der Thora selbst betohlen: „Du sollst aus¬
jen Menschen aus seinem Volke!“ — Wenn
as Unkraut wuchert, was tut sein Besitzer,
nicht die Reben ersticken? Rabotai! Es ist
berg Israels zu roden! Hatte das Synhedrion
cht über Leben und Tod? Nun, der Vier¬
für unsere Zeit dasselbe, was das Synhedrion
nd wer ich meine, Reb Lipman Oser.
nihn legen?
laßt meine Sache sein!
ie zu sich selbst): Und wenn .. und wenn
ler Moschiach ist?
anderen: Um Gottes willen! Was sagt Reb
a: Habt ihr das gehört?)
bi Nehemia! Wir verbieten Euer Ehrwürden,
ur zu denken!
WWenn das Kalb der Kuh nachläuft, geschicht
Es die Milch im Euter wittert? Wenn Israel
t
für Tüfteleien! Was ist Euch in den Kopf
Zeit des Moschiach ist noch nicht gekommen.
Aber die Wehen seiner Zeit haben schon
ckt die Augen mit der Hland.) Ich sche die
ärtvrer in den Wäldern ... und auf den
Felshängen.. in den Flußläufen ... auf
Kann es delin sein, daß es keine Barm¬
oben gibt ... daß der Himmel nicht ant¬
Thora es doch lehrt? Können denn all
gesetzt haben —
und nichts wird ge¬
laubst du wirklich, Reb Nehemia, daß aus¬
las Geschlecht des Moschiach sind
Dieser? ., Jener?
n er der Moschiach ist, sagt, warum zweifle
t gesagt! Das erste Zeichen für den wahren
ch gerade, daß alle an ihn glauben, daß
veifel gibt.
hweigtSo schweigt doch!!... Wie gut
daß euch die Wahrheit so sehnenklar vor
Aber ich, Nehemia! Was soll Nehemia tun
m Fieber zwischen Glauben und Zweifel
vird? Wenn jener der Moschiach ist —
e ich denn dann? Und wenn er nur ein
arum lechzt mein Herz dann so danach, an
nnen? Vater im Himmel, Tag für Tag
Moschiach erwartet denn da sind doch
Zeit, die Dein Wahrwort verkündet hat,
agen Deines heiligen Sohars haben sich
dnun, da einer erstanden ist, dem die
Glauben anhängen, warum will da der
Andhalten im Herzen Deines Knechtes
nist dieser Nehemia geringer als jene
ierer, denen voller Glaube gegeben ist.
kel mich das Rechte schauen, o Schöpfer
sein Haupt und verharrt schweigend. Plötzlich
Mh auf):
d Lehrer! Rabbanim und Parnessim! Im
des Vier-Länder-Rates bin ich entschlossen
hem zu gehen!
a! Du willst zu diesem Frevier?
, ich werde gehen! Ich will seine Seele
nrube.)
Lügner und Betrüger ist, ein Stiefvater
er nicht sein stolzer Hirsch ist, sondern
if im Schafspelz dann!
dann!!
Nägeln wird Nehemia das Lamm Israel
les Wolfes reißen! Ich will seine Seele
iferstehung ihm je wird heifen können
arüber meinen Anteil an jener Welt.
ausgelöscht, wenn ich mein Volk nicht
1 seines Mörders.
ur Wand und betet):
Es sei Dein Wille, daß Nehemia nicht
Betrüger finden soll, sondern den wahren
Ihre Bücher
von der
Indlung am Zoo
Fritz Ring
k, Joachimsthaler Straße 43-44
der lidischen Gemeinde
Zusendung uach allen Stadtteilen
Preiten beneit dene. In e e 1en en 1en e 1 1. 1ene Penerstenet vernen 19.
