II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 479

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20. Zuischensp1#-

Ausschnitt aus:
tütigier Redesie
210.1915
vom:
i. Münchener Theater. Die Kammerspiele haben eine alte, einst
vielgespielte Komödie von Arth. Schnitzler „Zwischenspiel“ hervor¬
geholt und zur Erstaufführung gebracht. Anlaß bot Harry Waldens
Gastspiel. Er ist uns schon als Clavigo und Graf de la Torre (in
Fuldas „Zwillingsschwester“) zum erstenmal in Kostümrollen ge¬
kommen. Der Walden der „Burg“ macht natürlich auch darin eine
glückliche Figur, als Komponist Amadäus Adams steht er aber doch auf
eigenstem Boden und entsaltet ungehemmt den liebenswürdigen Zauber
seiner nicht übermäßig tiefen, aber stets entzückend ursprünglichen Per¬
sönlichkeit. Schnitzlers sein verästelte Psychologie, sein leichter und
doch nie seichter, immer zum Nachdenken anregender Dialog stehen hoch
über der außerordentlich=theatralischen Dramatik der meisten ihm ent¬
fernt verwandten modernen französischen Antoren. Er verdient daher,
obwohl seine Linie mehr novellistisch als dramatisch ist, gerade in
unserer Zeit mehr Beachtung auf den deutschen Bühnen. Das hat auch
diese Münchener Ausgrabung bewiesen, zumal Walden in Mirjam Hor¬
witz eine gleichwertige, durch Erscheinung, Temperament und Intellekt
ausgezeichnete Gegenspielerin und in den übrigen Darstellern ein vor¬
treffliche Ensemble gesunden hatte.
andiott, Stocmne.
(Quellchngahe ehne Gewähr.)
Rang
Ausschnitt aus: Frankturt a. .
41.001.19·5
vom.
= 1Münchener Theater.] Wan schreibt uns aus Mün¬
Ichen: Herr Harry Walden, der sein Gastspiel an den
Kammerspielen als Clavigo begonnen und als Gräf de ta
Torre in Fuldas „Zwillingsschwester“ fortgesetzt hal, ist nun
in der Rolle des Kapellmeisters Amadeus Adams in Schnn
lers Komödie „Zwischenspiel“ auf sein eigenstes Ge¬
biet, das Konversationsstück, zurückgekehrt. Schnitzler hat sich
die Gestalt wohl vertiefter gedacht, aber Waldens charmante
Persönlichkeit und reizvolle Kunst brachten sich doch zu glänzen.
der Wirkung. Die Komödie, in der ein feiner Psychologe ein
recht zugespitztes Eheproblem mehr mit den Mitteln novelli¬
scher als dramatischer Kunst bis in seine letzten Verästelungen
bloßlegt, ohne doch nur artistisch zu wirken, verdient die Aus¬
grabung nach mehr als zehn Jahren. An Schnitzler haben wir
einen Bühnendichter, der die meisten der nun verdrängten
Pariser an Feinheit und Zwanglosigkeit des Dialogs erreicht,
an Gehalt und Wahrhaftigkeit übertrifft. Herr Walden fand
in Frau Horwitz eine ebenbürtige, in der intellektuellen
Durchdringung ihrer Aufgabe wohl überlegene Gegenspielerin,
so daß man eigentlich hatte erwarten können, das durch die
ersten Akte sehr angeregte Premiarenpublikum würde auch in
dem dramaturgisch schwächeren Schlußakt mehr mitgehen, als
es der Fall war. — An gleichen Abend wurde auch das Volks¬
theater durch ein Gastspiel zu einer Erstaufführung angeregt.
Man kann über Max Neal und Mar Ferners sogenannten
Schwank „Auch ich wur ein Jüngling... füglich
ohne ein Wort hinweggehen. Die Rolle eines Ehemannes in
tausend Aengsten gibt Max Pallenberg. Er ist darin
ebensowenig neu, wie sein Rolle neu ist, aber er hleibt der
genialste Hanswurst der gegenwärtigen deutschen Bühne. Für
Augenblicke läßt er uns in tragikomische Tiefen schauen.
