II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 447

20. Zuischensniel
box 25/5
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Journal: St. Galler Tagblatt
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Stadttheater.
Der vergangene Abend hat das „Zwischenspiel“ von
Artur Schnitzler gebracht, einem Autor, dem wir
auf unserer Bühne nur selten begegnet sind. Komödie
nennt sich das Stück, und eine Tragikomödie ist's; ein
Spiel, das immer an Abgründen vorbeiführt. Menschen,
die ihre Seele, ihre Gefühle auf den Seziertisch legen
Tari
und dem feinsten Faserwerk nachgehen möchten, müssen
Tarif 1
an sich selber zugrunde gehen. Es gilt, eine Scham vor
sanS
den letzten Dingen zu bewahren, ohne welche jeder
Ermüt
bezu
Glaube an das Vermögen zur dauernden Erfüllung einer
Abl.
Pflicht ins Wanken geraten muß. Absolute Freiheit
kann und darf es für keinen Menschen geben; sie
Zei
würde ärgste Sklaverei bedeuten. Das und Aehnliches
mag aus dieser Komödie leise heraustönen, wo aus
einem Untergrunde von Melancholie und Sehnsucht, von
Enttäuschung und Täuschung kein Lärm, kein Geschrei
aufsteigt und doch um mehr denn Leben gespielt wird
Da Herr von Bongardt und Frau Margrety
Artrev die führenden Rollen hatten, durfte man¬
einer guten Aufführung gewiß sein. Diese Annahme
wohl hatte eine zahlreichere Zuhörerschaft versammelt,
und sie ist auf ihre Rechnung gekommen. Das eigen¬
artige Wesen des Kapellmeisters Adams, der so naiv
seine liebende Frau zu quälen weiß, wurde lebendig
und wahr in Herrn von Bongardts Darstellung. Als
dessen Frau Cäcilie war Frau Artrev von einer leisen,
feinen Schwermut umflossen, von dem geheimen
Schmerze der enttäuschten und ihrer selber nicht mehr
sicheren Frau umwittert. Intellekt und Gefühl ver¬
einigen sich in dieser Darstellerin zu schöner Harmonie
und ihre Bekundung einer Gemütsbewegung, einer leiden¬
schaftlichen Regung ist immer von ehrlicher, warmer
Innerlichkeit. Eine kokette Opernsängerin wußte Fräu¬
lein Mezzena pikant zu geben; einen dichterischen
Freund des Kapellmeisters vertrat Herr Dietrich
von Oppen nicht ohne Humor, wenn auch hie und
da etwas gar breit und behäbig, dessen Frau Marie mit
Liebenswürdigkeit Fräulein Tondern. Herr Falk
machte als ein ehrlicher und dabei leicht komisch an¬
mutender Bewerber um die Gunst der Frau des Kapell¬
meisters eine in ihrer Art vorzügliche Figur. Es sei
noch der neuen Dekoration gedacht, deren Urheber, Herr
Theatermaler Kurt Richter, unserer Bühne ständig
verpflichtet worden ist und uns so noch manche ange¬
V. H.
nehme Ueberraschung verheißt.