Leup) — Fürst Edop Rovenstein (Fritz Wisten)
zu setzen, hätte man damals seinen Einakter „Literatur“ ein¬
setzen sollen, und das Publikum hätte sich damit vergnügen
können, die Behandlung eines sehr ähnlichen Stoffes zu ver¬
gleichen, wie sie sich sehr unterschiedlich aus dem Paris des
Barock und einige Jahrhunderte später aus dem Wien der
Dekadenz ergeben hat.
Diesmal gab es eine einaktige Komödie und einen Dialog
aus der frühen Sammlung „Anatol“, der Lustspiel genannt
wurde und der noch eher die Bezeichnung Schwank verdient
hätte. Das eine ist ein Ding zum Lächeln mit einiger Gelegen¬
heit zum Lachen, das andere mit einiger Gelegenheit zum
Lächeln eine offene Aufforderung zum Lachen, wovon auch
herzhaft Gebrauch gemacht wurde. Wir können also eine halbe
S
Stunde unbedenklich lustig sein.
Arthur Schnitzler ist gleich Hofmannsthal und Beer-Hof¬
mann, der dann den Weg zum Zionismus ifand, aus sehr
bequemen oder sicheren Lebensverhältnissen hervorgegangen;
es geschah in Wien wie hundert Jahre früher in Berlin, zur
Zeit der Felix Mendelssohn und Meyerbeer, der Michael
Beer und Ludwig Robert, daß das Judentum in stark einge¬
pflanzten und schon patrizisch gewordenen Familien eine
2
fruchtbare Mischung von Besitz und Talent hervorbrachte.
Alle diese Dichter sind leidenschaftliche Wiener gewesen und
Abschiedssouper; von links nach rechts: Mar (Martin Bra
ebenso sehr Altösterreicher geworden. Schnitzler selbst hat
— Annie (Jennp Schaffer-Bernstein) — Anatol (Fritz Wir
sich nur zweimal mit Problemen des Juden¬
Fotes: J. A
tums beschäftigt, einmal mit dem großen Roman, durch den
er keinen „Weg ins Freie“ fand, dann durch den „Professor
entstandene Lücke ohne weiteres ausfüllen können, mit
Bernhardi“, der als eine sehr männliche, besonders frauen¬
Vorbchalt allerciigs, das die Schauspielerische Täti=keit
lose Satire vielleicht zäher leben wird als alle die Stücke,
ses ergiebigen (und erfahrenen Darstellers keine Verkün
rung erfährt.
die er seiner Hauptentdeckung, den Wiener süßen Mädels
Arthur Eloe
—und anderen Liebeleien gewidmet hat.
Diese „Komteß Mizzi“ hat Schnitzler mit fünfund¬
vierzig Jahren herausgegeben, also in einem Lebensalter, in
Stuart Wehbs' letzte Rolle. Aus Prag wird uns gesch
dem der moderne Dramatiker nach einem verhängnisvollen
ben: Es wußte, zuerst niemand davon. Bis die Lokol—zk
Gesetz den ersten frischen Impetus verloren hat, ohne ihn im
der Prager Zeitungen unter den Dutzenden von rodest
Umgang mit der Bühne gegen eine gesteigerté Sicherheit ein¬
der offiziellen Polizeikorrespondenz den Namen Ernst
zutauschen. Dieser Dichter war eine Ausnahme; er hatte das
cher herausfischten, den man in einem Hotel in der Alts
weichste Handgelenk und erhielt sich am längsten die Fähig¬
tot aufgefunden hatte. In einem kleinen, engen Zimmerd
keit, überhaupt Stücke fertigzumachen. Wi-ein sind in die¬
an einer Straße gelegen, die weit ab von den Bahnen
sem nicht umfangreichen Gewebe verschiete-s Schicksale zu¬
Ruhmes war. Die Träger, die den Toten im „Institut
sammengefädelt, die vielleicht nur den einensNachteil haben,
gerichtliche Medizin“ aufbahrten, wußten nicht, wen sie
daß sie uns so von Herzen nichts mehr argehen. An die¬
