II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 36

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20. Zuischenspiel
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Der Kapellmeister Amadeus Adams und seine Frau, kommen wird, die Stunde der Trennung. Aber er sieht in d
##X V Zwischenspiel.
die Sängerin Ortenburg. Die zwei haben sich einst sehr nicht ein, warum sie, innerlich getrennt, es auch äußer= Plat
geliebt. Jetzt haben sie sich nur noch sehr gern. Vielleicht lich werden mü sen. Warum? Sie leben so schön zusammen, Aktel
(Kom die in drei Akten von Artur Schnitzler. Zum
sollte man gar nicht sagen: nur nech. Vielleicht ist das sie verstehen sich so gut, sie brauchen sich so viel, sie haben Verl
erstenmal aufgefuhrt im Burgtheater am 12. Oktober 1905.)
jetzt eigentlich viel schöner, als das damals war. Vielleicht ein Heim, sie haben einen Buben, warum dies alles natü
Zwischensviel. Der Name gefällt mir sehr. Vielleicht
verbinden sich zwei Menschen gerade dann erst ganz, zerstören? Da es doch nur noch viel schöner werden erfäh
ist es gar nicht so gemeint, aber ich höre heraus:
wenn sie sich nicht mehr begehren. Vielleicht gibt es eine kann, wenn sie nicht mehr als Gatten, sondern als ihn
zwischen ernsten Dingen. Ein Aufatmen nach grosen,
zweite Liebe, die zwar nur unter Menschen möglich ist, Kameraden beisammen sind! „Wir würden uns über Leut
vor gr ßeren Werken. Aufatmen und Ausrasten. Pause.
welche früher durch jene sinnliche verbunden waren, aber
alles aussprechen, geradeso wie bisher — ja gewisser= daß
Kein Teutscher unserer Zeit ist auf der Bühne im
erst beginnt, wenn die ersie aus ist. Wenigstens Amadeus
maßen über mehr. Da wäre natürlich die Voraussetzung mit
Geistigen weiter gekommen als Schnitzler im „Einsamen
fühlt es fast so; es scheint auch mehr ein männliches Gefühl unserer weiteren Beziehung: Wahrheit — rückhaltlose mit
Weg“. Und ich habe vielleicht nie Wahn und Wunsch
zu sein, in das sich eine Frau selten findet. Er ist sehr Wahrheit. Und das käme nicht nur unseren Beziehungen lich,
der Heutigen. Morgigen stärker vernommen als aus
froh, auch weil es ihm ein bißchen schmeichelt, sich sagen zueinander, sondern jedem einzelnen von uns wäre
seinem „Ruf des Lebe 3“. Aber dazwischen Pause. Atem
zu dürfen, daß es sein Verstand ist, dem er diese gute sehr zustatten. Denn könntest Du einen besse= Klan
zu holen und lächelnd zurückzublicken. Auf vieles, das
Ehe verdankt. Er hat sie auf vollkommene Aufrichtigkeit ren Kameraden finden als mich, ich eine bessere Fur#
uns einst wichtig war. Und mit diesem jetzt zu srielen.
gegründet, sie haben einander nie etwas verschwiegen und
Kameradin als Dich?
Mit unseren Freuden Gefa
Pieder einmal Theater zu spielen. Ganz einfach Theater.
deshalb kennen sie sich jetzt so gut, daß ihnen vorkommt,
und mit unseren Schmerzen kämen wir zu einander, zurü
Wie damals, als wir noch für Herrn Hartmann
es könne noch nie zwei Menschen gegeben haben, die sich
wären Freunde wie bisher vielleicht bessere als je, und noch
schwärmien ... So spricht dieser Name mich an und
besser verstanden hätten. Vor allem künstlerisch. Wenn sie würden uns die Hände reichen, auch über Abgründe. So sehn
ich kann es sehr verstehen. Nietzsche hatte seine Zeit mit singt, hat sie ihn gern bei sich, weil sie sich in seiner Nähe behielten wir alles, was uns bisher gehört hat: unsere liche
Ree. Er nannte das im Spaß seinen Réealismus. Man viel sicherer weiß. Und er erlebt es oft, daß sie an seinen Arbeit, unser Kind, unser Heim — alles was wir ge¬ Klägh
wunderte sich: der tief spürende, hoch wollende Nietzsche
eigenen Einfällen mehr entdeckt, als er selbst darin merkt. meinsam haben müssen, damit es seinen ganzen Wert Stür
mit diesem gemäßigten Menschen der verständigen Klar= Aber nicht bloß künstlerisch, sondern auch menschlich. Sie für uns behält. Und gewännen zugleich manches, wonach
weiß
heit. Es war ihm aber offenbar eine Kur, die er sich läßt es zu, daß er mit einer Kollegin tändelt, der
wir uns beide seit einiger Zeit sehnen und wovon ich
Dein
verirdnet hatle. Wir haben solche Zeiten, in welchen Sängerin Gräsin Friederike Moosheim, welche einen
im übrigen auch gar keine Freude hätte, wenn ich Dich
beder
uns nötig wird, uns einzuziehen,
a am sehr eifersüchtigen Mann, eine Villa, leuchtend und weiß
verlieren müßte. .. Dir geht es ja geradeso, Cäcilie. Ich
Zärt
beiten: von uns einmal abzusehen. Wir brauchen
am Wasser, mit einer berühmten Platane im Park,
weiß es ja. Wir können ohne einander gar nicht leben.
