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20. Zuischenspier
für sich einnehmen muß, wird statt dessen diese Rol
völlig unmöglich besetzt, wird Tempo, Stimmung, g#
dämpfter Ton nur von Lina Lossen, die gute Momen
hatte, und Carl Forest getroffen, der die Selbs
verspottungen und entschuldigenden Zwischenreden de
Dichters recht gut brachte, so wird das Schmachtend
schmalzig und es entsteht ein verdrießlicher Abenz
während dessen man immer wieder zerstreut ngt
draußen horcht und sich fragt: Wozu eigentlich?
G. L.
Die Frau von vierzig Jahren.“
Komödionhaus.
Das in Wien und anderswo mit Erfolg auf
geführte Schauspiel des Wieners Sil=Vara ha
nun auch dem Berliner Publikum seine im Tite
angedeuteten Geheimnisse gelüftet. Etwaige Neu¬
gierde des Zuschauers wird ziemlich rasch befriedigt
Ehe man sich dessen versieht, umarmen vierzig weib¬
liche Lenze einen Zwanzigjährigen. Warum nicht?
Noch bevor man das Schlagwort der „gefährlichen
Jahre“ kannte, schöpfte die Bühne aus dem gefähr¬
lichen Bunde von Alt und Jung dramatisch=wirksame
Anregungen. Ein Landsmann des Autors, namens
Grillparzer, hat bekanntlich in der Sappho=Tragödie
der Bewältigung des Problems sehr würdig vor¬
gearbeitet.
Sil=Vara freilich, dem man nicht erst mit solchen
Hinweisen bange machen darf, hat es nicht gerade auf
ethische Bereicherung abgesehen. Sein Ehrgeiz er¬
schopft sich in dem Bestreben, das Heikle bühnen¬
fähig zu machen und Erotik unter dem Gesichtswinkel
höherer Jahrgänge zu bieten. Mit Hilfe von allerlei
Theaterinstinkten versieht er die Szene mit soviel
Kussen und Kniefällen, daß der dreiaktige Roman
sein Auskommen dabei finden könnte, zumal im
Schlußakte die Umarmungen an Bedenklichkeit nach¬
lassen und der Hans endlich die richtige Grete um die
Taille faßt. Aber die Wege, die zuguterletzt ins
Fahrwasser von Moser und Benedix führen, sind nich
sehr säuberlich. Ohne daß unser Interesse zunimmt
werden wir andauernd mit der Gefühlspein einer
Gealterten beschäftigt. Ihre Bekenntnisse bereiten
Unbehagen, ihre Erlebnisse haben den Charakter vor
Indiskretionen, ihre Anwandlungen zur Wehmu
schleichen wie durch eine Lästerallee über den Bühnen
raum. Bei dem Vorsatze angeblich Menschliches, in
Wahrheit Theatralisches nicht zu leicht und nicht zu
schwer zu nehmen, gerät der Autor in eine stofflich
Banalitat, aus der ihn weder billige Aphorismer
noch sonstiger feuilletonistischer Zierat retten. So
scheitert die Hauptabsicht des Autors, die Frau vor
vierzig Jahren für eine teilnahmsvoll sympathisch
Auffassung ihrer Schmerzlichkeiten zu retten, an den
nicht geringfügigen Umstande, daß er sie lächerlich
macht.
Und das Publikum, das sich zu keinem tiefer grei¬
senden Interesse für die liebesbedürftige Titelheldin
verstehen wollte, suchte wenigstens, so oft sich Gelegen¬
heit bot, zu lachen. Oft war die an einzelnen Bemer¬
kungen geknüpfte Heiterkeit so zweideutig, daß man
nicht wußte, ob mit dem Stücke oder über das Stück
gelacht wurde.
Frau Fehdmer tat für die Hauptrolle sehr viel
und wennn die Worte zu ihrem wehmutig sauften
Tone immer gepaßt hätten, wäre es eine seyr anzie¬
hende Frauenmelodie von Inhalt geworden. Den
Zwanzigjährigen spielte Bruno Castner mit ergie¬
bigem, schön beherrschten Temperamente.
