II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 158

20. Zuischenspiel box 25/1

der Mann, der ihr alles bedeutet: Seligkeit und
firmiert war. Denn nun fühlten sie si
proben, wie es Schnitzler in seinem „Zwischen¬
an ihr Versprechen gebunden und per
Sünde. Weil es nun einmal das Los des Weibes ist,
schwach zu sein, läßt sie sich wirklich überrumpeln,
bald, der älteste mit der Witwe eine
Er. Arstat. K ire rier
und der Zweite nahm deren vermögen
und im nächsten Zwischenakt wird der im ersten Akt
dürstende Ehepaar mit einem Kind zu belasten, und
zum Weibe.
geschlossene Scheidungspakt glücklich gebrochen. Damit
die scherzhafte Art, wie es als versöhnendes Element
Die vier anderen Brüder sollten n
wäre die Möglichkeit einer ehelichen Genossenschaft
ausgeschaltet wird, bringt einen frivolen Zug in die
ohne Liebeshaftung nach Pariser Muster ad ab¬
schaft allein übernehmen. Anfangs hatte
Komödie hinein, über den Schnitzlers geistvolle Dia¬
surdum geführt und die Komödie eigentlich zu Ende.
Mut dazu. Von Kindheit an waren sie
lektik und sein angenehmer Plauderton nicht hinweg¬
Allein Schnitzler wollte uns einmal als tiefgründiger
sammenzuhalten, zwei und zwei oder all
zutäuschen vermögen. Daß die in ihrer Schlußfolge¬
taten sie es noch mehr, weil jeder der Hilft
Scelenanalytiker kommen, und so läßt er einen großen
rung ganz und gar verunglückte Komödie im Burg¬
Katzenjammerakt folgen, in dem die Auseinander¬
bedurfte und keiner selbständig einen
theater vorzüglich gespielt wird, wurde schon im Vor¬
setzung des Paares zu einem Auseinandergehen auf
fassen wagte. Es konnte auch keiner
berichte gesagt. Herr Kainz für sich ist darin allein
Nimmerwiedersehen führt. „Wir lassen uns nicht
über sein eigenes Empfinden klar werd
schon eine Sehenswürdigkeit. Leider hat er in Fräulein
nicht Zustimmung oder Ablehnung vom
scheiden,“ sagt sie, „wir scheiden.“ Und als Grund,
Witt keine Partnerin von gleicher künstlerischer Fein¬
weshalb sie als enttäuschte Nora das Puppenheim
andern abgelesen hatte.
fühligkeit und geistiger Elastizität. Dem Burgtheater
Es bestand zwischen ihnen die
Schnitzlers verläßt, führt sie den Vertragsbruch an,
fehlt es überhaupt an einer Darstellerin für modernes
dessen sich ihr Gatte in der vergangenen Nacht schuldig
Frauenrollen. Und sie wäre doch so leicht zu haben.
Uebereinkunft, daß sie sich nicht voneing
gemacht hatte; denn wohin kämen sie mit ihrer Frei¬
würden so lange ihre Mutter am Leb
Heuer läßt man sie im Jubiläumstheater gastieren
selbst aber hatte einen andern Wunsch u
heit, nebeneinander zu leben, wenn sie jeden Tag
und gibt für ihr Gastspiel sogar Burgtheaterstücke
ältesten Söhne stimmten mit ihr überein
Gefahr liefe, von seinen Blutwallungen über den
frei.
Obgleich auf dem Hofe in den
Haufen gerannt zu werden?
Wie um die literarische Marotte, die diesen
schon vieles verbessert worden war,
Treue.
Schluß ausgeheckt hat, an den Pranger zu stellen,
manches zu tun übrig und deshalb mach
Eine skandinavische Bauerngeschichte
läßt Schnitzler in jenem letzten und mattesten der
Vorschlag, die beiden ältesten Söhne vor
von Björnstjerne Björnson.
drei Akte durch einen Libréttisten, der als Raisonneur
kaufen und den Besitz dann unter die
durch die Komödie flaniert, das Kind der beiden
in zwei Teile zu teilen, so daß zwei
Auf einer Ebene meiner Heimat lebte ein Ehe¬
Scheidungsbeflissenen als Versöhnungsengel einführen,
meinschaftlich einen Anteil besitzen sollten
paar mit sechs Söhnen; sie arbeiteten treu miteinander
damit es als abgebrauchtes Theaterrequisit mit ein
Haus mit Wirtschaftsgebäuden sollte g
auf einem großen, aber schlecht bewirtschafteten Hofe,
paar wohlfeilen Scherzen wieder hinauskomplimentiert
das das eine Paar beziehen sollte,
bis der Mann sich eines Tages bei der Arbeit im
werden könne. Gewiß, das Kind als Friedensstifter in
andere Paar bei ihr wohnen bliebe.
Walde so schwer verletzte, daß er nach wenigen Tagen
Ehezwisten wirkt auf der Bühne banal. Aber nicht
ziehenden Paare mußte dann aber ein
seiner Wunde erlag. Die Frau stand nun mit ihren
banaler als das Leben, als die Wirklichkeit, deren
denn eine Gehilfin im Hause und beim
sechs Kindern allein da; aber sie verlor den Mut
natürliche Sittlichkeit einer überspitzten Problematik,
nicht entbehrt werden — und die Mi
nicht, ernst führte sie ihre beiden ältesten Söhne an den
die auf Irrwege führt, noch immer vorzuziehen ist.
auch das Mädchen, das sie sich als Sch
Sarg und forderte sie auf, ihr bei der Leiche ihres
Die meisten Ehen erhalten erst durch die Kinder ihre
wünschte.
Vaters zu versprechen, so weit Gott ihnen Kraft gäbe,
sittliche Grundlage, und wer nur ein einziges Kind
Hiergegen hatte keiner etwas einzun
für die jüngeren Brüder zu sorgen und auch ihr selbst
sein eigen nennt, wird sich kaum jemals versucht
beizustehen. Das gelobten sie der Mutter feierlich und aber entstand die Frage: Welche zwei
fühlen, ein Eheproblem von der Art zu er= hielten treu ihr Wort, bis der jüngste Bruder kon= ziehen, und wer von ihnen sollte he