auf den kalten Seziertisch legten. Aber die ganze
sem Familientag, wie der Untertitel ironisch sagt, nimmt der
Schar der Kinobesucher wird sich an diesen Mann erinn
„Graf“ von seiner bis dahin treuen Liebsten Abschied, einem
der sie in der Jugend begeistert hatte. Den Namen H
solider gewordenen süßen Mädel, das sich wiederum einen
Reicher kennen nur wenige aber der Name Stu
Fiaker als treuen Gefährten für einen gesetzten Lebensnach¬
Webbs ist schon eher geläufig. Er war der erste
mittag vorstellt. Der „Fürst“ stellt dem alten gräflichen Freund
deutscher Detektivfilme, und Ernst Reicher war sein
seinen natürlichen, seinen sehr natürlichen; weil eben sieb¬
steller. Eine große Serie spannender Kriminalgeschichten
zehnjährigen Sohn vor, als dessen heimliche Mutter wir das
komplizierter, abenteuerlicher und aufregender Verwick
reife Mädchen Mizzi entdecken. Und diese entläßt ihren letz¬
gen, aus denen sich Webbs stets im letzten Augenblick
ten Liebhaber, um sich für späte Freuden als Mutter und
überraschender Bravour herauszuziehen vermochte, ist
Gattin freizumachen.
Millionen von Zuschauern vorbeigeflimmert. Sein letzter
Kein Leser ist so lumpig, daß er nicht von High Life
„Der Schuß im Panzergewölbe“ war zugleich der gr#
etwas hören will. So sagte der ehrwürdige Oliver Gold¬
Ertolg. Dann erwischte Reicher das Schicksal. Anerkannt
smith. Dies beiseite — ein Vergnügen, das bei Schnitzler nie
reich war er nicht nur Rennstallbesitzer in Berlin gewes
ausläßt, ist es, ihn zu hören diesen beziehungsreichen, sanft
sondern auch ein begeisterter Automobilist. Eines Tages
einwickelnden, mit Pointen bestickten Dialog, von dem das
unglückte er mit seinem Rennwagen und wurde erst n
Publikum allerdings noch mehr Genuß gehabt hätte, wenn
langem Krankenlager als geheilt entlassen. Freilich: er hi
er von der Regie Dr. Jeßners pfleglicher behandelt worden
drei Viertel seines Gehörs verloren. Ungefähr zur gleich
wäre. Besonders was Komteß Mizzi selbst zu ihrer etwas
Zeit kam der Tonfilm auf. Nun war es mit Reichers Fi
schwierigen Rechtfertigung zu sagen hatte, blieb sehr im
karriere aus. Später übersiedelte Reicher, der Jude war, n
Dunklen; es war der Spielleitung nicht gelungen, Jenny Bern¬
Prag. Der hünenhafte, hoch in den Vierzigern Stehen
stein-Schaffer, die doch sehr viel für die Rolle mit¬
wanderte nun, ein Schatten seines früheren Ruhms, als W
bringt, aus einer gewissen Verkrampftheit zu einem freien
sicherungsagent durch fremde Straßen und Büros und
Spiel und einer klaren Sprache zu bringen. Dazu ein gräflicher
froh, wenn er auf dem Prager Filmhügee, dem Barrand
Vater, den man als das unschuldige Opfer einer Fehlbesetzung
irgendeine kleine Statistenrolle bekommen konnte. Wie strah
beklagen muß. Wenn dieser neue und sehr junge Herr Arthur
er, als er kürzlich in Duviviers „Golem“ eine Rede v
Devin eine Bestimmung hat, so ist es ganz gewiß nicht die,
stummer Gestikulation halten durfte. Wenn es auch
sich älteren österreichischen Aristokraten zu widmen, Sein
tröstlicher Gegensatz war der verspätete fürstliche Freier,
wenige Sekunden waren, wieder einmal waren wenigste
der durch seinen jungen Sohn um die- grheice Mutter wirbt.
