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20. Zwischenspiel
von Schnitzler doch die Psychologie dieser Sigismund von und zu Maradas=Lohsenstein und
7##beiden Menschen getroffen, die nie= der Opernsängerin Gräfin Moosheim hatten in
Feuilleton.
mals unwahrhaftiger sind als dann, wenn sie be¬
Hrn. Ulmer und Frln. Menge passende Vertreter
Lhaupten und glauben, wahrhaftig zu sein! Ge=gefunden.
wiß: Amadeus ist kein Mann von starkem Charak¬
Theater und Musik. 6#0ter, und Cäcilie nicht das Ideal eines gesund
t. Nürnberg, 6. Mai. Im Stadttheatetempfindenden Weibes. Aber starke Naturen hat
at die Spielzeit 1908//09 gestern mit einem Gast¬ die „Jungwiener“ dramatische Literatur niemals
piel von Mitgliedern des Mün¬
hervorgebracht. Die Figuren des süßen Mädels
hener Hoftheaters einen würdigen Ab¬
und des müden Anatol sind in ihr geradezu stän¬
chluß gefunden. So stark besucht wie die Fest= dige Typen geworden. Schnitzler mag auch in man¬
piele an den letzten Abenden war das Theaterchen seiner anderen Stücke mehr Geist entwickelt
gestern leider nicht, insbesondere die Ränge wiesen haben als im „Zwischenspiel“, aber selten hat er
größere Lücken in der Besetzung auf. Auch der Bei=sich als ein so feiner Seelenkenner erwiesen wie in
fall ging über die Grenzen einer freundlichen Auf¬dieser Komödie. Die Darstellung war aus dem
nahme, wie man sie so angesehenen Gästen wie den Geist des Stückes herausgeboren, das nicht auf
Münchenern schuldig ist, nicht hinaus. Schuld
grobe äußerliche Effekte angelegt ist und in der
daran war wohl das Stück. Schnitzlerbringt
Hauptsache von den Darstellern des Künstlerehe¬
in seiner Komödie „Zwischenspiel“ Menschen
paares Adams getragen werden muß. Als Ama¬
auf die Bühne, die nicht nur einen anderen Sitten¬
deus schnitt Hr. Monnard glänzend ab, der auf alle
kodex haben als unsere „Gesellschaft“, sondern auch
Künstelei verzichtete, dafür aber in ebenso natür¬
ein Seelenleben leben, das tausendmal empfind¬
licher wie gewandter Darstellung eine Figur
licher ist als das des Normalmenschen. Im Leben
herausbrachte, an deren Lebenswahrheit man bei
wird man nach solchen Eheleuten suchen müssen, wie
aller ihrer Kompliziertheit glauben konnte. Frau
es der Kapellmeister Amadeus Adams und seine
Swoboda, die die Cäcilie spielte und deren Organ
Frau, die Opernsängerin Cäcilie Adams=Orten¬
mit seinem dunklen Timbre immer noch den alten
burg sind, die nach mehrjähriger glücklicher Ehe als
bestechenden Wohlklang besitzt, arbeiten schon mit
gute Kameraden auseinander gehen, sich wieder=etwas wuchtigeren Mitteln, wußte aber ihr Spiel
finden und wiederum scheiden. Und doch möchte bei aller scharfen Pointierung so fein abzutönen,
ich sast behaupten, daß Schnitzler die Menschen nie daß das Zusammenspiel in eine harmonische Ge¬
lebenswahrer und feiner gezeichnet hat als in seiner samtwirkung ausklang. Albertus Rohn und seine
Komödie „Zwischenspiel“. Das große Rätsel von Frau Marie sind ein Gegenstück zu dem Ehepaar
dem unergründbaren Verhältnis von Mann und Adams, sie sind Künstler mit einem weniger kom¬
Weib zu einander wird hier gestreift, von Liebe plizierten Innenleben und wurden von Hrn. Basil
Telephon 12.801.
und Haß, von Sehnsucht, Anziehung und Ab= und Frau Gieseke entsprechend einfach gegeben
stoßung der Geschlechter. Wie sein ist Auch die episodenhaften Figuren des Fürsten
D
OBSERTEN
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus Die Wage, Wien
1809
vom:
Dir Shsier Jei Hesturgtbeatere ist.
zu Ende. Es Eebte in den letzten
agen von Kainz, füllte seine Häuser¬
lit Kainz und verhauchte seinen letzten
temzug mit Kainz. Auch die schier.
nerschöpfliche Kraft dieses Künstlers
heint so großen Anforderungen nicht
ewachsen zu sein. Das merkte man be¬
onders bei der Aufführung von Schnitzlers
Zwischenspiel“ der vorletzten Vorstellung
ieses Spieljahres. Es war sehr peinlich,
#aß die Zuhörer das Stück zweimal hören
nußten. So laut schrie — was sage
ich, schrie? — brüllie der Souffleur seinem
schwimmenden Künstler vor. Man be¬
denke, daß dieses wunderbar vergeistigte,
durchaus tiefsinnige Werk zwischen Menschen
spielt, die nur zu reden, zu reden, zu
treden haben und fast gar nicht handeln.
Freilich, die große Kunst eines Kainz
(weiß die notgedrungenen Pausen durch
#allerlei technische Behelfe auszufüllen.
Baumeister redivivus! Vermerkt sei noch,
daß die Rolle des Fürsten, die Korff so
glünzend und liebenswürdig darzustellen
verstand, diesmal Herrn Basch anver¬
straut war. Man glaubte ihm weder
den Fürsten noch das Mitglied des Burg¬
#theaters.
w. b.
