Wateschten und Der Aigesten Preline pene ine din ee e seshenen
wagnerisch zu gestallen; wie leicht aber, vom wagnerischen
Zwischenspiel, ist typisch für unsere Zeit, ein Hauptspiel
Geiste abgelöst, anders zu sein! Die ästhetischen Snobs
der Modernen. Was diese suchen, ist immer nur das An¬
rufen Heil! Sie kennen keine Entwicklung, lein sicheres
dere. Der Grundsatz der modernen Aesthetik lautet: An¬
Ziel, keine redliche Kunstarbeit, denn auch sie leben und
ders sein, anders sehen, anders machen. Anders um
schreiben nur davon, daß es immer anders wird; sie
jeden Preis. Nie hat es eine bequemere Kunstlehre ge¬
geben. Harte Arbeit, mühsam, schrittweise, hat in Jahr= laufen stets nur dem Andern nach. Vielleicht bringen zwei
Briese, die Richard Wagner im Jahre 1872 und 1874, da
hunderten gewisse Kunstsormen organisch zu entwickeln ge¬
Roller noch ein Knabe war, an den Wiener Maler Josef
sucht. Wie vorsichtig, weil einsichtig, gingen die großen
Reformatoren der Welt und der Kunst ans Were Hoffmann schrieb, ein wenig Ordnung in die Sache der
Andersmacher. Zunächst: „In Betreff der Darstellung
Luther und Vismarck, Mozart, der lange in den Ita¬
der Szene bin
ich zu der Ueberzeugung ge¬
lienern, Beethoven, der lange in Haydn, Wagner, der
kommen, daß hier nichts des deutschen Namens in
lange in der „Großen Oper“ steckte. Heute gehts leichter.
einem edlen Sinne Wurdiges zu erreichen sein wird,
Refarmatoren in allen Ecken, in jedem Winkel, in jeder
wenn ich die hieher bezüglichen Aufgaben lediglich unseren
Woche, an jedem Tage. Ohne Ziel, ohne Plan, ohne
routinierten Theaterdekorationsmalern überlassen sollte. Es
Vernunft, müssen sie eben nur anders sein, und sofort
handelt sich mir daher derum, den geschicktesten oder ge¬
wird ihnen das stets bereite Täfelchen der Genialität an¬
übtesten Dekorationsmalern von wirklichen Künstlern ent¬
geheftet.
worfene Skizzen vorlegen. können, um sie dadurch zur
Ein leidlich erfahrener Musiker vermag uns das
Veredlung ihrer Leistungen anzuregen.“
.. Und dann
Wesen der Fuge zu erklären und die Unterschiede einer
setzt sich der Dramatiker zu dem bildenden Künstler in
Fuge von Bach oder Mozart oder Beethoven klarzu¬
das einzig mögliche Verhältnis des harmonischen Aus¬
tellen. Eine Fuge aber von heute kann der Erfahrenste
zur damit kennzeichnen, daß sie anders ist. Das Anders, gleichs. Zwei Jahre später: „Ich sage Ihnen meinen
ein, gleichviel wie die Fuge ausschauen möge, erfüllt den größten Dank für die Umarbeitung Ihrer schönen
Skizzen. Dadurch, daß der Wohnraum Hundings den
Stümper mit Stolz, und der Jubel seines Anhangs kennt Ersordernissen der dramatischen Vorgänge durchaus
keine Grenzen, wenn die Fuge sich derart verändert hat
daß sie keine mehr ist. ... Das Genie in der Tonkunst
Charakter etwas eingebüßt hat: er ist so vortrefflich.“.
hat große Mühe darauf verwendet, die Symphonie zu
einem organisch gegliederten Gunzen zu gestalten, pas Nun bittet Richard Wagner den Künsller, die Gibichungen¬
halle mit Rücksicht auf die „entscheidende Begegnung der
von einem mächtigen Schlußsätze gekrönt wird. So noch
Hauptkatastrophe“ zu verändern; er macht die lehrreiche
bis Brahms und Bruckner. Die Wiener Symphonie von
Bemerkung, daß er selbst in Lohengrin „den Fehler be¬
heute legt Lieder ein oder schließt mit einem Liedchen —
gangen habe,“ sich unwillkürlich nach „unseren sehr in¬
sie hat den großen Vorzug, anders zu sein. Man frage
nicht nach den inneren Motiven. Die Aestheik des An= korrekten Theaterkonventionen“ zu richten, und schließt im
s die Kunst Hinblick auf die Gibichungenhalle: „Aber es wird Ihnen
deren“ ist Grund genug. Im übrigen ist
unserer Tonsetzer, ähnlich dem Zwischenspiel" beständig schwer werden, hier etwas zu opfern, denn das Bild
selbst, das Sie uns geben, ist ungemein charakteristisch
anderes vorzubringen als der natürliche und logisch ge¬
und schön. Nun! Sehen Sie zu !
