20. Zwischenspiel box 25/1
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER“
L österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris. Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Der Humorist, Wien
vom:
Theater und Kunst.
(Burgtheater.) Schnitzler läßt Amadens Adams, den Helden
des Stückes, an passender Stelle ungefähr folgendes sprechen: „Wir
schaffenden Künstler haben mal unsere eigenen Gedanken, aber die
Form, in der wir dieselben ausführen, steht von Anbeginn nicht
fest in uns; oftmals leitet sie die Idee andere Wege, als uns zuerst
vorgeschwebt.“ Diese Worte, wie eine Selbstkritik klingend, lassen
sich auf den Verfasser der Komödie „Zwischenspiel“ selbst anwenden.
Ein Motiv, zur Lustspielbearbeitung wie geschaffen, kann man hier,
durch endlos lange Alleen psychologischer Verfeinerungen geschleppt,
endlich auf die sonneniosen Abhänge ergrübelter Seelenanalyse ge¬
drängt und im Nebel zerflattern sehen. Statt der Handlungen, die
wir von Wesen, in denen die Leidenschaften entfesselt sind, erwarten
müssen, hören wir geistreiche Aphorismen; statt der Taten, die den
vom Dichter kunstvoll geführten Konflikt beenden könnten, werden
immer bloß ne#e mathematische Erempel gelöst. Ein Dialog von
verblüffendster Feinheit der Wendungen, bald von beinahe
talmudistischen Spitzfindigkeiten, bald von entzückendem Esprit; über
allem die Souveränität einer echten, vornehmen und sicher wandelnden
Poetennatur. Aber seine Figuren läßt der Dichter diesmal Ver¬
gangenheit und Zukunft sprechen, anstatt sie als Menschen in
der Gegenwart leben zu lassen. Es mutet manchmal an wie die
Laune eines hohen Herrn, der überlegen lächelnd die Menge über
seine Macht staunen sehen will. Die Aufnahme, welche die Komödie
im Burgtheater fand, zeigte deutlich, welcher Sympathien Artur
Schnitzler sich zu erfreuen hat. Der Dichter und das Burgtheater
haben sich wieder gefunden. Wir dürfen nun hoffen, daß die
Konfliktszeit bloßes „Zwischenspiel“ geblieben ist, und daß der
Dichter des „Schleier der Beatrice" uns an dieser Stätte noch viele
„lebendige Stunden“ schenken werde. Die Hauptrolle der Komödie
gab Herr Kainz mit allen den Mitteln seines reichen Kunstschatzes.
Jeder Banalität des bloßen Wirkenwollens aus dem Wege gehend,
bot er eine reine und würdige Kunstleistung. Wenn es ihm trotzdem
nicht gelang, uns den Amadeus menschlich näher zu rücken, so ist
es nicht seine Schuld. Frl. Witt stellte ihr ganzes Können in den
Dienst der Sache; die Ueberlegenheit, welche die Rolle der Cäcilie
erfordert, mangelt ihr. Ausgezeichnet waren Herr Korff und
Herr Treßler; letzterer als lustiger Raisonneur des Stückes.
20
Telephon 1251.
E
„OUSEHVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ouellenangabe ohne Gewäkr.)
Ausschnitt ausWjener Salonblatt
vom:
s05
Die Woche hat wieder eine ganze Serie von Premièren¬
genüssen gebracht, auf die ich an dieser Stelle nicht näher einzu¬
gehen habe. Aber von der Unmasse Staub, welche speziell durch
die Burgtheaterpremière, durch die Schnitzlernovität aufgewirbelt
worden ist, muß doch mindestens ein Plauderstäubchen fürs Wochen¬
allerlei aufgefangen werden. Ob das jüngste Werk unseres Mode¬
dichters durchgefallen ist oder nicht, geht mich weiter nichts an —
daß Schnitzlers Zwischenspiel= in diesen Tagen das allgemeine
Gesprächsthema in den Salons und namentlich in Damenkreisen
gebildet hat, ist nicht in Abrede zu stellen. Man interessierte sich
für das Grundthema, für die delikaten Ehe= und Liebesfragen,
die in dem Schnitzlerstück aufgeworfen werden — und man inter¬
essierte sich noch mehr für die unvergleichliche Meisterleistung Josef
Kainz', die durch ein spezielles, enthusiastisches Dank= und Aner¬
kennungsschreiben des Leiters der Hoftheaterintendanz, Freiherrn
Plappart, eine ganz besondere Würdigung erfuhr. Er ist ein
Hexenmeister, dieser Josef Kainz, denn er versteht sich auf die
Kunst, aus minderwertigen dramatischen Substanzen Gold zu
machen.
