II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 182

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daß der Arzt Arthur Schnitzler, der aus medizinischen Büchern oft
Ann Aus dem Wiener Leben.####,
mehr herausliest, als der Dichter Schnitzler in seinen sämtlichen
(Original=Feuilleton der Breslauer Morgen=Zeitung.)
Dramen vertragen kann, auf eine kleine Linkshändigkeit seines Helben
anspielen wollte, die mancherlei von den Verschrobenheiten des Musikers
Das neueste Gesellschaftsspiel. — Wiener Stimmungen.
Amadens erklären würde. Denn wenn ich nicht irre, hat schon Lom¬
Psychologische
Schnitzlers dreiaktige Komödie „Zwissenspiel“
broso, der wegen seiner Berühmtheit so bekannte Gelehrte allerlei tief¬
Verkehrtheiten. — Reminiszenzen an Friedrich Mitterwurzer. —
sinniges über die Linkshänder geschrieben, so daß die nichtberühmten
Schlüsselstuck oder nicht?
Gelehrten, wenn sie es lasen, der Meinung waren, es ginge ihnen ein
Einen drolligen Kauz habe ich gekannt, der auf die Frage, wie
Mühlrad im Kopfe herum und daß rechter Hand linker Hand alles ver¬
eses ihm gehe, jedesmal die Antwort gab: „Ich paß nicht mehr auf.“
tauscht sei ...
Uns geht es genau so; auch wir passen nicht mehr auf. Selbst das eine
Amadeus Adams also, der Wiener Kapellmeister und Komponist,
Zeit lang beliebt gewesene Gesellschaftsspiel: „Wer ist stärker, der
hat mit seiner schönen Gemahlin, der Opernsängerin Cäcilie Adams¬
Kaiser von Oesterreich, oder der König von Ungarn?“ hat alle Reize
verloren, denn man wird nie klug daraus. Auch ist einmal der Kaiser! Ortenburg, neben dem Ehevertrag auch noch einen Separatpakt abge¬
schlossen, der die beiden Eheleute zu absoluter Wahrhaftigkeit verpflichtet.
von Oesterreich oben auf, dann wieder der König von Ungarn, bis ihn
Jede Lüge soll aus diesem Ehebande, das vor nun sieben Jahren be¬
der Kaise; wieder runterkriegt, so daß er eine Weile über dem König
stegelt wurde und dem ein herziger Knabe namens Peterl entsprossen,
Das ist ein köstliches Satirspiel, mit all ihren Fein¬
triumphiel
ausgeschlossen sein. „Ich bin mein, und Du bist Dein“ ist die Losung
heiten der Parodic des Nestroy nachempfunden, in der der Holofernes
des Künstlerpaares, das nach endlos siebenjährigem Beisammensein ge¬
großmäulig wie immer sagt: „Jetzt bin ich aber doch neugierig, wer
schlechtlich einander gleichgültig geworden ist, so daß ein jedes seiner
stärker ist, ich oder ich?“ Dieses dualistische Messen der Kräfte wird
eigenen Wege gehen will. Sie wollen sich nicht scheiden lassen, sondern
laber mit der Zeit so langweilig, daß ich endlich beschlossen habe, über¬
bloß neben einander leben und sich in allen Angelegenheiten des Herzens
haupt nicht mehr aufzupassen.
sagt Amadeus
und der Sinne freie Hand lassen. „Wir müssen uns“ —
So erfreute ich mich denn kurze Zeit der wohligsten Ruhe, bis
zu seiner Frau — „über alles aussprechen, geradeso wie bisher — ja ge¬
Arthur Schnitzler, der liebenswürdige Wiener Dichter, in seiner
wissermaßen über mehr. Da wäre natürlich die Voraussetzung unserer
neuesten Komödie „Zwischenspiel“ mit allen Hunden seiner über¬
spitzten und überhitzten Psychologie mich zu hetzen begann, so daß ich weiteren Beziehung: Wahrheit, rückhaltlose Wahrheit.“ Und in den
Tag und Nacht über den schweren Fall nachdenke und damit nicht zusterlockendsten Farben jetzt er ihr die Folgen dieses Wahrheitsdranges
Mit unseren Freuden und unseren Schmerzen
Rande kommen kann. Schon die Charakteristik, mit der er den Heldenauseinander. „
kämen wir zu einander, wären Freunde wie bisher, vielleicht bessere als
des Stückes, den Kapellmeister und Symphoniendichter Amadeus
je, und würden uns die Hände reichen, auch über Abgründe. So be¬
Adams, einführt, machte mir nicht wenig Sorge und Kopfzerbrechen.