schulte Kunstverstand gerade von der harmonischen Fort¬
So fügen die Elemente des Gesamtkunstwerkes sich
schreitung erwartet. ... Darum ist die Kunst unserer
ineinander. Der jetzt beliebte Terrorismus, die Selbst¬
Tage so witzig. Denn Witz ist das plötzliche Aufdecken
betonung des Einzelnen dient nicht dem Schönen, sondern
einer Gedankenharmonie, wo man Disharmonie er¬
unkünstlerischem Egoismus. Anderes wollen, einzig um
wartet, oder das Ausdecken einer Disharmonie,
anders zu sein, der Luftsprung ins Andere, einzig um
wo man eine harmonische Gedankenverbinoung ver¬
sich rasch von bestehenden Fundamenten zu lösen, führt:
mutet. Die moderne Orchestrierung beruht also
weit weg von der wahren Kunst.
auf dem Witz, den einzelnen Instrumenten Klänge
und Passagen zuzumuten, die der Natur des Instru¬
ments nicht entsprechen. Man wird auch immer beim
Ot estervortrag eines neuen Werkes, das die Modernen
gut instrumentiert nennen die unbefangenen Hörer
lächeln oder Mienen der Verblüffung auf ihrem Antlitz
sehen.... Ebenso im Reiche der Farbe. Haben es nicht die¬
jenigen unserer Maler am weitesten gebracht, deren Pro¬
gramm einfuch lautete: anders malen! Die alte Streitfrage, ob
das „Was“, die Idee, oder das „Wie“, die Form, in der
Kunst entscheide, ist nun verstummt; das Andere ent¬
scheidet. Man könnte ruhig und friedsam durch die neuen
Wiener Straßen wandeln, wenn manche Architekten wirk¬
lich Häuser und nicht bloß das Andere bauen wollten,
unbekümmert ob das Andere einem Hause gleichsieht oder
nicht. ... Die Bildhauer sind zum Glück gezwungen,
Menschen darzustellen, die von Menschen als ihresgleichen
erkannt werden müssen. Daher schleicht das Andere ihre
Bildwerke nicht so leicht an, und man betrachtet maiches
neue Wiener Denkmal mit inniger Freude. Dem Mozart¬
Brunnen freilich, wie schon ein Fachmann in diesen
Blättern bemerkte, scheint geflissentlich die elastische, leicht
geschwungene Mozart=Linie ferngehalten zu sein. Der
Bildhauer wollte durchaus anders gestalten. Nicht einmal
den beiden Wasserröhren zur Seite wurde der Linien¬
zauber Mozarts gegönnt; sie sind im neuen Maschinen¬
stil den Röhren von Wasserkesseln oder Badeöfen nach¬
gebildet. Das Unerwartete, das Andere, das vom guten
Geschmacke abbiegt und jedes zartere Kunstgefühl verletzt,
ossenbart sich aber vollends in der Riesentafel, die fast die
ganze Rückseite des Bildwerkes bedeckt und mit großen
Plakatlettern anzeigt, daß der Mozart=Brunnen während
der Amtsführung des Bürgermeisters Lueger und des —
Herrn Bezirksvorstehers Rienößl errichet wurde. Dem
Wiener Burgermeister kommen solche Ehrungen zu; daß
aber der Bezirksvorsteher Rienößl mit übergroßen Buch¬
staben sich an ein Monumentalwerk und an Mozarts
Unsterblichkeit klebt, ist eine arge Geschmacksverirrung.
Dann lieber ein Denkmal für Herrn Rienößl allein.
