II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 526


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20. Zuischenshie-
Allgemeine Zeitung, Chemnits
26. Sen 1927
Opernhaus.
22. September: Schnitzlers „Zwischenspiel“
Man muß einmal im Wiener Wald haben die
Blätter fallen sehen. Bei uns wollen die Dinge in
ihrer einsachen Realität gepackt werden. Man muß
sie anfassen und zurechtmeißeln. Da unten aber
sind sie in eine Atmosphäre verwoben, die durch
alles schwingt, und man steht und lauscht und schaut
nur an. Man schaut zu. Und Zwitterstimmungen
sind in der Seele, Wonne und Schmerz in einem,
man sieht die Dinge glasklar und deutlich und doch
wieder wie hinter einem weichwehenden Schleier
verzaubert. Und im Kreislauf des Lebens spürt
man — keinen Kampf, wohl aber Weisheit, und ein
wenig Müdigkeit, und viel Schönheit, und alle
Feinheiten. Man ist wissend, und doch — könnte
man keine Antwort formulieren.
So ein weiches Schwingen geht auch durch
dieses „Zwischenspiel“ Da haben zwei Menschen
eine Ehe geschlossen, in der das tiefste Glück reifen!
sonl. In reinster Wahrhaftigkeit wollen sie mitein¬
ander sein. Aber gerade solche Wahrhaftigkelt kann
zu viele vorüberschwingende Dinge in das zu grelle
Licht der Worte bannen und damit feelische Reali¬
##n schaffen, die unmerklich wetter wirken. Diese
Menschen wollen sich verstehen und werden damtt zu
Zuschauern ihres Seelenlebens, wollen gütig be¬
greifen, was im andern vorgeht. Und als nach
Jahren einmal ein paar Fäden von dem Manne zu
einer anderen Frau, von der Frau zu einem
anderen Manne spinnen, da brechen keine
Wellen der Eifersucht, des Kampfes umeinander
empor. Sie gleiten einfach auseinander, gerade das
Verstehen wird die unübersteigliche Wand, über die
hinweg sie nicht mehr zueinander kommen. Sie
haben ihr Leben aus dem Blut heraus in die Ner¬
ven und ins Hirn hinübergedrängt. Nun führt es
nicht mehr ins Blut zurück. Da sind Worte und
kleine Ereignisse zu einer neuen Wirklichkeit gewor¬
den, in der sie sich verwirren und verirren. Sie
geben sich innerlich frei, wollen als „Kameraden“
Sie halten
weiterleben. Wieder täuschen sie sich.
für Freundschaft, was Liebe ist, halten für Liebe,
was vorüberweht. Dem Zwischenspiel folgt kein
Finale. Eine Saite ist zerrissen.
Schnitzler macht kein Problemstück daraus. Mit
seiner Hand zeichnet er, ohne uns freilich sehr damit
erregen zu können, die Schwingungen dieser Seelen.
Er läßt vor unseren Augen geschehen, leise und
wissend, aber es ist ihm nicht um eine Antwort
zu tun.
Die von Heinz Pabst geleitete Aufführung ließ!
das Stück weich und gedämpft vorüberschweben, ein
in tausend Feinheiten schwingendes Capriccio dolo¬
roso. Er selbst und Hilde Wernburg gaben den
Amadeus und die Cäcilie, er dem Diesseits stärker
verhaftet, vielleicht noch nicht sensibel genug, sie vom
Vorausgewußten verwirrt und damit es heraufbe¬
schwörend. Ein letztes Spiel von Werben und
wehem Entgleiten zwischen zwei Menschen, voller
Wissen, kurzen Aufflackerns und leiser Müdigkeit.
Eine Leistung von letzter spielerischer Sicherheit und
Reisheit bot Ludwig Götz als Albertus Rhon. Wie
der junge Künstler diesen, sagen wir, am Beginn
des fünften Lebensjahrzehnts stehenden Mann mit
aller Atmosphäre Oesterreichs zu umgeben wußte,
wie er bei aller legeren Liebenswürdigkeit den Dia¬
log bis in seine äußersten Feinheiten durchzukosten,
zuzuspitzen und ausschwingen zu lassen verstand,
zeugte von seltenem Können. Auch Elisabeth
Maisch und Dorts Kiesow boten in den kleine¬
ren Rollen der Marie und der Gräfin saubere, schön
in das Ganze verwebte Leistungen. Hugo Spei¬
ser als Sigtsmund blieb ein wenig leer und ohne
rechtes Leben. Im ganzen eine sicher ausgerundete
Aufführung, die den herzlichen Beifall reichlich
Martin Elsner.
verdiente.
Dresdener Anzeiger, Dresden
5. Unl. 1921
Im Chemnitzer Opernhaus kam Zwischen¬
zur Erstaufführung, jene Komödte
nitzlers, die, wie seine ganze Kunst, vom
Abenoschein einer müden, sterbenden Welt be¬
glänzt, vom bittersüßen Lied des Scheidens und
Alles, was den
Meidens durchklungen
Dichter auszeichnet: die pastellzarten Farben der
Töne und Stimmungen, ein silbern leicht dahin¬
flutender Dialog — das zeichnet auch dieses
Schauspiel aus, dennoch aber scheint es bei
näherer Betrachtung, daß hier die leichte Hand
hin und wieder erlahmt, manches schief und
falsch gesehen und gestaltet ist. Immerhin bleibt
das Ganze höchst reizvoll, und wir waren dank¬
bar, daß wir die süße Scheidemelodie dieses
Papst,
Zwischenspiels gehört. Zumal He
ür eine
der den Amadeus spielte, als Re¬
getönte
sehr feine, in innerer Bewegthei
r als
Aufführung sorgte. Hilde We¬
as und
Cäcilie weniger eine Wahlverw
d An¬
Mariamnes, weniger eine Kli
fühlendes
klägerin, sondern ein liebendes,
Weib, das in Stolz und Entsagung stark er¬
greifen mußte. In der Philine der Doris
[Kiesow lockte dunkel und süß all das, was die
Philinen von jeher auszeichnete; Ludwig 0
in der Maske Schnitzlers war ein erträglicher
Räsonneur und Ausdeuter der Dichtung.
Nach zweijähriger Pause kam gleichfalls im
Opernhaus Wagners Tristan und Isolde zur
Aufführung. Man erlebte, tief in die Fülle
dieser Partitur versunken, einen begeisterten
Abend. Carl Baum sang den Tristan, Anna
[Wolf=Ortner eine neue, schätzenswerte.
Generalmusikdirektor Ma¬
Kraft, die Isolde,

lata führte den Stab, Oberspielleiter Diener
die Regie, die auch die szenische Aufgabe recht
gut zu lösen wußte.
W. 9.—