hielten wir alles, was uns bisher gehört hat: unsere Arbeit, unser Kind,
Gleich nachdem der Vorhang in die Höhe gegangen, tritt Amadeus
Adams in seinen Studiersalon: „dreißig Jahre alt, schlank, dunkles, sunser Heim — alles was wir gemeinsam haben müssen, damit es seinen
schlichtes Haar, bartlos. Grauer Sakkoanzug; elegant, aber ein wenig ganzen Wert für uns behält. Und gewännen zugleich manches, wonach
nachlässig. Gewohnheit, mit der linken Hand zuweilen das Sakko
wir uns beide seit einiger Zeit sehnen und woran ich im übrigen auch
zurückzuschlagen und es festzuhalten.“ Was ist das für eine psycholo¬
gar keine Freude hätte, wenn ich Dich verlieren müßte.“ So spricht
gische Feinheit, müßte ich mich fragen, daß Herr Amadens Adams ge¬
Amadeus zu seiner schönen Gemahlin, und in einem weiteren Gespräche,
rade mit der linken Hand sein Sakko, das natürlich grau ist, zurück¬
das er mit dem Schriftsteller und Libettodichter Albertus (was doch diese
schlagen und es festhalten muß? Wäre es psychologisch nicht ebenso
angeblich so modernen Menschen für Antiquanamen haben!) führt, läßt
Itief oder vielleicht gar noch tiefer, wenn Herr Amadeus sein graues
er beiläufig durchblicken, daß die Ehe zwischen ihm und seiner Frau
Sakko einmal mit der linken, ein andermal mit der rechten Hand, je
Cäcilie seit einem Jahre tatsächlich nicht mehr bestehe.
nachdem es ihm seine augenblickliche Lanne oder Erregung eingibt,
Was ihn, den jungen, vollkräftigen Mann, zu dieser sonderbaren
zurückschlägt und festhält? Darüber kann ich nun einmal nicht hinweg¬
kommen, daß der Dichter den Helden seines Stückes mit so viel ge=Abstinenz verleitet, kann aus der Gewohnheit allein, mit der linken Hand
bundenen Marschronten in die Welt setzt, die sich sogar auf sein grau=das Sakko zurückgeschlagen, schlechterdings nicht abgeleitet werden; es
farbiges Salko und seine linke Hand erstrecken, während die rechtelmüssen also tiefere psychologische Gründe dafür vorliegen, die Schnitzler
Hand tun darf, was sie will. Oder wollte Artbur Schnitzler mit dieser bei sich behält, weil ja ein Dichter schließlich nicht dazu ist, um seine
Adjustierungsvorschrift in sinniger Weise (nur immer symbolistisch, letzten Geheimnisse dem Publikum an die Nase zu hängen. Freilich führt
meine Herren Dichter!) andeuten daß der Kapellmeister und Komponistjuns gleich der erste Akt mitten hinein in eine Liebelei Amadeus' mit
Amadeus Adams die rechte Hand für wichtigere Dinge verwenden müsse, der Gräfin Friederike Moosheim, einer Kollegin seiner Frau, die eine
beispielsweise zum Niederschreiben von Symphonien, deren ihm bereitsherrliche Villa in Tremezzo besitzt, leuchtend und weiß, Marmorstufen
führen geradeaus in den blauen See; und in sehr heißen Nächten schläft
vier aus der Feder geflossen sind, so daß er seine „Vierte“ in der
nächsten Zeit in Berlin zu dirigieren gedenkt? Chi lo sa, wie es in die gräfliche Opernsängerin mitten im Park auf dem Rasen unter einer
der spanischen Grammatik so wohlklingend heißt — wer mag sich ver=Platane. Um dieser Tame willen, die selbst einen Stockschnupfen nicht
lmessen, darüber etwas bestimmtes zu sagen! Möglich ist es aber auch, lscheut, um sich von ihren Liebhabern überraschen zu lassen, sollte