hon 12.801.
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großer Liebe; sie sind psychisch ineinander verschmolzen, im Grunde un¬
zertrennlich. Fern voneinander, müßten beider Herzen verbluten.
II.
In jenem Glauben, immer wahr gegeneinander gewesen zu sein
und offen gegeneinander zu bleiben, leben Amadeus und Cäcilie dahin.
Aber es ist nur ein Wahn. Sie sind sich gegenüber wahr und unwahr zu¬
gleich, ohne es zu wissen. Und das wird ihr Verhängnis. Als dann am
Schlusse der große Bruch nach jener zerschmetternden Entdeckung ein¬
tritt, erhebt Amadeus die bedeutsame, schmerzensvolle Frage: Und wenn
wir wahr gewesen wären? Ueber diese Frage breitet Schnitzler, der
zarte, verwöhnte Psychologe, jedoch einen dichten Schleier. Er ent¬
wickelt mit behntsamen Fingern seelische Vorgänge von einer Zartheit
und Feinheit, daß die kunstvollsten Erklärungen noch Wortnetze aus zu
groben Maschen bilden würden, um sie restlos einzufangen, wieder
hervorzuhoken und auszubreiten. Nur unsere Gefühle schwingen in
großer Klarheit mit.
Amadeus' und Cäciliens Seelen sind zu groß, um für sie selbst ganz
übersichtlich zu sein, zu tief, als daß beide deren Irrgänge mit der (ver¬
hältnismäßig) schwachen Laterne des Intellektes bis an die fernen End¬
punkte durchleuchten könnten. Ihre Psychen haben Schlupfwinkel,
in denen ihnen selbst noch nicht zu Bewußtsein gekommene Triebkräfte
und neue Entwicklungsmöglichkeiten verborgen liegen. In dieser Manier
ist ihr Seelenverhältnis zu hoch gezüchtet worden, als daß sie es bis auf
die kleinsten Funktionen wechselseitig noch genau zu kontrollieren ver¬
möchten. Es ruht auf einer glaszarten Basis, in die eines Tages ein
unheilbarer Riß springen wird. Und liegt nicht am Ende auch der
ganze seelische Reiz im erotischen oder überhaupt intimeren Verhältnis
zweier Menschen darin, Geheimnisse voreinander zu haben, das Letzte
und Tiefste der Seele nicht herzugeben, die besten Erlebnisse nicht zu
beichten, dies überhaupt nicht zu vermögen? Fesselt es nicht innig an¬
einander, Geheimnisse zu hegen und in dem andern nur die Ahnungen
davon nachzittern zu lassen? Wertvolle Individualitäten, setzen wir
hier den Künstler, sind im Innersten überhaupt scheu und unmitteilsam!
III.
Im ersten Akt schon schiebt sich das Moment der Abkühlung wie eine
kalte Eisenwand zwischen Amadeus und Cäcilie, in der das Feuer der
großen Liebe, wenn auch jetzt zu einer kleinen Stichflamme herab¬
4—
geschroben, weuer brennen wird. Sie haben keine Geheimnisse vor¬
einander in ihrer Ehe. Amadeus, der Kapellmeister, gesteht seiner
eine
Gattin, daß er sein Herz an die Gräfin Friderike,
Cäcilie
die
Mignon singt
rötlich=blonde Philine
Po¬
Tempo di
mit der er eben das
verloren habe,
lacca „Titania ist herabgestiegen ... für die „Mignon“=Vorstellung
am Klavier einstudiert hat. Cäcilie verkehrt ihrerseits sehr lebhaft mit
dem Fürsten Sigismund, einem eleganten, belanglosen Herrn,
der sehr viel Takt hat. Vielleicht bedient sie sich seiner aber nur als
Mittel, um nachher Amadeus durch ihn zurückzugewinnen. Das Ge¬
ständnis der beiden Gatten, daß ihre Liebe tot sei, geschieht ruhig, verklärt
von ein wenig schmerzlicher Heiterkeit. Es sind großherzige, weise Men¬
schen. Beide beschließen, sich nicht scheiden zu lassen, nicht auseinander¬
zugehen, da sie sich menschlich und künstlerisch zu sehr ergänzen, als daß
sie einander je missen könnten. Sie wollen Freunde bleiben. Nur,
daß sie von nun ab vollkommen frei sind. Wenigstens sagt Amadeus,
aufatmend in seinem Wahn, nach der großen Erklärung: „Mir ist bei¬
nah', als finge es schon jetzt an besser zu werden. Seltsam ... Man
Er ahnt nicht, daß Cäcilie, der er im Grunde
atmet freier.“
seelisch Gewalt antut, ihn halten wollte. Als der Vorhang fällt, sitzt
Amadeus am Klavier und Cäcilie singt mit wehen Lippen Brahms
„Nicht mehr zu dir zu gehn, beschloß ich ..
