II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 123

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21. Kontessenizzj „der der Fani lientag
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Neue Züricher Zeitung
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und was er ihm da für furchbar bittere Dinge sa=] was den Grafen mit seiner Tochter und den Fürsten ]b
gen will, das entdeckt er, gleichsam als Generalprobe
Feuilleton.
I von der Lolo Langhuber und dem schmucken, glatten n
zu dieser matabren Szene, seinem Spitalgenossen
Fiakerhalter, dessen Ebefrau sie auf ihre gealterten
mn
und Todeskollegen, dem Schauspieler Jackwerth. Und
Tage hin wird, unterscheidet. An Ordinärheit der
nun kommt Weihgast und fängt an von sich und sei¬
Theater.
Lebensauffassung und der Bedürfnisse sind sie durch¬
inen Angelegenheiten zu sorechen, und jedes Wort ist
aus aneinander zu wagen. Das Bedauern der Gra¬
PfauentheaterxSchnitler: Die letzten
die Enthüllung einer geringen, dünnen, armseligen
sentochter (die vor Jahren dem Fürsten in der Stille
Masken— o (18. Nov.)
Seele. Und diesem Menschen, der einem Sterbenden
ein Kind geschenkt und auch seither ein sehr frei¬
T. Der starke Besuch des Pfauentheaters zeigte,
gegenüber von seinen unrezensierten Büchern zu re¬
es Leben nicht verzichtet hat) — ihr Bedauern, die
daß die Aufführung einer Novität von unsern Schau¬
den die Stirn hat — diesem Menschen soll Rade¬
langjährige Geliebte ihres Papa nicht eher kennen“
spielfreunder lebhaft begrüßt wurde. Der Schiller¬
macher nun noch ein ganzes Sünden= und Schmach¬
gelernt zu haben als in dem Augenblick, da Lolo
zyklus in aben Ehren; aber unserm Repertoire ist er
register an den Kopf wersen? Lohnt sich das wirk¬
eine ehrbare Chefrau wird, ist ganz ehrlich und ganz
nicht sehr bekömmlich gewesen, indem er alle verfög¬
lich? Nein; „was hab' ich mit ihm zu schaffen? ...
verständlich. Diese Menschen sind letzten Endes alle
baren Kräfte für sich beanspruchte und der modernen
Was hat unsereiner noch mit den Leuten zu schaffen,
miteinander verwandt.
dramatischen Produktion nur noch so weit Raum
die morgen noch auf der Welt sein werden?“
Schnitzler nimmt solche kecken Dinge entzückend
ließ, als diese bereits zum einstudierten Gut gehört.
Herr Marlitz und Herr Wünschmann boten als
fein in die Hand und wird, gerade wie die guten
Daß es nun vor dem abschließenden „Tell“ doch noch
Rademacher und als Schauspieler Jackwerth Vorzüg¬
Franzosen, nie gemein; es ist alles in einer künst¬
zu dem schönen Schnitzler=Abend gereicht hat,
liches in Spiel und Rede; Herr Nonnenbruch charak¬
lerischen Höhe gehalten, die dem literarisch empfind¬
wollen wir mit besonders dankbarem Gemüt no¬
terisierte den Weihgast lebendig. Die zwei Sekundar¬
lichen Hörer von vornherein Vergnügen bereitet. Wie
ärzte dagegen — die Herren Rau und Mill —wa¬
dann in der Komtesse Mizzi zoder: Der Familien¬
„Die letzten Masken“ waren keine Neuheit
ren recht schematisch. Bei Frl. v. Volmerstein war die
tag der Ton der Satire durchgehalten ist, das macht
für Zürich. Aber gerne ist man ihnen wieder begeg¬
kleine Rolle der Wärterin gut aufgehoben. Mehrmals
einen weitern Vorzug dieses Einakters aus, der zum
net. Es sieckt nicht nur viel Geist, sondern auch viel
mußte der Vorhang sich heben; das Auditorium zeich¬
geistreich Amüsantesten gehört, was Schnitzler ge¬
gute Weisheit in diesem Einakter; das Weiseste ist
nete die guten Leistungen dankbar aus.
schrieben hat.
die Einsicht, wie doch vor der ernsten Majestät des
Die einaktige Komödie Komtesse Mizzi,
Vorzüglich war in dieser Aufführung vor allem
Todes die kleinen Eitelkeiten und Ambitionen und
eine neueste Arbeit des Wieners, ist von einer pracht¬
Herr Danegger als Graf Pazmandy; das lag ihm
all die Glücks= und Erfolgsjagd und all der ersehnte
voll lachenden Satire auf gewisse adlige Kreise, deren
vortrefflich, und so gab er sein Bestes. Recht distin¬
Tagesruhm elende Nichtigterten sind nicht wert,
Sitten, resp. Unsitten Schnitzler gar genau kennt.
guiert war der Fürst Egon des Herrn Thomas. Frl.
daß man ihnen auch nur den kleinsten Gedanken wid¬
Dem Dichter des „Reigen“ macht es hier ein beson¬
Klarenburg (Loio) verstand hübsch zu plauschen; Frl.
me. Sein aufgesammeltes Gift möchte der im Leben
deres Vergnügen, aufzudecken, wie die Grenzen von
Anme Reiter ist eine etwas kühle und physiognomie¬
überall zu kurz gekommene Journalist Rademacher
Welt und Halbwelt höchst schwankende sind, und wie
lose Mizzi, bei vollendetem äußerm Anstand. Herr
noch ter dem Sterben seinem von Fortunen empor¬
gut man sich im Grunde hüben und drüben versteht.
Modes war ein netter Philipp (der nachträglich le¬
getragenen Kollegen Weihgast ins Gesicht spritzen, Es ist eigentlich nur der äußere Rang und Titel, gitimierte Sohn des Fürsten und der, im Dunkel