II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 502

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20. Zwischensniel
Ausschnitt aus: Menfessplatt aus Böhmen, Prag
vom
„Zwischenspiel". Nach langer Pause er¬
schien wieder Schnitzlers lauwarme, spin¬
ti
erende Komvore auf der Bichnedie sich
Under als ein Kunstwerk, denn vielmehr als
der Beweis des Abstiegs eines Dichters dar¬
stellt. Die Melancholie dieser Komödie teilt sich
dem Zusachuer mit und entläßt ihn mit dem
Mißbehagen der Nichtbefriedigung. Die Dar=
stellung und Inszenierung tat ihr Möglichstes“
um dieses Mißbehagen zu mindern. Herr
Mühlberg und Frl. Thetter konnten es
aber dennoch nicht bannen.
F.
— FE
12/R7 191
Bebemia, Prag. Abendblatl.

Theater.
hnitzlers „Zwischenspiel“ Konstruktion!
GaberegArbeit, sichere Linien
und gefällige Führung. Aber Konstruktion, aus¬
geklügelte Phantasie, berechnetes Leben! Fein¬
stem künstlerischem Empfindungsausdruck steht
szenische Mache an der Seite. So muß auch
die Darstellung schwanken, und es ist nicht
leicht, das Menschenpaar des ersten Aktes in
den folgenden glaubhaft wieder zu finden. Daß
es Fräulein Thetter fast restlos gelang,
dann nicht nur dem Dichter und ihrem Gatten,
auch dem Zuschauer als eine andere zu er¬
scheinen, gab erst dem Stücke Steigerung und
Spannung. Ohne vergessen zu lassen, daß
Cäcilie ja von der Bühne stamme, fand sie
zwischen Intrige und Stimmung mit leise an¬
geschlagenem Pathos den richtigen Weg, den
endlichen Mißklang seelisch zu begründen. Sie
zeigte sich hier im modernen Sprechstück von
ihrer besten Seite.
Umgekehrt fand Herr
Mühlberg als Kapellmeister nicht so treffend
diesen Uebergang vom kühlen Gatten zum
feurigen Liebhaber: sein stürmisches Werben
litt unter der Pose der guten Haltung, derer er
sich befleißte. Den Dichter — oder sein ironi¬
sches Gegenbild — verbarg Herr Koch unter
g
gut pointierter Maske: der trockene Humor
des Literaten verbrämte sich mit wirkungsvoller
Schnoddrigkeit. Seine elegante Gattin war Frl. f##
Hübner. Herr Romanowsky gab den
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fürstlichen Liebhaber: jeder Zoll entsprach dem
Ideal des Dichters und beschämte die Wirk¬
lichkeit.
K 18
Deutsches
- APRGtkeutsche Kumdse
Wien
Kunst und Bühne.
Wien, 31. März.
Burgtheater. Ueber Artur Schnitzlers=Büh¬
genarbeiten schreibt Max Geißler# seinem Führer
durch die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhun¬
derts: „Stücke rein psychologischer Geltung sind eine
Erfindung, die auf der Schwelle des Jahrhunderts ge¬
macht wurde — als die Herzen verödeten. Deshalb ist
Schnitzler auch einer jener Poeten, die schon an der
Poesié vorüber sind, die mit dem Herzen gemacht wird.
Er macht sie mit dem Verstande, macht sie sehr über¬
legen und verrechnet sich eigentlich nur dort, wo er im
Drama Handlung durch Psychologie ersetzt. Es ist also
— 1925
rechnerisch alles richtig an ihm und dennoch
sind all die hellen Modekerzen ausgegangen. Und die
weiter brennen, sind von anderer Art ... Trotz den
schlimmen Erfahrungen, die das Burgtheater mit dem
„Einsamen Weg“ dem „Weiten Land“ und der „Ko¬
mödie der Worte“ gemacht hat, scheint es sich noch
immer nicht zu jener Erkenntnis durchgerungen zu
haben und es fühlte sich sogar verpflichtet, das ganz auf
psychologische Verkünstelung gestellte „Zwischen¬
spiel“, das dramatisch nie lebendig gewesen ist, neu
einzuüben, nur damit es die Schweizer mit einem
frisch lackierten Schnitzler=Stück beglücken könne. Die
gestrige Wiederaufführung war also gewissermaßen
eine öffentliche Hauptprobe für die Schweizer Gastspiel¬
reise des Burgtheaters und Felix Salten wird alle
oratorischen Künste aufwenden müssen, um den Schwei¬
zern einzureden, wie fein, wie tief, wie geistreich und
unterhaltsam die quälende Langweile ist, die von die¬
sem in frostigste Herbststimmung getauchten Schnitzler¬
Stücke ausgeht. Die früher von Josef Kainz gegebene
Rolle des Amadeus spielte zum ersten Male Herr
Harry Walden, ohne dem schwankenden Charakter
dieses neurasthenischen Gernegroß mehr geben zu kön¬
nen als seine aalglatte Allerweltsliebenswürdigkeit.
Fräulein Marberg hatte von Frau Witt die Rolle
der Cäcilie übernommen und stattete sie mit allen
Widersprüchen einer komplizierten Frauenseele aus.
Den einzigen Lichtblick im Grau und Grau dieser psy¬
chologischen Experimental=Dramatik gewährte der
burschikose Albertus des Herrn Treßler. Sonst be¬
deutet die Vorstellung just keinen Ruhmestitel des
Burgtheaters
#fi ISine Freie Presse, Wien
Theater= und Kunstnachrichten.
[Burgtheater.] Artur SWlers Komödie
Zwischenspiel“ ist in neuer Einstudierung wieder auf¬
Elommen worden, ein zartepsychologisches Werl, das uns
etzt in der Grellheit der Ereignisse, die uns täglich um¬
chwirren, merkwürdig zeitentrückt anmutet. Die Darstellung
jält den Ton vornehmer Ueberlegenheit fest; man möchte ihn
tur, gerade bei der Art dieser Kömödie, ein wenig heimat¬
scher gefärbt wünschen. Herr Walden hat die Rolle des
lmadeus, eine Kain:= Partie unvergeßlichen Andenkens,
ibernommen. Er spielt sie, ein echter Schnitzler=Interpret, wie
„nan seit der „Komödie der Worte“ weiß, mit jener grübleri¬
ichen Anmut, die der Dichter meint, zum Schluß mit er¬
hreifender Innerlichkeit. Fräulein Marberg ist eine Cäcilia,
die uns in den sinnenden, nicht minder wie in den leiden¬
Schaftlichen Momenten zu fesseln weiß. Herr Treßler bringt
Als der geistreich räsonierende Dichter Albertus Rhon er¬
Fünschten Humor in die Seelenirrungen und Wirrungen,
Herr Romberg gibt, in der theaterkräftigsten Szene des
Btückes, den Fürsten Sigismund ebenso taktvoll wie wirksam,
Frau Kallina ist als Gräfin Friederike von mondainem
Reiz. Das Publikum nahm das Werk und die Darstellung
nit Inieresse und Beifall emgegen.
SrieKangen
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