II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 406

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20. Zuischensn1e-
Telephon 12801.
S MIM EEINTSEUN
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenapgabe ohne Gewähr.)
Berliner Börsen Courier, Berlin
* Ausschnitt aus:
Morgenausgabe
14. 12.190
E vom:
Vor den Kulissen.
Das Lessing=Theater brachte gestern abend in
neuer Einstudierung
„Zwischenspiel“ d#######ers Komödie
dem Leben!
von Leuten, die sich selbst betrügen, da sie wahr sein!
wollen.
Allzu tiefen Eindruck machte das Stück auch
diesmal nicht. Das Hinüber und Herüber mit Worten
und mit geschraubten Gefühlen, das lange, lange
Reden um ein Ding und das Drumherumreden er¬
müdet. Und das Ehepaar, das sich einbildet,
reiner
frei und groß zu sein, um in
und
zu wandeln
Freundschaft nebeneinander
zu ge
eins dem andern jede Abweichung von dem
statten, was man gemeinhin eheliche Treue nennt
wirkt im Inneren konstruiert. Es gibt Ehen, die in
schrankenloser Freiheit des Individuums geführt
werden. Aber das sind faule Ehen, bei denen auch
die seelische Gemeinschaft aufgehört hat. Bündnisse,
die nur dem Namen nach bestehen und aus irgend¬
welchen Opportunitäts= oder anderen Gründen nicht
endgiltig getrennt werden. Möglich, daß auch Schnitzlers
Adams und Frau ihre Vorbilder in der Wirklichkeit
haben. Dann hat Schnitzler aber nicht vermocht, sie
uns wirklich erscheinen zu lassen.
Der Hauptgrund für die Wiederaufnahme war
wohl das Engagementsgastspiel des Herrn Heinz
Monnard der den Adams gab. Er ist in den
Jahren, die er von Berlin fern war, künstlerisch
gereift, ein sicherer, gewandter Darsteller geworden.
Ein bischen haftet ihm das Münchener Hoftheater
an, von dem er kommt: Die rollenden dramatischen R
wird er ablegen, noch die oder jene Kleinigkeit abschleifen,
müssen. Aber das scheint schon nach der gestrigen
Probe gewiß, daß er sich vollkommen in das aus¬
gezeichnete Ensemble Dr. Brahms einfügen, seinen
Platz darin behaupten wird. Er charakterisiert gut,
hat Wärme und Vollklang des Organs, rechte Auf¬
fassung und Temperament. Bisweilen erinnert er
sogar an den unvergessenen Rittner — vielleicht wird
er ihm ein würdiger Nachfolger.
Irene Triesch vertrat wieder mit ihrer ganzen
großen Kunst, der Fülle ihrer Ausdrucksmittel, der
Kraft ihrer Empfindung die Cäcilie, Reicher den
Rhon, aus dem er eine kostbare, von feinstem Humor.
N. W
übersonnte Gestalt machte.
Telephon 12801.
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70
Wien, I., Concordiaplatz 4.
*
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
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755
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr.)
Ausschnitels Borsen Zeitung, Berlin
1
½# 12. 190 Morgenausgabe
E vom:
Kunst und Wissenschaft.
Im Lessing=Theater ging gestern Artur
Muer Komödie „Zwischenspiel“ neueinstudiert
Dieses Stück begann im November
1905 seine schläfrige Lebensbahn und ist bald darauf
wieder eingeschlummert, ohne daß jemand die ge¬
ringste Notiz davon genommen hätte. Wenn
geschah
man es jetzt wieder hervorkramte,
das nur, um einem Gaste, Herrn Monnard aus
München, Gelegenheit zu geben, sich zu erproben. Er
spielte die Rolle des Komponisten Amadeus, die einst
Bassermann bei uns kreierte, und hatte gestern in den
ersten Augenblicken mit der Erinnerung an diesen
ungewöhnlichen Vorgänger zu kämpfen. Natürlich ist
das eine Dummheit, schon deshalb, weil Basserman
eine — im guten und im bösen — ganz exzeptionelle
Persönlichkeit von fest umrissenen Konturen ist, mi¬
der sich schlechterdings niemand anders vergleichens
läßt; und weil es durchaus kein Fehler ist, wenis
man anders ist, als er. Vielleicht ist es sogau¬
ein Vorzug des Gastes, daß er so ganz anders ist
und vorläufig in den traditionellen Rahmen des
Lessingtheaters noch nicht recht zu passen scheint.
Allzu viel Tradition ist nun auch nicht gut und ein
frischer Luftzug schadet auch in den vornehmsten
Gemächean nicht. Herr Monuard ist ein rund¬
licher und rosiger Bonvivant mit blitzenden
Aenglein, mit unternehmungslustigen Manieren
und mit einem prachtvollen drrramatischen rrr,
das fröhlich aus Schnitzlers weichlicher Prosa
hervortönte: Für den Schmachtlappen von Ama¬
deus, der mit seinem Weibe lediglich kamerad¬
schaftliche Freundschaft pflegt, eignet sich dieser
käme
Künstler, der immer so dreinschaut, als
er von einem guten Diner, eben nicht allzu
daß wir ihn gestern wohl noch
sehr,
nicht ganz in seinem Elemente gesehen haben. In der
einzigen Szene, in der er etwas aus sich herausgehen
konnte, zeigte er eine schöne und edle Leidenschaftlichkeit
und erinnerte in Gesten und Betonungen ganz von fern
ein wenig an Rittner. — Sonst hat sich das Stück
nicht viel verändert, denn die Rollen, die Fräulein Wüst
und Frau Hoffmann neu übernommen haben, sind
durchaus unerheblich. Der Gast fand nach dem
zweiten Akte starken Beifall.
V. A.