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20 Zutschensniel
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schiere Gedankenwelt und das grübelnde Rankenwerk
Aber sie weigert sich fest und entschieden, denn sie fühlt
nicht mehr tragen kann, und tragische Gebärde annimmt.
Stadttheater.
sich nicht mehr als die frühere. „Erscheine ich dir auch
Artur Schnitzlers ständiges Thema ist das Liebeslehen,
treu, für mich selbst bin ich's nicht mehr gewesen. Ich
[Wiener Hofburgtheater=Eusembles.)
ir Schnitzier: „Zwischenspiel.“
seir Lieblingsstudium die Frauenseele: aber wenn er
weiß, wie in mancher Nacht mein Leib gebebt und ge¬
fur
700
in seiner etwas verträumten Art ihre Höhen und Tiefen
schmachtet hat — und was ich dir gestern sagte, daß
pellmeister Amadeus Adams hat mit der
durchwandelt, da schleichen sich immer melancholische
ich mit ausgebreiteten Armen dastehe und mich sehne und
in Cäcilie eine Ehe geschlossen, die nur auf
Grundakkorde ein und in seinem Sinnen und Träumen
warte, das ist wahr, so wahr, als ich hier vor dir stehe!
Wahrheit gegründet sein soll. Als beide mer¬
geht dem Wiener Dichter gerade eine Eigenschaft der
— Oder bist du so bescheiden geworden mit einemmale,
adeus mit seiner Schülerin, der Opernsän¬
Wiener ab: die Leichtlebigkeit und Fröhlichkeit. Er ist
daß dir ein Glück genügte, das zur selben Stunde sich
Moosheim, eein Verhältnis hat, und daß
Meister der dialogischen Novelle, ihn beherrscht die
vielleicht aua, ein anderer hätte holen können, wenn
dem Fürsten Sigismund zu flirten scheint,
Stimmung, die er in feiner, mitunter berauschender
er nur dagewesen wäre?“ Und nun scheiben beide wirk¬
beide ruhig dahin aus, daß jeder von ihnen
Eigenart wiederzugeben weiß, und die stets ihm höher
lich von einander mit schmerzdurchzitterten Worten „Mir
ege gehen soll. Aus Ehegatten werden sie
steht als dramatische Technik und logische Folgerichtigkeit
ist gerade so weh als dir“, sagt Cäcilie. „Aber eins fühle
den und leben als solche gemeinschaftlich
der Handlung. Und nur die letztere ist es, die die große
ich eben stärker als du und das ist gut für uns beide:
rfort. Amadeus aber hat inzwischen seinen
Menge der Zuhörer befriedigt, während die feinen Fühl¬
Wir sind einander so viel gewesen, Amadeus, daß wir
zur Gräfin ein Ende gemacht, und als
fäden folgerichtiger Empfindung, die oft zu überraschen¬
uns die Erinnerung daran erhalten müssen“. In diesen
ach längerer Abwesenheit von einem Gast¬
dem Tun führen, ihr meist unbemerkt und unverständlich
Schluß klingt wie aus der Ferne ein leiser Ton aus
in mit Ruhm und mit glänzenden Engage¬
bleiben.
Ibsens „Nora“ in das Verhältnis der Ehegatten hinein;
ungen wieder in ihr Heim zurückkehrt, da
So wurde das Stück im ganzen mit zweifelhaftem
hier ist zuviel Liebesphilosophie oder richtiger gesagt zu
wie umgewandelt. „Die, die heute
Erfolge ausgenommen, obwohl es wenigstens in der
viel Sophisterei der Liebe, zu viel gekünstelte weibliche
ie Stimme, die ich nie gehört, Blicke, die
Hauptrolle vortrefflich gespielt worden ist. Schnitzlers
Liebesempfindung, als daß die Trennung den Zuhörern
ind, eine Schönheit, die ich nicht kenne,
Dialog hat etwas an sich, das leicht gefangen nimmt:
verständlich, diese Gefühlslogik überzeugend sein könnte,
schaffen ist, zu beglücken“. Und er wirbt
einen gewissen leichten Fluß trotz der vielen geistreichen
trotz aller glänzenden und geistvollen Beredsamkeit, wo¬
seine Frau, wie um eine Geliebte. Sie
Gedanken und Sentenzen, woran er überreich ist. Das
mit in seiner Weise Licht und Schatten über diese letzte
ch widerstrebend, seinem Begehren nach.
