Se
ni
und
nst
Köni
im:
secht
nis
N. B
earb
zuar
zert
itwir
bemn
*
iswe
er
dem
berze
Schm
nd w
besc
box 25/5
20. Zuischensnie-
Telephon 12801.
5
MdR WTTSHINT
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
9 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewühr.)
7
* Ausschniffegus Preussische Zeitung, Berlin
930
14. 12. 1907
E vom:
□
Theater und Musik.
Lessing=Theater.
Zwischenspiel. Komödie in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
Zeu einstudiert. Am 13. Dezember. Regie: Emil Le##
Mit sehr geringem Wohlgefallen wurde gestern vom Publikum
Schnitzlers gekünstelte Komödie „Zwischenspiel“ entgegen genommen, die
schon vor zwei Jahren bei der ersten Aufführung versagte. Die Neu¬
eixstudierung geschah einem Gaste zu Ehren, Herrn Heinz Monard vom
Hoftheater in München, der uns von seiner Tätigkeit am Berliner Theater
her kein Fremder ist. Es gelang im nicht, weder für sich noch für
das Stück Interesse zu erwecken. Die Figuren, die Schnitzler uns vor¬
führt, machen nicht den Eindruck von freien Persönlichkeiten mit wirk¬
lichem Leben, sondern sie erscheinen alle nur zu einem besonderen
Beweiszwecke erfunden, und ihre Handlungen wirken nur als Beispiele
für die Ansichten und Absichten, die Herr Schnitzler uns verkünden
will. Wenn ein Lustspieldichter den Stoff des „Zwischenspiels“
würde Herr Monard,
als Lustspiel behandelt hätte,
dessen Kunst mehr der heiteren als der tragischen Seite zuneigt, gut
hinein gS aßt haben und der Abend wäre vielleicht weniger unerqnicklich
gewesen. Der Künstler gab den toleranten Kapellmeister Amadens
Adams, der seiner Gattin die ehelichen Zwischenspiele gestattet, die er
sich selber leistet, als liebenswürdigen jungen Mann mit leicht auf¬
klammenden Leidenschaften. Aber ihm fehlte die Kraft, die Gestalt
dieses Ehemannes, der in endkosen Dialogen mit seiner Gartin über¬
legt, ob, wie und warum hre Ehe fortbestehen soll oder nicht, wenigstens
mit einigen genialen Zügen auszugestalten, die sie über das Nweau
des Alltäglichen hinausgeboben hätte. Sein Schmerz über die endliche
Trennung — nicht Scheidung — von der Frau Gemahlm, die zwar
aus ihrem Zwischenspiel mit einem Prinzen unverfährt hervorge¬
gangen ist, sich aber für den Ausgang der voraussichtlich noch folgen¬
den nicht verbürgen will, erschien, trotz Schnitzter, ziemlich bedeutungs¬
los. Nach dem nächsten Zwischenspiel wird sich das Paar
sicher wieder versöhnen. Irene Triesch versuchte mit ihrer
feinen Kunst die merkwürdige Gaitin Cäcilie begreiflich zu
machen, und Emannel Reicher als getreuer Freund (Albertus Rhon)
schuf die erquicklichste Gestalt des Stückes. Ida Wüst als Gräfin]
Moosheim, Willy Grunwald als Fürst Sigismund und Grete Hof¬
maun (Marie Rhon) fanden sich angemesien mit ihren bedeutungs¬
losen Rollen ab. Fast alle Darsteller nahmen aber die Mitwirkung!
„Nes Souffteurs ungebührlich in Anspruch.
U. M.
„
Telephon 12801.
P MineB Anm
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
= Ausschnitt aus:
3
Iiner Heueste Nachrichtes
E vom: 12. 190
en
Theater und Musik
(Siehe auch 2. Beilage.)