Lampen und Scheinwerfer zur Großaufnahme auf ihn
Fritz Wisten hat dazu die natürliche Liebensu Teit und
richtet. Aber als dann der Film gezeigt wurde, da war di#
Lebensfarbe, vor allem die Treuherzigkeit,elie
Szene mit vielen anderen dem Schnitt des Cutters zu
genug
auch ihre eigene Naivität spielen läßt. So v.
Opfer gefallen. Nun ist der Einundfünfzigjährige zwisch
er Sieb¬
zehnjährige, der eben adoptierte und sche
den grauen Taneten eines fremden Hotelzimmers gestorbe
raditions-
volle Philipp ein sehr natürlicher Sohn von
Den gleichen Tod wie der andere Hauptdarsteller sein
ch anmuti¬
ger Keckheit; es offenbart sich immer mi
daß in dem
Filme, Max Landa, dessen Name nun auch schon längst ve
verflossenen Heldenspicier Ernst Lennart ei „furchaus zum
schollen ist.
Ernst Reicher war übrigens der Sohn d
Humoristen bestimmter José Ernesto Lewy verborgen war.
berühmten Otto Brahms-Schauspielers Emanuel Reiche
Ein Vergnügen zum Schluß war noch von+ Hy Kann die
m.
Lolo Langhüber, die vom Grafen zu ihrem““ ker übergeht.
ein sommerlich reifes Frauenzimmer und gal 1900 schon
durch die stilvolle Art, mit der sie ihren Sonnerhirm,han¬
Berichtigung. In dem Bericht unserer Warschauer Korr
Rpondenten „Devisensperre in Polen“ in Nr. 36 war ein sim
tierte. Das Stück fand wie auch bei früheren Aufnangen einen
freundlichen Beifall, den Dr. Jeßner als Abschiedsgruß vom
fentstellender Druckfehler enthalten. Es muß im 2. Absa
Kulturbund nach Bern mitnehmen kann, wo wir ihm eine
(richtig heißen: „Man horcht auf, verfolgt die Ereignisse m
gedeihliche Tätigkeit wünschen.
großer Spannung, man ist sich aber des Unterschiedes kla
zwischen den antijüdischen Ausschreitungen hier und
Die Anatol-Dialoge, aus denen das „Abschieds¬
Palästina.“
souper“ entnommen ist, hat der gerade dem Gymnasium
entwachsene Hugo von Hofmannsthal mit den enthusiastischen.
Versen begrüßt: „Frühgereift und zart und traurig, die Ko¬
mödie unserer Seele unseres Fühlens Heut und Gestern,
LUGANO PARKHOTEL AM SE
böser Dinge glatte Formel ...“ Die ganze Wiener Literatur,
am Fin de siecle hauptsächlich von jüdischen Talenten besorgt,
Das kultivjerte Haus der guten Kreis
Mniiiiinmiimmmmmmnmmntnum
war eine höchst unvorhergeschene Ueberraschung. Die litera¬
Hlustr. Presp. kostenlos, Fam. Zähringe
jen Menschen aus seinem Volke!“ — Wenn
as Unkraut wuchert, was tut sein Besitzer,
nicht die Reben ersticken? Rabotai! Es ist
berg Israels zu roden! Hatte das Synhedrion
cht über Leben und Tod? Nun, der Vier¬
für unsere Zeit dasselbe, was das Synhedrion
nd wer ich meine, Reb Lipman Oser.
nihn legen?
laßt meine Sache sein!
ie zu sich selbst): Und wenn .. und wenn
ler Moschiach ist?
anderen: Um Gottes willen! Was sagt Reb
a: Habt ihr das gehört?)
bi Nehemia! Wir verbieten Euer Ehrwürden,
ur zu denken!
WWenn das Kalb der Kuh nachläuft, geschicht
Es die Milch im Euter wittert? Wenn Israel
t
für Tüfteleien! Was ist Euch in den Kopf
Zeit des Moschiach ist noch nicht gekommen.
