II, Theaterstücke 21, Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 304

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gegen den Schachzug des einftigen Gellebten, schließlich Gher wird ihie! Eploden verarbeite
Straßburger Stadttheater. (%
in Berlin; störend
Mutterliebe doch lebendig, und Schnitzler läßt den berühigten Hörer
De
Ein Einakter=Abend.
künstlerischen Wert
hoffen, daß auch in diesem Falle die „alte Liebe nicht rostet und die
auf das possenhafte
K. S. Straßburg, 28. Dezeinber.
junge Durchlaucht die ihm von Rechtswegen gehörenden Eltern er¬
einige Stockungen
halten wird. Graf Pazuandy dagegen muß auf die nette
Einen lustigen Abend mit grundverschiebenen Melodien, die in ihrem
war Direktor Wil
Lolo, endgültig verzichten. Zwar kommt auch sie noch
künstlerischen Wert allerdings sehr ungleichartig waren, hat die Theater¬
Heinrich derb, laut
einmal zu ihm, an der Parkmauer aber wartet ihr Bräutigam
leitung den Schausplelfreunden gestern als Entschädigung für den
Dichter hatte gute
zur Fahrt ins Standesamt, und der Herr Graf kann gar nichts Besseres
Ausfall während der Weihnachtstage — zwei Opern und Flunkerli! —
darauf sein, daß se
kun, als der Scheidenden die Hand zu küssen und ihr wehmutsvoll
bereitet. An erster Stelle in der Reihe wie der literarischen Bedeutung
zur Grimasse wird
Glück zu wünschen. Das alles und anderes zieht, wie gesagt, in ab¬
Inach stand Arther Schuitzlers Ferliche Satire „Komteß Mizzi“ mit
Fahrige vermeiden.
getönten Bildern vorüber. Der Dichter vermeidet jede allzugroße
dem necge „Der Familientag“. Schnitzlers
Fräulein Langfel
Deutlichkeit, indem er durch seine Worte uns mehr fühlen läßt als
Art der Unterhaltung ist bekanßt. Er ist ein geistreicher, immer an¬
Der Schluß des
mit Worten ausspricht, was auf dem schwanken Grund menschlicher
mutiger und dabei dezenter Dramatiker, der die pikantesten Stoffe, in
komödie „Die M
Seelenregungen da vor sich geht. Unter den Darstellern interessierte
deren Auffindung er Meister ist, mit wirklicher Noblesse zu behandeln
diesem Werkchen ein
am stärksten Gustav Schmidt, der den Grafen Pazmandy mit großer
weiß und etwaige Schärfen mit einer gewissen sanften Melancholie um¬
gewisser Regierungs
Natürlichkeit, im Stil eines immer heiter gestimmten Viveurs verkörperte.
—kleidet, sodaß selbst das feinere Ohr durch sie nicht verletzt wird.
Volke“ sich beliebt
Auch Frau Schönemann=Heuberger in der Rolle der Mizzi wurde
In der liebenswürdigen Komödie „Komteß Mizzi“ führt er —
Ein Bezirksamtmal
der vornehm=andentenden Kunst Schnitzlers gerecht; nur hätte man dem
freilich mehr interessant als lebenswahr — eine höchst seltsame aristo¬
der Verdienstmedal
Charakterbild dieser willenskräftigen Aristokratin manchmal einige
kratische Gesellschaft war, in der das Liebesleben der einzelnen Mit¬
Fest so geschickt
energischere Linien gewünscht. Herrn Ernsts Fürst Ravenstein blieb
gliedes wunderliche Blüten und Früchte getrieben hat. Da ist die Kom¬
Regierungsdirektor
an der Oberfläche. In seinem Spiel, das wenig Persönliches hatte,
—teß Mizzi selbst, eine nun schon erfahrene und in manchem Abentener
Regierung und Vol
verflüchtete sich die Diskretion zur Ausdruckslosigkeit. Dabel verfiel
gereiste Frau. In jungen Jahren hatte sie ihr Herz an einen viel
der neckischen Wend
der Künstler in den wiederholt schon gerügten Fehler des Zuleise¬
älteren Freund ihres Vaters, den Fürsten Ravenstein, verloren; das
gemeinen Rauserei
sprechens. Von den übrigen Mitwirkenden waren Herr Waldberg¬
heiniliche Glück aber war bald in Stücke gegangen als der ebenso
Teil mit abbekomm
Wedding als jugendlicher Fürst und Frau Schroth als Lolo be¬
lebenskluge wie wenig tapfere Fürst sich nicht entschließen konnte, um
Humor nur etwas
friedigend.
