II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 501

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20. Zuischensniel

23F13 1977
Hambange Iledenblatr
121—
Deutsches Schanspielhaus. In neuer
Eindierung estea,
die Komödie „Zwischenspiel“ wieder
herausgebracht worden, ein reines Konversations¬
kunststück, das durch eine scharfe und geistvolle
Dialektik die Schiefheit der in ihm vertretenen
Lebensanschauungen verdeckt. Die Komödie ent¬
halt aber zwei außerordentlich ergiebige Rollen,
und in einer vor ihnen stellte sich das neue
Mitglied des Deutschen Schauspielhauses, Herr
Erich Ziegel, vor, der zugleich auch als Re¬
gisseur zeichnete. Die andere Hauptrolle spielte
seine Gattin, Frau Mirjam Horwitz. Herr Ziegel
in der Rolle des Kapellmeisiers, der das Gatien¬
verhältnis mit seiner Frau in ein nur freund¬
schaftliches mit gegenseitiger Freiheit um¬
wandelt, bestätigie den guten Ruj als moderner
Darsteller, der ihm vorangeht. Ein guter Sprecher
und selbstbeherrschter Schauspieler, der dem
Leben nachzuzeichnen sucht und die künstlerische
Linie in hohem Grade respektiert. In der ge¬
wollten nachlässigen Redeweise ließ der Künstler
sich hier und da ein wenig zu sehr gehen, auch
die Kopfbewegungen am Klavier hätten etwas
eingeschränkt werden können. Frau Horwitz
beherrschte ihre tiefergreifende Rolle in höherem
Grade. Das seelische Moment kam mehr zum
Ausdruck, ihr Spiel war voll Feinheit; ihr
glaubte man eher das Unglaubliche, das in
diesem Stücke vorgeht. Eine ganz ausgezeichnete
Charaktergestalt schuf Herr Wlach in dem
Schriftsteller, dessen Mund stets voll von Satire
ist. Maske, Haltung und Spiek waren völlig
auf die geistigen Eigenschaften, die zu vertreten
waren, eingestellt. Weniger hervortretende
Rollen spielten die Damen Westhoven und
Silten und Herr Gebhardt. In der ganzen
Darstellung war Stil, sie war auf einen einheit¬
lichen vornehmen und natürlichen Toy ab¬
Ph.] B.
gestimmt.
Suhit iwi7 WIENER ABENOPOS
Theater und Kunst.
(Hofburgtheater.) Am 29. d. M. erschien
nach vieljähriger Pause neu inszeniert Schnitzlers
„Zwischenspiel“. Es wirkt wirklich neu, dielleicht
gegen die Absicht des Verfassers, aber im Geist
einer Zeit, welche die feinen und subtilen Ehe¬
experimente nicht so ernst zu nehmen gewillt ist, wie
sie früher durch Kainz und Witt herauskamen. Herr —7
Walden gab seinem Helden einen weit leichteren,
naiveren Charakter und näherte ihn beinahe einem
Hjalmar Ekdal in seiner humoristischen Lebensauffassung,
die sich freilich von der Schwere, die ihr von der Gattin
nachgesagt wird, damit etwas entfernte. Und die
Cäcilie Frl. Marbergs wurde zum führenden
Geiste durch die starke Betonung ihrer Neigung für
den Gatten, wodurch sehr deutlich wurde, wie viele
Fäden sich von dem Stücke zum „Weiten Land“
hinüberspinnen. Beide Künstler waren in ihrer Art
ganz vortrefflich, höchstens wäre zu fragen, ob sie
nicht auch für den letzten Akt an ihrer Auffassung
hätten mehr festhalten können, wo sie etwas zu starke
pathetische Töne anschlugen. Das zahlreich ver¬
sammelte Publikum hielt sich an die heiteren
Momente des Werkes, wie sie namentlich Herr
Treßler wieder ganz vortrefflich brachte, und
applaudierte ihm und den Hauptdarstellern, zu denen sich
Frau“ Kallina mit ihrer bewährten Leistung auf das
würdigste gesellte. Neu war auch der Prinz des Herrn
Romberg, der bei sichtlich gutem Willen doch am
stärksten den einstigen glänzenden Darsteller vermissen
ließ. So wirkte das Stück wirklich seinem Titel
gemäß als Zwischenspiel, es wird in seiner
jetzigen Form auch im Schweizer Zwischenspiel dem
Burgtheater, dessen Wanderzug wir mit herzlichsten
Wünschen begleiten, Ehre machen.
A. v. W.
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HAERZ 19.
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A
Theater und Künst.
für die
(Burgtheater.) Als eine Art Generalprobe
Schweizer Gastspielreise des Burgtheaters wurde gestern
[Schnitzlers „Zwischenspiel“ neueinstudiert nach längerer
Pause wiede ausenhtt. Fräutein Marbeig spielte die frühers
von Frau Witt gegebene Rolle der Cacilie mit verhaltener Inner¬
lichkeit, lockend und heib, hingebungsvoll und dann wieder
entgleitend. Das Elbe von Kainz hatte Harry Walden angetieten.
Er ist für den schwankenden Charakter des Amadeus vielleicht zu
sehr Charmeur, war aber besonders in der Szeue mit dem
Fürsten Sigismund, den Herr Rombeig kühl-vornehm und
resigniett anlegte, vornesflich. Herr Treßler eifreute als Albertus
1 Rhon durch seine burschilose Liebenswürdigkeit, ein Sonnenstrahl
in der düstern Herbststimmung