Aber die Wehen seiner Zeit haben schon
ckt die Augen mit der Hland.) Ich sche die
ärtvrer in den Wäldern ... und auf den
Felshängen.. in den Flußläufen ... auf
Kann es delin sein, daß es keine Barm¬
oben gibt ... daß der Himmel nicht ant¬
Thora es doch lehrt? Können denn all
gesetzt haben —
und nichts wird ge¬
laubst du wirklich, Reb Nehemia, daß aus¬
las Geschlecht des Moschiach sind
Dieser? ., Jener?
n er der Moschiach ist, sagt, warum zweifle
t gesagt! Das erste Zeichen für den wahren
ch gerade, daß alle an ihn glauben, daß
veifel gibt.
hweigtSo schweigt doch!!... Wie gut
daß euch die Wahrheit so sehnenklar vor
Aber ich, Nehemia! Was soll Nehemia tun
m Fieber zwischen Glauben und Zweifel
vird? Wenn jener der Moschiach ist —
e ich denn dann? Und wenn er nur ein
arum lechzt mein Herz dann so danach, an
nnen? Vater im Himmel, Tag für Tag
Moschiach erwartet denn da sind doch
Zeit, die Dein Wahrwort verkündet hat,
agen Deines heiligen Sohars haben sich
dnun, da einer erstanden ist, dem die
Glauben anhängen, warum will da der
Andhalten im Herzen Deines Knechtes
nist dieser Nehemia geringer als jene
ierer, denen voller Glaube gegeben ist.
kel mich das Rechte schauen, o Schöpfer
sein Haupt und verharrt schweigend. Plötzlich
Mh auf):
d Lehrer! Rabbanim und Parnessim! Im
des Vier-Länder-Rates bin ich entschlossen
hem zu gehen!
a! Du willst zu diesem Frevier?
, ich werde gehen! Ich will seine Seele
nrube.)
Lügner und Betrüger ist, ein Stiefvater
er nicht sein stolzer Hirsch ist, sondern
if im Schafspelz dann!
dann!!
Nägeln wird Nehemia das Lamm Israel
les Wolfes reißen! Ich will seine Seele
iferstehung ihm je wird heifen können
arüber meinen Anteil an jener Welt.
ausgelöscht, wenn ich mein Volk nicht
1 seines Mörders.
ur Wand und betet):
Es sei Dein Wille, daß Nehemia nicht
Betrüger finden soll, sondern den wahren
Ihre Bücher
von der
Indlung am Zoo
Fritz Ring
k, Joachimsthaler Straße 43-44
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Zusendung uach allen Stadtteilen
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zu setzen, hätte man damals seinen Einakter „Literatur“ ein¬
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gleichen, wie sie sich sehr unterschiedlich aus dem Paris des
Barock und einige Jahrhunderte später aus dem Wien der
Dekadenz ergeben hat.
Diesmal gab es eine einaktige Komödie und einen Dialog
aus der frühen Sammlung „Anatol“, der Lustspiel genannt
wurde und der noch eher die Bezeichnung Schwank verdient
hätte. Das eine ist ein Ding zum Lächeln mit einiger Gelegen¬
heit zum Lachen, das andere mit einiger Gelegenheit zum
Lächeln eine offene Aufforderung zum Lachen, wovon auch
herzhaft Gebrauch gemacht wurde. Wir können also eine halbe
S
Stunde unbedenklich lustig sein.
Arthur Schnitzler ist gleich Hofmannsthal und Beer-Hof¬
mann, der dann den Weg zum Zionismus ifand, aus sehr
bequemen oder sicheren Lebensverhältnissen hervorgegangen;
es geschah in Wien wie hundert Jahre früher in Berlin, zur
Zeit der Felix Mendelssohn und Meyerbeer, der Michael
Beer und Ludwig Robert, daß das Judentum in stark einge¬
pflanzten und schon patrizisch gewordenen Familien eine
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fruchtbare Mischung von Besitz und Talent hervorbrachte.
