II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 435

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20. Zuischenspie.
Zeitungs-Ausschnitte
oncordiaplatz 4.
Vertretungen
#n. Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
nagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr).
Ausschnitt aus:
3.
SEP Wossische 2.
vom:
Theater und Musik.
Arthur Schnitzlers Komödie „Zwischenspiel“ wurde gestern
im Lessinge#heaterneu einstudiert gegeben. An der Besetzung
hat sich nichts Wesentliches geändert. Frau Irene Triesch
spielte die Künstlerin und Komponistengattin etwas leiser
als sonst, als ob das verborgene Temperament sich noch vorsichtiger
vor der hellen Bewußtheit versteckt hätte. Herr Monnard, der
neue Mann, stellte sich gestern bereits zum zweiten Male mit der Rolle
des Komponisten vor; er hält ihn einfacher als sein brillanter Vorgänger
Bassermann, er gibt Herzlichkeit und Jugendlichkeit bereitwilliger heraus.
Herr Monnard blendet nicht, aber er überzeugt durch seine Gerad¬
heit und erwirbt sich Vertrauen. Der gemütlich cynische Raisonneur
ist bei Herrn Reicher geblieben und da aufs beste aufgehoben.
Nur zwei kleinere Rollen haben ihre Inhaber gewechsel“. Fräulein
Sussin hielt die Vertraute des Komponistenpaares in der
erwünschten Dezenz, und Herr Stieler hob den Fürsten,
den früher Herr Grunwald mit einer liebenswürdigen
Trottelei ausgedeutet hatte, zu einer ruhigen Intelligenz, die
beinahe eine Metternich=Maske in Anspruch nahm. Das ist für das
Außere etwas zu viel, aber sonst stand die Figur recht gut. Das
Stück gehört zu denen, die immer besser werden. Als Bauernfeld
es schrieb, hieß es „Krisen“. Aber ich glaube, daß Schnitzlers „Zwischen¬
spiel“ länger dauern wird. An Feinhe; der Konversation kann er
sich mit seinem Wiener Ahnherrn messen in der Psychologie geht er
tiefer, und in der Zuverlässigkeit der Arbeit übertrifft er ihn auf
jeden Fall. Wenn das Publikum zu diesem mit Wahrheiten und
sogar mit Wahrheit delikat gewürzten Stück keine Anhänglichkeit
erwirbt, so fehlt es ihm immer noch an einer feiner Zunge. A. E.
EHVEH
Konz. Unternehmen für Zeltungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Guellenangabe ehne Gewähr).
liner Börsen Zeitung, Berlin
Ausschnitt aus:
Morgenausgabe
vom: -3. SEP 1909
Kunst und Wissenschaft.
— Im Lessing=Theater sahen wir gestern in
„der Rolle des Kapellmeisters Amadeus in Schnitzlers
„Zwischenspiel“ den Mann, der Baffe##
soll, Herrn Monnard. Sehr bequem hatte man
dem jungen Künstler den Anfang also nicht gemacht,
denn das ist eine gar schwierige, nuancenreiche Rolle,
deren Melodie nur mit den feinsten Instrumenten zu
fassen ist.
Ueber diese Instrumente verfügt Herr Monnard nun
nicht. Er ist ein forscher, einigermaßen stiernackiger
Jüngling mit leidenschaftlichen Augen, ein gesunder
Mensch, der am liebsten wohl derb zupackt und der
sich in der Schnitzlerschen Rolle des enthaltsamen
Ehemannes sehr unglaubwürdig ausnahm. Am besten
gelang ihm denn auch die eine Szene, wo er wirklich
einmal zupacken darf. Auch seine starke, merkwürdig
eintönige Stimme will von Untertönen und Gebrochen¬
heit nichts wissen und so wurde uns denn aller¬
dings gestern der größte und wichtigste Teil
der Rolle unterschlagen. Doch wird Direktor Brahm
wohl schon nicht ohne Grund diesen Künstler einer
solchen schwierigen Stellung für wert gesunden haben,
sodaß uns vielleicht noch Offenbarungen bevorstehen.
Sonst hat sich an dem Schnitzlerschen Werke nicht
viel verändert. Frau Triesch sollte in einem so
leisen Stücke nicht so laute Toiletten tragen.
V. A.
Theater und Musik.
J. K. Im Lessing=Theater erschien gestern
(Donnerstag) wieder einmal Artur Schnitzlers:
„Zwischenspiel", um eine kleine Lücke im
Repertoire auszufüllen. Diese fein konstruierte
Komödie, in der so viel und klug gesprochen und
so wenig und dumm gehandelt wird, vermag sich
niemals dauernd im Spielplan zu halten, und so
gibt es immer noch viele Leute, die sie nicht
kennen und denen man sie an Abonnements¬
tagen vorsetzen kann. So kam denn wohl auch
die gestrige Neueinstudierung zustande, die im
Grunde kaum diese Bezeichnung verdient. Herr
Heinz Monnard hat den Kapellmeister Amadeus
Adams bereits vor längerer Zeit als Get ge¬
spielt, Irene Trielschs wundersame Frau L ams
ist rühmlichst bekannt und Reichers köst cher
Albertus Rhon desgleichen. Damit aber sin die
hervorragenden künstlerischen Aufgaben der

mödie erschöpft. ... Daß Herr Monnard nicht
Albert Bassermanns Spuren zu folgen vermag,
wurde damals bereits gesagt, daß er sich von
jedem Versuch dazu ehrlich fernhält, sei nochmals
mit besonderer Anerkennung betont. Seiner
gesunden, geraden Individualität sagt Schnitzler
und insbesondere dessen Amadeus Adams nicht
sonderlich zu, aber er gestaltet aus seiner Art
heraus die Figur, soweit sie eine dramatische
Gestaltung überhaupt zuläßt, mit festen, sicheren
Strichen, die nur da zerflattern, wo der allzu
geistreiche Autor dem Schauspieler eben nichts
Greifbares mehr bietet. Der Amandeus Mon¬
nards wurzelt ganz im Lustspiel und wirkt hier
sehr frisch und liebenswürdig; seine Trigak ver¬
fängt nicht, aber daran tragt in erster Linie
Schnitzler die Schuld. Es fehlt ihm in dieser
blutleeren Komödie selbst zur dramatischen Pose
die Kraft. ... Den galanten Sigismund, Für¬
sten von und zu Maradas=Lohsenstein spielte
gestern an Stelle des leider ausgeschiedenen
Grunwald Kurt Stieler in einer jenem schönen
Namen durchaus angemessenen Haltung. Das
Publikum erfreute sich an dem Geist des A#tors, j8
an Irene Triesch, Reicher und Monnard, eine
stärkere Anteilnahme blieb dem „Zwischenspiel“
auch diesmal versagt.