Olga
Engel gab sich, die ein anderes Maß von Vierzig¬
jährigkeit zu füllen hatte, nicht übertriebenen Illusio¬
nen hin.
Eine neu geschminkte Backfsschrolle
nahm Agda Nilsson aufs Korn; da sie es nie#t mit
den üblichen Reizen der Schalkhaftigkeit konnte, tat
sie es mit Courage. Ein weites Stück Provinz
gab ihr dazu den Segen.
E. F.
Der Wildschütz.
Deutsches Opernhaus.
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
BUSSISChE
Auschnit dls.
70, Barie
vom: 2751.P1975
Im „Deutschen Künstlertheater“ nahm man die dreiaktige
Komödie
„Zwischenspiel“
des
Wiener Arthur
GaumLarwiedrauf. Das Stück ist jetzt zehn Jahre alt und
ist uns mit seinen halben Tönen und unter der Oberfläche sich
dückenden Empfindungen namentlich in unserer in Stahl und
Eisen und damit in Wahrheit und Tat gepanzerten Gegenwart
nicht näher ins Verständuis gerückt. Das Zwischenspiel zwischen
dem Künstlerehepaare Adams, das nach großen und kleinen Ab¬
irrungen nicht in Dissonanz zerbricht, sondern sich wieder har¬
monisch zusammenschließt, ist so stark mit Wienertum durchtränkt,
daß es uns härter und herber Beherzten nur in diesem verständ¬
lich erscheinen kann. Sie besitzen nicht den Walzertakt der Ge¬
fühle und der Anschauungen, zu dessen Berechtigung die Senti¬
mentalität vollkommen genügt. Daher hätte man uns die Ko¬
mödie auch echt wienerisch vorspieten müssen. Aber stall dessen
standen als Vertreter der Hauptpersonen zwei Darsteller auf der
Bühne, von denen der eine aus seiner Bassermannmaske Anmut
vergeblich zu schlagen suchte und von denen die andere kühl bis
aus Herz hinan nie einen Pulsschlag des Traumdaseins gespürt
hat, durch das das Wiener Blut alleweil, auch durch die Zeit der
Tränen und Not, seinen schwanken Weg nimmt. Herr Kurt Götz
und Fräulein Lina Lossen stellten somit das ganze Zwischenspiel
auf Voraussetzungen, mit denen der Dichter kaum gerechnet hatte.
Sie streiften dem Falter den Farbenstaub von den Flügeln und
ließen ihn nur noch rein natunvissenschaftlich erscheinen. Das
gab dem Schauspiel und deu Abend eine Kühle, die sichtlich
auch den Zuhörer ergrif.
br.
Bresiallor Zere
vom:
Berlin, 25. September.
Das Erbe Otto Brahms hat sich, scheinbar mühelos und ganz
von selbst, verteilt: Hauptmann wird wohl mehr und mehr zu
einer Angelegenheit Reinhardts. Aber alle andern sichert sich offen¬
bar Barnowsky. Der Neubesitz Bassermanns gab ihm noch in
der letzten Spielzeit die Möglichkeit zu Brahms Ibsen: Man sah
bei Barnowsky eine frisch=erregte Aufführung des „Volksfeinds“,
eine nicht ganz so zielsichere Vorstellung des „Baumeister Solneß“
Jetzt wird mit „Nora“ die Linie weitergeführt. (Daneben wird
sogar der Sudermann der Brahm=Zeit nicht vergessen.) Und nun
wird rasch und energisch auch die Verbindung mit dem Schnitz¬
ler dieser Epoche wieder angeknüpft, durch die Neustudierung des
„Zwischenspiels“ im Deutschen Künstlertheater. Aber zehn
Jahre sind vergangen, seit die Komödie der Künstlerehe über die
Bühne Brahms ging. Damals spielte Bassermann. Aber auch
nach Bassermanns Ausscheiden lebte das Stück ohne ihn dort noch