Alle diese Dichter sind leidenschaftliche Wiener gewesen und
Abschiedssouper; von links nach rechts: Mar (Martin Bra
ebenso sehr Altösterreicher geworden. Schnitzler selbst hat
— Annie (Jennp Schaffer-Bernstein) — Anatol (Fritz Wir
sich nur zweimal mit Problemen des Juden¬
Fotes: J. A
tums beschäftigt, einmal mit dem großen Roman, durch den
er keinen „Weg ins Freie“ fand, dann durch den „Professor
entstandene Lücke ohne weiteres ausfüllen können, mit
Bernhardi“, der als eine sehr männliche, besonders frauen¬
Vorbchalt allerciigs, das die Schauspielerische Täti=keit
lose Satire vielleicht zäher leben wird als alle die Stücke,
ses ergiebigen (und erfahrenen Darstellers keine Verkün
rung erfährt.
die er seiner Hauptentdeckung, den Wiener süßen Mädels
Arthur Eloe
—und anderen Liebeleien gewidmet hat.
Diese „Komteß Mizzi“ hat Schnitzler mit fünfund¬
vierzig Jahren herausgegeben, also in einem Lebensalter, in
Stuart Wehbs' letzte Rolle. Aus Prag wird uns gesch
dem der moderne Dramatiker nach einem verhängnisvollen
ben: Es wußte, zuerst niemand davon. Bis die Lokol—zk
Gesetz den ersten frischen Impetus verloren hat, ohne ihn im
der Prager Zeitungen unter den Dutzenden von rodest
Umgang mit der Bühne gegen eine gesteigerté Sicherheit ein¬
der offiziellen Polizeikorrespondenz den Namen Ernst
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weichste Handgelenk und erhielt sich am längsten die Fähig¬
tot aufgefunden hatte. In einem kleinen, engen Zimmerd
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an einer Straße gelegen, die weit ab von den Bahnen
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auf den kalten Seziertisch legten. Aber die ganze
sem Familientag, wie der Untertitel ironisch sagt, nimmt der
Schar der Kinobesucher wird sich an diesen Mann erinn
„Graf“ von seiner bis dahin treuen Liebsten Abschied, einem
der sie in der Jugend begeistert hatte. Den Namen H
solider gewordenen süßen Mädel, das sich wiederum einen
Reicher kennen nur wenige aber der Name Stu
Fiaker als treuen Gefährten für einen gesetzten Lebensnach¬
Webbs ist schon eher geläufig. Er war der erste
mittag vorstellt. Der „Fürst“ stellt dem alten gräflichen Freund
deutscher Detektivfilme, und Ernst Reicher war sein
seinen natürlichen, seinen sehr natürlichen; weil eben sieb¬
steller. Eine große Serie spannender Kriminalgeschichten
zehnjährigen Sohn vor, als dessen heimliche Mutter wir das
komplizierter, abenteuerlicher und aufregender Verwick
reife Mädchen Mizzi entdecken. Und diese entläßt ihren letz¬
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überraschender Bravour herauszuziehen vermochte, ist
Gattin freizumachen.
