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20. Zuischensbiel
er kanns nicht, denn es ist!
Gespielt wurde von den Münchner Gästen ganz brillant.
nur ein Zwischenspiel. Ein! Der Amadeus von Hin Monnard und die Cäcilie dei Frau
r Sinsonie des Kapellmeisters
Swoboda waren Prachtleistungen. Man dachte nicht mehr
d und Dich er, der das platte an die Schnitzleischen Figuren, man sah keine Darsteller, man
n Aifbau der Handlung ver¬ sah Menschen. Diese wundervolle Mimik, namentlich im 2 Akt
r in der Komödie. Und ist in der Szene, in der in Amadens die wahnsinnige Leidenschaft
se'bst. Ja, er wirkt sogar im
in Haß umschlägt, oder auch im 1. Akt, als beide den Vertrag
Dichter und als Freund. Denn
schließen, sich nur noch Kameraden zu sein! Den Dichterfreund
wieder zusammen, auch ohne
Albertus Rohn spielte Hr. Basil wohl ganz im Sinne des
viel vermaßen, als sie nur die
Verfassers und zwar ausgezeichnet. Aber der Charakter ist ver¬
Ebe. Wobei das Tragikomische
zeichnet und die Figur hat, wie schon oben angedeutet, nament¬
die Wahrheit sagten, wenn es
lich gegen Schluß etwes Unnatürliches. Das Amt des
getan bätten — was dann?
Friedensstifters ist zu sehr unterstrichen. Ob Hr. Schwannecke
aber Cäcilie will nicht; noch
als Fürst Sigismund mit Absicht so mit Unterbrechungen
Befangensein — fürchtet eine
sprach, oder ob er die kleine Rolle nicht ganz beberrschte, blieb
Nach einem Jahre vielleicht.
sich gleich, der Ton konnte jedenfalls nicht besser getroffen
Koffer und geht. Dann fällt
werden. In den beiden übrigen kleineren Rollen taten sich
daß der Kapellmeister wieder¬
Frau Giesecke als das naiv=schlaue Weibchen des Albertus
das Ganze ist ja doch nur
hervor und ebenso Frl. Menge als Sängnin und Gräfin
eine dramatisierte Schnitzler¬
Moosheim, die Philine des Kapellmeisters. Die Inszenierung
Handlung, mehr flüchtig,
war, den Verhältnissen des Residenztheaters entsprechend, nicht
rmvollendet. Ein fließender schlecht. Der Besuch war gut, hätte aber merhin noch besser
leien
— so wenn Albertus sein können. Das Publikum sparte mi. Beifallsbezeugungen
ein Duell, und nun willst
nicht, die wohl in erster Linie der vortrefflichen Darstellung
Fehler der Handlung liegt
galten. Jedenfalls verspricht das heutig 2. Gast piel — Hebbel¬
Akt weiß, es wird durch die
Gyges und sein Ring“ — einen großen Genuß. Hoffentlic
kommen. Man weiß, es ist ist der Besuch auch dementsprechend.
Abend der Fall war. Gewiß! Arthur Schnitzler] konnte. Und so sank sie, zuerst widerstrebend, und
dann sich völlig hingebend in des Mannes Arme.
ist auch in diesem Stück der
Das war einer der Glanzpunkte des Abends. Aber
Wege geht und der sich nicht mit Banalitäten ab¬
die „Komödie“ spielen die beiden weiter im dritten
gibt. Aber sein Dialog im ersten und dritten Aki
Akt, bis er sich in raschem Entschluß losreißt und
wird bei geringwertiger Besetzung der Hauptrollen
sie zu spät erkennt, daß sie mit ihrer „Komödie“
gedehnt, langweilig und darum unmöglich. Nur
vorerst verspielt hat. Sie lieben einander und kön¬
Leuten mit überfeinem Nervensystem und geistvoller
nen ohne einander nicht leben: eine „Komödie“ ist
Lebensanschauung, wenn sie sich auch nicht mit der
die Ehe, die nur auf Freundschaft beruht; zwischen
herkömmlichen verträgt, kann dieser flüssige und
den zwei Geschlechtern sind andere mächtigere Ge¬
alle ausgefahrenen Gleise verlassende Dialog in den
fühle lebendig. Das Spiel der Frau Swoboda,
Mund gelegt werden, sonst wird er noch unwahrer
der neben einer stattlichen Erscheinung eine sonore
als die ganze Situation an sich schon ist. Zwar hat
Stimme zur Verfügung steht, hatte im gut diffe¬
Schnitzler sie dem Künstlerleben eingefügt: er ein
renzierten und mehr nervös angelegten Spiel Mon¬
sensitiver und nervöser Kapellmeister, sie eine tüch¬
nards eine gleichbedeutende Erganzung. — Sehr
tige Opernsängerin, etwas zu schwerblütig, zu tief¬
fein war auch der Fürst Sigismund, der Verehrer
gründig und zu sehr philosophierend für diese Rolle.
