II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 79

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20. Zuischenspiel
Fragen berührte, die — Geheimnisse des intimsten Zusam¬
In zeiten Alit finden
menlebens — jede öffentliche Diskussion ausschließen?
kehrt, mit Lorbeeren geschmück
Feuilleton.
Kapellmeister Amadeus und seine Gattin Cäcilie, Sän= dem die Pause seine Frau wie
a
gerin, leben bereits sieben Jahre in einer, man kann es ge=empfängt sie als etwas eife#
trost behaupten, glücklichen Ehe. Die schwärmerische Anbetung toisien des Fürsten Sigismund,
Wiener Briefe.
der ersten Zeit wich einer zarten Empfindung geruhiger begleitete, haben das halbe
(Burgtheater=Premièren: „Zwischenspiel“ von
Zufriedenheit, umsomehr, als die geistigen Beziehungen der Hymens neu entzündet. Undl
A. Schnitzler, „Klein Dorrit“ von Franz von
beiden Künstler seltene Harmonie auszeichnet und sie sich die ihn als Gattin nicht
Schönthan.
Lothars: „Rosentempler“ im
gegenseitig in ihrem Schaffen ergänzen und stützen. Vielleicht wieder zu erobern. Da er v#
Volkstheater. — Gastspiel Galipaux.)
gab gerade die sorglose Sicherheit in der die beiden dahin= ihm. Im letzten Akt macht d
Jemand nannte Artur Schnitzler einen Mann „feiner,
lebten, den ersten Anstoß und brachte den Grund, den man Lösung dieses eigentümlichen F
aber nicht großer Gefühle". Es sagt nicht viel, aber charak¬
für felsenfest gehalten, ins Schwanken. Das passiert wohl die Seitenwege. Er will nicht
terisiert den Dichter ebenso treffend, wie wenn man etwa
häufig und nicht allein in Künstlerehen. Amadeus und Cä= ist eine Tugend bei einem Kün
vom Depeschenstyl Peter Altenbergs spricht. Eine Künstler¬
cilie, beide vornehme, feinnervige Menschen, haben diese leicht wäre, einen versöhnenden
ehe wird im neusten Stück Schnitzlers „Zwischenspiel“
Wahrnehmung fast zu gleicher Zeit gemacht, und da sie ihr seiner schweren und heiklen
vorgeführt, ein Liebesbund also zwischen zwei exceptionellen
schönes Bündniß auf der Grundlage einer rückhaltslosen, ja einen Sohn ... Schnitzler
Naturen. Das an sich verlockende Thema fand ja häufiger
(manchmal fast rücksichtslosen) Wahrhaftigkeit gründeten,tigen Moment auf der Szene
künstlerische Bearbeitung, Alphonse Daudet hat in seinen
scheint durch offene Aussprache, eine Art gegenseitiger eine Nebenperson von der Bül
„Mariages d’artistes“ sogar Variationen darauf geschrieben. Beichte, jede Gefahr beseitigt. Doch Menschen sind nicht ein= das wäre wohl die beste und e
Wurde hier der interessante Fall von vielen Seiten beleuchtet,
fache Instrumente, die man nach Belieben einstimmen kann, das an der Hand liegende,
bei Schnitzler liegt er wieder ganz anders und findet selbst¬
und bekannt ist die alte Weisheit, daß es am schwersten ist, mäßige ist mir verpönt. Und
verständlich eine eigenartige Behandlung. Der Schluß aller
sich selbst zu erkennen. Und so bleiben sich die zwei Ehe=lich nicht gram sein, wenn
Modulationen des alten Liedes ist dennoch, bei Daudet wie
gatten, trotzdem sie mit seltenster Offenheit bis in die ge=seinen Weg geht. Es hat
bei dem Wiener Poeten, ein Mollschluß. Ausnahmsmenschen
heimsten Winkel ihrer Seelen hineinleuchten, dennoch Ge= Wahrscheinlichkeit, aber sie ist
Ausnahmsverhältnisse.
heimnisse. Cäcilie, die ihren Mann innig liebt, kann nicht die Gestalten von Amadeus un
Artur Schnitzler ist eine feine Künstlernatur und begreifen, wie so er sich von ihr abwenden könnte, und läßt die Gatten auseinanderge
Banales wird seiner Feder nie entgleiten, aber er liebt ge=Amadeus glaubt dasselbe von Cäcilie. Einer von hun=diesen Schritt verlangt und so
fährliche Themen, heikle Situationen, schwere Verwicklungensdert Fäden ist gerissen
— sagt Amadeus — doch das geschaffen, uns ewig in Treue##
galanter Art, komplizierte Fälle das Fleuret, elegante Kämpfe kann unseren Bund nicht lockern, wir gehören schließlich um unsere Freundschaft rein
mit feinen geistigen Waffen. Man würde schwer einen zweiten
immer zusammen. Und sie versprechen sich, von nun an zwei
Nun möge sich der #
deutschen Dichter finden, der über eine so glänzende gute Kameraden, zwei Freunde zu sein, im übrigen soll jeder Fragen beantworten. Wie sich
Dialektik verfügt, wie Artur Schnitzler. Mögen seine volle Freiheit genießen. Da beginnt nun Amadeus ein er wird zugeben müssen, daß
Menschen noch so weit gehen in der Analyse ihrer Empfin=] „Zwischenspiel“ mit seiner Schülerin, einer gräflichen Sän= Konflikt mit psychologischer Sch
dungen, sie tun es auf eine Art, die den Zuhörer fesselt. gerin von etwas lockeren moralischen Ansichten, und Cäcisie und spitzfindig, aber mit
Ob Schnitzler diesmal nicht des Guten zu viel getan hat läßt sich von einem jugendlichen Fürstensohn den Hof machen. wurde.
in dieser Richtung, ob er zugleich nicht die Grenze über¬ Die Zeit ist gut gewählt: der Kapellmeister hat Ferien, seine
schritt, die dem Bühnendichter gezogen ist, ob er nicht Frau absolviert ein Gastspiel in Berlin.
Einen guten Einfall ha#