II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 21

box 25/1
20. Zuischensniel
Phantastereien, sondern „durchaus ernst zus wieder eine Antkupfung mit England zuzu erregen, und einen weiteren Beitrag zur
nehmende" Dinge, und wenn sie kategorisch for= finden. Das gespannte Verhältnis zwischen Charakteristik der Fejervaryschen Verzweiflungs¬
dert, daß die englische Regierung über jene den beiden Staaten, Nationen und Höfen politik darstellt. Von ausgezeichnet informierter
stützt, jedes durch eigenen inneren Reichtum frei, und findet sie doch nirgends, weil der Weg zu
jedes für sich eine selbständige Kraft. Heißt auch: ihnen für sie noch immer nur durch den einen,
1# Feuilleton.
jedes den anderen versteheno, jedes für den an= den geliebten Mann, führt, den Mann, der ihr
deren unverlierbar. Nach siebenjähriger Ehe unter großartigen, geistreichen und ethischen
Burgtheater.
kommt ihre Freundschaft, kommt ihre geistige! Worten untreu gewesen, den Mann, der sie
I-Zwischenspiel“, Komödie in drei Alten von Artur
Harmonie, kommt ihre gegenseitige Verehrung beiseite geschoben, als sie ihm die Alltägliche ge¬
Schnitzler. Zum erstenmal aufgeführt am
nicht ins Schwanken; aber ihre Liebe hat matte worden, und der sie jetzt wieder ersehnt, sie jetzt
12. Oktober 1905.)
Stunden; der Trieb zueinander setzt aus, der wieder nehmen möchte, jetzt, da sie während des
Soll man euch ein Andantino auf der Knie¬
sexuelle Rapport erleidet Störungen. Nun Zwischenspieles von der Liebe anderer Männer
geige spielen?...
Eine edle Melodie... nicht
wollen sie aus Angst vor den Häßlichkeiten der umglüht, neu aufzuleuchten scheint, und als ein
so leicht singbar wie andere. Ein seltenes
neues Abenteuer vor ihm steht. Jetzt aber weigert
Untreue, aus aristokratischem Abscheu vor kleinen
Thema ... zart, wie Goldfäden auf Schleier¬
sie sich ihm; jetzt erst, da sie sich wieder begehrt
Lügen, vor stumpfer Duldung einander in Güte
geweben; ziervoll und kunstreich wie tönend
sieht, ist sie erst im Tiefsten getroffen. Seinen
Wahrheit geben. Wollen es, weil sie auch beide
gewordenes Venezianer Filigran... Unter des
Abschied hätte sie verwunden, vielleicht.. seine
zu feinnervig, zu hellhörig, zu hellseherisch sind,
Meisters Vogenstreichen klingt das Cello manch¬
Heimkehr kann sie nicht verschmerzen... vielleicht
um einander täuschen zu können. Und so heben
mal wie eine Menschenstimme. Wie eine schwer¬
... denn jetzt ist es wieder er, der sie allzu rasch
sie ihre eheliche Gemeinschaft auf, setzen die gei¬
nutverhängte Menschenstimme. Das Instrument
aufgibt, der die Weinende zurückläßt, die er doch
stige Gemeinschaft fort: entlassen einer den andern
scheint lebendig. Aus holzgefügtem Resonanz¬
wieder hätte erobern können ... vielleicht... Es
in das nächste Abenteuer. Amadeus beginnt sein
boden quillt die vox humana, Zwischenspiel.
ist eine Melodie, nicht so wie andere.
Zwischenspiel mit einer gräflichen Dilettantin,
Wenn ihr Genießende sein könnt, die am Deli¬
Denn es bleibt die Gefahr, daß sie in sich
Cäcilie das ihre mit einem kleinen Prinzen. Nur
katen das Delikateste schmecken, am Feinen das
selbst zurückbiegt. Wenn Amadeus nicht so schnell
daß Amadeus, der Mann, wirklich seine Freiheit
Feinste spüren; wenn ihr es vermögt, über Er¬
abreisen würde, wenn er beharrlicher wäre...
gebraucht, während die Frau über Flirten und
schütterung und Aufgewühltsein hinweg, in einen
Wer weiß? Und dann würde das Stück eben
Träumen nicht hinausgelangt... Nein ... es ist
blendenden Griff, in eine funkelnde Nuance euch
wieder von vorn anfangen. Könnte es wenig¬
anders: Nur daß Amadeus, der Mann, das
zu verlieben, es vermögt, über die Freude am
stens. Dem Grobstofflichen nach sollte es eigent¬
Zwischenspiel mit einer anderen wirklich nötig
Technischen, über die Kennerlust an der Arbeit
lich kaum zu vermeiden sein. Aber das läge auf
hatte, daß er eine Pause lang seine Frau wirklich
hinweg erschüttert und aufgewühlt zu sein...
der glatten Sudermann=Linie. Unglaublich
nicht geliebt hat, daß er die andere erst haben,
dann soll man euch dergleichen spielen.
daß er erst einmal fort mußte, um wiederzukehren, übrigens, wie viel in diesem Stück scheinbar auf
Eine Melodie, nicht so leicht singbar wie an¬
Indessen Cäcilie nicht aufgehört hat, ihn zu der Sudermann=Linie liegt. Zunächst der
dere ... Ausdrücklich ist es gesagt, daß dieser Fall
Vertrag zwischen den Eheleuten. Daß Ehepaare
lieben, ihn nur gehen ließ, weil sie gar nicht ge¬
mit dem Typus nichts gemein hat. Zwei Men¬
überhaupt „Verträge“ schließen: „Wir wollen
glaubt hat, er könne wirklich gehen, zu einer
schen aus unzähligen anderen Menschen hervor¬
uns die Wahrheit sagen.“ Ein primitiv ge¬
anderen gehen. Sie ist von seinen Theorien, von
genommen, auf eine Anhöhe gestellt, wo sich ihre
krümmter Haken, an dem sich ein Lustspiel auf¬
seinem Wahrheits= und Freundschaftsplan ver¬
Konturen scharf, einsam und ungewöhnlich vom
führt, wie sie von seinen Zärtlichkeiten, von knüpfen und abrollen läßt. Nur: wie wächst hier
leeren Raum abheben. Ohne Hintergrund. Ohne
das Paktum den beiden Menschen aus den
allem, was von ihm ausgeht, verführt ist. Wie
korrespondierende Gestalten, ohne Nebenfiguren,
Nerven, entsteht in ihrem subtilen, seelischen
er sie dann allein läßt, wirft sie sich freilich mit
die etta Reflexe werfen oder empfangen könnten.
Die beiden allein. Zwei Künstler, der Mann und all ihrer verwaisten Sehnsucht dem Leben hin, Taktgefühl. Ein Vertrag, aber aus wehleidigem
de Frau Das beißt: jedes auf seine Arbeit ge-wirbt nach Abenteuern. Wonnen und Seliakeiten. L Stolz geschlossen, und mit dem ganzen Einsat