Schade, daß Theaterleiter und Gublikum ihn allein als Nur¬
Hanswurst kennen wollen ....
Voueppllangabg ofne Gewahr,)
Berliner Borsen Courier, Borli##
Ausschnitt aus:
Morgenausgabe
AueLi 15
vom:
(Münchener Theater. Aus München wird uns
geschrieben: Dem Gastspiel Harry Waldens an
zen Kammerspielen verdanken wir nun auch die Auf¬
nahme von Arthur Schnitzlers „Zwischen¬
spiel“ in den Spielplan dieser Bühne. Die Ko¬
mödie ist vor Jahren in Berlin und auch hier häufig
gegeben worden, dann aber der Vergessenheit anheim¬
gefallen. Es hat uns erst wieder die Kriegszeit daran
erinnern müssen. Schnitzler. der geistvolle Planderer
und feinsinnige Psychologe, der, im Grunde Novellist,
doch auch von der Bühne herab seine Wirkung tut,
scheint so recht geeignet, uns die neueren Problem¬
dramatiker zu ersetzen die wir vor dem Krieg aus
Paris zu beziehen pflegten, und die er an Geist und
Tiefe, wenn auch nicht an Theatralik mit ver¬
schwindenden Ausnahmen weit hinter sich läßt.
„Zwischenspiel“, ein typischer Schnitzler in all seiner
Feinheit und Klugheit, aber auch in seinen gerade
auf diesen Vorzügen beruhenden, vor allem drama¬
turgischen Schwachen, fand bei seiner Wiedererweckung
ein williges Publikum, das nur bei der allzu spitz¬
findigen Schlußwendung nicht mehr ganz mitkam.
Harry Walden hatte als Amadus Adams Gelegen¬
heit, seine charmante Kunst in allen Fazetten spielen
zu lassen. Ein treffliches Ensemble mit Mirjam
Horwitz als ebenso reizvolle wie intelligente Gegen¬
spielerin unterstützte ihn dabei aufs beste. Der andere
berühmte Gast, der in dieser Sommerzeit die Lust
der Münchener am Theaterbesuch heben soll und hebt,
Max Pallenberg, hat uns nun auch mit seinem
Joachim Vorndran in Neals und Ferners —
der Ehrentitel „Schwank“ will nicht aus der F.der —
„Auch ich war ein Jüngling¬
bekannt
gemacht. Keine en Bekanntscheft; denn den Ehe¬
mann in tausend Aengsten kennen wir schon von
tausend Gelegenheiten und Pallenberg war eben nich
hier — Pallenberg, der unwiderstehlichste Grotesk¬
komiker der deutschen Bühne. Berlin hat ja Celegen¬
heit gehabt, ihn nicht nur als Pallenberg zu erleben,
sondern in der Zucht Selbstentäußerung fordernder
Aufgaben. Auch hier ist in manchen der Wunsch
danach wach, aber die kompakte Majorität und
Theaterleiter wollen eben immer wieder nur Pallen¬
berg, den genialen Clown, der vielleicht hie und da
Gelegenheit hat, einen Blick in Pallenberg, den Men¬
schendarsteller, tun zu lassen.
F.
Ausschnitt a
Nöne Freie Presse, Wien
vond
19
—.—
*7
— Aus München wird uns geschrieben: In den Münchner
Kammerspielen hat Harry Walden gastiert und in
Schungl#######—„Zwischenspiel" und Fuldas „Zwillings¬
schwester“ viel Erfolg errungen. In Mirjam Horwitz stand ihm
eine ebenbürtige Partnerin gegenüber, die ihre Rollen (Cäcilie und
Zwillingsschwester) meisterlich durchführte. Eine starke dar¬
stellerische Begabung war hier am Werk.