II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 67

20. Zwischenspiel box 25/1
beter, behbret, Konz, Unternehmen fh: Zeitunge=Auvchis
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenbagen.
London. Madrid, Nailand. Minneapolis, New-York. Paris, Rom.
San Francisco, Stocknolm, St. Petersburg.
(Gusliessagebe em Gewfr.)
Ausschnitt aus: REICHSPOST, WIEN
##. 10. 31.5
von:
—1
Musik.
Theater, Aunst und
K. k. Hofburgtheater. „Zwischen¬

spiel.“ Komödie in drei Akten von Arthur
Schnitzler. Erstaufführung am 12. Oktober 1905.
Herr Schlenther hat an Herrn Schnitzler, der
Philosoph an dem Mediziner, seine Rache ge¬
nommen. Er hat Schnitzlers Stück aufgeführt.
Das war eine geistreichere Ranküne nach all den
Bitternissen, die man dem Burgtheaterdirektor
wegen des als Mustersendung retournierten Schleiers
der Beatrice antat, als man von Herrn Schlenther
erwarten konnte. Dem Dr. Arthur Schnitzler ist
gestern kein Heil geschehen. Der große dumme
Pattent Publikum widerstand der Reklamenarkose.
Er schlief zwar zeitweise ein, erwechte aber
im unrichtigen Augenblick zu einem schlecht'
angebrachten Gelächter. Jawohl: das Zwischen¬
capricclo doloroso, wie
ein
spiel,
der Held es meint, wurde recht heiter auf¬
genommen. Herr Schnitzler, der seinen — unseren —
Leuten ernst kam, hatte die Lacher auf seiner
tragischen Seite. Und das war Paul Schlenthers
noble Revanche. Die Komödie sagt: Kapellmeister
Adams und Frau Cäcilie Adams=Ortenburg, die
Opernsängerin, haben sich nach sieben Ehejahren
einander entfremdet. Adams ist in die Sängerin
Friederike Mosheim verliebt, Cäcilie fühlt sich dem
Fürsten Lohsenstein wahlverwandt. Aber die
Mosheim ist eine Kokotte, Fürst Sigismund ein
Ehrenmann. Deshalb kommt, Amadeus Adams
eher von seiner Neigung los, während Frau
Cäcilie sich plötzlich dem ganze Ansturm des
Lebens preisgegeben fühlt, zu dem ihr der brave
Fürst eigentlich nur der Schlüssel war. Das
Künstlerpaar hat beschlossen, künftig nur mehr
freundschaftlich nebeneinander zu bestehen. Das gefällt
dem Kapellmeister sehr wohl, so lange er mitt
der Mosheim liebelt. Dann begehrt er aber¬
wieder die Liebe seiner Frau, erobert sie für dien
Dauer eines Zwischenaktes, wird aber von Frau¬
Cäcilie wieder aufgegeben, sobald das versammelte
Parkett bei gehobenem Vorhang Zeuge der
larmoyanten ehelichen Auseinandersetzung ist.
Amadeus Adams verschwindet, Verzweiflung im
Herzen, eine Kalbledertasche in der Hand, Cäcilic
sinkt am Klavier zusammen, daß die Tasten
dröhnen. Das volle Haus entleerte sich nach der
Ringstraße und gähnte die Nacht hindurch allein
Die ganze drückende Schwüle einer mühsamen
Produktion lastet auf dem Zwischenspiel. Mätzchen,
vie der Gesang der Frauen Witt und Kalline
—der des Herrn Kainz, können volle Häuser, aber
nicht volle Kränze machen. Ein Lügenspiel, kein !
Zwischenspiel sah man, ohne der Täuschung zu
verfallen, die man vom Theater fordert. Es
half Kainz nichts, daß er sich natürlicher gab, b
als es ihm sonst möglich ist. Er verfiel der
Lächerlichkeit seiner Rolle, und das hatte er eben
diesmal am wenigsten verdient, Frau Wittil
durchtönte mit ihrem prachtvollen Organ das L
schweigende Haus, aber die unsinnigen Worte, die 1
ihr aufgetragen waren, konnten ihre Innigkeit!:
nicht klüger machen. Frau Kallina hatte einen
angenehmen Abend, wie Herr Korff als Fürsts!
einen glücklichen. Die Künstler haben dem Werk
eine Noblesse erwiesen, die ihres Hofschauspieler¬
ranges, nicht des Herrn Schnitzler würdig war.
R. E. P.