Lessing=Theater
Neu einstudiert: „Zwischenspiel“, eine Komödie in drei
„Wten von Artur Sch
Ob man's glanten nicht: man muß die eigenartigen
Beweisführungen Schnitzlers mitmachen, und am Ende steht es
schwarz auf weiß da: 2X2 = 5. Tatsächlich! Und wenn man
17
auch die grauen Mauern des Lessing=Theaters im Rücken hat,
und wenn auch die Lichter hinter den Fenstern verblassen, aus
denen die Welt des schönen Scheins in den Abend schaute, wenn
man's sich auch in aller Ruhe überlegt, daß im Grunde genommen
2X2= 4 ist, es hilft nichts, es bleibt trotz alledem so wie Schnitz¬
ler es doziert hat: 2
. Aber dafür hat er nächher auch
den Dank für seine Ueberlogik, der jedem wird, der uns von einer
lieben Gewohnheit wegkurierte, — wir sind verstimmt und ver¬
quält, wenn wir aus seiner Schulstunde kommen, und es ist kein
reines Gefüht, mit dem wir an seine Lehrtätigkeit zurückdenken....
Schon wenn die beiden Gatten in der Aussprache des ersten
Aktes der eine dem anderen an überlegener Pose nichts nachgeben
wollen trotzdem ein jedes von ihnen merkt, der Weg, auf dem wir
wandeln, trägt unser schönes Leben in eine elende Sackgasse, da
wir mit den Köpfen wider steinharte Mauern rennen werden —
keines besitzt den Mut zu der Wahrheit und zu der Ehrlichkeit, von
der sie prahlen — und darum rennen sie in eine Sackgasse, darum
stoßen sie sich die Köpfe. Das Zwischenspiel, das ihre Ehe in zwein
Akte zerlegte, war überflüssig — meinethalben; aber es war doch
nur ein Zwischenspiel. Und Menschen, die sich von Grund
aus gerne haben, kommen auch von dem ersten in den zweiten Akt;
trotz des Zwischenspiels. Vielleicht sogar wegen des Zwischen¬
spiels. Die Ehe, die zur Freundschaft wird; die Freundschaft, die
sich zur Leidenschaft auswachst — die braucht nicht zu scheiden —
die wird in Feuer und Flammen gehämmert, wenn die roten
Gluten in sich zurickgefallen sind fest wie der Stahl und — rein
jund blank wie der Stahl.... Doch de gustibus 2c.
Der eine bleibt dabei, daß 2X9=4 ist; der undere gvält sich
damit ab, nachzuweisen, daß bei dem Exempel 5 herauskommt.
Aber wie gesagt, um so schlimmer für ihn, wenn wir seiner
Beweisführung glauben müssen
Und wir müssen ihm glauben, wenn Irene Triesch die
Cäcilie, wenn Heinz Monard den Amadeus spielt. Die Kunst
der ersteren glitt über eine Saite, die trotz all der krausen. Ton¬
folgen, die ihr der Dichter entlockte, voll und glockenklar klang.
Ihr Spiel im ersten Akte, in der großen Klärungsszene, die aber
mehr Verwickelungen schuf, als auf einem Knäuel abgerollt wer¬
den konnte, war die Sprache ihrer Augen von einer bewunderns¬
werten Mannigfaltigkeit und im dritten Akte, da sie schmerzdurch¬
bebt das Fazit zieht, warfen die Wellen, die ihre gezerrte Seele
überspülten, weite Kreise in die Herzen ihrer Hörer ... Neben:
ihr Heinz Monard, über dem zu Beginn die Nervosität der
Leidenschaft lag, wie später der Jubel der Erwartung und die
Pein der Negation
Ich nenne noch Emanuel Reicher
(Albertus Rhon), der der menschlichste unter allen war; menschlich
in der abgeklärten Weisheit des tappenden Dichters und in der
trockenen Ironie, auf die ihn der Augenblick stellte ...
Schade nur, daß 2 X 2 = 5 sein mußte!
