20. Zwischenspiel box 25/4
geboten werden, reich und wertvoll. Unser Publi= Schnitzler fehlt ja im „Zwischenspiel“ gegen eine eines rührenden Mienenspieles uns Zug um Zug
kum schien sie zum großen Teil aus Arger über die alte Regel der Bühnenpraktiker, die verlangt, daß mitfühlen ließ! Selbst gegen Schluß, wo der
befremdliche Art des Hauptthemas zu übersehen, allen Figuren eines Bühnenwerkes reichlich Tyoi= Dichter die Wahrheit der Gestalt einem gewaltsam
denn es verhielt sich gestern, ähnlich wie vorgestern sches neben den individuellen Besonderheiten an=serstrebten Ausgange opfert, machte die Cäcilie der
in der „Familie“ mehr ablehnend als zustimmend. haften muß, da sie sonst zu fremdartig berühren. Auch Frau Medelsky noch den Eindruck der Echtheit.
Es scheint wirklich, daß wir durch das leicht ver= der Durchschnittsbeobachter muß reichlich bekannte Herr Franck spielte den Kapellmeister Adams:
dauliche Operettenfutter der ernsteren Kost schon] Züge an den einzelnen Gestalten entdecken können, gut im leichten Konversationston, aber gesucht und
völlig entwöhnt sind. Alle drei Faktoren, die zum sonst fesseln sie ihn nicht, und er lacht sie, da er übertrieben im Mienenspiel und vor allem im
Bestand einer Bühne vorauszusetzen sind, der Dichter sie nicht verstehen kann, aus. Ebenso gefährdet es Schmerz reich an Posen, die den Eindruck der an
die Schauspieler, die Zuschauer, müssen in das die Wirkung unseres Stückes, daß der Autor zu sich nicht sympathischen Figur noch wesentlich nach
Theater etwas mitbringen. Die „Familie“ und das wenig als „Führer“ hervortritt, es zu sehr dem der Seite des Unangenehmen und Lächerlichen stei¬
Zuschauer überläßt, die Idee hinter den Vorgängen gerten. Eine dankbare Rolle, die fein gezeichnete
„Zwischenspiel“ scheinen vor unserem Publikum
durchgefallen zu sein oder ist wirklich auch unter herauszusuchen. Er unterstreicht zu wenig, sagt nicht Figur des Fürsten Sigismund, war Herrn Korff
ausdrücklich, wo er Satire, wo er Ernst, wo er zugefallen. Er zeigte eine musterhafte Leistung,
Umständen das Umgekehrte möglich, daß das Publi¬
Wirklichkeit, wo er Symbole geben will. Da ist Herr wurde aber anfangs, offenbar in Erinnerung an
kum —?
frühere Leistungen des Gastes im Lustspiele, von
Philippi ein anderer Herr als Schnitzler mit seiner
Auffällig bleibt es, wie leicht es in letzter Zeit
Feinkunst, Schönherr mit seiner Wucht! Wenn einem Teile des Publikums komisch genommen.
wird, in Graz mit einem heiteren Stücke zu wirken.
der ein Stück schreibt, da bleibt nichts dunkel. Da Herr Muratori brachte als Freund des Kapell¬
Wie wird dabei auf alles und jedes, den dürftigsten
meisters die vitzigen Ausfälle scharf und wirksam.
ist immer sonnigster Tag über weiter Wüste!
