomas'
tur Schnitzler, und wer weit genug über den
Fürst Egon hätte, so wie er war, getrost
#ererbten und konstruierten Vorurteilen der Zeit
auf der Fürstenbank des österreichischen Herren¬
steht, wird einen Schnitzler=Abend immer als
hauses Platz nehmen dürfen, ohne dort fremd
einen erlesenen Genuß für Seele und Herz
zu erscheinen; schade, daß er den hier doch
erachten dürfen, besonders, wenn diesem tief¬
ziemlich obligaten österreichischen Dialekt nicht
gründigen Geiste, der im schlichten Alltags¬
spricht; doch tat dies der hohen Distink¬
gewande vor uns tritt, eine so würdige In¬
tion seiner Darstellung keinen Eintrag. Recht
terpretation zu Teil wird, wie es von dieser
frisch und natürlich gab Herr Modes den
Vorstellung mit herzlicher Freude gesagt wer¬
Philipp; auch hier hätte die Toilette ge¬
den kann. In „Die letzten Masken“ waren
wählter sein dürfen. Recht gut war der Was¬
die Hauptrollen: der mit allem Optimismus
ner des Herrn Moser; die komische Misch¬
des schwer Lungenkranken ausgestattete Pro¬
ung von Unterwürfigkeit und Fiakernoblesse
vinzler unter Jackwert durch Herrn Wünsch¬
gelang ihm ausgezeichnet. Von den Damen
mann, der dem Tode ins Auge sehende
verdient Frl. Reiter (Mizzi) vollste An¬
Schriftsteller Rademacher durch Herrn Mar¬
erkennung.
Die Figur der lebenserfahrenen
litz besetzt. Die schlichte Art, in der Herr
Genießerin, die trotz ihrer etwas lichtscheuen
Wünschmann diese Figur für sich selbst wir= Vergangenheit und Gegenwart Aristokratin
Ganen
box 26/1
in Erscheinung und Geste bleibt, erschien pracht¬
voll herausgearbeitet. Nur die Frifur war un¬
angebracht; eine solche Haartracht à la Preis¬
frisieren tragen die österreichischen Adelsda¬
men nicht, selbst nicht die ungarischen. Frl.
Klarenburg gab der Lolo die nötige
Mischung von Haltung, Gutmütigkeit und
Leichtsinn und sah, wie Frl. Reiter, vorzüg¬
lich aus. Das Stück war brillant studiert
und keines der unzähligen Mots, die in ihrer
Gesamtheit eine beißende Satire auf die
Fadenscheinigkeit der aristokratischen Welt sind.
ging verloren. Das ausverkaufte Haus un¬
terhielt sich ausgezeichnet. (
SMA
§ .
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Konte#se Miz1oder der Fan ientag
re Dinge sa¬
was den Grafen mit seiner Tochter und den Fürsten
bleibenden, Komtesse). Um die Nebenrollen des Was¬
Generalprobe
von der Lolo Langhuber und dem schmucken, glatten
ner, Prof. Windhofer, des Gärtners und Dieners
pitalgenossen
Fiakerhalter, dessen Ebefrau sie auf ihre gealterten
machten sich die Herren Moser, Koch, Grüner und
Tage hin wird, unterscheidet. An Ordinärheit der
Springer verdient.
sich und sei¬
Lebensauffassung und der Bedürfnisse sind sie durch¬
Es ist zu hoffen, daß dieser geistig auregende
des Wort ist
1 aus ancinander zu wagen. Das Bedauern der Gra¬
Schnitzler=Abend noch öfter seine gute Wirkung tun
.armseligen
sentochter (die vor Jahren dem Fürsten in der Stille
werde.
Sterbenden
ein Kind geschentt und auch seither ein sehr frei¬
lchern zu re¬
es Leben nicht verzichtet hat) — ihr Bedauern, die
soll Rade¬
langjährige Geliebte ihres Papa nicht eher kennen
nd Schmach¬
gelernt zu haben als in dem Augenblick, da Lolo
ch das wirk¬
eine ehrbare Chefrau wird, ist ganz ehrlich und ganz
schaffen?...
verständlich. Diese Menschen sind letzten Endes alle
miteinander verwandt.
zu schaffen,
sen?“
Schnitzler nimmt solche kecken Dinge entzückend
boten als
fein in die Hand und wird, gerade wie die guten
eerth Vorzüg¬
Franzosen, nie gemein; es ist alles in einer künst¬
ruch charat¬
lerischen Höhe gehalten, die dem literarisch empfind¬
i Sekundar¬
lichen Hörer von vornherein Vergnügen bereitet. Wie
Mill —wa¬
dann in der Komtesse Mizzi zoder: Der Familien¬
sein war die
tag der Ton der Salire durchgehalten ist, das macht
.Mehrmals
einen weitern Vorzug dieses Einakters aus, der zum
orium zeich¬
geistreich Amüsantesten gehört, was Schnitzler ge¬
schrieben hat.