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621
Telephon 128
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alwann
„OBSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschaitte
Wien, I., Concordiaplatz d.
Vertretungen#
in Berlin. Budapest, Uhichko, Christlahiá, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ansllenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ansWiener Salonblatt
Sisune Bedan sohe
140
eb M
vom;
PO1905
Munegane
Die Theaterwoche.
Am Hofburgtheater ging am 12. d. M. eine neue dreiaktige
*Komödie von Artur Schnitzler, =Zwischenspiel=, zum,
ersten Male in Szene. Trotz des lebendigen und in der Stimmung
naturwahren Dialoges wurde das nicht uninteressante Werk, dessen
Inhalt hier wiederzugeben unmöglich ist, abgelehnt. Es ist nämlich
eine psychologische Kaprize des talentvollsten unter unseren jüngereh
Dichtern, der sich diesmal leider in eie unfruchtbare Idee ver¬
rannte, die niemand begreifen konnte und wollte. Schnitzler ver¬
wechselt nämlich eheliche Treue mit gegenseitiger vollster Aufrich¬
tigkeit und kommt zu dem Trugschlusse, daß die versprochene und
in einem Momente vergessene Aufrichtigkeit schlimmer sei als ein¬
gestandene Eheirrungen. Die Darstellung kon e, so brillant sie ist,
über das peinliche Thema nicht hinweg helfe Herr Kainz und
Frl. Witt wetteiferten als Ehepaar Amaden= und Cäcilia Adams
in allerfeinsten Details und prickelnden Nuancen und ihre Partner,
Frau Kallina und Herr Korff, waren voll vornehmster Eleganz.
Daß sich die Komödie, welche ins Burgtheater wahrlich nicht hin¬
eingehört, auf dem Repertoire erhalten wird, ist ausgeschlossen.
L—u.
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER“
L österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris. Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Der Humorist, Wien
vom:
Theater und Kunst.
(Burgtheater.) Schnitzler läßt Amadens Adams, den Helden
des Stückes, an passender Stelle ungefähr folgendes sprechen: „Wir
schaffenden Künstler haben mal unsere eigenen Gedanken, aber die
Form, in der wir dieselben ausführen, steht von Anbeginn nicht
fest in uns; oftmals leitet sie die Idee andere Wege, als uns zuerst
vorgeschwebt.“ Diese Worte, wie eine Selbstkritik klingend, lassen
sich auf den Verfasser der Komödie „Zwischenspiel“ selbst anwenden.
Ein Motiv, zur Lustspielbearbeitung wie geschaffen, kann man hier,
durch endlos lange Alleen psychologischer Verfeinerungen geschleppt,
endlich auf die sonneniosen Abhänge ergrübelter Seelenanalyse ge¬
drängt und im Nebel zerflattern sehen. Statt der Handlungen, die
wir von Wesen, in denen die Leidenschaften entfesselt sind, erwarten
müssen, hören wir geistreiche Aphorismen; statt der Taten, die den
vom Dichter kunstvoll geführten Konflikt beenden könnten, werden
immer bloß ne#e mathematische Erempel gelöst. Ein Dialog von
verblüffendster Feinheit der Wendungen, bald von beinahe
talmudistischen Spitzfindigkeiten, bald von entzückendem Esprit; über
allem die Souveränität einer echten, vornehmen und sicher wandelnden
Poetennatur. Aber seine Figuren läßt der Dichter diesmal Ver¬
gangenheit und Zukunft sprechen, anstatt sie als Menschen in
der Gegenwart leben zu lassen. Es mutet manchmal an wie die
Laune eines hohen Herrn, der überlegen lächelnd die Menge über
seine Macht staunen sehen will. Die Aufnahme, welche die Komödie
im Burgtheater fand, zeigte deutlich, welcher Sympathien Artur
Schnitzler sich zu erfreuen hat. Der Dichter und das Burgtheater
haben sich wieder gefunden. Wir dürfen nun hoffen, daß die
Konfliktszeit bloßes „Zwischenspiel“ geblieben ist, und daß der
Dichter des „Schleier der Beatrice" uns an dieser Stätte noch viele
„lebendige Stunden“ schenken werde. Die Hauptrolle der Komödie
gab Herr Kainz mit allen den Mitteln seines reichen Kunstschatzes.