Witzbrosamen zuliebe, eingegangen, wie schnell
Der Darstellerin der Cäcilie im „Zwischenspiel“ In der Erse einung und im Gebaren denke ich mir
stellt sich Befriedigung und Beifall ein! Und wie
den Mann der sich immer leicht und schlagfertig
ist nicht nur eine „Rolle“ gegeben, ihr ist eine
widerstrebend und zögernd werden im Gegensatze
zur Siruat on stellt, weniger schwer und ruppig. Eine
geistige Aufgabe gestellt. Frau Medelsky be¬
dazu ernste, nicht ganz einfach angelegte Vorwürfe
wältigte sie in bewundernswerter Weise. Das Mar- vornehmere Nachlässigkeit (Nachlässigkeit des äuße¬
aufgenommen, während sonst innerhalb der heiteren
ren Wesens schreibt der Dichter für die Gestalt
Kunstgattung die Willigkeit und die Genügsamkeit tyrium einer ergreifend vornehm geschilderten
der Hörer keine Grenzen kennt. Wie bei der Auf= Frauennatur, die, eine moderne Griseldis, von vor) schiene mir angebrachter. Sehr brav spielten
die Damen Kögl (Gräfin Moosheim) und Häberle
führung der „Familie“ fiel es auch gestern auf, daß ihrem Gatten nicht durch äußere Entbehrungen,
sondern mit seelischen Mineln gequält wird, brachte (Maria) in ihren kleineren Partien. Die Insze¬
ein Teil des Publikums auch bei einzelnen tragischen
sie mit wundervoller Klarheit zur Geltung. Wie nierung war gelungen. Im elften Auftritte des
Stellen jenes verlegene Lächeln zeigte, das den
sie im ersten Aufzuge auf ein liebevolles Wort des dritten Aufzuges wären Striche angebracht. Alber¬
Eindruck der Überlegenheit machen soll, tatsächlich
aber nur ein Ausdruck völliger Ratlosigkeit ist. Entgegenkommens harrte wie sie ihren Schmerz tus, den man im letzten Auftritte des dritten Auft
Das „Zwischenspiel“ gibt tatsächlich Rätsel, gibt über den beleidigenden Mangel an Eifersucht bei zuges ohne Schaden wegließ, wäre schon etwas
Dr. Alfred Möller.
Arbeit auf. Schwierige Arbeit löst man aber am der Herausforderung des Gatten äußerte, wie sie früher zu entbehren.
alle inneren Kämpfe in der halben Beredsamkeit
wenigsten lächelnd.
NO
geboten werden, reich und wertvoll. Unser Publi= Schnitzler fehlt ja im „Zwischenspiel“ gegen eine eines rührenden Mienenspieles uns Zug um Zug
kum schien sie zum großen Teil aus Arger über die alte Regel der Bühnenpraktiker, die verlangt, daß mitfühlen ließ! Selbst gegen Schluß, wo der
befremdliche Art des Hauptthemas zu übersehen, allen Figuren eines Bühnenwerkes reichlich Tyoi= Dichter die Wahrheit der Gestalt einem gewaltsam
denn es verhielt sich gestern, ähnlich wie vorgestern sches neben den individuellen Besonderheiten an=serstrebten Ausgange opfert, machte die Cäcilie der
in der „Familie“ mehr ablehnend als zustimmend. haften muß, da sie sonst zu fremdartig berühren. Auch Frau Medelsky noch den Eindruck der Echtheit.
Es scheint wirklich, daß wir durch das leicht ver= der Durchschnittsbeobachter muß reichlich bekannte Herr Franck spielte den Kapellmeister Adams:
dauliche Operettenfutter der ernsteren Kost schon] Züge an den einzelnen Gestalten entdecken können, gut im leichten Konversationston, aber gesucht und
völlig entwöhnt sind. Alle drei Faktoren, die zum sonst fesseln sie ihn nicht, und er lacht sie, da er übertrieben im Mienenspiel und vor allem im
Bestand einer Bühne vorauszusetzen sind, der Dichter sie nicht verstehen kann, aus. Ebenso gefährdet es Schmerz reich an Posen, die den Eindruck der an
die Schauspieler, die Zuschauer, müssen in das die Wirkung unseres Stückes, daß der Autor zu sich nicht sympathischen Figur noch wesentlich nach
Theater etwas mitbringen. Die „Familie“ und das wenig als „Führer“ hervortritt, es zu sehr dem der Seite des Unangenehmen und Lächerlichen stei¬
Zuschauer überläßt, die Idee hinter den Vorgängen gerten. Eine dankbare Rolle, die fein gezeichnete
„Zwischenspiel“ scheinen vor unserem Publikum
durchgefallen zu sein oder ist wirklich auch unter herauszusuchen. Er unterstreicht zu wenig, sagt nicht Figur des Fürsten Sigismund, war Herrn Korff
ausdrücklich, wo er Satire, wo er Ernst, wo er zugefallen. Er zeigte eine musterhafte Leistung,
Umständen das Umgekehrte möglich, daß das Publi¬
Wirklichkeit, wo er Symbole geben will. Da ist Herr wurde aber anfangs, offenbar in Erinnerung an
kum —?
