II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 546

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20. Zuischensniel
Erscheint wöchentlich.
Wien, Dienstag, den 30. April 1907.
Se en
Herr säße in der Direktionsloge. Welches
Verbrechen! Dieser aber hat sich als Mann
von Welt und Takt erwiesen: in dem letzten
Referate seines Blattes lebte er das gesamte
Ensemble ohne Ausnahme, wiewohl eine solche
gerade in diesem Falle objektiv gewesen wäre.
Und noch ein Wiener Theaterdirektor.
Er hat das Theater vor Jahren gänzlich „juden¬
rein“ übernommen. — Man erinnert sich der
großen Bewegung, die durch den Blätterwald
ging, als das Programm dieses Theaters er¬
schien. Man entsinnt sich, daß damals Herr¬
schaften, die heute wieder in den Schoß der

Finzelne Nummern 24 Heller.
38. Jahrgang.

Stimmung gegen den Musagetes geltend ge¬
macht, die ziletzt anläßlich der Festvorstellung
zu Ehren von Gästen der Stadt Wien hie und
da auch laut wurde, jedoch taktvollst unter¬
drückt wurde. Kein Artikel — ähnlich dem
Inhalt des Eingangs erwähnten — erschien in
irgend einem der antiliberalen Blätter. Diesen
ist dieser Herr genug Antisemit, während ein¬
zeinen liberal gesinnten der andere Herr nicht
genügend liberal erscheint.
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Zwischenspiel.
Das „Zwischenspiel“ von Schnitzler ist die
Komödie des Eheirrtums. Es bedeutet den
Zusammenbruch einer moralischen Fiktion.
Jener Fiktion, die noch dann an eine wahre
Freundschaft glaubt, der Liebe und Schuld
vorangegangen sind. — Kann auch außer dem
ehelichen Konnex noch zwischen Mann und
Frau Freundschaft, Wahrheit und Zusammen¬
leben sein? Dies ist das Problem des Dichters.
Was wollt ihr denn von mir? Denkt Euch,
Cäcilie und ich, wir wohnten gemeinsam in
einem behaglichen Haus, in dem wir uns wohl
fühlten, mit weiter Aussicht, die uns beglückt,
und einem wundervollen Garten, in deni Wir
gerne spazieren gehen. Und es käme einen von
uns einmal die Lust an, im Walde jenseits des
Gitters Erdbeeren zu pflücken. Müßte deswegen
der andere gleich Untreue, Schmach, Verrat
schreien? Müßten wir Haus und Garten ver¬
kaufen und uns einbilden, daß wir nun nicht
mehr miteinander zum Fenster hinausschauen
und nicht mehr in unseren Alleen herumspazieren
Könnten? Weil unsere Erdbeeren jenseits des
NGitters wachsen —?“ Und an anderer Stelle:
„Wir gehören doch schließlich noch immer
zusammen, auch wenn von hundert Fäden, die
uns verknüpfen, einer zerrissen ist. Oder sollen
wir mit einem Mal vergessen, was wir einander
gewesen sind und was wir uns bleiben können
und müssen? Das steht einmal fest, daß dich
niemand mehr so verstehen wird wie ich, und
mich niemand mehr wie Du ... Und darauf
konnnts doch an!“
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