II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 539

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Fakischal cin Emnam¬
Theater und Musik.
Nürnberger Kammerspiele.
G. Nürnberg, 12. Aug. Es ist wie im April.
Heute Sturm und Regen, morgen Sonnenschein.
Völlig unberechenbar. Gestern stand nun das Baro¬
meter wieder auf „Schön Wetter“. Schnitzlers „Zwi¬
schenspiel“ das zweifellos mit zu den oelikatesten
Arbeiten des Dichters gehört, kam sehr fein mit der
nötigen harmonischen Abtönung der Grundstimmung
und jener Mischung von leichter Grazie und Tiefe
heraus, der das Werk seinen pikanten Reiz verdankt.
Herrn v. Gordon scheint solche Regie=Feinarbeit zu
liegen. Ueberhaupt waren diesmal die Rollen — ab¬
gesehen von der des Fürsten, die ich lieber in den Hän¬
den des Herrn Schmelz als in denen des Herrn Korter
gesehen hätte — fachgemäß verteilt. Herr Sattler fand
als Amadeus reiche Charakterisierungsgelegenheit, die
er — innere Vorgange plastisch versinnlichend — höchst
wirkungsvoll auszunutzen verstand. Besonders inter¬
essant zu beobachten war, wie er das schwierige Pro¬
blem des Monologes im modernen intimen Stück
restlos, d. h. völlig im Rahmen der Wirklichkeit und
Natürlichkeit bleibend löste. Man muß eben spielen
können! Geradezu auf den Leib geschrieben aber war
Frl. Hassenberg die Rolle der Cäcilie. Ein stiller See,
auf dessen ruhiger, abgeklärter Oberfläche sich freund¬
lich, klar und mit würdigem Ernst Himmel, Wald und
Berge widerspiegeln, in dessen Tiefen aber wallendes
Leben, Kraft und Sehnsucht wohnen. Eine recht er¬
freuliche Leistung! Sehr gut gefiel mir auch Herr
Franck als Albertus Rhon. Diese Figur ist freilich an
lich schon sehr dankbar, aber Herr Franck gab ihr nicht
zuletzt durch eine recht glückliche Maske, eine besondere
Er brachte seine origtnellen
individuelle Note.
Capriccios mit einer Komik heraus, die eigentlich schon
mehr ins Groteske hinüber= und dabei doch nicht vom
Lebenswahren wegführte. Endlich kann ich auch noch
Frl. Parenna lobend erwähnen, deren Marie Rhon
als Vertreterin harmlos gütiger Durchschnitts=Weib¬
lichkeit höchst glaubwürdig ausfiel. Der Souffleur
waltete stellenweise mit allzu lauter — übrigens gar
nicht notwendiger — Hilfsberttschaft seines Amtes.
Das Haus war gut besucht, dey Beifall warm.