II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 346

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20. Zuischensniel
Verfrelungen
in Berlin, Budapest. Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Prancisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: (##1n07
s. J 7 KoteaL,

— (Einmaliges Gastspiel des Hof¬
[bürgtheater=Ensembles.] Sonntag sahen wir
zum ersten Male Schnitzlers dreiaktige Komödie
[„Zwischenspiel“ auf unserer Bühne. Wie jede
Komposition Schnitzlers gleicht auch diese einer seinen
Filigranarbeit, die zierlich und subtil ausgeführt is
die man jedoch kaum zu berühren wagt, aus Furcht,
man könnte die Fäden zerreißen. Da haben wir den
Kompontsten Amadeus Adams; er und seine Gattin
Cäcilie, eine Opernsängerin, führen eine Ehe von
sonderbarer Fraktur. Er liebt und liebelt nach rechts,
sie liebt und liebelt nach links; aber das geschieht mitt
gegenseitigem Einverständnisse, denn nicht Treue, [à
sondern Aufrichtigkeit wollen sie gegeneinander üben.:
Herr Amadeus studiert mit der Gräfin Friederikesc
Moosheim, die ebenfalls Opernsängerin ist, eine Rolle 1
ein und gerät so nach und nach in den Bann dieses!
Weibes: Gäcilie unternimmt in Begleilung ihres Ver¬2
ehrers, des Fürsten Sigismund Maradas=Lohsenstein, I,
eine Gastspielreise nach Berlin. Trotz dieser zeitweisen
Absprünge lieben die Ehegatten einander und der
Kapellmeister hat sogar Anwandlungen von Eifersucht.10
Es fehlt an dem erlösenden Worte, das alles wieders1
ins Gleiche bringen könnte. Amadeus gewinnt sich sein
Weib sogar noch einmal, allein gerade dieses Ge¬3
winnen erscheint ietzt Cäcilie wie ein Vergehen und
sie verläßt ihn. Man muß gestehen, der Schluß wirkt#
frappierend, allein das sollte man bei Schnitzler eben
schon gewohnt sein. Nicht so, wie sich allenfalls ein
ähnliches Faktum im wirklichen Leben abspielt, darf es
bei ihm zugehen; das wäre zu gemein und zu natürlich.
Schnitzlers Personen gehen im Anfange seiner Stücke
immer schön auf den Füßen, zum Schlusse gehen sie
auf den Händen, recken die Beine in die Höhe und
sagen: So ist's normal. Schnitzlers dramatische Kraft
reicht auch für ein längeres Drama nicht aus, sein
Talent weist ihn auf das Gebiet der epischen Dichtung,
allein er versteift sich nun mit aller Macht darauf,
Dramen zu schreiben. So entstehen dann dialogisierte
Causerien, die sich ins Unendliche fortspinnen, zu¬
weilen recht geistreich, zuweilen jedoch auch recht ermü¬
dend sind. Die Aufführung war großartig. Herr
Kainz wußte uns den „Kapellmeister, diesen sonder¬
baren Kauz, menschlich näher zu bringen. Er verstand
die Unwahrscheinlichkeiten dieser Figur auszu¬
gleichen; allein das ist ein Verdienst des Schauspielers
und nicht des Dichters. Nicht an jeder Bühne wird
diesem ein Kainz hilfreich beispringen. Fräulein
Witt zeichnete die „Cäcilie“ mit scharfen und doch
feinen Strichen, namentlich gelang ihr der Schluß des
zweiten Aktes. Herr Tretzler (Rhon) und Frau
Haeberle (Marie) revräsentierten vortrefflich das
Gegenspiel zu dem Ehepaare „Amadeus=Cäcilie“.
Frau Kallina als „Gräsin Friederike Moosheim“
und Herr Korff als „Fürst Sigismund“ brachten
zwei prächtige Gestalten auf die Bühne. Schließlich
sei noch erwähnt, daß die Kinderrolle (Peter) von dem
kleinen O. Eisner brav gegeben wurde. Die Dar¬
steller erhielten reichen Beifall.
(Mun