weiter. Auch Barnowsky hat den Ehrgeiz, hier ohne Bassermann#
auszukommen, einen Jüngeren neben ihm zur Geltung zu brin¬
gen. Er gibt die Rolle des nervös=kultivierten Komponisten (die
übrigens ja auch Kainz gern in den Gastspielkoffer packte) dem
jungen Herrn Kurt Götz, der seit einem Jahre eine beträchtliche
Hoffnung bedeutet. Wer Herrn Götz etwa heute zum ersten Male
sah, konnte nicht begreifen, wie diese Besetzung zustande kam. Wer
ihn oft gesehen hat, versteht den Fehlschlag vollkommen: Götze
glaubt, Bassermann sein zu müssen, weil man so und so oft einer
jungen Bassermann in ihm sah. Er verleugnete also sich selbst mi
aller Heftigkeit und gab eine virtuose Kopie des Vorbildes uni
seiner Aeußerlichkeiten. Legte alles auf einen soitz u. scharfen, assek
tierten Ton an, den er nicht durchhalten konnte, verwischte Ueber¬
gänge, schuf Verbindungen ohne Sinn, machte Wichtiges unwesent¬
lich, Lautes leise und Leises laut. Wo war alles liebenswerte
Gleiten von gewollter Offenheit zu unbewußter Unaufrichtigkeit
wo die Leichtigkeit des Fühlens, wo die Zärtlichkeit und Wärme
des äußerlich mühsam Beherrschten? Alles Menschliche blieb Herrn
Götz fremd. Neben ihm Lina Lossen mit ihrer patrizisch¬
bürgerlichen Schwere, mit ihrer an Sprödigkeit grenzenden Ver¬
haltenheit, mit ihrer unverrückbaren feelischen Solidität, die dem
Partner selten entgegenkommt. Das war nicht das Suchen und
Fliehen, das Sichgehören und Scheiden der Gefühlsgenossen,
sondern das harte Zusammenarbeiten zweier Schauspieler, die
nichts miteinander gemein haben, von denen jeder nur von der
bittern Not seiner Rolle regiert wird. Der Rest von Schnitzlers
„Zwischenspiel“ blieb der Literatentypus Carl Forests, der
durch die Beweglichkeit und bei aller Berechnung des Notwendigen
grundechte Natürlichkeit des Wortes, des Blickes und der Gebärde
A. W.
immer die Szene beherrschte.
20. Zuischenspier
für sich einnehmen muß, wird statt dessen diese Rol
völlig unmöglich besetzt, wird Tempo, Stimmung, g#
dämpfter Ton nur von Lina Lossen, die gute Momen
hatte, und Carl Forest getroffen, der die Selbs
verspottungen und entschuldigenden Zwischenreden de
Dichters recht gut brachte, so wird das Schmachtend
schmalzig und es entsteht ein verdrießlicher Abenz
während dessen man immer wieder zerstreut ngt
draußen horcht und sich fragt: Wozu eigentlich?
G. L.
Die Frau von vierzig Jahren.“
Komödionhaus.
Das in Wien und anderswo mit Erfolg auf
geführte Schauspiel des Wieners Sil=Vara ha
nun auch dem Berliner Publikum seine im Tite
angedeuteten Geheimnisse gelüftet. Etwaige Neu¬
gierde des Zuschauers wird ziemlich rasch befriedigt
Ehe man sich dessen versieht, umarmen vierzig weib¬
liche Lenze einen Zwanzigjährigen. Warum nicht?
Noch bevor man das Schlagwort der „gefährlichen
Jahre“ kannte, schöpfte die Bühne aus dem gefähr¬
lichen Bunde von Alt und Jung dramatisch=wirksame
Anregungen. Ein Landsmann des Autors, namens
Grillparzer, hat bekanntlich in der Sappho=Tragödie
der Bewältigung des Problems sehr würdig vor¬
gearbeitet.