Im zweiten Akt kehrt Cäcilie von einer großen Konzertreise zurück.
Sie ist eine andere geworden. Wie einer Entfliehenden ruft Amadeus
ihr nach, die plötzlich mit glänzenden Augen vor ihm steht und bekennt:
„Die Erde scheint mir voll Abenteuern, der Himmel wie von Flammen
strahlend, und mir ist, als säh' ich selbst, wie ich mit ausgebreiteten
Armen dastehe und warte. Die stille, gütige Cäcilie, die wie der Friede
selbst war, lindernd wie ein kühler, waldumschatteter Brunnen, ist ver¬
schwunden. Die neue brennt vor Lust und Wünschen. Sie leuchtet in fast
grausamer Schönheit. In Amadeus geschieht jetzt wieder ein psycho¬
logischer Weichenwechsel: die Freundschaftsgefühle entschwinden aus
seiner Brust, seine Seele wird von Cäciliens Anblick versengt, seine
Sinne entzünden sich. Er haßt sie, er liebt sie wieder heiß. Und, trotz¬
dem sie sich wehrt, wird sie, die Gattin und Kameradin, heute
noch einmal seine Geliebte für eine Nacht.
Dritter Akt: Amadens will die Frau, die ihm so jäh eine neue¬
große Liebe einflößte, nicht wieder von sich lassen. Aber es ist zu spät.
Cäcilie kann nicht mehr zurück. Auch die Freundschaft ist nun zer¬
brochen. Ihr ist ein erschreckendes Licht aufgegangen: „Wir waren
weder geschaffen, uns ewig in Treue zu lieben, noch stark genug, um
ich
unsere Freundschaft rein zu erhalten. Andere fänden sich ab
kann es nicht. — Und du darfst es nicht können, Amadens. Unser Ver¬
such ist mißglückt, nehmen wir die Enttäuschung hin. Das ist zu er¬
tragen. Aber ich bin nicht neugierig, zu wissen, wie es schmeckt, wenn
Ekel das Ende ist.“ Sie geht über die Terrasse und verschwindet im
Garten. Als sie zurückkommt, hat Amadeus das Haus verlassen. Für
einzelnen Empfindungen dann und wann wie schwarze Zypressen in
einen silbernen Mondhimmel heben, sehen sanfte schwarze Weiher.
Und plötzlich geht ein immer mehr anschwellender Sturmwind darüber
hin. Die Zypressen ächzen, die Wasser zischen. Und das Bild vergleitet
langsam und traumzart in eine stille, schweigende Tragik.
Die Form des Stückes ist vollendet. Seine drei Akte sind von einem
weichen Mollklang, gehalten in langsamen, ebenen Crescendi und nur
zögernd verhallenden Diminnendos. Dazwischen, in den Intervallen
des großen Adagio, der leisen Pathetik der Seelen, eine überlegene,
schwebende Heiterkeit.