Das Andere wird jetzt auch bei Miethke bewundert
und erläutert. Da hat die asthetische Formel: „Anders sein
wagnerisch zu gestallen; wie leicht aber, vom wagnerischen
Zwischenspiel, ist typisch für unsere Zeit, ein Hauptspiel
Geiste abgelöst, anders zu sein! Die ästhetischen Snobs
der Modernen. Was diese suchen, ist immer nur das An¬
rufen Heil! Sie kennen keine Entwicklung, lein sicheres
dere. Der Grundsatz der modernen Aesthetik lautet: An¬
Ziel, keine redliche Kunstarbeit, denn auch sie leben und
ders sein, anders sehen, anders machen. Anders um
schreiben nur davon, daß es immer anders wird; sie
jeden Preis. Nie hat es eine bequemere Kunstlehre ge¬
geben. Harte Arbeit, mühsam, schrittweise, hat in Jahr= laufen stets nur dem Andern nach. Vielleicht bringen zwei
Briese, die Richard Wagner im Jahre 1872 und 1874, da
hunderten gewisse Kunstsormen organisch zu entwickeln ge¬
Roller noch ein Knabe war, an den Wiener Maler Josef
sucht. Wie vorsichtig, weil einsichtig, gingen die großen
Reformatoren der Welt und der Kunst ans Were Hoffmann schrieb, ein wenig Ordnung in die Sache der
Andersmacher. Zunächst: „In Betreff der Darstellung
Luther und Vismarck, Mozart, der lange in den Ita¬
der Szene bin
ich zu der Ueberzeugung ge¬
lienern, Beethoven, der lange in Haydn, Wagner, der
kommen, daß hier nichts des deutschen Namens in
lange in der „Großen Oper“ steckte. Heute gehts leichter.
einem edlen Sinne Wurdiges zu erreichen sein wird,
Refarmatoren in allen Ecken, in jedem Winkel, in jeder
wenn ich die hieher bezüglichen Aufgaben lediglich unseren
Woche, an jedem Tage. Ohne Ziel, ohne Plan, ohne
routinierten Theaterdekorationsmalern überlassen sollte. Es
Vernunft, müssen sie eben nur anders sein, und sofort
handelt sich mir daher derum, den geschicktesten oder ge¬
wird ihnen das stets bereite Täfelchen der Genialität an¬
übtesten Dekorationsmalern von wirklichen Künstlern ent¬
geheftet.
worfene Skizzen vorlegen. können, um sie dadurch zur
Ein leidlich erfahrener Musiker vermag uns das
Veredlung ihrer Leistungen anzuregen.“
.. Und dann
Wesen der Fuge zu erklären und die Unterschiede einer
setzt sich der Dramatiker zu dem bildenden Künstler in
Fuge von Bach oder Mozart oder Beethoven klarzu¬
das einzig mögliche Verhältnis des harmonischen Aus¬
tellen. Eine Fuge aber von heute kann der Erfahrenste
zur damit kennzeichnen, daß sie anders ist. Das Anders, gleichs. Zwei Jahre später: „Ich sage Ihnen meinen
ein, gleichviel wie die Fuge ausschauen möge, erfüllt den größten Dank für die Umarbeitung Ihrer schönen
Skizzen. Dadurch, daß der Wohnraum Hundings den
Stümper mit Stolz, und der Jubel seines Anhangs kennt Ersordernissen der dramatischen Vorgänge durchaus
keine Grenzen, wenn die Fuge sich derart verändert hat
daß sie keine mehr ist. ... Das Genie in der Tonkunst
Charakter etwas eingebüßt hat: er ist so vortrefflich.“.
hat große Mühe darauf verwendet, die Symphonie zu
einem organisch gegliederten Gunzen zu gestalten, pas Nun bittet Richard Wagner den Künsller, die Gibichungen¬
halle mit Rücksicht auf die „entscheidende Begegnung der
von einem mächtigen Schlußsätze gekrönt wird. So noch
Hauptkatastrophe“ zu verändern; er macht die lehrreiche
bis Brahms und Bruckner. Die Wiener Symphonie von
Bemerkung, daß er selbst in Lohengrin „den Fehler be¬
heute legt Lieder ein oder schließt mit einem Liedchen —
gangen habe,“ sich unwillkürlich nach „unseren sehr in¬
sie hat den großen Vorzug, anders zu sein. Man frage
nicht nach den inneren Motiven. Die Aestheik des An= korrekten Theaterkonventionen“ zu richten, und schließt im
s die Kunst Hinblick auf die Gibichungenhalle: „Aber es wird Ihnen
deren“ ist Grund genug. Im übrigen ist
unserer Tonsetzer, ähnlich dem Zwischenspiel" beständig schwer werden, hier etwas zu opfern, denn das Bild
selbst, das Sie uns geben, ist ungemein charakteristisch
anderes vorzubringen als der natürliche und logisch ge¬
und schön. Nun! Sehen Sie zu !