der Frau Cäcilie, gespielt von Herrn Schwan¬
Aber nur in diesem Milieu ist es überhaupt denkbar,
necke. Distinguiert zurückhaltend, fand er doch auch
daß Mann und Frau nebeneinander leben wie gute
den rechten Manneston, um Unwürdigkeiten zurück¬
Freunde, jedes die Freiheit genießend und dem an¬
zuweisen, worauf er zum Schlusse in den warmen
dern die Freiheit gewährend, auf die sie freiwillig#
Ton aufrichtiger Resignation einmündete. Eine
in solcher „Ehe“ verzichtet haben. Und doch spielen
zierliche, leichte Plauderin war Frau Giesecke
sie sich beide nur eine ernste „Komödie“ vor. Das
als Frau Marie; und nur Herr Basil als Thea¬
sagt ihnen der Freund und Theaterdichter Rohn.
terdichter Rohn war einige Schattierungen zu grob¬
Und im zweiten Akt kommt zuerst die Eifersucht bei
körnig, wo er nur jovial sein soll. Nach diesem ersten
ihm auf einen dritten neuen Günstling seiner Frau
Gastspiel, das ein noch besser besetztes Haus verdient
und bei beiden die sinnliche Liebesleidenschaft, die sich
hätte, ist mit höchstem Interesse dem heutigen Abend
über die Freundschaft wegsetzt, zum Durchbruch.
mit Hebbels Tragödie „Gyges und der Ring“ ent¬
Großartig wurde diese Szene von Monnard
(Kapellmeister Adams) gespielt, der die auflodernde
gegenzusehen.
Mft P
Leidenschaft zuerst niederzuzwingen suchte, bis sie
Residenztheater. Gastspiel von Mit¬
mit überwältigender Macht ihn hinriß. Frau Swo¬
gliedern des K. Bayer. Hof= und Natio¬
boda, die zuerst die ruhige, konventionelle Gattin
naltheaters zu München. Es war ein ge¬
mit überlegener Sicherheit spielte und nur ab und
nußreicher Abend: das muß zuerst gesagt sein. Die
zu das Verlangen nach ein bißchen wahrer Lieb¬
Künstler boten eine von Anfang bis zum Schluß
durchzittern ließ, stand unter dem ganzen Bann der
fesselnde Kunstleistung in wohl abgetönter Gesamt¬
plötzlich ausbrechenden Liebeslust, die sie von einem
auffassung. Nur so ist es möglich mit der Schnitz¬
anderen erhoffte, aber sie dort zu finden in weib¬
lerschen „Komödie" „Zwischenspiel“ die
tiefgebende Wirkung zu erzielen, wie das gestern' licher Zurückhaltung sich doch nicht entschließen
20. Zuischensbiel
er kanns nicht, denn es ist!
Gespielt wurde von den Münchner Gästen ganz brillant.
nur ein Zwischenspiel. Ein! Der Amadeus von Hin Monnard und die Cäcilie dei Frau
r Sinsonie des Kapellmeisters
Swoboda waren Prachtleistungen. Man dachte nicht mehr
d und Dich er, der das platte an die Schnitzleischen Figuren, man sah keine Darsteller, man
n Aifbau der Handlung ver¬ sah Menschen. Diese wundervolle Mimik, namentlich im 2 Akt
r in der Komödie. Und ist in der Szene, in der in Amadens die wahnsinnige Leidenschaft
se'bst. Ja, er wirkt sogar im
in Haß umschlägt, oder auch im 1. Akt, als beide den Vertrag
Dichter und als Freund. Denn
schließen, sich nur noch Kameraden zu sein! Den Dichterfreund
wieder zusammen, auch ohne
Albertus Rohn spielte Hr. Basil wohl ganz im Sinne des
viel vermaßen, als sie nur die
Verfassers und zwar ausgezeichnet. Aber der Charakter ist ver¬
Ebe. Wobei das Tragikomische
zeichnet und die Figur hat, wie schon oben angedeutet, nament¬
die Wahrheit sagten, wenn es
lich gegen Schluß etwes Unnatürliches. Das Amt des
getan bätten — was dann?
Friedensstifters ist zu sehr unterstrichen. Ob Hr. Schwannecke
aber Cäcilie will nicht; noch
als Fürst Sigismund mit Absicht so mit Unterbrechungen
Befangensein — fürchtet eine
sprach, oder ob er die kleine Rolle nicht ganz beberrschte, blieb
Nach einem Jahre vielleicht.
sich gleich, der Ton konnte jedenfalls nicht besser getroffen
Koffer und geht. Dann fällt
werden. In den beiden übrigen kleineren Rollen taten sich
daß der Kapellmeister wieder¬
Frau Giesecke als das naiv=schlaue Weibchen des Albertus
das Ganze ist ja doch nur
hervor und ebenso Frl. Menge als Sängnin und Gräfin
eine dramatisierte Schnitzler¬
Moosheim, die Philine des Kapellmeisters. Die Inszenierung
Handlung, mehr flüchtig,
war, den Verhältnissen des Residenztheaters entsprechend, nicht
rmvollendet. Ein fließender schlecht. Der Besuch war gut, hätte aber merhin noch besser
leien
— so wenn Albertus sein können. Das Publikum sparte mi. Beifallsbezeugungen
ein Duell, und nun willst
nicht, die wohl in erster Linie der vortrefflichen Darstellung
Fehler der Handlung liegt
galten. Jedenfalls verspricht das heutig 2. Gast piel — Hebbel¬
Akt weiß, es wird durch die
Gyges und sein Ring“ — einen großen Genuß. Hoffentlic
kommen. Man weiß, es ist ist der Besuch auch dementsprechend.