Es ist sicherlich nicht die Schuld der Darsteller allein, daß die
gestrige Aufführung des „Zwischenspiels“ im Schauspielhaus die Kon¬
turen des Stückes vollkommen zerstörte. Was man sah, das war zum
größten Teil nichts weiter, als ein geschickt gemachtes, etwas senti¬
mentales Theaterstück, in dem nebenbei auch noch ein paar gute Witze
vorkommen. Dieses Seelendrama ist zu fein, lesen Sie das Stück. Sie
werden dann sehen, daß es ein Wunder ist, etwas ganz anderes, als
das, was Sie da gestern im Theater sahen. Nun die einzelnen Dar¬
steller. Trotzdem Herr Kainz ab und zu subtile psychologische Mo¬
menie in dem Amadeus sehr fein unterstrich, gab er ihn doch zu hastig,
zu zappelig und brachte deutlich äußerliche Effekte an. Natürlich ging
die Amadeusseele flöten. Die Bedeutung, die Tiefe dieser Gestalt, ver¬
schwand. In diesem Reich tritt vielleicht doch der Umstand in Er¬
scheinung, daß Kainz mehr Schauspieler als Künstler ist. Ich denke
mir Bassermann als Amadeus; der würde ihn ganz, ganz anders
spielen. Die Cäcilie des Fräulein Reinau trug geschmackvolle
Toiletten, das war der einzige ästhetische Genuß, den diese Gestalt zu
spenden vermochte. Schade nur, daß die schöne Dame so wenig Seele
hat und gar kein. Beziehungen zur Kunst unterhält. Dann der
Albertus. Herr Wildenhain ist gewiß ein viel zu guter und
intelligenter Schauspieler, als daß er nicht selbst gemerkt hätte, wie
weltensern diese Schnitzlersche Figur von seiner Individualität liegt.
Man sah lediglich einen braven, schwatzhaften Bierphilister. Die banale
Maske (blonder Teutonenbart!) verstärkte diesen Eindruck nur noch.
Machen Sie's wieder gut, Herr Wildenhain! Vorzüglich war nur
Herr Herterich als Fürst Sigismund. Er gab ihn unauffällig. Die
Regie (derselbe Herr) hatte für ein überaus geschmackvolles Szenenbild
gesorgt. Das Publikum war sehr beifallslustig.
Walter Behrend.
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großer Liebe; sie sind psychisch ineinander verschmolzen, im Grunde un¬
zertrennlich. Fern voneinander, müßten beider Herzen verbluten.
II.
In jenem Glauben, immer wahr gegeneinander gewesen zu sein
und offen gegeneinander zu bleiben, leben Amadeus und Cäcilie dahin.
Aber es ist nur ein Wahn. Sie sind sich gegenüber wahr und unwahr zu¬
gleich, ohne es zu wissen. Und das wird ihr Verhängnis. Als dann am
Schlusse der große Bruch nach jener zerschmetternden Entdeckung ein¬
tritt, erhebt Amadeus die bedeutsame, schmerzensvolle Frage: Und wenn
wir wahr gewesen wären? Ueber diese Frage breitet Schnitzler, der
zarte, verwöhnte Psychologe, jedoch einen dichten Schleier. Er ent¬
wickelt mit behntsamen Fingern seelische Vorgänge von einer Zartheit
und Feinheit, daß die kunstvollsten Erklärungen noch Wortnetze aus zu
groben Maschen bilden würden, um sie restlos einzufangen, wieder
hervorzuhoken und auszubreiten. Nur unsere Gefühle schwingen in
großer Klarheit mit.
Amadeus' und Cäciliens Seelen sind zu groß, um für sie selbst ganz
übersichtlich zu sein, zu tief, als daß beide deren Irrgänge mit der (ver¬
hältnismäßig) schwachen Laterne des Intellektes bis an die fernen End¬
punkte durchleuchten könnten. Ihre Psychen haben Schlupfwinkel,
in denen ihnen selbst noch nicht zu Bewußtsein gekommene Triebkräfte
und neue Entwicklungsmöglichkeiten verborgen liegen. In dieser Manier
ist ihr Seelenverhältnis zu hoch gezüchtet worden, als daß sie es bis auf
die kleinsten Funktionen wechselseitig noch genau zu kontrollieren ver¬
möchten. Es ruht auf einer glaszarten Basis, in die eines Tages ein
unheilbarer Riß springen wird. Und liegt nicht am Ende auch der
ganze seelische Reiz im erotischen oder überhaupt intimeren Verhältnis
zweier Menschen darin, Geheimnisse voreinander zu haben, das Letzte
und Tiefste der Seele nicht herzugeben, die besten Erlebnisse nicht zu
beichten, dies überhaupt nicht zu vermögen? Fesselt es nicht innig an¬
einander, Geheimnisse zu hegen und in dem andern nur die Ahnungen
davon nachzittern zu lassen? Wertvolle Individualitäten, setzen wir
hier den Künstler, sind im Innersten überhaupt scheu und unmitteilsam!