ganze Stück besteht eigentlich nur aus den drei großen
Unterredung der Ehegatten verteilt werden. Und das
die Sinne zu einander fließen, so gleitet
Szenen der beiden Ehegatten, deren Hauptperson die
liegt zunächst im Stosse selbst. Denn ieser enthält
r Seele nach, als wir ihnen gerade nach¬
Gattin Cäcilie ist und wenn diese von einer so hervor¬
eigeutlich eine glänzende Lustspielidee. S#nitzler nennt
en“, mein: Alvertus, der Raisoneur des
ragenden Schauspielerin, wie Fräulein Medelsky, ge¬
wohl das St#l eine Komödie: aber er hal das Problem
Amadeus aber, vollends als aus Fürst
sprochen wird, die neben der leichten Anmut der Rede
ernst behandelt und mehr ins Tragische gezogen, wenn¬
Munde selbst di. Bestätigung erhält, daß
auch die tiefsten Seelenlaute so ausdrucksvoll und natür¬
gleich er reichlich über Witz und Humor verfügt. Ein
Beziehungen zu ihm ohne Makel blieben,
lich wiederzugeben versteht, so müssen sie schon um ihrer
schwermütiger Ton durchzieht das Ganze, der der lust¬
iebe wieder aufgewacht und er will nun in
iniger Ehegemeinschaft mit ihr weiter leben. spirlartigen Idee die leichten Flügel stutzt, daß es die selbst wirlen, mag man sich der eigentlichen Grundider
20 Zutschensniel
—
schiere Gedankenwelt und das grübelnde Rankenwerk
Aber sie weigert sich fest und entschieden, denn sie fühlt
nicht mehr tragen kann, und tragische Gebärde annimmt.
Stadttheater.
sich nicht mehr als die frühere. „Erscheine ich dir auch
Artur Schnitzlers ständiges Thema ist das Liebeslehen,
treu, für mich selbst bin ich's nicht mehr gewesen. Ich
[Wiener Hofburgtheater=Eusembles.)
ir Schnitzier: „Zwischenspiel.“
seir Lieblingsstudium die Frauenseele: aber wenn er
weiß, wie in mancher Nacht mein Leib gebebt und ge¬
fur
700
in seiner etwas verträumten Art ihre Höhen und Tiefen
schmachtet hat — und was ich dir gestern sagte, daß
pellmeister Amadeus Adams hat mit der
durchwandelt, da schleichen sich immer melancholische
ich mit ausgebreiteten Armen dastehe und mich sehne und
in Cäcilie eine Ehe geschlossen, die nur auf
Grundakkorde ein und in seinem Sinnen und Träumen
warte, das ist wahr, so wahr, als ich hier vor dir stehe!