frühere Leistungen des Gastes im Lustspiele, von
Philippi ein anderer Herr als Schnitzler mit seiner
Auffällig bleibt es, wie leicht es in letzter Zeit
Feinkunst, Schönherr mit seiner Wucht! Wenn einem Teile des Publikums komisch genommen.
wird, in Graz mit einem heiteren Stücke zu wirken.
der ein Stück schreibt, da bleibt nichts dunkel. Da Herr Muratori brachte als Freund des Kapell¬
Wie wird dabei auf alles und jedes, den dürftigsten
meisters die vitzigen Ausfälle scharf und wirksam.
ist immer sonnigster Tag über weiter Wüste!
Witzbrosamen zuliebe, eingegangen, wie schnell
Der Darstellerin der Cäcilie im „Zwischenspiel“ In der Erse einung und im Gebaren denke ich mir
stellt sich Befriedigung und Beifall ein! Und wie
den Mann der sich immer leicht und schlagfertig
ist nicht nur eine „Rolle“ gegeben, ihr ist eine
widerstrebend und zögernd werden im Gegensatze
zur Siruat on stellt, weniger schwer und ruppig. Eine
geistige Aufgabe gestellt. Frau Medelsky be¬
dazu ernste, nicht ganz einfach angelegte Vorwürfe
wältigte sie in bewundernswerter Weise. Das Mar- vornehmere Nachlässigkeit (Nachlässigkeit des äuße¬
aufgenommen, während sonst innerhalb der heiteren
ren Wesens schreibt der Dichter für die Gestalt
Kunstgattung die Willigkeit und die Genügsamkeit tyrium einer ergreifend vornehm geschilderten
der Hörer keine Grenzen kennt. Wie bei der Auf= Frauennatur, die, eine moderne Griseldis, von vor) schiene mir angebrachter. Sehr brav spielten
die Damen Kögl (Gräfin Moosheim) und Häberle
führung der „Familie“ fiel es auch gestern auf, daß ihrem Gatten nicht durch äußere Entbehrungen,
sondern mit seelischen Mineln gequält wird, brachte (Maria) in ihren kleineren Partien. Die Insze¬
ein Teil des Publikums auch bei einzelnen tragischen
sie mit wundervoller Klarheit zur Geltung. Wie nierung war gelungen. Im elften Auftritte des
Stellen jenes verlegene Lächeln zeigte, das den
sie im ersten Aufzuge auf ein liebevolles Wort des dritten Aufzuges wären Striche angebracht. Alber¬
Eindruck der Überlegenheit machen soll, tatsächlich
aber nur ein Ausdruck völliger Ratlosigkeit ist. Entgegenkommens harrte wie sie ihren Schmerz tus, den man im letzten Auftritte des dritten Auft
Das „Zwischenspiel“ gibt tatsächlich Rätsel, gibt über den beleidigenden Mangel an Eifersucht bei zuges ohne Schaden wegließ, wäre schon etwas
Dr. Alfred Möller.
Arbeit auf. Schwierige Arbeit löst man aber am der Herausforderung des Gatten äußerte, wie sie früher zu entbehren.
alle inneren Kämpfe in der halben Beredsamkeit
wenigsten lächelnd.
NO