II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 107

20. Zuischenspiel box 25/1
Telephon 12801.
9
„ODSEIVEN
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Auesohnitte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stookholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
GRAZER TAGESPOST
vom:

Seng
D
Aus dem Gefühlsleben sehr hoch kultivierter Men¬
schen ist auch Schnitzlers neue Komödie „Zwischen¬
sspiel“ erwachsen, die im Burgtheater dem Dichter man¬ &
chen Beifall eintrug, der wohl mehr Sympathie und Ver¬ #
ehrung als Zustimmung bedeutete. Es ist eine stille, 8
nachdenkliche Arbeit, die uns zeigt, daß unser Meister noch
immer dort steht, wo schon sein „Einsamer Weg“ sich 5
zog. Wie schade, daß Schnitzler seine schönsten Novellen 5.
als Theaterstücke schreibt! Das Feinste im „Zwischen¬
spiel“ ist das Unausgesprochene, wie das Herz noch liebt,
der Sexus aber gleich einem gefangenen Tiere nach Frei¬
heit und neuen Abenteuern brüllt. Wie Gedankensünden
uns so beschmutzen wie wirkliche. Wie wir uns mit jedem
Erlebnisse verändern, also, daß der Mann schließlich
seine Frau wie eine Geliebte erobert als eine andere denn
jene, mit der er durch sieben Jahre jedes Gefühl und jede
Eingebung seiner Kunst teilte. ... Wie uns die Wahr¬
heit zur Lüge und die Freiheit zur Knechtschaft unter ein
vorübergehendes Erlebnis führt. „Sicherheit ist nir¬
gends“ sagt Schnitzler einmal im „Paracelsus“.
Man fühlt es lebhaft, wie die beiden hohen und aufrechten
Künstler, der Mann wie das Weib, im „Zwischenspiel“
von diesem Bewußtsein gepeinigt werden. Wie die Fäden
ihrer Gefühle sich verwirren, wie sie sich über selbstge¬
schaffenen Abgründen suchen, begegnen, sich schließlich
im Nebel ihrer Gefühle nicht mehr finden ... Ein Mi¬
mosendrama, aber .. ein Theaterpublikum, ist nicht mi¬
mosenhaft. Wir lieben auch den Novellisten Schnitzler, aber
auf der Bühne wollen wir doch den Dramatiker hören.
Telephon 12801.
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt austigt
eits Waltblatt, Wien
w0.1905
vom:

Theater, Kunst und Musik.
Wien, 16. Oktober.
Vom Burgtheater. Schnitzlers „Zwischenspiel“
erscheint an zwei Abenden des dieswöchentlichen Reper= #o
toires, ohne bei seinen bisherigen Wiederholungen besseren ##
Erfolg gehabt zu haben, als bei der Premiere. Es wurde ##
von verschiedenen Seiten verbreitet, daß Schnitzlers
9
Komödie ein Schlüsselstück aus Schauspielerte
g.
Man wollte in dem Helden des Stückes einen genialen
8
Künstler des Burgtheaters erblicken, den der Tod vor #
einigen Jahren plötzlich und unerwartet hingerafft, und
in der Heldin eine noch wirkende geistreiche Schauspielerin
der Hofbühne. Wie wir aus verläßlicher Quelle mitteilen
können, hat Schnitzler zu seiner Komödie keine wirk¬
lichen Vorbilder gehabt und das Stück frei erfunden.
Die Deuter und Ausleger haben diesmal vollständig
unrecht. — Die Direktion des Burgtheaters plant für
diese Saison eine Neuinszenierung von Goethes „Tor¬
quato Tasso“ mit Herrn Kainz und Frau Hohen¬
fels in den Hauptrollen. — In den letzten Tagen sind
auch die Rollen zu drei Novitäten ausgeteilt worden,
und zwar zu Sudermanns „Stein unter Steinen“,
zu Schönherrs „Familie" und zu Bernhard Shaws
„Der verlorene Vater“.