Wahrheit gegründet sein soll. Als beide mer¬
geht dem Wiener Dichter gerade eine Eigenschaft der
— Oder bist du so bescheiden geworden mit einemmale,
adeus mit seiner Schülerin, der Opernsän¬
Wiener ab: die Leichtlebigkeit und Fröhlichkeit. Er ist
daß dir ein Glück genügte, das zur selben Stunde sich
Moosheim, eein Verhältnis hat, und daß
Meister der dialogischen Novelle, ihn beherrscht die
vielleicht aua, ein anderer hätte holen können, wenn
dem Fürsten Sigismund zu flirten scheint,
Stimmung, die er in feiner, mitunter berauschender
er nur dagewesen wäre?“ Und nun scheiben beide wirk¬
beide ruhig dahin aus, daß jeder von ihnen
Eigenart wiederzugeben weiß, und die stets ihm höher
lich von einander mit schmerzdurchzitterten Worten „Mir
ege gehen soll. Aus Ehegatten werden sie
steht als dramatische Technik und logische Folgerichtigkeit
ist gerade so weh als dir“, sagt Cäcilie. „Aber eins fühle
den und leben als solche gemeinschaftlich
der Handlung. Und nur die letztere ist es, die die große
ich eben stärker als du und das ist gut für uns beide:
rfort. Amadeus aber hat inzwischen seinen
Menge der Zuhörer befriedigt, während die feinen Fühl¬
Wir sind einander so viel gewesen, Amadeus, daß wir
zur Gräfin ein Ende gemacht, und als
fäden folgerichtiger Empfindung, die oft zu überraschen¬
uns die Erinnerung daran erhalten müssen“. In diesen
ach längerer Abwesenheit von einem Gast¬
dem Tun führen, ihr meist unbemerkt und unverständlich
Schluß klingt wie aus der Ferne ein leiser Ton aus
in mit Ruhm und mit glänzenden Engage¬
bleiben.
Ibsens „Nora“ in das Verhältnis der Ehegatten hinein;
ungen wieder in ihr Heim zurückkehrt, da
So wurde das Stück im ganzen mit zweifelhaftem
hier ist zuviel Liebesphilosophie oder richtiger gesagt zu
wie umgewandelt. „Die, die heute
Erfolge ausgenommen, obwohl es wenigstens in der
viel Sophisterei der Liebe, zu viel gekünstelte weibliche
ie Stimme, die ich nie gehört, Blicke, die
Hauptrolle vortrefflich gespielt worden ist. Schnitzlers
Liebesempfindung, als daß die Trennung den Zuhörern
ind, eine Schönheit, die ich nicht kenne,
Dialog hat etwas an sich, das leicht gefangen nimmt:
verständlich, diese Gefühlslogik überzeugend sein könnte,
schaffen ist, zu beglücken“. Und er wirbt
einen gewissen leichten Fluß trotz der vielen geistreichen
trotz aller glänzenden und geistvollen Beredsamkeit, wo¬
seine Frau, wie um eine Geliebte. Sie
Gedanken und Sentenzen, woran er überreich ist. Das
mit in seiner Weise Licht und Schatten über diese letzte
ch widerstrebend, seinem Begehren nach.
ganze Stück besteht eigentlich nur aus den drei großen
Unterredung der Ehegatten verteilt werden. Und das
die Sinne zu einander fließen, so gleitet
Szenen der beiden Ehegatten, deren Hauptperson die
liegt zunächst im Stosse selbst. Denn ieser enthält
r Seele nach, als wir ihnen gerade nach¬
Gattin Cäcilie ist und wenn diese von einer so hervor¬
eigeutlich eine glänzende Lustspielidee. S#nitzler nennt
en“, mein: Alvertus, der Raisoneur des
ragenden Schauspielerin, wie Fräulein Medelsky, ge¬
wohl das St#l eine Komödie: aber er hal das Problem
Amadeus aber, vollends als aus Fürst
sprochen wird, die neben der leichten Anmut der Rede
ernst behandelt und mehr ins Tragische gezogen, wenn¬
Munde selbst di. Bestätigung erhält, daß
auch die tiefsten Seelenlaute so ausdrucksvoll und natür¬
gleich er reichlich über Witz und Humor verfügt. Ein
Beziehungen zu ihm ohne Makel blieben,
lich wiederzugeben versteht, so müssen sie schon um ihrer
schwermütiger Ton durchzieht das Ganze, der der lust¬
iebe wieder aufgewacht und er will nun in
iniger Ehegemeinschaft mit ihr weiter leben. spirlartigen Idee die leichten Flügel stutzt, daß es die selbst wirlen, mag man sich der eigentlichen Grundider