II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 69

20. Zuischenspiel box 25/1
—4 —
Zwischenspiel“ betitelt, und Cäcilie war es, die ihn auf, das Weib, das, gleißend vont süßer Sünde und noch viele Umstände, sich von sein
die verborgene Traurigkeit, die unterdrückten Tränen in warm von verbotener Lust, aus den Armen eines andern damit er, Sigismund, sie heira
zu ihm kommt, und diesem andern das schöne Wild ab= wortet sehr erregt, worüber d
dem lachenden Musikstück aufmerksam machte. Capriccio
zujagen sie als Kampfpreis zu gewinnen, der Geliebte wundert: der Gatte selbst war
doloroso soll es auch fortan heißen. Der Name ist keine
seiner Frau zu werden, das ist der Gedanke der ihn bei Gattin den Verkehr mit dem ##
Anspielung auf seine Ehe, denn ihr geht ja nach seiner
ihrem Anblick plötzlich überfällt. Der Kapellmeister besitzt Aber, o Glück, aus dem heftige
Meinung jetzt erst der Himmel auf ein Himmel der
einen Freund, einen Dichter, der ihm einmal sagt: „Wenn Kapellmeister auf einmal eine ###
gegenseitigen Zugeständnisse, der innigsten Verträglichkeit.
jemand Phantasie hat, bringt ihm seine Gattin, ohne daß Sigismund hat von dem ihm
Sie flattert nach rechts, er flattert nach links, dann treffen
sie es ahnt, lauter uneheliche Kinder zur Welt.“ Bei der diskretesten Gebrauch gemacht,
sich beide wieder im trauten Heim und erzählen einander
Aufführung ist dieser nicht ganz leicht verständliche Satz ihm und Cäcilie sind rein gebli
in aller Aufrichtigkeit, was sie draußen erlebt haben. Es
gestrichen worden. Unter Phantasie hat man ohne Zweifel greift sich an den Kopf. Ist
kommt darüber zu einer gründlichen Aussprache zwischen
die Phantasie der Goethischen „Wahlverwandtschaften“ zu nicht der leiseste Ansatz zu dem
ihm und ihr, und sie, die mit einem Wort seinen Wahn
verstehen, und diese Phantasie scheint auch Herr Amadeus in Mit großer Kunst umschifft h
zerstören könnte, nur aufzuschreien brauchte: „Unsinniger,
seiner fieberhaften Erregung zu Hilfe zu rufen, daß sie ihm liche Klippe, Das Stück streift
ich liebe dich noch!“ — sie woilligt blutenden Herzens in
die herbe Wonne eines Ehebruches mit der eigenen Gattin der derberen Komik und man
den absonderlichen Ehepakt. Er küßt sie in seiner Freude,
bereite. Dem Erlaubten sucht er den Reiz der verbotenen eine lustige Komödie geschrieben
und mit diesem brünstigen Scheidungskusse schließt das
Frucht abzulisten, das Alltägliche in das Außerordentliche,
imaginaire.“ Eingebildeter H#
erste Kapitel.
Abenteuerliche umzudichten. Der Racker von Liebesgott auch Amadeus wie aus einem
mag die Hochzeitssackel wieder anzünden, denn Meister
Im zweiten Akt finden wir unsern Musterknaben in
eigentlich von Glück sagen, da
Amadeus beschreitet aufs neue den Thalamus, diesmal
fröhlicher Einsamkeit. Seine Frau erledigt gerade ein Gast¬
zum Duell gefordert wurde. D
um sich mit der ihm ehelich verpflichteten Frau in freier
spiel in Berlin und Fürst Sigismund ist ihr dorthin
danken zu eigen gegeben, hat
Liebe zu verbinden.
nachgefahren. Amadeus weiß es, denn Cäcilie hat es
genommen — ein Diebstahl son
ihm der Verabredung gemäß mitgeteilt, und er ist keinen
fremdes Eigentum. Auch diese
Daß solche Perversitäten der Einbildungskraft vor¬
Augenblick darüber im Zweifel, daß der junge Fürst aus
ner Dichter nur leichthin angede
kommen, soll ebensowenig geleugnet werden, als das Recht
einem ganz anderen Grunde, als um nur der Sängeri#
beigehen einem Pariser Schwan
des Dichters, in diese verborgensten Falten des Menschen¬
die Notenblätter umzuwenden die Berliner Reise unter¬
ewiß aus dieser neuartigen
herzens hineinzuleuchten. Es fragt sich nur, ob just der
nommen hat. Es ist etwas Schönes um Vertrauen und
Trigonometrie die drolligsten S
dramatische Dichter es tun darf, es fragt sich ganz beson¬
Aufrichtigkeit in der Ehe. So hat auch er der Gattin ver¬
Wir aber kehren zum Ernste zu
ders, ob er es tun kann. Die Tatsachen in ihrer Brutalität
melden können daß seinerseits die Geschichte mit der
Frau Cäcilie tritt auf, in
darzustellen, bleibt ihm am Ende doch verwehrt, und
Gräfin Friederike schon ausgeliebelt ist. Es war ein vor¬
heit erscheint sie uns, doch ver
gerade im entscheidenden Augenblick, wo man das er¬
beihüpfendes Allegretto gewesen capriccio giocoso, eben
Antlitz die Freude über die
läuternde Wort am notwendigsten brauchte, muß er sich
auch nur ein Zwischenspiel. Bei Cäcilie vermutet er nach
das wiedergefundene Eheglück.
beeilen, den Vorhang fallen zu lassen, wäre es auf die
wie vor eine ernstere Neigung. In ihrem letzten Briefe hat
davon? Amadeus hört ihr
Gefahr hin, ihn bald darauf über neuen Rätseln aufgehen
sie ihm ihre baldig: Rückkehr angekündigt, und da ist sie
blüffung zu. Sie spricht nun
zu lassen.
schon selber. Da ist sie, aber verändert, verschönt durch die
gesprochen, erweist sich als
längere Abwesenheit, die Berührung mit einer fremden
Am Morgen nach jener plötzlichen Wiederverehelichung
Gewiß, sie ist wieder die sein
Welt. Im Nachglanz ihrer Triumphe steht sie vor ihm,
befindet sich Amadeus in einer eigentümlichen, psycholo¬
übergehend, in einer flüchtige
mit einem Blick in ihren Augen, einem Klang in ihrer
gisch wohl erklärbaren Gemütsstimmung: er ist rasend
es war eine Laune gewesen,
Stimme, den er bis dahin nicht gekannt hat. Und was
eifersüchtig Er hat auch schon dem Fürsten Sigismund
Zwischenspiel, ein stürmisches
ihn abstoßen sollte, gerade das reizt ihn jetzt und peitscht
seine Zeugen geschickt. Doch ehe sie ihn getroffen, erscheint allerbings, capriccio furioso,
seine Sinne. Nun ist sie ja nicht mehr die Gattin, nicht der Fürst selbst. Ein braver junger Mann, der sein Herz teuer. Zur selben Stunde —e
mehr das ewige Einerlei, das toujours perdrix, sie ist auf dem Handschuh trägt. Er bittet den Kavellmeister ohne hätte sich ihre Gunst „viellei