Mizzi,
Vorzüglich war in dieser Aufführung vor allem
finer pracht¬
Herr Danegger als Graf Pazmandy; das lag ihm
Kreise, deren
vortrefflich, und so gab er sein Bestes. Recht distin¬
enau kennt.
guiert war der Fürst Egon des Herrn Thomas. Frl.
ein beson¬
Klarenburg (Loio) verstand hübsch zu plauschen; Frl.
2
Prenzen von
Aume Reiter ist eine etwas kühle und physiognomie¬
d, und wie
lose Mizzi, bei vollendetem äußerm Anstand. Herr
su
en versteht.
Modes war ein netter Philipp (der nachträglich le¬
und Titel, gitimierte Sohn des Fürsten und der. im Dunkel 1
Telephon 12.801.
1
„OBSERVER“
l.österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
10
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ken und ergreifen hieß, machte einen tiefen
Vertretungen
Eindruck; nicht minder Herr Marlitz, der die
resignierte Würde des Sterbenden mit Meister¬
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
schaft zum Ausdruck brachte. Dem frostigen,
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
inhaltslosen Charatter des erfolgreichen Dich¬
Paris Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
ters Weihgast wurde Herr Nonnenbruch
(Quellenengabe ohne Gewähr).
bestens gerecht. Frau v. Volmerstein gab
die nicht völlig unwichtige Rolle der Wärterin
Ausschnitt aus ic.
mit Wärme und Geschick. Die beiden Aerzte
Schweizerische Handelszeitung
(Herr Rau und Herr Mill) waren recht
vom:23 17. 1300
Zürich
unbedeutend. Die Anhäufung von Heiligen¬
bildern im Krankenzimmer ist auch für öster¬
reichische Verhältnisse übertrieben.
In
= Pfauentheater. (Schnitzler=Abeng:
„Comtesse Mizzi“ lieferte die Regie dagegen
Die letzten Masken
Comtesse Mizzi). In
in dem Pazmandyschen Garten ein an sich
leichter, ungezwungener Sprache und frei von
schon fesselndes Bühnenbild. Herr Daneg¬
jedem Pathos, ergreifende Tragik und beißende
ger schuf in dem Grafen eine prachtvolle,
Satire dichterisch darzustellen, ohne jedes Pha¬
humordurchtränkte Figur; der magyarisch¬
risäertum, mit weitgehender Aufrichtigkeit des
deutsche Dialekt gelang ihm meisterlich, ohne
Ausdruckes, die Hand in die Wunden der Ge¬
übermäßig zu karrikieren. Vielleicht wäre eine
sellschaft zu legen, das haben wenige Dichter
andere Toilette als der schlechtsitzende schwarze
in solcher Vollkommenheit vermocht, wie Ar¬
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Fürst Egon hätte, so wie er war, getrost
#ererbten und konstruierten Vorurteilen der Zeit
auf der Fürstenbank des österreichischen Herren¬
steht, wird einen Schnitzler=Abend immer als
hauses Platz nehmen dürfen, ohne dort fremd
einen erlesenen Genuß für Seele und Herz
zu erscheinen; schade, daß er den hier doch
erachten dürfen, besonders, wenn diesem tief¬
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spricht; doch tat dies der hohen Distink¬
gewande vor uns tritt, eine so würdige In¬
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frisch und natürlich gab Herr Modes den
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Philipp; auch hier hätte die Toilette ge¬
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wählter sein dürfen. Recht gut war der Was¬
die Hauptrollen: der mit allem Optimismus
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gelang ihm ausgezeichnet. Von den Damen
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Genießerin, die trotz ihrer etwas lichtscheuen
Wünschmann diese Figur für sich selbst wir= Vergangenheit und Gegenwart Aristokratin
Ganen
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men nicht, selbst nicht die ungarischen. Frl.
Klarenburg gab der Lolo die nötige
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und keines der unzähligen Mots, die in ihrer
Gesamtheit eine beißende Satire auf die
Fadenscheinigkeit der aristokratischen Welt sind.
ging verloren. Das ausverkaufte Haus un¬
terhielt sich ausgezeichnet. (
SMA