III.
Im ersten Akt schon schiebt sich das Moment der Abkühlung wie eine
kalte Eisenwand zwischen Amadeus und Cäcilie, in der das Feuer der
großen Liebe, wenn auch jetzt zu einer kleinen Stichflamme herab¬
4—
geschroben, weuer brennen wird. Sie haben keine Geheimnisse vor¬
einander in ihrer Ehe. Amadeus, der Kapellmeister, gesteht seiner
eine
Gattin, daß er sein Herz an die Gräfin Friderike,
Cäcilie
die
Mignon singt
rötlich=blonde Philine
Po¬
Tempo di
mit der er eben das
verloren habe,
lacca „Titania ist herabgestiegen ... für die „Mignon“=Vorstellung
am Klavier einstudiert hat. Cäcilie verkehrt ihrerseits sehr lebhaft mit
dem Fürsten Sigismund, einem eleganten, belanglosen Herrn,
der sehr viel Takt hat. Vielleicht bedient sie sich seiner aber nur als
Mittel, um nachher Amadeus durch ihn zurückzugewinnen. Das Ge¬
ständnis der beiden Gatten, daß ihre Liebe tot sei, geschieht ruhig, verklärt
von ein wenig schmerzlicher Heiterkeit. Es sind großherzige, weise Men¬
schen. Beide beschließen, sich nicht scheiden zu lassen, nicht auseinander¬
zugehen, da sie sich menschlich und künstlerisch zu sehr ergänzen, als daß
sie einander je missen könnten. Sie wollen Freunde bleiben. Nur,
daß sie von nun ab vollkommen frei sind. Wenigstens sagt Amadeus,
aufatmend in seinem Wahn, nach der großen Erklärung: „Mir ist bei¬
nah', als finge es schon jetzt an besser zu werden. Seltsam ... Man
Er ahnt nicht, daß Cäcilie, der er im Grunde
atmet freier.“
seelisch Gewalt antut, ihn halten wollte. Als der Vorhang fällt, sitzt
Amadeus am Klavier und Cäcilie singt mit wehen Lippen Brahms
„Nicht mehr zu dir zu gehn, beschloß ich ..
Im zweiten Akt kehrt Cäcilie von einer großen Konzertreise zurück.
Sie ist eine andere geworden. Wie einer Entfliehenden ruft Amadeus
ihr nach, die plötzlich mit glänzenden Augen vor ihm steht und bekennt:
„Die Erde scheint mir voll Abenteuern, der Himmel wie von Flammen
strahlend, und mir ist, als säh' ich selbst, wie ich mit ausgebreiteten
Armen dastehe und warte. Die stille, gütige Cäcilie, die wie der Friede
selbst war, lindernd wie ein kühler, waldumschatteter Brunnen, ist ver¬
schwunden. Die neue brennt vor Lust und Wünschen. Sie leuchtet in fast
grausamer Schönheit. In Amadeus geschieht jetzt wieder ein psycho¬
logischer Weichenwechsel: die Freundschaftsgefühle entschwinden aus
seiner Brust, seine Seele wird von Cäciliens Anblick versengt, seine
Sinne entzünden sich. Er haßt sie, er liebt sie wieder heiß. Und, trotz¬
dem sie sich wehrt, wird sie, die Gattin und Kameradin, heute
noch einmal seine Geliebte für eine Nacht.
