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20. Zuischensniel
— Zayd 1002
Benehmen erscheint uns als ein Gemisch von
schein völligen äußeren Friedens die Zerstörung des
Das Zwisceupel.
Schrullenhaftigkeit, kindischer Starrköpfigkeit und
Eheglückes zweier Menschen schrittweise vor sich geht.
(in
Roheit.
Komödie in drei Aufzügen von Artur Schninte Später — daß es zu spät ist, glauben wir frei¬
Schnitzler hat gefühlt, daß in der Art, wie er
Zur Erstaufführung im Stadttheater am## 1908.
lich nicht, und der ernste Ausgang des Stückes
macht den Eindruck des Konstruierten — die Wiederannäherung der beiden Gatten nach der
Eine Hauptforderung, die Henrik Ibsen als
„Aussprache“ verhindert, etwas Gewaltsames liegt,
später erkennt die Frau, wie in ihren und ihres
Grundlage für eine sittlich einwandfreie Ehe auf¬
daß man nicht recht glauben wird, daß sie, obwohl
Gatten peinlichem Bestreben, recht offen und wahr
stellt, heißt Wahrheit. Artur Schnitzler zeigt
sie sich gegenseitig lieben, sich nicht mehr finden
uns in seinem „Zwischenspiel“ eine auf einer solchen zu sein, gerade die Wahrheit Schiffbruch litt:
Forderung begründete Ehe in satirischer Beleuch= „Hätten wir einander damals unseren Zorn, unsere können, daß sie lieber ihrem Programm getreu,
tung. Der Kapellmeister Adams und seine Frau, Erbitterung, unsere Verzweiflung ins Gesicht ge=als den Bedürfnissen ihres Herzens folgend, fremd
die gefeierte Sängerin, haben beschlossen, es sich ehr-schrien, statt die Gefaßten und überlegenen zu nebeneinander weiterleben werden, daß ein ganz
lich einzugestehen, wenn die Treue des einen Teiles spielen, dann wären wir wahr gewesen, Ama=unbedeutender Konflikt sie dauernd auseinander¬
halten kann. Schnitzler hat es selbst gefühlt, welche
deus — und wir waren es nicht!“
gegen den anderen einmal gefährdet würde. Sie
Schnitzler hat das Thema von der Wirkung Anforderung er hier an die Willigkeit seines Publi¬
haben beschlossen, dann ruhig, verständnisvoll, ohne
eines solchen Geständnisses, das einem einstmals kums stellt. Er läßt den Kapellmeister zu seinem
gehässige Erregung, wie treue Freunde darüber zu
gegebenen Versprechen getreu, klipp und klar ab- Freunde, dem Dichter, sagen: „Mach' ihnen das
sprechen. Nun droht es, dahin zu kommen, und, vor¬
gegeben wird, einmal rein scherzhaft im „Abschieds= doch klar, denLeuten,Du bist ja ein Seelenkünder
bauend, teilen sich die Gatten ihre Befürchtungen
erkläre es doch den Leuten, die es nicht verstehen
souper“ behandelt. An Stelle der Grisette des lusti¬
mit. Treu dem geschlossenen übereinkommen, ver¬
wollen.“ Und der Freund erwidert: „Es wäre
gen Einakters begegnen wir im „Zwischenspiel“
sucht jeder Teil es, recht ehrlich, ohne Beschönigung
einer feinfühligen Frau, und der Stoff enthält umständlich, ihnen das mitzuteilen. Aber wenn Du
zu beichten. Dadurch erhält jedes der an sich harm¬
damit nach dieser Seite eine Veränderung zu Ernst Wert darauf legst, so mache ich einfach ein Stück
losen Geständnisse den Beigeschmack rücksichtsloser
Härte. Es scheint, als würde jedem die Beichte recht und Tiefe. Wenn wir nicht voll mit ihr mitfühlen daraus. Dann werden sie ohneweiters diese neue
— wenigstens von hallb
Art von Ehe begreifen
leicht, die kühle Sachlichkeit der Geständnisse ver=können, so ist es, weil der Gegenstand ihres Leidens,
letzt gegenseitig. Das Bestreben der Gatten, das der Gatte, uns dieser Qualen wirklich zu unwert, acht bis zehn.“ Nein, gerade dann nicht! Gerade
stellenweise lächerlich erscheint. Nach dem Sprich= theoretisch läßt sich die Möglichkeit einer Ehe, wie
Bekenntnis des anderen Teiles möglichst selbstlos,
ohne sichtbare Regung von Eifersucht und Zorn hin= worte, daß die Liebe eine Tragödie für die ist, zwischen Amadeus und Cäcilie, einer Ehe, die zu¬
gleich Frieden und Unfrieden ist, leichter begreif¬
zunehmen, steigert diesen Anschein noch bis zum welche fühlen, eine Komödie für die, welche denken,
Herausfordernden. Der Stolz tut ein Weiteres, eine spielt sich das Schicksal der Eheleute vor unseren lich machen, als in Umsetzung in die Plastik dra¬
matischen Lebens. In dem „Zwischenspiel“ bleibt
Augen tragisch und komisch zugleich ab. Tragisch
Annäherung nach diesen Geständnissen zu verhin¬
eine Fülle von psychologischen Feinheiten, eine
für das Weib, das zitternd auf ein liebevolles,
dern. Wie sollte es auch zu einem inneren Aus¬
gleich kommen, da kein Zwiespalt eingestanden enrgegenkommendes Wort ihres Mannes wartet, Menge hübscher Einzelheiten. Insbesondere sind
wurde? Schnitzler schildert nun, wie unter dem An- komisch, soweit as den Gatten betrifft, denn sein die Einblicke, die hier in das Seelenleben der Frau
20. Zuischensniel
— Zayd 1002
Benehmen erscheint uns als ein Gemisch von
schein völligen äußeren Friedens die Zerstörung des
Das Zwisceupel.