nicht
Paufen, welche vielleicht für die geheime Kraft in uns
unter der sie in heißen Nächten manchmal schläft, und
Ich ohne Dich gewiß nicht. Und Du?“ Sie antwortet:
wirt
gar seine sind, die vielleicht unbelauscht schaffend bleibt,
Liebhaber hat. Und er wieder läßt es zu, daß ihr ein
„Es ist wohl möglich, daß es auch mir schwer fiele.“ Er aber
nicht
während wir zu spielen glauben. Ich verstehe das und
junger Fürst Lohsenstein gefällt, der eigentlich ins
überhört, wie wenig zuversichtlich das klingt, und um¬
war
noch mehr: es scheint mir für unser Theater ganz gut,
Kloster gehen wollte, jetzt aber hauptsächlich Tanzmusik
armt sie. „Was tust Du?“ fragt sie. Er erwidert:
wenn dieser oder jener manchmal in seiner eigentlichen treibt. Zuerst ist es wirklich nicht mehr, als daß ihr der
„Ich habe meiner Geliebten Lebewohl gesagt.“ Und frühe
Produktion anhält, um daneben, dazwischen in einer
ganz artige junge Mensch eben gefällt. Es wird mehr, als drückt ihr die Hand: „Und nun begrüße ich die fühle
leichteren, ihm selber unwichtigen, etwa soar nicht ganz Amadeus zu fragen beginnt, nicht aus Eifersucht, sendern
Freundin!“ Und ist riesig vergnügt, weil es doch auch sind,
echten, losen, lustigen Art wieder einmal bloß zu spielen, gewohnt, von allem mit ihr zu sprechen. Hier zögert sie, mit
wirklich so bequem ist. „Ach, ich kann Dir gar nicht fühler
#insach Theater zu srielen. Es ist nämlich sonst Gefahr, der Empfindung, daß man manches nicht aussprechen
sagen, wie froh mir zumute ist! Es hat sich wahrhaftig und
daß wir uns, nur unserer Eigenheit zugewendet, indem darf, weil es dadurch gleich ganz anders wird. Er
nicht viel geändert. Nur die Befangenheit ist fort ... schein
wir uns erfüllen und vollenden, zu sehr vom Publikum aber versteht das nicht und drängt: Liebst Du ihn?
die Bangigkeit dieser letzten Wochen ... Es ist nicht Flan#
entfernen, welches, unfähig, uns nachzukommen, railos
Sie weiß es nicht. Sie glaubt es eigentlich nicht. Sie
schön gewesen in der letzten Zeit. Der Himmel so trüb selbst
an die gemeinen Macher ausgeliefert würde. Weshalb es
fühlt sich zu ihm hingezogen, aber es ist etwas da, das
über unserem Hause ... und nicht nur über unserem
warich
ihm zu gönnen ist, wenn manchmal ein Künstler sich sie zurückhält. Oder doch zurückhalten könnte. Aber das
Hause. Jetzt schwinden die Wolken, jetzt wird die ganze
heißu
zwischen seinen ernsten Dingen herabläßt, den strengen will er nicht. Nein, da wird er schroff, er ist zu stolz, Welt geradezu wieder licht. Und ich werde eine Sym- einer
Ten ewas zu mildern, m in einer Pause mit ihm ein sie zu halten. Nein, dann lieber gleich — und sie phonie schreiben — eine Symphonie!“
„Kein
bischenksu spielen.
haben das ja immer gewußt, daß einmal diese Stunde! Und nun geht Amadeus zu seiner kleinen Gräfin Grau