II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 322

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20. Zuischensbiel
Telephon 12801.
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JUBSENVER
I. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-Vork. Paris, Rom,
San Francisco. Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Ausschnitt aus#u##e
fartes Wienef Extrablatt
1 1905
vom:
* Aus Prag, 22. November, wird uns tele¬
graphirt: Arthur Schnitzlers „Zwischenspiel“
fand bei der heutigen Erstaufführtag im Neuen 12
Deutschen Theater eine sehe freundliche #
Aufnahme. Nach dem dritten Acte wurde das

Publicum in Folge der dramatisch wirksamen
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Auseinandersetzungs=Scene besonders warm. Die
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Darstellung hielt sich auf einer anständigen Mittel¬
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linie, nur Herr Lengbach, welcher als Fürst
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Lohsenstein eine ungemein glückliche Figur machte, jsg
erhielt Beifall auf offener Scene.
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Aussehnitt aus
ünchner Noueste Nachrichten
vom:
5 11
B. Prager Theater. Am Mittwoch wurde Artur
chnitzlers Komödie „Zwischensviel“ zum ersten
Mar Es war kein stürmischer Erfolg, aber das
Publikum war doch interessiert. Am besten gesiel der dritte
Akt, wo die dramatischste Szene, die mit dem Fürsten
Sigismund, Beifall bei offener Szene fand. Es wurde
recht gut gespielt, nur gingen die Feinheiten des Dialoges
manchmal durch Unverständlichkeit des Sprechens ver¬
loren. Am Schlusse konnte sich der Regisseur im Namen
des Dichters bedanken.
5
K
Telephon 12891.
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1 österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin. Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienaugabe obse Gewähr,)
Montagsblatt aus Bonmen, Prag
Ausschnitt aus:
vom:
B
Prager Theaterwoche.
Schauspiel.
Zwischenspiel.
4 (Komödie von Artur Schnitzler; im Neuen
Deutschen Tha#####ov.)
Es gehört sich, Artur Schnitzler mit einer sehr
weihevollen Miene gegenüberzutreten. Man läßt
aalle Keckheiten zu Hause, darf nicht vorlaut sein und
ssitzt im Fauteuil, wie im Vorzimmer des Königs,
innerlich ausgebügelt, mit frischem Hemd und ge¬
putzten Stiefeln angetan und hat zu wart n, bis des
Königs Worte in uns nachklingen, uns aufrühren
und bereichern. Trotz dieser respektvollen Bere tschaft
und dem Willen, ein gutes, aufnahmssähiges In¬
strument zu sein, wird man diesmal vergeblich ge¬
wartet haben. Langeweile, maßlose Langeweile
empfand man diese drei langen Akte hindurch und
ging dann nach Hause, so klug als wie zuvor.
Ein kleiner Novellenstoff, aus dem sich allenfalls
eine traurig=komische Betrachtung drehen ließe. Mann
und Frau werden einander sexuell langweilig, sind
aber sonst durch x andere Fäden aneinander ge¬
bunden und versuchen es mit Ausschaltung dieses
einen Fadens weiter zu leben, Freunde, Kameraden
zu bleiben. Zuerst gehts. Der Gatte springt plötzlich
wieder wie ein junges Füllen, kann seine Freiheit
auskosten, ohne von Gewissensbissen geplagt zu sein,
die Frau zieht in die Ferne. Als sie wiederkommt,
erfrischt von der Freiheit, erhitzt von verlangenden
Blicken der Andern, da spinnt sich der eine zerrissene
Faden wieder an, die Freundschaft, Kameradschaft
zerstiebt in alle Wolken, der Gatte sieht wieder das
Weib und fliegt in ihre Arme. Aber jetzt will sie
nicht. Cäcilie wird plötzlich auf sich selbst eifersüchtig,
das Ich der Erinnerung eisersüchtig auf die neue,
erfrischte Cäcilie und die Wiedergefundenen scheiden
von Neuem.
Nicht, daß der Punkt, um den sich die Affaire
dreht uninteressant wäre. In diesen drei Akten
werden zwei sehr intime Themen angetippt: Erstens
einmal die Frage der Diskretion in der Ehe, zweitens
das Thema von der Dauerhaftigkeit der Liebe. Nur
ein flüchtiger Blick genügt, um erkennen zu lassen,
wie wenig zart diese zwei zartfühlenden Menschen in
ihrer Offenheit gegeneinander sind, wie brutal eigent¬
lich das Nichts Verschweigen im Ehebund sich aus¬
nimmt. Das zweite Thema, das mit dem ersten eng
verknüpft ist, das Ja=Verschweigen als Voraussetzung
hat. ist die Frage: Wie es möglich wäre, zwischen
Mann und Frau das verlöschende Feuer stets wieder
auflackern zu lassen? Schnitzler gibt die unbewußt Ant¬
wort: Verwandle Dich, habe Talent genug, von Zeit
zu Zeit dich neu zu häuten. Es ist das schöne
Rezept, das auch sonst dem Menschen darüber hin¬
weghilft, sich selbst auf die Dauer nicht langweilig
und widerwärtig zu werden. Aber bei Schnitzler
kommt man leider nicht dazu, an diesen zwei inte¬
ressanten Fragen Interesse zu bekommen. Von allen
unangenehmen Dingen des Stückes abgesehen, von
der unwahren, dozierenden, ewig analysierenden

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