Sil=Vara freilich, dem man nicht erst mit solchen
Hinweisen bange machen darf, hat es nicht gerade auf
ethische Bereicherung abgesehen. Sein Ehrgeiz er¬
schopft sich in dem Bestreben, das Heikle bühnen¬
fähig zu machen und Erotik unter dem Gesichtswinkel
höherer Jahrgänge zu bieten. Mit Hilfe von allerlei
Theaterinstinkten versieht er die Szene mit soviel
Kussen und Kniefällen, daß der dreiaktige Roman
sein Auskommen dabei finden könnte, zumal im
Schlußakte die Umarmungen an Bedenklichkeit nach¬
lassen und der Hans endlich die richtige Grete um die
Taille faßt. Aber die Wege, die zuguterletzt ins
Fahrwasser von Moser und Benedix führen, sind nich
sehr säuberlich. Ohne daß unser Interesse zunimmt
werden wir andauernd mit der Gefühlspein einer
Gealterten beschäftigt. Ihre Bekenntnisse bereiten
Unbehagen, ihre Erlebnisse haben den Charakter vor
Indiskretionen, ihre Anwandlungen zur Wehmu
schleichen wie durch eine Lästerallee über den Bühnen
raum. Bei dem Vorsatze angeblich Menschliches, in
Wahrheit Theatralisches nicht zu leicht und nicht zu
schwer zu nehmen, gerät der Autor in eine stofflich
Banalitat, aus der ihn weder billige Aphorismer
noch sonstiger feuilletonistischer Zierat retten. So
scheitert die Hauptabsicht des Autors, die Frau vor
vierzig Jahren für eine teilnahmsvoll sympathisch
Auffassung ihrer Schmerzlichkeiten zu retten, an den
nicht geringfügigen Umstande, daß er sie lächerlich
macht.
Und das Publikum, das sich zu keinem tiefer grei¬
senden Interesse für die liebesbedürftige Titelheldin
verstehen wollte, suchte wenigstens, so oft sich Gelegen¬
heit bot, zu lachen. Oft war die an einzelnen Bemer¬
kungen geknüpfte Heiterkeit so zweideutig, daß man
nicht wußte, ob mit dem Stücke oder über das Stück
gelacht wurde.
Frau Fehdmer tat für die Hauptrolle sehr viel
und wennn die Worte zu ihrem wehmutig sauften
Tone immer gepaßt hätten, wäre es eine seyr anzie¬
hende Frauenmelodie von Inhalt geworden. Den
Zwanzigjährigen spielte Bruno Castner mit ergie¬
bigem, schön beherrschten Temperamente.
Olga
Engel gab sich, die ein anderes Maß von Vierzig¬
jährigkeit zu füllen hatte, nicht übertriebenen Illusio¬
nen hin.
Eine neu geschminkte Backfsschrolle
nahm Agda Nilsson aufs Korn; da sie es nie#t mit
den üblichen Reizen der Schalkhaftigkeit konnte, tat
sie es mit Courage. Ein weites Stück Provinz
gab ihr dazu den Segen.
E. F.
Der Wildschütz.
Deutsches Opernhaus.
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
BUSSISChE
Auschnit dls.
70, Barie
vom: 2751.P1975
Im „Deutschen Künstlertheater“ nahm man die dreiaktige
Komödie
„Zwischenspiel“
des
Wiener Arthur
GaumLarwiedrauf. Das Stück ist jetzt zehn Jahre alt und
ist uns mit seinen halben Tönen und unter der Oberfläche sich
dückenden Empfindungen namentlich in unserer in Stahl und
Eisen und damit in Wahrheit und Tat gepanzerten Gegenwart
nicht näher ins Verständuis gerückt. Das Zwischenspiel zwischen
dem Künstlerehepaare Adams, das nach großen und kleinen Ab¬
irrungen nicht in Dissonanz zerbricht, sondern sich wieder har¬
monisch zusammenschließt, ist so stark mit Wienertum durchtränkt,
daß es uns härter und herber Beherzten nur in diesem verständ¬
lich erscheinen kann. Sie besitzen nicht den Walzertakt der Ge¬
fühle und der Anschauungen, zu dessen Berechtigung die Senti¬
mentalität vollkommen genügt. Daher hätte man uns die Ko¬
mödie auch echt wienerisch vorspieten müssen. Aber stall dessen
standen als Vertreter der Hauptpersonen zwei Darsteller auf der
Bühne, von denen der eine aus seiner Bassermannmaske Anmut
vergeblich zu schlagen suchte und von denen die andere kühl bis
aus Herz hinan nie einen Pulsschlag des Traumdaseins gespürt
hat, durch das das Wiener Blut alleweil, auch durch die Zeit der
Tränen und Not, seinen schwanken Weg nimmt. Herr Kurt Götz
und Fräulein Lina Lossen stellten somit das ganze Zwischenspiel
auf Voraussetzungen, mit denen der Dichter kaum gerechnet hatte.
