II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 404

20. Zuischensniel
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UDSENTEK
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ehne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
22. 12.1906
vom:
er Aurelss
Theater und Kunst.
Stadttheater. Am Dienstag leinten wir einen
ganz neuen Schnitzler kennen und doch war es wieder¬
um kein neu#rfondern der altbekannte Schnitzler, der
die parodoxesten Meinungen, Ansichten und Thesen
mit einer selbstverständlichen, liebenswürdigen Charme
versicht. Nil humani a me aliemun puto, das gilt
in ganz besonderem Maße von Schnitzler. Nichts
Menschliches ist ihm fremd, überall greift er zu, überall
leuchtet er hinein, keine der verschiedensten Ge¬
staltungsmöglichkeiten des menschlichen Lebens läßt er
sich entgehen. So hat er denn im „Zwischen¬
spiel“ die Frage behandelt, ob zwischen zwei sich
gleichgiltig gewordenen Eheleuten eine ruhige Kamerad¬
schaft, unbeeinflußt durch sinnliche Erregungen, die der
eine Teil nur zu gern für das mit elementarer Ge¬
walt sich äußernde Wiedererwachen der Liebe ansieht,
herrschen kann und kommt zu dem Schlusse, daß dies
nicht der Fall sein könne. Wie er den Beweis liefert,
ist recht interessant. Kapellmeister Adam und seine
Gattin Adam=Ortenburg, eine Opernsängerin, sind
nach siebenjähriger Ehe auf dem Punkte angelangt,
wo sie sich alles sagen können. Sie haben einander
nichts zu verheimlichen, denn einer hat an der
Lebensführung des anderen kein persönliches In¬
teresse mehr. Frau Adam, heimgekehrt von einem
Spaziergange, erzählt ihrem Manne, daß sie Fürst
Loßenstein, ihr Verehrer, begleitet habe, er erzählt,
daß Gräfin Moosheim, seine Verehrerin, da gewesen!
Die beiden nehmen nun Gelegenheit, über

(die Gestaltung ihres zukünftigen Lebens ins Reine zu
gelangen, und beschließen, da einer auf den anderen
in künstlerischer Beziehung angewiesen ist, von einer
Scheidung abzusehen und wie zwei gute Kameraden
fneben einander zu leben. Adam arbeitet an einer Sym¬
sphonie, deren Solosatz für Frau Adams=Ortenburg
geschrieben ist, sie wird denselben bei der Aufführung
singen. Da unternimmt sie eine Reise nach Berlin,
die sie mehrere Wochen vom Hause fernhält. Adam
findet die Zurückgekehrte schöner und begehrenswerter
denn je. Er dringt mit Liebesbeteuerungen auf sie ein.
Es könne wiederum werden wie einst. Sie aber
läßt sich von der Art seines Gefühles nicht täuschen,
das von keiner Dauer ist, gewährt ihm noch ein letztes
Beisammensein, um ihn dann ruhig seines Weges ziehen
zu lassen. Man sieht, viel Handlung ist in dem Stücke
nicht. Soll es drei Akte füllen, so muß die Reflexion
und der Dialog einspringen. Daher kommt es, daß dieses
Stück mit wirklichem Erfolge nur an den allerersten
Bühnen von allerersten Schauspielern dargestellt wer¬
den kann. Denn in einem solchen Stück muß jedes
Wort, jeder Blick, jede Bewegung und Geste ganz ge¬
nau auf ihre Wirkung berechnet sein. Und solche
Kräfte finden sich an keiner Provinzbühne. Für unsere
Verhältnisse erlebte das Stück eine recht gute Auffüh¬
rung. Herr Werner=Eigen als Adams und Frl.
Osten als seine Frau fanden für ihre Rollen einige
schöne charakteristische Striche, ebenso wie Herr Skal,
in dem der Dichter Albertus eine schöne Ver¬
körperung fand. Frl. Dörre litt ebenso wie Herr
Hanus unter so hochgradiger Befangenheit, daß
ihre Rollen ganz abfielen. Unverständlich war die
Szenerie des III. Aktes. Nach dem gesprochenen Worte
später Vormittag, nach der Szenerie später Abend
oder früher Wintermorgen