II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 113

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e lokale Berühmtheit. Die Leute gehen ins Stücke zuerst in Berlin aufführen. Sie müssen, sagt man. langens wert, obzwar oder weil? — er annimmt, daß
Am ihn lizitieren zu hören, wie man zu einer Ich bitte Sie, seitdem der Schleuther Burgtheaterdirektprisie ihm untreu gewesen ist; plötzlich reißt er sie wieder
llung geht. Er stell; sich mit dem Publikumsist ... Man hat unverzeihliche Hoffnungen auf ihnlan sich. Er erfährt, daß sie noch „rein“ geblieben ist;
rauten Fuß, spricht die Käufer persönlich gesetzt. Man pries sich glücklich, als er aus Berlin be=noch kann alles gut werden, das Abenteuer ist zu Ende.
hren Eifer mit Ironie: ein unbezahlbarersrufen wurde. Ein moderner Menich, ein Führer des da=Das wäre der näckische und banale Schluß wie in
on einem Amor aus Porzellau rühmte er, mals aufblühenden. Realismus, ein Freund Gerhart Blumenthals „Schwur der Treue". Schnitzler schafft
kleine Gott am serbischen Hoie ausgezeichnet Hauptmanns; jetzt, hieß es, kommt Leben in die Budellfeinere, kompliziertere Naturen. Nun kann die Frau nicht
Er betonte die Weichheit der Polster aus den Aber der Lauf der Welt ist eben anders. Der radikalein des Mannes Arme sinken, wie sehr sie auch nach ihm
Obrenowitsch, auf dener man so süß und tief Literat verwandelte sich allmählich in einen Hofrat. Dies lechzt, nun kommt sie nicht über das Zwischenspiel hinweg.
nau überhaupt nicht mehr erwache. Das ist Burgtheaterluft lähmte auch ihn. Wohl kamen ein paarl Und er wiederum versteht und verläßt die Stolze und
Er spielte mit dem Tragischen und die Hauptmann=Stücke, und was gut und teuer war, fandl Erniedrigte ...
sierten sich. Und unter diesen Zuhörern sahl Einlaß. Nur wurde aus dem Stürmer Schlenther ein
Also: ein Theaterstück. Die eheliche Treue ist das
aten Gesandte, Schauspieler. Aus Rußland, Schleuther Kunktator. Er wartet mit Vorliebe ab. Er Motiv. Spitzfindig wie immer hat es Schnitzler erörtert,
nd Amerika sind Käufer gekommen. Einesläßt die andern wagen und probieren. Hat ein Stück in Der Geist kommt bei ihm zumeist auf Kosten des Gefühls
haber aber zumeist Händler. Die Preise der Berlin Glück, so sehen wir es vielleicht auch im Burg=zu kurz. Die Empfindungen der Gestalten im „Zwischen¬
ge schnellten in die Höhe. Eine Sevresvasetheater. Auch nur vielleicht. Aber nicht früher. Und das
spiel“ sind dem Publikum gar zu zart verästelt, gar zu
nten Carnot steigt von 1500 auf 3500 Kro=sgrämt uns. Schnitzler und Hofmannsthal und Beer=Hof¬
haarspalterisch, — überspitzt. Die Gespräche, die sie
iedliches Mokkaservice war dee Clon; seinmann gingen mit dem „Einsamen Weg“, der „Elektra“
führen, sind gar zu geistvoll, gar zu feinspürig und —
s betrug 50 Kronen, weil das Service nicht dem Grajen von Charolais“ nach Berlin.