Sie streiften dem Falter den Farbenstaub von den Flügeln und
ließen ihn nur noch rein natunvissenschaftlich erscheinen. Das
gab dem Schauspiel und deu Abend eine Kühle, die sichtlich
auch den Zuhörer ergrif.
br.
Bresiallor Zere
vom:
Berlin, 25. September.
Das Erbe Otto Brahms hat sich, scheinbar mühelos und ganz
von selbst, verteilt: Hauptmann wird wohl mehr und mehr zu
einer Angelegenheit Reinhardts. Aber alle andern sichert sich offen¬
bar Barnowsky. Der Neubesitz Bassermanns gab ihm noch in
der letzten Spielzeit die Möglichkeit zu Brahms Ibsen: Man sah
bei Barnowsky eine frisch=erregte Aufführung des „Volksfeinds“,
eine nicht ganz so zielsichere Vorstellung des „Baumeister Solneß“
Jetzt wird mit „Nora“ die Linie weitergeführt. (Daneben wird
sogar der Sudermann der Brahm=Zeit nicht vergessen.) Und nun
wird rasch und energisch auch die Verbindung mit dem Schnitz¬
ler dieser Epoche wieder angeknüpft, durch die Neustudierung des
„Zwischenspiels“ im Deutschen Künstlertheater. Aber zehn
Jahre sind vergangen, seit die Komödie der Künstlerehe über die
Bühne Brahms ging. Damals spielte Bassermann. Aber auch
nach Bassermanns Ausscheiden lebte das Stück ohne ihn dort noch
weiter. Auch Barnowsky hat den Ehrgeiz, hier ohne Bassermann#
auszukommen, einen Jüngeren neben ihm zur Geltung zu brin¬
gen. Er gibt die Rolle des nervös=kultivierten Komponisten (die
übrigens ja auch Kainz gern in den Gastspielkoffer packte) dem
jungen Herrn Kurt Götz, der seit einem Jahre eine beträchtliche
Hoffnung bedeutet. Wer Herrn Götz etwa heute zum ersten Male
sah, konnte nicht begreifen, wie diese Besetzung zustande kam. Wer
ihn oft gesehen hat, versteht den Fehlschlag vollkommen: Götze
glaubt, Bassermann sein zu müssen, weil man so und so oft einer
jungen Bassermann in ihm sah. Er verleugnete also sich selbst mi
aller Heftigkeit und gab eine virtuose Kopie des Vorbildes uni
seiner Aeußerlichkeiten. Legte alles auf einen soitz u. scharfen, assek
tierten Ton an, den er nicht durchhalten konnte, verwischte Ueber¬
gänge, schuf Verbindungen ohne Sinn, machte Wichtiges unwesent¬
lich, Lautes leise und Leises laut. Wo war alles liebenswerte
Gleiten von gewollter Offenheit zu unbewußter Unaufrichtigkeit
wo die Leichtigkeit des Fühlens, wo die Zärtlichkeit und Wärme
des äußerlich mühsam Beherrschten? Alles Menschliche blieb Herrn
Götz fremd. Neben ihm Lina Lossen mit ihrer patrizisch¬
bürgerlichen Schwere, mit ihrer an Sprödigkeit grenzenden Ver¬
haltenheit, mit ihrer unverrückbaren feelischen Solidität, die dem
Partner selten entgegenkommt. Das war nicht das Suchen und
Fliehen, das Sichgehören und Scheiden der Gefühlsgenossen,
sondern das harte Zusammenarbeiten zweier Schauspieler, die
nichts miteinander gemein haben, von denen jeder nur von der
bittern Not seiner Rolle regiert wird. Der Rest von Schnitzlers
„Zwischenspiel“ blieb der Literatentypus Carl Forests, der
durch die Beweglichkeit und bei aller Berechnung des Notwendigen
grundechte Natürlichkeit des Wortes, des Blickes und der Gebärde
A. W.
immer die Szene beherrschte.