Abend der Fall war. Gewiß! Arthur Schnitzler] konnte. Und so sank sie, zuerst widerstrebend, und
dann sich völlig hingebend in des Mannes Arme.
ist auch in diesem Stück der
Das war einer der Glanzpunkte des Abends. Aber
Wege geht und der sich nicht mit Banalitäten ab¬
die „Komödie“ spielen die beiden weiter im dritten
gibt. Aber sein Dialog im ersten und dritten Aki
Akt, bis er sich in raschem Entschluß losreißt und
wird bei geringwertiger Besetzung der Hauptrollen
sie zu spät erkennt, daß sie mit ihrer „Komödie“
gedehnt, langweilig und darum unmöglich. Nur
vorerst verspielt hat. Sie lieben einander und kön¬
Leuten mit überfeinem Nervensystem und geistvoller
nen ohne einander nicht leben: eine „Komödie“ ist
Lebensanschauung, wenn sie sich auch nicht mit der
die Ehe, die nur auf Freundschaft beruht; zwischen
herkömmlichen verträgt, kann dieser flüssige und
den zwei Geschlechtern sind andere mächtigere Ge¬
alle ausgefahrenen Gleise verlassende Dialog in den
fühle lebendig. Das Spiel der Frau Swoboda,
Mund gelegt werden, sonst wird er noch unwahrer
der neben einer stattlichen Erscheinung eine sonore
als die ganze Situation an sich schon ist. Zwar hat
Stimme zur Verfügung steht, hatte im gut diffe¬
Schnitzler sie dem Künstlerleben eingefügt: er ein
renzierten und mehr nervös angelegten Spiel Mon¬
sensitiver und nervöser Kapellmeister, sie eine tüch¬
nards eine gleichbedeutende Erganzung. — Sehr
tige Opernsängerin, etwas zu schwerblütig, zu tief¬
fein war auch der Fürst Sigismund, der Verehrer
gründig und zu sehr philosophierend für diese Rolle.
der Frau Cäcilie, gespielt von Herrn Schwan¬
Aber nur in diesem Milieu ist es überhaupt denkbar,
necke. Distinguiert zurückhaltend, fand er doch auch
daß Mann und Frau nebeneinander leben wie gute
den rechten Manneston, um Unwürdigkeiten zurück¬
Freunde, jedes die Freiheit genießend und dem an¬
zuweisen, worauf er zum Schlusse in den warmen
dern die Freiheit gewährend, auf die sie freiwillig#
Ton aufrichtiger Resignation einmündete. Eine
in solcher „Ehe“ verzichtet haben. Und doch spielen
zierliche, leichte Plauderin war Frau Giesecke
sie sich beide nur eine ernste „Komödie“ vor. Das
als Frau Marie; und nur Herr Basil als Thea¬
sagt ihnen der Freund und Theaterdichter Rohn.
terdichter Rohn war einige Schattierungen zu grob¬
Und im zweiten Akt kommt zuerst die Eifersucht bei
körnig, wo er nur jovial sein soll. Nach diesem ersten
ihm auf einen dritten neuen Günstling seiner Frau
Gastspiel, das ein noch besser besetztes Haus verdient
und bei beiden die sinnliche Liebesleidenschaft, die sich
hätte, ist mit höchstem Interesse dem heutigen Abend
über die Freundschaft wegsetzt, zum Durchbruch.
mit Hebbels Tragödie „Gyges und der Ring“ ent¬
Großartig wurde diese Szene von Monnard
(Kapellmeister Adams) gespielt, der die auflodernde
gegenzusehen.
Mft P
Leidenschaft zuerst niederzuzwingen suchte, bis sie
Residenztheater. Gastspiel von Mit¬
mit überwältigender Macht ihn hinriß. Frau Swo¬
gliedern des K. Bayer. Hof= und Natio¬
boda, die zuerst die ruhige, konventionelle Gattin
naltheaters zu München. Es war ein ge¬
mit überlegener Sicherheit spielte und nur ab und
nußreicher Abend: das muß zuerst gesagt sein. Die
zu das Verlangen nach ein bißchen wahrer Lieb¬
Künstler boten eine von Anfang bis zum Schluß
durchzittern ließ, stand unter dem ganzen Bann der
fesselnde Kunstleistung in wohl abgetönter Gesamt¬
plötzlich ausbrechenden Liebeslust, die sie von einem
auffassung. Nur so ist es möglich mit der Schnitz¬
anderen erhoffte, aber sie dort zu finden in weib¬
lerschen „Komödie" „Zwischenspiel“ die
tiefgebende Wirkung zu erzielen, wie das gestern' licher Zurückhaltung sich doch nicht entschließen