II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 437

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20. Zuischensniel
Telephon 12.801.
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„ODSEIWVEN —
I. Isterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
erliner Börsen Courier, Borlen
Ausschnitt aus:
Mergenausgabe
vom: -3. SEP 1909

Vor den Kulissen.
Im Lessing=Theater trat gestern Abend Herr
Heinz Monnard aus München sein Engagement
in derselben Rolle an, in der er vor etwa Jahresfrist
auf Engagement gastierte: Als Amadeus Adams in
Artur Schnützlers-spitzfindiger, eine moderne Ehe
mit soviel psychöldgischer Feinheit glossierender
Komödie „Zwischenspiel“, die wiederum neu ein¬
studiert worden ist.
Wenn die Erinnerung nicht trügt, gab Herr
Monnard damals — als es galt, den Boden erst zu
erobern, auf dem er nun Fuß gefaßt hat
— „mehr
und Besseres. Er übertrieb gestern die Natürlichkeit
bisweilen bis zur Nachlässigkeit, hatte nicht die schöne
Ausgeglichenheit des Spiels, die er früher darlegte,
und blieb da, wo die Wärme des Gefühls durchbrechen
muß, manches schuldig. Er hatte die Figur des Adams
mehr auf das Aeußerliche gestellt, suchte alles mit der
Routine zu machen. Gerade das aber verträgt diese
Figur am wenigsten.
Irene Triesch spielte mit ihrer ganzen Delikatesse
die Cäcilie, Reicher, voll echten Humors, wieder
den Rhon, den fanatischen Bühnendichter, der überall
„Stoffe“ sieht. Die Gattin Rhons vertrat Frl.
Sussin in ihrer beruhigend weichen, sympathischen
Art. Stielers junger Fürst hatte chevalereskes
Wesen und ehrliche Offenheit, und Frl. Wüst warb
als Gräfin eindringlich genug um des Kapellmeisters
Neigung.
R. W.
Telephon 12.801.
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a
= „ODOEHTER
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltunga-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minngapolis, New-Vork.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Pstersburg.
(Quellenanzgabe ehne Gewähr).
Ausschnitt aus: BERLINER TAGBLAT7
3-SEPTENDER 1906
vom:
M.-J. Das Lessing=Theater frischte gestern, allen Feinschmeckern
zur Freude, Arthur Schnitzlers Komödie „Zwischen¬
spiel auf. Diese dres ehe am Kamin, die mit ihrem
inneren Reichtum die Forderungen der Handlungsfanatiker ad
bsurdum führt, wird stets willkommen bleiben. Denn hier ist eine
vornehme und nachdenkliche Kunst in ihren zartesten Schwingungen
zu bewundern. Hier gibt es sogar ein Bekenntnis des Dichters zu ver¬
nehmen. Denn gleich seinem Künstlerpaare scheint auch Schnitzler
am Schlusse mit geschärften Sinnen zu empfinden, was ihm fehlt: die
Aufwühlung der Seele, das Losbrechen elementarer Instinkte, das
Fortspülen des allzu Graziösen, des Spielerischen durch ungehemmte
Fluten.
Dieses echte Bassermann=Stück ohne Bassermann zu spielen, war
ein bewußtes Wagnis Otto Brahms. Der Erfolg gab ihm Recht, ohne
die wahren Freunde seiner Bühne zu überraschen. Denn wir wußten
es lange, daß die Kraft seines Theaters nicht an den einzelnen ge¬
bunden wäre, daß der Geist dieses Hauses sich nicht fortengagieren
ließe.
Es weht dort nun einmal eine Luft, in der sich die Seelen moderner
Menschen leiser und reiner als anderswo auftun. So gewiß dem
Lessing=Theater Schnitzlers „Schleier der Beatrice" versagt bleiben
mußte — ein Drama, das für Berlin nun endlich entdeckt werden
sollte —, so gewiß entgeht ihm keine Tonnuance des „Zwischenspiels“
Dafür sorgt schon der Spürsinn der Darstellerin Irene Triesch,
die gerade in der Rolle der Sängerin Cäcilie so viel heimliches
Werben unter der Gelassenheit des Salons zu verraten weiß.
Emanuel Reicher hebt nach wie vor als Räsonneur des Stückes
die Laune der Komödie, wenn sie sich allzusehr ins Elegische zu ver¬
lieren scheint. Die beiden Bedroher des ehelichen Friedens, der Fürst
wie die Gräfin, erscheinen jetzt in neuer Gestalt. Als lockende Philine
ist Ida Wüst in ihrem Elemente, und Kurt Stieler weiß zum
mindesten an Durchlauchtigkeit der Erscheinung seinen Vorgänger,
den wackeren, nun so plötzlich verschwundenen Grunwald zu über¬
treffen.
An Bassermanns Platz als Komponist Amadeus ist ein neues Mit¬
glied, Heinz Monnard, getreten. Er spielte seine hübschen Mittel
als ein sehr überzeugender, konsequenter Ehemann im Wechsel von
Heftigkeit und Zärtlichkeit aus. Nur gerade diese Konsequenz liegt
Schnitzlers Menschen meilenfern. Das Gleiten und Schwanken der
Empfindungen war Bassermanns Triumph in dieser Rolle. Es läßt
sich schwer vergessen, wie er im Anfang, von fremden Reizen
gefangen, zerstreut seiner Frau zuhörte, wie er am Schlusse, beim
Scheiden, die Tränen verbiß. Aber Herr Monnard wird ja bald Ge¬
legenheit zu Aufgaben haben, bei denen es keine Vergleiche und
Erinnerungen zu überwinden gibt. Dann mag er deutlicher als
gestern zeigen, was er ist und nicht bloß, was er kann.