ihres gemeinsamen Kindes willen die Ehe mit einer anderen zu lösen
lichen Konversation
Eine Stuse abwärts zum Possenhaften führte der zweile Einakter
und die Komteß mit ihrem Söhnchen zu sich zu nehmen. Später, als
in der Art Vallott#
des Abends, Rudolf Presbeis „Versöhnungsfest". Der durch seine
des Fürsten Galtin gestorben war, hatte er zwar Annäherungsver¬
aber mit aller
stimmungsvollen lyrischen Gedichte und anmutigen Plandereien mehr
suche gemacht, Komteß Mizzi aber war trotzig geblieben und hatte in
darunter, daß die
als durch seine dramatischen Arbeiten geschätzte Verfasser behandelt darin
anderen, weniger tragischen Verhältnissen den einstigen Geliebten und
Originell waren der
das besonders von den Franzosen wiederholt mit vielem Geschick ver¬
ihr Söhnchen zu vergessen gewußt. Auch ihr Papa, Graf Arpad
brecher
ohne
arbeitete Thema von der Frau, die hinter dem Rücken ihres Gatten
Pazmady, ist in Liebesgeschichten älter und älter geworden,
Josef Filser im Si
sich ein Stelldichein mit einem Freunde in einem verschwiegenen
sein unverwüstliches Wiener Blut zum Schweigen zu bringen.
Vorn mit seiner n
Restaurant gibt. Bei Presber ist diese Frau Antonie „nur gekommen“,
Nun aber muß er erleben, daß seine langjährige Freundin, die fesche
knochigen Bauern d
um ihrem treulos gewordenen Liebsten gründlich die Meinung zu sagen,
Tänzerin Lolo, sich ein solideres Verhältnis gesucht hat und in den
Regierung (Schön
während der Geliebte, ein junger Dichter oder Schriftsreller, mit ihr in
nächsten Tagen heiraten will. Und zwischen diesem verblüffend jugendlichen
lich hilflos und ver
heimlicher Ecke ein Versöhnungsfest“ feiern möchte. Ein Zufall nun sügt
Grafen und seiner Tochter steht Fürst Ravenstein und trägt noch immer
Paar boten Her
es, daß die schriftliche Einladung zu. diesem Stelldichein dem Gatten der
an der alten Liebe zur schönen Komteß, obwohl das Leben auch ihn
Ehegatten. Frau K
strauchelnden Dame, einem Kritiker, der jüngst ein Werk des ihm befreundeten“
die dustigsten Rosenpfade geführt hat. Aus diesen Erinnerungen und
lichen Rolle der Auf
Dichters arg mitgenommen hat, in die Hände fällt. Er eilt in das
Erlebnissen webt Schnitzler nun seinen eigenartigen „Familien¬
wirklichen Menschen
Restaurant, nicht aber, um sich blutig zu rächen, sondern in dem Wahn,
tag". Was dereinst sich gesunden und wieder getrennt hat, kommt
war ungeschickt. Best
die Einladung auf seinem Schreibtisch habe ihm gegolten und der Dichter
in dieser merkwürdigen Stunde unter den uraiten Bäumen des
wolle, Böses mit Gutem vergeltend, ihm ein „Versöhnungsfest“ geben. gezwungen waren,
prächtigen Schloßparkes zusammen und sspielt seine Lebensmelodie,
harten Bauernschäd
Natürlich kommt es zu keiner Katastrophe. Die junge Dame verbirgt
so gut es gehen will. Am stärksten wird die Komteß erschüttert, wenn
Publikum nahm die
sich in einem Seitenkabinett, wo sie dann Zeugin von allerlei pikanten
die tragischen Bewegungen auch nur wie ein fernes Grollen und Beben
entgegen.
Erzählungen ihres vermeintlich treuen Gatten wird und entwischt
hörbar werden. Der kluge Fürst hat nämlich zur Unterstützung seiner
nochmaligen Werbung den jungen Sohn der Komteß mitgebracht und
schließlich mit Hilfe des Kellners und des Geliebten, nun schnell Ver¬
söhnten aus ihrer Gefangenschaft, indem der eigene Gatte gezwungen
läßt diesen frischen, unverbildeten ein weula kecken Jüngling auf das
Mutterherz wirken. Niemand außer den Nächstbeteiligten — dem Fürsten! wird, aus Diskretion gegen eine fremde Dame“ sein Denkerhaupt mit
und der Grafentochter — kennt die wahren Zusammenhänge. Die kluge einem Tuche zu verhüllen. Der schwankartige Einfall wurde von
und längst recht kühl gewordene Komteß wehrt sich mit allem Verstand? Presber mit sattem Behagen in zahlreichen witzigen und überraschenden