20. Zwischenspiel
von Schnitzler doch die Psychologie dieser Sigismund von und zu Maradas=Lohsenstein und
7##beiden Menschen getroffen, die nie= der Opernsängerin Gräfin Moosheim hatten in
Feuilleton.
mals unwahrhaftiger sind als dann, wenn sie be¬
Hrn. Ulmer und Frln. Menge passende Vertreter
Lhaupten und glauben, wahrhaftig zu sein! Ge=gefunden.
wiß: Amadeus ist kein Mann von starkem Charak¬
Theater und Musik. 6#0ter, und Cäcilie nicht das Ideal eines gesund
t. Nürnberg, 6. Mai. Im Stadttheatetempfindenden Weibes. Aber starke Naturen hat
at die Spielzeit 1908//09 gestern mit einem Gast¬ die „Jungwiener“ dramatische Literatur niemals
piel von Mitgliedern des Mün¬
hervorgebracht. Die Figuren des süßen Mädels
hener Hoftheaters einen würdigen Ab¬
und des müden Anatol sind in ihr geradezu stän¬
chluß gefunden. So stark besucht wie die Fest= dige Typen geworden. Schnitzler mag auch in man¬
piele an den letzten Abenden war das Theaterchen seiner anderen Stücke mehr Geist entwickelt
gestern leider nicht, insbesondere die Ränge wiesen haben als im „Zwischenspiel“, aber selten hat er
größere Lücken in der Besetzung auf. Auch der Bei=sich als ein so feiner Seelenkenner erwiesen wie in
fall ging über die Grenzen einer freundlichen Auf¬dieser Komödie. Die Darstellung war aus dem
nahme, wie man sie so angesehenen Gästen wie den Geist des Stückes herausgeboren, das nicht auf
Münchenern schuldig ist, nicht hinaus. Schuld
grobe äußerliche Effekte angelegt ist und in der
daran war wohl das Stück. Schnitzlerbringt
Hauptsache von den Darstellern des Künstlerehe¬
in seiner Komödie „Zwischenspiel“ Menschen
paares Adams getragen werden muß. Als Ama¬
auf die Bühne, die nicht nur einen anderen Sitten¬
deus schnitt Hr. Monnard glänzend ab, der auf alle
kodex haben als unsere „Gesellschaft“, sondern auch
Künstelei verzichtete, dafür aber in ebenso natür¬
ein Seelenleben leben, das tausendmal empfind¬
licher wie gewandter Darstellung eine Figur
licher ist als das des Normalmenschen. Im Leben
herausbrachte, an deren Lebenswahrheit man bei
wird man nach solchen Eheleuten suchen müssen, wie
aller ihrer Kompliziertheit glauben konnte. Frau
es der Kapellmeister Amadeus Adams und seine
Swoboda, die die Cäcilie spielte und deren Organ
Frau, die Opernsängerin Cäcilie Adams=Orten¬
mit seinem dunklen Timbre immer noch den alten
burg sind, die nach mehrjähriger glücklicher Ehe als
bestechenden Wohlklang besitzt, arbeiten schon mit
gute Kameraden auseinander gehen, sich wieder=etwas wuchtigeren Mitteln, wußte aber ihr Spiel
finden und wiederum scheiden. Und doch möchte bei aller scharfen Pointierung so fein abzutönen,
ich sast behaupten, daß Schnitzler die Menschen nie daß das Zusammenspiel in eine harmonische Ge¬
lebenswahrer und feiner gezeichnet hat als in seiner samtwirkung ausklang. Albertus Rohn und seine
Komödie „Zwischenspiel“. Das große Rätsel von Frau Marie sind ein Gegenstück zu dem Ehepaar
dem unergründbaren Verhältnis von Mann und Adams, sie sind Künstler mit einem weniger kom¬
Weib zu einander wird hier gestreift, von Liebe plizierten Innenleben und wurden von Hrn. Basil
Telephon 12.801.
und Haß, von Sehnsucht, Anziehung und Ab= und Frau Gieseke entsprechend einfach gegeben
stoßung der Geschlechter. Wie sein ist Auch die episodenhaften Figuren des Fürsten
D
OBSERTEN
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus Die Wage, Wien
1809
vom:
Dir Shsier Jei Hesturgtbeatere ist.
zu Ende. Es Eebte in den letzten
agen von Kainz, füllte seine Häuser¬
lit Kainz und verhauchte seinen letzten
temzug mit Kainz. Auch die schier.
nerschöpfliche Kraft dieses Künstlers
heint so großen Anforderungen nicht
ewachsen zu sein. Das merkte man be¬
onders bei der Aufführung von Schnitzlers
Zwischenspiel“ der vorletzten Vorstellung
ieses Spieljahres. Es war sehr peinlich,
#aß die Zuhörer das Stück zweimal hören
nußten. So laut schrie — was sage
ich, schrie? — brüllie der Souffleur seinem
schwimmenden Künstler vor. Man be¬
denke, daß dieses wunderbar vergeistigte,
durchaus tiefsinnige Werk zwischen Menschen
spielt, die nur zu reden, zu reden, zu
treden haben und fast gar nicht handeln.
Freilich, die große Kunst eines Kainz
(weiß die notgedrungenen Pausen durch
#allerlei technische Behelfe auszufüllen.
Baumeister redivivus! Vermerkt sei noch,
daß die Rolle des Fürsten, die Korff so
glünzend und liebenswürdig darzustellen
verstand, diesmal Herrn Basch anver¬
straut war. Man glaubte ihm weder
den Fürsten noch das Mitglied des Burg¬
#theaters.
w. b.