Schrullenhaftigkeit, kindischer Starrköpfigkeit und
Eheglückes zweier Menschen schrittweise vor sich geht.
(in
Roheit.
Komödie in drei Aufzügen von Artur Schninte Später — daß es zu spät ist, glauben wir frei¬
Schnitzler hat gefühlt, daß in der Art, wie er
Zur Erstaufführung im Stadttheater am## 1908.
lich nicht, und der ernste Ausgang des Stückes
macht den Eindruck des Konstruierten — die Wiederannäherung der beiden Gatten nach der
Eine Hauptforderung, die Henrik Ibsen als
„Aussprache“ verhindert, etwas Gewaltsames liegt,
später erkennt die Frau, wie in ihren und ihres
Grundlage für eine sittlich einwandfreie Ehe auf¬
daß man nicht recht glauben wird, daß sie, obwohl
Gatten peinlichem Bestreben, recht offen und wahr
stellt, heißt Wahrheit. Artur Schnitzler zeigt
sie sich gegenseitig lieben, sich nicht mehr finden
uns in seinem „Zwischenspiel“ eine auf einer solchen zu sein, gerade die Wahrheit Schiffbruch litt:
Forderung begründete Ehe in satirischer Beleuch= „Hätten wir einander damals unseren Zorn, unsere können, daß sie lieber ihrem Programm getreu,
tung. Der Kapellmeister Adams und seine Frau, Erbitterung, unsere Verzweiflung ins Gesicht ge=als den Bedürfnissen ihres Herzens folgend, fremd
die gefeierte Sängerin, haben beschlossen, es sich ehr-schrien, statt die Gefaßten und überlegenen zu nebeneinander weiterleben werden, daß ein ganz
lich einzugestehen, wenn die Treue des einen Teiles spielen, dann wären wir wahr gewesen, Ama=unbedeutender Konflikt sie dauernd auseinander¬
halten kann. Schnitzler hat es selbst gefühlt, welche
deus — und wir waren es nicht!“
gegen den anderen einmal gefährdet würde. Sie
Schnitzler hat das Thema von der Wirkung Anforderung er hier an die Willigkeit seines Publi¬
haben beschlossen, dann ruhig, verständnisvoll, ohne
eines solchen Geständnisses, das einem einstmals kums stellt. Er läßt den Kapellmeister zu seinem
gehässige Erregung, wie treue Freunde darüber zu
gegebenen Versprechen getreu, klipp und klar ab- Freunde, dem Dichter, sagen: „Mach' ihnen das
sprechen. Nun droht es, dahin zu kommen, und, vor¬
gegeben wird, einmal rein scherzhaft im „Abschieds= doch klar, denLeuten,Du bist ja ein Seelenkünder
bauend, teilen sich die Gatten ihre Befürchtungen
erkläre es doch den Leuten, die es nicht verstehen
souper“ behandelt. An Stelle der Grisette des lusti¬
mit. Treu dem geschlossenen übereinkommen, ver¬
wollen.“ Und der Freund erwidert: „Es wäre
gen Einakters begegnen wir im „Zwischenspiel“
sucht jeder Teil es, recht ehrlich, ohne Beschönigung
einer feinfühligen Frau, und der Stoff enthält umständlich, ihnen das mitzuteilen. Aber wenn Du
zu beichten. Dadurch erhält jedes der an sich harm¬
damit nach dieser Seite eine Veränderung zu Ernst Wert darauf legst, so mache ich einfach ein Stück
losen Geständnisse den Beigeschmack rücksichtsloser
Härte. Es scheint, als würde jedem die Beichte recht und Tiefe. Wenn wir nicht voll mit ihr mitfühlen daraus. Dann werden sie ohneweiters diese neue
— wenigstens von hallb
Art von Ehe begreifen
leicht, die kühle Sachlichkeit der Geständnisse ver=können, so ist es, weil der Gegenstand ihres Leidens,
letzt gegenseitig. Das Bestreben der Gatten, das der Gatte, uns dieser Qualen wirklich zu unwert, acht bis zehn.“ Nein, gerade dann nicht! Gerade
stellenweise lächerlich erscheint. Nach dem Sprich= theoretisch läßt sich die Möglichkeit einer Ehe, wie
Bekenntnis des anderen Teiles möglichst selbstlos,
ohne sichtbare Regung von Eifersucht und Zorn hin= worte, daß die Liebe eine Tragödie für die ist, zwischen Amadeus und Cäcilie, einer Ehe, die zu¬
gleich Frieden und Unfrieden ist, leichter begreif¬
zunehmen, steigert diesen Anschein noch bis zum welche fühlen, eine Komödie für die, welche denken,
Herausfordernden. Der Stolz tut ein Weiteres, eine spielt sich das Schicksal der Eheleute vor unseren lich machen, als in Umsetzung in die Plastik dra¬
matischen Lebens. In dem „Zwischenspiel“ bleibt
Augen tragisch und komisch zugleich ab. Tragisch
Annäherung nach diesen Geständnissen zu verhin¬
eine Fülle von psychologischen Feinheiten, eine
für das Weib, das zitternd auf ein liebevolles,
dern. Wie sollte es auch zu einem inneren Aus¬
gleich kommen, da kein Zwiespalt eingestanden enrgegenkommendes Wort ihres Mannes wartet, Menge hübscher Einzelheiten. Insbesondere sind
wurde? Schnitzler schildert nun, wie unter dem An- komisch, soweit as den Gatten betrifft, denn sein die Einblicke, die hier in das Seelenleben der Frau