Josef Buchhorn.
aemeure
ni
und
nst
Köni
im:
secht
nis
N. B
earb
zuar
zert
itwir
bemn
*
iswe
er
dem
berze
Schm
nd w
besc
box 25/5
20. Zuischensnie-
Telephon 12801.
5
MdR WTTSHINT
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
9 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewühr.)
7
* Ausschniffegus Preussische Zeitung, Berlin
930
14. 12. 1907
E vom:
□
Theater und Musik.
Lessing=Theater.
Zwischenspiel. Komödie in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
Zeu einstudiert. Am 13. Dezember. Regie: Emil Le##
Mit sehr geringem Wohlgefallen wurde gestern vom Publikum
Schnitzlers gekünstelte Komödie „Zwischenspiel“ entgegen genommen, die
schon vor zwei Jahren bei der ersten Aufführung versagte. Die Neu¬
eixstudierung geschah einem Gaste zu Ehren, Herrn Heinz Monard vom
Hoftheater in München, der uns von seiner Tätigkeit am Berliner Theater
her kein Fremder ist. Es gelang im nicht, weder für sich noch für
das Stück Interesse zu erwecken. Die Figuren, die Schnitzler uns vor¬
führt, machen nicht den Eindruck von freien Persönlichkeiten mit wirk¬
lichem Leben, sondern sie erscheinen alle nur zu einem besonderen
Beweiszwecke erfunden, und ihre Handlungen wirken nur als Beispiele
für die Ansichten und Absichten, die Herr Schnitzler uns verkünden
will. Wenn ein Lustspieldichter den Stoff des „Zwischenspiels“
würde Herr Monard,
als Lustspiel behandelt hätte,
dessen Kunst mehr der heiteren als der tragischen Seite zuneigt, gut
hinein gS aßt haben und der Abend wäre vielleicht weniger unerqnicklich
gewesen. Der Künstler gab den toleranten Kapellmeister Amadens
Adams, der seiner Gattin die ehelichen Zwischenspiele gestattet, die er
sich selber leistet, als liebenswürdigen jungen Mann mit leicht auf¬
klammenden Leidenschaften. Aber ihm fehlte die Kraft, die Gestalt
dieses Ehemannes, der in endkosen Dialogen mit seiner Gartin über¬
legt, ob, wie und warum hre Ehe fortbestehen soll oder nicht, wenigstens
mit einigen genialen Zügen auszugestalten, die sie über das Nweau
des Alltäglichen hinausgeboben hätte. Sein Schmerz über die endliche
Trennung — nicht Scheidung — von der Frau Gemahlm, die zwar
aus ihrem Zwischenspiel mit einem Prinzen unverfährt hervorge¬
gangen ist, sich aber für den Ausgang der voraussichtlich noch folgen¬
den nicht verbürgen will, erschien, trotz Schnitzter, ziemlich bedeutungs¬
los. Nach dem nächsten Zwischenspiel wird sich das Paar
sicher wieder versöhnen. Irene Triesch versuchte mit ihrer
feinen Kunst die merkwürdige Gaitin Cäcilie begreiflich zu
machen, und Emannel Reicher als getreuer Freund (Albertus Rhon)
schuf die erquicklichste Gestalt des Stückes. Ida Wüst als Gräfin]
Moosheim, Willy Grunwald als Fürst Sigismund und Grete Hof¬
maun (Marie Rhon) fanden sich angemesien mit ihren bedeutungs¬
losen Rollen ab. Fast alle Darsteller nahmen aber die Mitwirkung!
„Nes Souffteurs ungebührlich in Anspruch.
U. M.
„
Telephon 12801.
P MineB Anm
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
2
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.
= Ausschnitt aus:
3
Iiner Heueste Nachrichtes
E vom: 12. 190
en
Theater und Musik
(Siehe auch 2. Beilage.)