schulte Kunstverstand gerade von der harmonischen Fort¬
So fügen die Elemente des Gesamtkunstwerkes sich
schreitung erwartet. ... Darum ist die Kunst unserer
ineinander. Der jetzt beliebte Terrorismus, die Selbst¬
Tage so witzig. Denn Witz ist das plötzliche Aufdecken
betonung des Einzelnen dient nicht dem Schönen, sondern
einer Gedankenharmonie, wo man Disharmonie er¬
unkünstlerischem Egoismus. Anderes wollen, einzig um
wartet, oder das Ausdecken einer Disharmonie,
anders zu sein, der Luftsprung ins Andere, einzig um
wo man eine harmonische Gedankenverbinoung ver¬
sich rasch von bestehenden Fundamenten zu lösen, führt:
mutet. Die moderne Orchestrierung beruht also
weit weg von der wahren Kunst.
auf dem Witz, den einzelnen Instrumenten Klänge
und Passagen zuzumuten, die der Natur des Instru¬
ments nicht entsprechen. Man wird auch immer beim
Ot estervortrag eines neuen Werkes, das die Modernen
gut instrumentiert nennen die unbefangenen Hörer
lächeln oder Mienen der Verblüffung auf ihrem Antlitz
sehen.... Ebenso im Reiche der Farbe. Haben es nicht die¬
jenigen unserer Maler am weitesten gebracht, deren Pro¬
gramm einfuch lautete: anders malen! Die alte Streitfrage, ob
das „Was“, die Idee, oder das „Wie“, die Form, in der
Kunst entscheide, ist nun verstummt; das Andere ent¬
scheidet. Man könnte ruhig und friedsam durch die neuen
Wiener Straßen wandeln, wenn manche Architekten wirk¬
lich Häuser und nicht bloß das Andere bauen wollten,
unbekümmert ob das Andere einem Hause gleichsieht oder
nicht. ... Die Bildhauer sind zum Glück gezwungen,
Menschen darzustellen, die von Menschen als ihresgleichen
erkannt werden müssen. Daher schleicht das Andere ihre
Bildwerke nicht so leicht an, und man betrachtet maiches
neue Wiener Denkmal mit inniger Freude. Dem Mozart¬
Brunnen freilich, wie schon ein Fachmann in diesen
Blättern bemerkte, scheint geflissentlich die elastische, leicht
geschwungene Mozart=Linie ferngehalten zu sein. Der
Bildhauer wollte durchaus anders gestalten. Nicht einmal
den beiden Wasserröhren zur Seite wurde der Linien¬
zauber Mozarts gegönnt; sie sind im neuen Maschinen¬
stil den Röhren von Wasserkesseln oder Badeöfen nach¬
gebildet. Das Unerwartete, das Andere, das vom guten
Geschmacke abbiegt und jedes zartere Kunstgefühl verletzt,
ossenbart sich aber vollends in der Riesentafel, die fast die
ganze Rückseite des Bildwerkes bedeckt und mit großen
Plakatlettern anzeigt, daß der Mozart=Brunnen während
der Amtsführung des Bürgermeisters Lueger und des —
Herrn Bezirksvorstehers Rienößl errichet wurde. Dem
Wiener Burgermeister kommen solche Ehrungen zu; daß
aber der Bezirksvorsteher Rienößl mit übergroßen Buch¬
staben sich an ein Monumentalwerk und an Mozarts
Unsterblichkeit klebt, ist eine arge Geschmacksverirrung.
Dann lieber ein Denkmal für Herrn Rienößl allein.
Das Andere wird jetzt auch bei Miethke bewundert
und erläutert. Da hat die asthetische Formel: „Anders sein