Jeder Banalität des bloßen Wirkenwollens aus dem Wege gehend,
bot er eine reine und würdige Kunstleistung. Wenn es ihm trotzdem
nicht gelang, uns den Amadeus menschlich näher zu rücken, so ist
es nicht seine Schuld. Frl. Witt stellte ihr ganzes Können in den
Dienst der Sache; die Ueberlegenheit, welche die Rolle der Cäcilie
erfordert, mangelt ihr. Ausgezeichnet waren Herr Korff und
Herr Treßler; letzterer als lustiger Raisonneur des Stückes.
20
Telephon 1251.
E
„OUSEHVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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vom:
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Die Woche hat wieder eine ganze Serie von Premièren¬
genüssen gebracht, auf die ich an dieser Stelle nicht näher einzu¬
gehen habe. Aber von der Unmasse Staub, welche speziell durch
die Burgtheaterpremière, durch die Schnitzlernovität aufgewirbelt
worden ist, muß doch mindestens ein Plauderstäubchen fürs Wochen¬
allerlei aufgefangen werden. Ob das jüngste Werk unseres Mode¬
dichters durchgefallen ist oder nicht, geht mich weiter nichts an —
daß Schnitzlers Zwischenspiel= in diesen Tagen das allgemeine
Gesprächsthema in den Salons und namentlich in Damenkreisen
gebildet hat, ist nicht in Abrede zu stellen. Man interessierte sich
für das Grundthema, für die delikaten Ehe= und Liebesfragen,
die in dem Schnitzlerstück aufgeworfen werden — und man inter¬
essierte sich noch mehr für die unvergleichliche Meisterleistung Josef
Kainz', die durch ein spezielles, enthusiastisches Dank= und Aner¬
kennungsschreiben des Leiters der Hoftheaterintendanz, Freiherrn
Plappart, eine ganz besondere Würdigung erfuhr. Er ist ein
Hexenmeister, dieser Josef Kainz, denn er versteht sich auf die
Kunst, aus minderwertigen dramatischen Substanzen Gold zu
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„OBSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschaitte
Wien, I., Concordiaplatz d.
Vertretungen#
in Berlin. Budapest, Uhichko, Christlahiá, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ansllenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ansWiener Salonblatt
Sisune Bedan sohe
140
eb M
vom;
PO1905
Munegane
Die Theaterwoche.
Am Hofburgtheater ging am 12. d. M. eine neue dreiaktige
*Komödie von Artur Schnitzler, =Zwischenspiel=, zum,
ersten Male in Szene. Trotz des lebendigen und in der Stimmung
naturwahren Dialoges wurde das nicht uninteressante Werk, dessen
Inhalt hier wiederzugeben unmöglich ist, abgelehnt. Es ist nämlich
eine psychologische Kaprize des talentvollsten unter unseren jüngereh
Dichtern, der sich diesmal leider in eie unfruchtbare Idee ver¬
rannte, die niemand begreifen konnte und wollte. Schnitzler ver¬
wechselt nämlich eheliche Treue mit gegenseitiger vollster Aufrich¬
tigkeit und kommt zu dem Trugschlusse, daß die versprochene und
in einem Momente vergessene Aufrichtigkeit schlimmer sei als ein¬
gestandene Eheirrungen. Die Darstellung kon e, so brillant sie ist,
über das peinliche Thema nicht hinweg helfe Herr Kainz und
Frl. Witt wetteiferten als Ehepaar Amaden= und Cäcilia Adams
in allerfeinsten Details und prickelnden Nuancen und ihre Partner,
Frau Kallina und Herr Korff, waren voll vornehmster Eleganz.
Daß sich die Komödie, welche ins Burgtheater wahrlich nicht hin¬
eingehört, auf dem Repertoire erhalten wird, ist ausgeschlossen.
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