II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 481

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20. Zuischenshiel


den fühlen und Neigung zu andern spüren, gewöhnen oder äußerst sensible Anpassungs=1außer acht, daß ein Zwischenspiel den großen
nur noch Freunde sein. Nach einem halben fähigkeit verlangt. Ohne Zweisel ist gestern dramatischen Auftakt eben bereits hinter sich
Jahre sehen sie sich wieder; sie sind sich neu
abend die Probe aufs Exempel vollständig hat und zeigte im ersten Akt zuviel Herbheit
geworden, vergessen sich, und die Freundin
gelungen. Die Skeptiker
— es waren ihrer
und Zurückhaltung. Eine echte, außerordent¬
wird für einmal zur Geliebten. Mit dieser
wohl viele — haben zurücklesen müssen. Frei¬
lich geistreiche Schnitzlerfigur stellte Carl
Erinnerung müssen sie scheiden. Sie waren
lich, Pathos oder Frivolität durfte man hier
[Weiß als Dichter Albertus. Sogar die Aehn¬
nicht geschaffen, sich immer in Treue zu lieben;nirgends suchen. Aber der ganze psyc#ologische
lichkeit mit dem Schnitzler'schen Charakterkopf
as sie waren aber auch nicht stark genug, die Feingehalt des „Zwischenspiels“ wurde fast
war frappant. Natürlichkeit und Ausgeglichen¬
do Freundschaft rein zu erhalten. Schnitzler hat
#restlos ausgeschöpft. Ab und zu kam eine etwas
heit war auch dem Spiel Maria Wer¬
ber das Drama „Komödie“ überschrieben. Und
falsche Unterstreichung zustande, manchmal fand
ners als dessen Gattin eigen. Aus dem Nah¬
cio wirklich, die Selbsttäuschungen, namentlich des
sich zu viel Schwerolütigkeit, wo leichterer
men siel leider die Leistung von Ernst
or= Mannes, entbehren nicht der Komik. Und
Fluß am Platze gewesen wäre. Im großen
Flörchinger als Fürst Sigismund, den er

nicht umsonst setzt er den beiden einen Freund
und ganzen aber war die Stimmung geschlos¬
steif und blasiert, nicht aber aristokratisch dar¬
hen
zur Seite, den Dichter, der zu dem vor ihm
sen das Zusammenspiel lückenlos.
stellte. Dagegen hat sich Käthi Drescher.
sich abspielenden Leben eine Parodie verfaßt
Die Glanzleistung des Abends bot Arthur
mit ihrer — allerdings nicht schwierigen.
und fortwährend seine geistreichen Streiflichter! Armand als Amadeus. Er war ganz Künst¬
Rolle als Gräfin Friederike gut abgesunden.
über die Szene huschen läßt. Das Drama könnte
ler, ganz Träumer, der bald unendlich scharf
Die Spielleitung lag in din Händen von
aber auch Schauspiel heinen: vor einer leise blickt und bald so tindlich kurzsichtig sein kann. Albert Kehm
weinenden, in Schmerz versunkenen Frau fälit] Nervös, voller Temperament, ohne je laut zu
der Vorhang.
sein, brachte er das ebenso nahe an Komik wie
Die Handlung ist beschränkt, die Zahl der
an Tragik grenzende Capriccio zu außerordent¬
Personen gering. Dialog, Stimmung und
licher Wirkung. Ebenso durchdacht und mit
Reslexion sind alles. Es war ein Wagnis,
tieser Leidenschaft als Unterton war das Spielj
das Stück nach Bern zu zieben und gleic) zu
von Margarethe Konrad als Cäcilie.
Beginn einer Spielsaison! Und wenn das
In ihre Rolle hat der Dichter neben dem
„Zwischenspiel“ sich nur auf kleinerer, intimer] Grüblerischen auch die Strenge der Logik ge¬
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Bühne wohl fühlt, so stellte es erst recht einen legt. Er will aber auch Sonne und weiche
Prüfstein für das absolute Können dar, das Anmut bei ihr wissen. Damit stellt er der
us auch leisere Töne erträgt und doch an Tempe= Interpretin eine außerordentlich schwere Auf¬
En= tament nichts einbüßt, und für ein künstlerisches! gabe. Die Lösung ist ihr gelungen, wenn auch
in- Zusammengehon, das ein langes Aneinander= nicht restlos. Sie ließ nach meinem Empfinden