Lessing=Theater
Neu einstudiert: „Zwischenspiel“, eine Komödie in drei
„Wten von Artur Sch
Ob man's glanten nicht: man muß die eigenartigen
Beweisführungen Schnitzlers mitmachen, und am Ende steht es
schwarz auf weiß da: 2X2 = 5. Tatsächlich! Und wenn man
17
auch die grauen Mauern des Lessing=Theaters im Rücken hat,
und wenn auch die Lichter hinter den Fenstern verblassen, aus
denen die Welt des schönen Scheins in den Abend schaute, wenn
man's sich auch in aller Ruhe überlegt, daß im Grunde genommen
2X2= 4 ist, es hilft nichts, es bleibt trotz alledem so wie Schnitz¬
ler es doziert hat: 2
. Aber dafür hat er nächher auch
den Dank für seine Ueberlogik, der jedem wird, der uns von einer
lieben Gewohnheit wegkurierte, — wir sind verstimmt und ver¬
quält, wenn wir aus seiner Schulstunde kommen, und es ist kein
reines Gefüht, mit dem wir an seine Lehrtätigkeit zurückdenken....
Schon wenn die beiden Gatten in der Aussprache des ersten
Aktes der eine dem anderen an überlegener Pose nichts nachgeben
wollen trotzdem ein jedes von ihnen merkt, der Weg, auf dem wir
wandeln, trägt unser schönes Leben in eine elende Sackgasse, da
wir mit den Köpfen wider steinharte Mauern rennen werden —
keines besitzt den Mut zu der Wahrheit und zu der Ehrlichkeit, von
der sie prahlen — und darum rennen sie in eine Sackgasse, darum
stoßen sie sich die Köpfe. Das Zwischenspiel, das ihre Ehe in zwein
Akte zerlegte, war überflüssig — meinethalben; aber es war doch
nur ein Zwischenspiel. Und Menschen, die sich von Grund
aus gerne haben, kommen auch von dem ersten in den zweiten Akt;
trotz des Zwischenspiels. Vielleicht sogar wegen des Zwischen¬
spiels. Die Ehe, die zur Freundschaft wird; die Freundschaft, die
sich zur Leidenschaft auswachst — die braucht nicht zu scheiden —
die wird in Feuer und Flammen gehämmert, wenn die roten
Gluten in sich zurickgefallen sind fest wie der Stahl und — rein
jund blank wie der Stahl.... Doch de gustibus 2c.
Der eine bleibt dabei, daß 2X9=4 ist; der undere gvält sich
damit ab, nachzuweisen, daß bei dem Exempel 5 herauskommt.
Aber wie gesagt, um so schlimmer für ihn, wenn wir seiner
Beweisführung glauben müssen
Und wir müssen ihm glauben, wenn Irene Triesch die
Cäcilie, wenn Heinz Monard den Amadeus spielt. Die Kunst
der ersteren glitt über eine Saite, die trotz all der krausen. Ton¬
folgen, die ihr der Dichter entlockte, voll und glockenklar klang.
Ihr Spiel im ersten Akte, in der großen Klärungsszene, die aber
mehr Verwickelungen schuf, als auf einem Knäuel abgerollt wer¬
den konnte, war die Sprache ihrer Augen von einer bewunderns¬
werten Mannigfaltigkeit und im dritten Akte, da sie schmerzdurch¬
bebt das Fazit zieht, warfen die Wellen, die ihre gezerrte Seele
überspülten, weite Kreise in die Herzen ihrer Hörer ... Neben:
ihr Heinz Monard, über dem zu Beginn die Nervosität der
Leidenschaft lag, wie später der Jubel der Erwartung und die
Pein der Negation
Ich nenne noch Emanuel Reicher
(Albertus Rhon), der der menschlichste unter allen war; menschlich
in der abgeklärten Weisheit des tappenden Dichters und in der
trockenen Ironie, auf die ihn der Augenblick stellte ...
Schade nur, daß 2 X 2 = 5 sein mußte!
Josef Buchhorn.
aemeure