Dritter Akt: Amadens will die Frau, die ihm so jäh eine neue¬
große Liebe einflößte, nicht wieder von sich lassen. Aber es ist zu spät.
Cäcilie kann nicht mehr zurück. Auch die Freundschaft ist nun zer¬
brochen. Ihr ist ein erschreckendes Licht aufgegangen: „Wir waren
weder geschaffen, uns ewig in Treue zu lieben, noch stark genug, um
ich
unsere Freundschaft rein zu erhalten. Andere fänden sich ab
kann es nicht. — Und du darfst es nicht können, Amadens. Unser Ver¬
such ist mißglückt, nehmen wir die Enttäuschung hin. Das ist zu er¬
tragen. Aber ich bin nicht neugierig, zu wissen, wie es schmeckt, wenn
Ekel das Ende ist.“ Sie geht über die Terrasse und verschwindet im
Garten. Als sie zurückkommt, hat Amadeus das Haus verlassen. Für
einzelnen Empfindungen dann und wann wie schwarze Zypressen in
einen silbernen Mondhimmel heben, sehen sanfte schwarze Weiher.
Und plötzlich geht ein immer mehr anschwellender Sturmwind darüber
hin. Die Zypressen ächzen, die Wasser zischen. Und das Bild vergleitet
langsam und traumzart in eine stille, schweigende Tragik.
Die Form des Stückes ist vollendet. Seine drei Akte sind von einem
weichen Mollklang, gehalten in langsamen, ebenen Crescendi und nur
zögernd verhallenden Diminnendos. Dazwischen, in den Intervallen
des großen Adagio, der leisen Pathetik der Seelen, eine überlegene,
schwebende Heiterkeit.
Es ist sicherlich nicht die Schuld der Darsteller allein, daß die
gestrige Aufführung des „Zwischenspiels“ im Schauspielhaus die Kon¬
turen des Stückes vollkommen zerstörte. Was man sah, das war zum
größten Teil nichts weiter, als ein geschickt gemachtes, etwas senti¬
mentales Theaterstück, in dem nebenbei auch noch ein paar gute Witze
vorkommen. Dieses Seelendrama ist zu fein, lesen Sie das Stück. Sie
werden dann sehen, daß es ein Wunder ist, etwas ganz anderes, als
das, was Sie da gestern im Theater sahen. Nun die einzelnen Dar¬
steller. Trotzdem Herr Kainz ab und zu subtile psychologische Mo¬
menie in dem Amadeus sehr fein unterstrich, gab er ihn doch zu hastig,
zu zappelig und brachte deutlich äußerliche Effekte an. Natürlich ging
die Amadeusseele flöten. Die Bedeutung, die Tiefe dieser Gestalt, ver¬
schwand. In diesem Reich tritt vielleicht doch der Umstand in Er¬
scheinung, daß Kainz mehr Schauspieler als Künstler ist. Ich denke
mir Bassermann als Amadeus; der würde ihn ganz, ganz anders
spielen. Die Cäcilie des Fräulein Reinau trug geschmackvolle
Toiletten, das war der einzige ästhetische Genuß, den diese Gestalt zu
spenden vermochte. Schade nur, daß die schöne Dame so wenig Seele
hat und gar kein. Beziehungen zur Kunst unterhält. Dann der
Albertus. Herr Wildenhain ist gewiß ein viel zu guter und
intelligenter Schauspieler, als daß er nicht selbst gemerkt hätte, wie
weltensern diese Schnitzlersche Figur von seiner Individualität liegt.
Man sah lediglich einen braven, schwatzhaften Bierphilister. Die banale
Maske (blonder Teutonenbart!) verstärkte diesen Eindruck nur noch.
Machen Sie's wieder gut, Herr Wildenhain! Vorzüglich war nur
Herr Herterich als Fürst Sigismund. Er gab ihn unauffällig. Die
Regie (derselbe Herr) hatte für ein überaus geschmackvolles Szenenbild
gesorgt. Das Publikum war sehr beifallslustig.
Walter Behrend.