zu literarisch. Dieser „Nervenadel“ besteht vorläufig nur
lten wurde. Kenner waren anderer Meinung; Damit hat man Schleuther in der letzten Zeit in denlnoch in Büchern; schon auf der Bühne schaut er unwahr¬
den Preis auf das Dreißigfache empor. Ohren gelegen. Die Kengession, die er nun den Unzufrie=scheinlich, blutleer, undramatisch aus. Eines der
von falschem Silberzeug wurden an den denen machte, war die Uraufführung des „Zwischen=Jsublimsten Stücke mußte auf diese Weise abfallen. Es
sen
acht. Dabei trat eine merkwürdige Erschei=Ispiels“ von Arthur Schnitzler. Leider sprach gerade dieses mußte trotz des unvergleichlichen Spiels des Kainz, der
das falsche Silber gewann durch die Stück gegen die Unzufriedenen und für die Methode wie kein anderer einen bedeutenden, genialen Menschen
die es trägt, das echte Silber verior da= Schleuther. Der Erfolg war ein sehr umstrittener. Undlglaubwürdig darzustellen vermag, der das vornehme,
Bernsteinspitze aus der König Milan ge=Zischlaute hört man im Burgtheater ums Leben nichtlbläßliche Wienerische Parfüm unnachahmlich festhält, an
blieb ohne Käufer. Die beiden porträt=sgern. In den Logen sitzt Österreichs Adel, in der Hoflogesder dicken Haut des Publikums zersplittern. Und
Vasen von Kaiser Wilhelm waren nicht Mitglieder des kaiserlichen Hauses. Man hat es unlängst Schlenther kann jetzt aus diesem einen Fall sich eine be¬
Burgtheatersqueme Lehre zurechtleimen: Abwarten!
mit 200 Kronen angeschrieben (wieder einesein Komtessentheater genannt. Denn da
Damen des
Ich komme zu dem Schluß, daß weder im Doro¬
fleidigung!) und erreichten auch nicht viel Privatbesitz des Kaisers ist, versuchen
Hofes Einfluß auf die Leitung zu üben. Die eine hatstheum, noch im Burgtheater augenblicklich die wahren
d die Hunderte von Stücken aus dem Altensmoralische, die zweite religiöse, die dritte politische Vor= Sensationen zu holen sind. Naturfreuade können
underte von Stuben zerstreut und protzen dortsurteile. Unter solchen Umständen ist der Direktor freilich aber in diesen Tagen in Schönbrunn eine schöne Über¬
meine nicht die unerhörle
Wappen. Jedes wird bald eine Legende um=schlecht dran. Viel Rückgrat ist vonnöten. Die Komtessenraschung erleben.
ie neuen Eigentümer dieser unheimlichen An=wären noch nicht schlimm; die Erzherzoginnen sind hoch=Pracht, die der Herbst just über den Rokokopark
ie jetzt entzückender, berau¬
n keine Republikaner sein. Denn habe ichnotpeinlicher. Besonders eine hat es Schnitzler angetan. ausgießt. Gewiß ist
agt, ich hätte die Versteigerung desNachlasses Sie hat seinen „Grünen Kaladu“ verscheucht, genau sosschender und auch trauriger als sonst; die Jahreszeit des
witsch nicht gestattet, weil sie eine Erniedri=wie sie Hauptmanns „Rose Bernd“, die Tür gewiesen Welkens und Verblühens leiht der späten, müden Kultur
Gottesgnadentums ist, so muß ich doch anderer=hat. Der revolutionäre Kakadu trug die Schuld daran, dieses Gartens erst den stimmungsreichen Rahmen. Die
en, daß sie vielleicht auch dynastische Gefühle daß Schnitzlers letzte Stücke im Burgtheater abgelehntlgeradgeschorenen Alleen und Irrgänge schimmern in den
Wert der Gegenstände liegt ja hauptsächlich wurden. Der Mann muß sich jedoch gebessert haben goldenen und purpurnen Farben des Herbstes, die ihnen
sie eben einem König gehört haben. Stelli Vielleicht macht es der tadellose Fürst im „Zwischenspiel“, fast das Natürliche nehmen und sie wie Kunst — raffi¬
als Paradestücke in sein Zimmer, darf mankein Ehrenmann und Kavalier in den vertracktestenlnierte Kulissen amureuser Aventüren — erscheinen lassen.
im allgemeinen nicht ungläubig gegenüber= Lebenslagen der seinen Dichter rehabilitierte. Schnitzler Die Gloriette, von Napoleons Adler gekrönt, blickt dop¬
hat wieder Gnade gefunden; leider fand er nur geringenpelt siegreich nach der nahen Stadt. Dus gelbe Schloß
hat auch diese Medaille ihre Kehrseite.