Millionen von Zuschauern vorbeigeflimmert. Sein letzter
Kein Leser ist so lumpig, daß er nicht von High Life
„Der Schuß im Panzergewölbe“ war zugleich der gr#
etwas hören will. So sagte der ehrwürdige Oliver Gold¬
Ertolg. Dann erwischte Reicher das Schicksal. Anerkannt
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ausläßt, ist es, ihn zu hören diesen beziehungsreichen, sanft
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einwickelnden, mit Pointen bestickten Dialog, von dem das
unglückte er mit seinem Rennwagen und wurde erst n
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langem Krankenlager als geheilt entlassen. Freilich: er hi
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drei Viertel seines Gehörs verloren. Ungefähr zur gleich
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Dunklen; es war der Spielleitung nicht gelungen, Jenny Bern¬
Prag. Der hünenhafte, hoch in den Vierzigern Stehen
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wanderte nun, ein Schatten seines früheren Ruhms, als W
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sicherungsagent durch fremde Straßen und Büros und
Spiel und einer klaren Sprache zu bringen. Dazu ein gräflicher
froh, wenn er auf dem Prager Filmhügee, dem Barrand
Vater, den man als das unschuldige Opfer einer Fehlbesetzung
irgendeine kleine Statistenrolle bekommen konnte. Wie strah
beklagen muß. Wenn dieser neue und sehr junge Herr Arthur
er, als er kürzlich in Duviviers „Golem“ eine Rede v
Devin eine Bestimmung hat, so ist es ganz gewiß nicht die,
stummer Gestikulation halten durfte. Wenn es auch
sich älteren österreichischen Aristokraten zu widmen, Sein
tröstlicher Gegensatz war der verspätete fürstliche Freier,
wenige Sekunden waren, wieder einmal waren wenigste
der durch seinen jungen Sohn um die- grheice Mutter wirbt.
Lampen und Scheinwerfer zur Großaufnahme auf ihn
Fritz Wisten hat dazu die natürliche Liebensu Teit und
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auch ihre eigene Naivität spielen läßt. So v.
Opfer gefallen. Nun ist der Einundfünfzigjährige zwisch
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zehnjährige, der eben adoptierte und sche
den grauen Taneten eines fremden Hotelzimmers gestorbe
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volle Philipp ein sehr natürlicher Sohn von
Den gleichen Tod wie der andere Hauptdarsteller sein
ch anmuti¬
ger Keckheit; es offenbart sich immer mi
daß in dem
Filme, Max Landa, dessen Name nun auch schon längst ve
verflossenen Heldenspicier Ernst Lennart ei „furchaus zum
schollen ist.
Ernst Reicher war übrigens der Sohn d
Humoristen bestimmter José Ernesto Lewy verborgen war.
berühmten Otto Brahms-Schauspielers Emanuel Reiche
Ein Vergnügen zum Schluß war noch von+ Hy Kann die
m.
Lolo Langhüber, die vom Grafen zu ihrem““ ker übergeht.
ein sommerlich reifes Frauenzimmer und gal 1900 schon
durch die stilvolle Art, mit der sie ihren Sonnerhirm,han¬
Berichtigung. In dem Bericht unserer Warschauer Korr
Rpondenten „Devisensperre in Polen“ in Nr. 36 war ein sim
tierte. Das Stück fand wie auch bei früheren Aufnangen einen
freundlichen Beifall, den Dr. Jeßner als Abschiedsgruß vom
fentstellender Druckfehler enthalten. Es muß im 2. Absa
Kulturbund nach Bern mitnehmen kann, wo wir ihm eine
(richtig heißen: „Man horcht auf, verfolgt die Ereignisse m
gedeihliche Tätigkeit wünschen.
großer Spannung, man ist sich aber des Unterschiedes kla
zwischen den antijüdischen Ausschreitungen hier und
Die Anatol-Dialoge, aus denen das „Abschieds¬
Palästina.“
souper“ entnommen ist, hat der gerade dem Gymnasium
entwachsene Hugo von Hofmannsthal mit den enthusiastischen.
Versen begrüßt: „Frühgereift und zart und traurig, die Ko¬
mödie unserer Seele unseres Fühlens Heut und Gestern,
LUGANO PARKHOTEL AM SE
böser Dinge glatte Formel ...“ Die ganze Wiener Literatur,
am Fin de siecle hauptsächlich von jüdischen Talenten besorgt,
Das kultivjerte Haus der guten Kreis
Mniiiiinmiimmmmmmnmmntnum
war eine höchst unvorhergeschene Ueberraschung. Die litera¬
Hlustr. Presp. kostenlos, Fam. Zähringe