Sensationen hat Wien schon lange nicht ge= Beifall dazu. Weißbehandschuhte Hände, wie sie im des Kaisers, Sommerresidenz, angefüllt mit köstlichen
Dorotheum=Auktion, ein Mordprozeß, eine Burgtheater klatschen, machen keinen großen Lärm; dal Sammlungen, erhebt sich ruhig und ziervoll in der klaren
Luft. Aber alle diese Kleinodien meine ich nicht, sondern
ringen ein paar Zischer leicht durch.
iere. Davon leben wir. Das ist unsere „Ge¬
Das „Zwischenspiel“ ist einfach überspitzt. Eine die eben aufgesprungenen Riesenblüten in dem Teich des
tik“. Die Anktion ist eben vorbei. Einen Mord¬
Künstlerehe zwischen einem Komponisten und einer Sän= Reservegartens“. Es sind die märchenhaften Kelche der
jener aufregenden, spannenden, dramatischen
gerin; ein ideales Zusammenleben. Sie arbeiten mit=Victoria regia. So stolz und königlich wie ihr Name
gen werden wir hoffentlich nicht gleich wieder
o: die Première. Und zwar: die Première imleinander, helfen sich gegenseitig, sind Kameraden undl ist diese Blume. In Feenreichen könnte sie an verträumten
er. Sie wissen schon, das ist eine besondere Liebende. Bis nach einer Reihe von Jahren eine exuelle Ufern wachsen. Tatsächlich liegt die Heimat am Amazonen¬
F sind nämlich gar nicht verwöhnt. Premièren Abflauung eintritt. Ihre Achtung voreinander verlieren Strom. Doch hier, in den kaiserlichen Gewächshäusern
ug, aber nach den sogenannten Urprémierensie deshalb noch beide nicht, aber sie werden eines Tages von Schönbrunn, wird sie alljährlich aufgezogen. Wie
stern. Die entscheidenden Schlachten, die ans pathetisch und wollen „die Wahrheit". Sie wollen zwar große Schüsseln, blendend in Silberweiße, wiegen sich
nden geschlagen werden fehlen uns. Wenn die weiter beisammen bleiben, immerfort gute Kameraden, ihre Blüten auf dem Wasser. Der nahende Abend fügt
nur „frei“ wollen sie sein. Die Angst vor den Häßlich=der Weiße einen Hauch von Rosa hinzu. Süßer Duft
derswo schon abgespielt, zu uns kommen,
uns nicht mehr begeistern. Und Wien ist doch keiten heimlicher Untreue gibt ihnen diesen Gedanken ein. steigt empor. Und von der Größe eines mächtigen
rstadt! Nur haben wir einen strengen Begriff Und einer entläßt den anderen auf Abenteuer. Sie flirtet Tisches sind die runden Blätter der Victoria regia und
Theaterstadt. Es genügt nicht, daß wir vor= mit dem besagten jungen Edelmann, er tut mehr mit einer bedecken dicht den Teich. Sicher kann ein Kind über sie
chauspieler haben, daß die Leute ins Theatersgräflichen Dilettantin. Seltsam: dabei weiß er nicht, hinwegschreiten, ohne einzusinken. Das ist jetzt die Krone
über die Leistungen des Sonnenthal, des Kainzldaß er einzig seine Frau liebt, und sie gesteht der berühmten Schönbrunner Gartenkunst. Vor diesem
icardi erhitzen. Wir gelten literarisch nichts nicht, daß sie allein ihren Mann begehrt. Bis Wunder erlebt man keine Enttäuschungen. Das ist die
II. K
En hat uns die Führung entrissen, das kränktlsie von einer Konzertreise zurückkehrt: plötzlich merkt erlstille Sensation.
ich. Selbst unsere besten Dichter lassen ihreletwas an ihr, plötzlich erscheint sie ihm wieder des Ver¬